Letzte Woche war ich in Kärnten in einer wunderbaren kleinen Kirche. Sternberg heißt sie, sie liegt ganz malerisch auf einem kleinen Berg und man hat einen wunderbaren Rundumblick. In der Vorhalle der Kirche haben mich dann Gedanken an den Krieg eingeholt. Viele Grabtafeln dort sind Erinnerungen an die gefallenen Soldaten der beiden Weltkriege. Gefallen in Russland, Griechenland oder Frankreich.

Da ist die Rede von Heimat und fremder Erde. Von der Liebe zur Heimat und vom Wiedersehen im Himmel. Vom Schuss in die Brust, vom Heldentod und vom vergossenen Blut. Auf manchen Tafeln trösten sich die Hinterbliebenen damit, dass es sinnvoll ist für die Heimat zu sterben, natürlich als Held. Und heut wird immer noch gestorben. Natürlich auch der Heldentod, in Syrien und anderen islamischen Ländern heißt das Märtyrertod. Denn kein Krieg ohne Tote. Kein Krieg ohne Mütter, Väter, Brüder, Schwestern, Ehefrauen, Ehemänner und Söhne und Töchter, deren Herzen schwer sind vor Trauer. Was schreiben die Menschen in Syrien zur Erinnerung? Die Trauer ist sicher die gleiche, die Worte ähnlich.

Ich weiß für mich, wenn ich die Tafeln lese: Krieg ist sinnlos!

Aber lest selbst, was darauf steht:

 

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Gelb leuchten die Eierschwammerl im Wald

„Schwammerl brocken“, also auf gut Deutsch „Pilze sammeln“, ist im August wohl ein Freizeitklassiker in Salzburg. Ich war vor ein paar Tagen im Pongau unterwegs und habe dort Eierschwammerl gebrockt. Natürlich verrate ich den Platz nicht, tut man nicht. Hat meine Oma schon immer gesagt.

Was gibt es Besseres aus dem Wald, als frische Eierschwammerl. Darum mag ich es nicht unbedingt eine dicke Sauce aus Schlagobers zu machen, das überdeckt den Eierschwammerlgeschmack. Also habe ich die frischen Schwammerl auf einen gemischten Salat getan.

Das braucht man für 4 Personen fürs Eierschwammerlgröstl:

4 Handvoll Eierschwammerl

Petersilie

10 dag Speck oder Räucherschinken

4 Frühlings-Zwiebeln

6 Weieregg-Eier

Salz und Pfeffer

Salat nach Lust und Laune

Und so geht es:

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Die Eierschwammerl mit einem Küchenpinsel putzen. Ein bisschen „Wald“ wird allerdings immer dabei sein ;)

 

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Salate vorbereiten

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Frühlingszwiebeln, Petersilie und Speck schneiden. Olivenöl und Eier vorhalten.

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Olivenöl erhitzen, Zwiebeln und Eierschwammerl etwa 3 Minuten anbraten. Dann die Eier darüber schlagen, verrühren und etwa 2 Minuten stocken lassen.

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Dann Speck und Petersilie dazugeben, salzen, pfeffern und gut durchrühren.

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Das Gröstl über den Salat geben, servieren und genießen! Mahlzeit!

Achtung für alle, die Schwammerl suchen gehen: : Erlaubt sind pro Person nicht mehr als 2 Kilo!

Schon im Alter von vielleicht 11 oder 12 Jahren liebte ich Horrorfilme. Die gab es jeden Freitag um 22:00 Uhr auf FS2, so hieß damals der zweite Kanal des ORF. Auch wenn ich mich noch so sehr fürchtete – ich schaute jede Woche wieder, unter Aufsicht meiner Eltern. Falls der Horror zu schlimm wurde, wollten sie umschalten. Das mussten sie nie, denn die Filme damals waren harmlos. Meistens waren es alte Horrorfilme der britischen Hammer Studios mit Peter Cushing und Christopher Lee und viele Horror-Klassiker wie Frankenstein usw.

In den Nächten danach war ich dann doch ein bisschen ängstlich. Das beste Mittel gegen Angst: viiiel Licht. Und wo ein Raum nicht voll ausgeleuchtet war, trappste ich vom Schein der einen Lichtquelle in den Lichtkegel der nächsten – bis ich in meinem Bett ankam.

Dem Regisseur David F. Sandberg muss es als Kind wohl ähnlich ergangen sein. Vor drei Jahren reichte er bei einem Online-Bewerb dann den dreiminütigen Kurzfilm Lights Out ein. Licht einschalten, Licht ausschalten war in diesem Film ein Spiel mit der Angst. Lights Out war online ein großer Erfolg und wurde millionenfach angeklickt und zigtausendfach geteilt.

[Seht hier den Kurzfilm – oder scrollt runter und lest weiter]

Wenn das Licht aus ist, kommt die Angst. Viele kennen das. Kann man aus so einem Kurzfilm überhaupt einen Langfilm machen? Lights Out gelingt das ganz gut – sogar ohne die Story über Gebühr auszudehnen. So genügen Sandberg knackige 81 Minuten, ca. eine halbe Stunde weniger als heute ein durchschnittlicher Film dauert. Wer sich gerne erschrecken lässt, kommt jedenfalls auf seine Kosten. Natürlich könnte man sich auch den dreiminütigen Kurzfilm mehrmals hintereinander ansehen. Schließlich besteht der Horror immer darin, dass die unheimliche Gestalt bei Licht nicht zu sehen ist. Und jedes Mal, wenn das Licht ausknipst wird, nähert sie sich ganz bedrohlich.

Gibt es denn eine richtige Geschichte?

Erstaunlicherweise ist es gelungen, die recht simple Idee des Kurzfilms mit einer Geschichte auszuschmücken. Eine Familie wird von der unheimlichen Gestalt terrorisiert. Diese Gestalt hat eine starke Bindung zu der psychisch kranken Mutter des Jungen der Familie. Als seine große Schwester versucht, ihn von zu Hause und der Mutter fernzuhalten, gerät die gesamte Familie zunehmend in Gefahr.

Ich möchte hier nicht allzu viel hineininterpretieren. Eine Erklärung, dass die Ereignisse nur die Wahrnehmung einer psychotischen Person sind, wie z.B. in The Babadook, lässt sich bei Lights Out nicht gut ableiten. Nimmt man aber die Horrorszenen weg, dann bleibt noch immer die Geschichte einer Familie, die durch die psychische Störung der Mutter großen Belastungen ausgesetzt ist. Und genau diese Geschichte macht letztlich den Film interessanter als erwartet und auch die Charaktere lebensechter, als wir es von solchen Schockern gewöhnt sind.

Kein großer Film, aber mit Stärken

Ein Schwachpunkt des Films ist, dass die Fähigkeiten der Gestalt, die sich nur durch die Dunkelheit bewegt, nicht ganz konsequent durchdacht sind. Außerdem bemüht die Story recht überstrapazierte Horror-Klischees: Das Licht fängt zu flackern an, wenn die Gestalt in der Nähe ist. Manchmal fällt das Licht auch aus, wenn’s grade passt – mitunter sogar im ganzen Wohnviertel. Wie die Stromversorgung manipuliert wird, bleibt unerklärt. Mit ein bisschen mehr Mühe, hätte sich dieses recht abgenutzte Mittel vermeiden lassen.

Doch eines muss man dem Film zugute halten: Es gibt nicht ständig unnötige Jump Scares, also Schreckmomente, bei denen das Publikum vor Schreck fast aus den Sesseln springt. In den meisten Filmen stellt sich dann heraus, dass gar nichts Gruseliges passiert – da fliegt zB nur eine Taube laut flügelschlagend auf oder eine Katze springt von irgendwo kreischend ins Bild. Sehr lustig. Lights Out hingegen hat Jump Scares richtig eingesetzt: Wenn das Publikum hochschreckt, dann weil tatsächlich etwas Gruseliges passiert.

Alles in Allem

Lights Out ist äußerst unterhaltsamer Film und guter Horror. Der Beweis dafür: Das Kinopublikum wirkte durchwegs gespannt – entsprechend still war es im Saal. Einen Comic Relief-Moment bietet der Film nur ein einziges Mal. Nach über einer Stunde Nägelkauen kam es gerade recht, dass die junge Frau neben mir für einen zweiten Comic-Relief-Moment sorgte – ganz einfach, indem sie laut nieste. „Gesundheit“ tönte es aus allen Ecken des recht gut besuchten Saals. Nach etwas Lachen fühlten sich alle erleichtert – aber nur für kurze Zeit.

Meine Bewertung bei IMDB: 7 Punkte
Tolles Horror-Sommerkino, das menschliche Urängste trifft. Ohne große Ansprüche, aber wirksam. Denn: Nichts ist so gruselig, wie die Dunkelheit.

von  Thom Kinberger

Zu Beginn des Bundespräsidenten Wahlkampfes habe ich mich entschlossen meinen Facebook Account ruhend zu stellen. Das habe ich gemacht, weil mir schon der Schädel gebrummt hat. Die Positionen wurden zu radikal und die Wahlempfehlungen zu populistisch. Gerade so als müsste man den eigenen Positionen zur Sicherheit eine tiefe Prägung einhämmern und der Meinungshammer wurde von Tag zu Tag monströser. Dabei habe ich mir bei der Annahme von „Freunden“ durchaus Gedanken gemacht. Welche Informationen sind mir wichtig und wie vermeide ich eine „Meinungsblase“. Welche Kontakte möchte ich pflegen und welche Postings möchte ich mit meiner Facebook Community teilen.  Schon klar, dass negative Schlagzeilen am meisten bewegen. Angst und Untergangsszenarien werden aus allen politischen Lagern getrommelt. Eingepeitscht durch die digitalen Medien und deren anonyme Tastaturhelden wird der gesunde Menschenverstand von Kurzschlussreaktionen abgelöst. Das Ergebnis ist regelmäßig arm an Herz, unwissend und fantasielos. Wer sich auf die Kommentare im Netz einlässt, könnte schon in Versuchung kommen auf die Straße runter zu schauen ob dort nicht ein wütender Mob, mistgabelschwingend Wiedergutmachung fordert.

Mein doppeltes Engagement

Ich habe mich aufgrund der Wahldynamik gleich in zwei unterschiedlichen Personenkomitees engagiert. Zuerst für Herrn Hundstorfer und dann in der Stichwahl für Herrn Van der Bellen. Nicht weil ich denke, dass sich mündige Bürger dadurch in ihrem Wahlverhalten beeinflussen lassen, sondern weil ich an die Politik glaube. Politik ist die institutionalisierte Konsensfindung innerhalb einer Gesellschaft. Ich schätze den Berufsstand des Politikers hoch und weiß, dass die große Mehrheit den Job aus Überzeugung macht. Woran ich nicht glaube ist Zynismus.  Der Zynismus ist weit verbreitet und es erscheint vielen Menschen völlig abwegig, dass etwas existiert, das nicht dem Eigennutz dient. Eigenartiger Weise werden beinharte ökonomische Interessen widerspruchslos akzeptiert. Die Gier und das Ego scheinen die anerkannten Triebfedern allen menschlichen Handelns zu sein. Fällt es wirklich so schwer die Mitte zu finden? In einer Gesellschaft, die zunehmend die äußeren Ränder der politischen Positionen hysterisch hervorhebt, ist die wahre Herausforderung eine Stimme der Vernunft zu führen.

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Thom Kinberger

Der Blick aus der Zukunft

Vielleicht ist es zu viel verlangt diese Stimme in den sozialen Medien zu suchen. Entweder ist das Format dafür ungeeignet, oder es befindet sich noch in einem frühen Stadium der Anarchie. Vielleicht ist der „Online erregte Hammerschwinger“ gleichzusetzen mit dem Autofahrer aus den 70ern: Unangeschnallt und Zigaretten rauchend mit Kindern auf der Rückbank. Vielleicht schütteln wir in einer nicht so fernen Zukunft nachsichtig den Kopf über diese unbeschwerte Zeit der sozialen Unwissenheit.

 

von Nedžad Moćević

Es vergeht beinahe kein Tag, ohne dass ich an diesen gebrechlichen, alten Mann denke, wie er von zwei Sympathisanten des IS gedemütigt und ermordet wird. Teil meiner Arbeit ist es zu verstehen warum Menschen so etwas tun, darum soll es hier in erster Linie jedoch nicht gehen. Diese Schreckenstat warf in mir aufs Neue die Frage auf, wie um alles in der Welt man das „im Namen des Islams“ und in Berufung auf die „islamische Tradition“ ausführen konnte. Dabei musste ich insbesondere an folgende Erzählung denken:

Ein Kalif mit großem Respekt vor dem Christentum

Der Geschichtsschreiber Ibn Khaldun (1332-1406) überliefert folgende Begebenheit: als Omar, der zweite Kalif (Nachfolger Muhammads), im Jahr 638 Jerusalem eroberte, bot ihm der Patriarch (christliches Oberhaupt) von Jerusalem einen Stadtrundgang an. Als die Zeit zum Gebet kam, machte der Patriarch den Kalifen das Angebot in der Grabeskirche Jesu zu beten. Omar lehnte ab mit folgender Begründung: „Wenn ich in der Kirche beten würde, würden es vielleicht die Muslime zur Moschee machen.“ Seine Sorge war es, dass die MuslimInnen nicht zu späterer Zeit Anspruch auf das Gebetshaus erheben, weil der Kalif dort einst betete.

Omar gab außerdem folgendes Versprechen den ChristInnen von Jerusalem: „Das ist die Sicherheitsgarantie, die der Diener Gottes, Omar (…) den Menschen von Jerusalem gegeben hat. Er gewährt ihnen Sicherheit für ihr Leben, ihren Besitz, ihre Kirchen, ihre Kinder, die Kranken und Gesunden der Stadt (…). Ihre Kirchen dürfen nicht beschlagnahmt, zerstört, entheiligt oder entwürdigt werden – das Gleiche gilt für ihre Kreuze und ihr Geld. Sie dürfen weder gezwungen werden ihre Religion zu verändern noch darf keinem von ihnen Schaden zugefügt werden.“

Frieden zwischen den Religionen? Unerwünscht?

Mir geht es hierbei nicht alles schön zu reden und zu behaupten, dass diese Zeiten nur von Toleranz und Respekt geprägt waren aber auf solche Worte zu Beginn des sogenannten „dunklen“ Mittelalters zu stoßen, versetzen einen durchaus in Staunen.

Heute, mehr als tausend Jahre später, sind wir Zeugen eines anderen „Kalifen“, der sich auf den oberen beruft: Abu Bakr al-Baghdadi beansprucht der neue „Führer der Gläubigen“ zu sein und ruft die MuslimInnen weltweit auf sich ihm anzuschließen. In Vergleich zu ihm wirkt sein mittelalterliches Vorbild geradezu modern.

Hier wird deutlich, dass es bei der Ermordung des Pfarrers in Wirklichkeit auch gar nicht um Religion oder irgendeine Tradition geht. Der Terrorismus versucht nämlich zurzeit den eigenen Zorn und Hass zu exportieren. Er will uns verführen uns gegenseitig zu hassen, indem TerroristInnen Identifikations-Figuren wie zB. Pfarrer Jacques Hamel demütigen und töten. Seine Mörder sind sich dessen völlig bewusst, dass, wenn ein Pfarrer getötet wird, nicht nur die übliche Angst verbreitet wird, sondern Menschen, die sich mit diesem Pfarrer identifizieren (sprich ChristInnen), gekränkt und zum Kampf provoziert werden sollen. Im Gegenzug sollen sich wiederum MuslimInnen angegriffen fühlen und „gebacken“ ist der Religionskrieg. Der IS bezeichnet diese Strategie als die Zerstörung der „grauen Zonen“. Gemeint sind die „Zonen“, in denen MuslimInnen in Frieden mit anderen Menschen leben.

Mein Appell: tun wir den Mördern von Pfarrer Jacques nicht diesen Gefallen.

MuslimInnen und ChristInnen sind nicht im Krieg! Keiner ist des anderen Feind, nur weil man eine andere Religion oder Weltanschauung hat. Unsere Feinde sind ExtremistInnen auf allen Seiten, die uns genau das versuchen einzureden und von den eigentlichen Problemen auf der Welt ablenken: Ausbeutung, Umweltverschmutzung, 1% der Menschheit besitzt so viel wie die restlichen 99% etc. Und dafür sind weder „der“ Islam noch „das“ Christentum schuld. Meine Oma wurde im Bosnienkrieg (1992-1995) von einem katholischen, kroatischen Scharfschützen erschossen – ich sehe mich jedoch in keinster Weise im Krieg, weder mit KroatInnen noch mit KatholikInnen, sondern wie gesagt mit FanatikerInnen, egal welcher Art.

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Nedzad Mocevic

Die Revolution des Miteinanders

Die Antwort auf Terror muss eine Revolution sein. Keine Revolution, bei der Köpfe rollen, sondern eine Revolution des Miteinanders, Dialogs, Vertrauens und Abbauens von Ängsten.

Jede/r von uns hat NachbarInnen, ArbeitskollegInnen oder MitschülerInnen, die einer anderen Religion oder Weltanschauung angehören. Nun ist die Zeit gekommen sie einzuladen und nicht mehr teilnahmslos oder lächelnd aneinander vorbei zu spazieren. Nicht mehr einfach herum zu jammern, dass „alles nur noch schlimmer wird“ oder dass „die anderen auch nichts tun“. Dieses Gerede nützt niemandem! Gehen wir aufeinander zu und reden wir offen über unsere Ängste, Probleme, Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Und auch wenn man nicht mit allen in allem einer Meinung sein wird – was solls, mit wem bin ich das schon?

Wir müssen außerdem gemeinsam gegen Unterdrückung und Unrecht vorgehen im Namen von wem auch immer! Es kann und darf nicht sein, dass nur MuslimInnen die Unterdrückung von MuslimInnen beklagen, nur ChristInnen die Unterdrückung der ChristInnen erkennen, dass nur Frauen „FeministInnen“ sind und nur Schwarze „Black Lives Matter“ rufen. Dies wird uns helfen uns unabhängig von unseren Unterschieden zu organisieren und uns erkennen lassen, dass wir am Ende das Gleiche wollen: ein würdevolles Dasein.

Der muslimische Gelehrte Ibn Hazm al-Andalusi (994-1064) schrieb bereits im mittelalterlichen Spanien passend dazu:

„Vertraue einem Gläubigen, auch wenn er nicht von deiner Religion ist und verlasse dich auf keinen Fall auf einen leichtsinnigen Menschen, auch wenn er ein Anhänger deiner Religion ist.“

Wer regelmäßig zartbitter liest, wird sich bei der Überschrift denken: „Mei, was ist ihm denn jetzt wieder passiert, dem armen, alten Zausel?“ Momentan gibt es von meiner Seite aus im Umgang mit mir nichts zu meckern. Seit meinem letzten Telefonat mit der Direktion fruchtete scheinbar mein Anliegen und es wird zum Beispiel die Rampe zum Einschieben des Rollwagerls nicht mehr aus halber Höhe mit Getöse fallen gelassen, es wird so sanft wie möglich zu Boden geführt.

Heute gab es wieder einmal etwas, das mich schon vor einiger Zeit in Rage brachte. Und in diesem Fall gehts um einen anderen Rollstuhlfahrer.

Gratis ist ja mein Zauberwort, aber …

Leb dein Leben so, dass du dich in den Spiegel schauen kannst – denk ich mir

Leb dein Leben so, dass du dich in den Spiegel schauen kannst – denk ich mir

Ich wohne ja in einem so genannten betreubaren Wohnen, die Anlage nenne ich charmanterweise lieber „Schattige Pinie“. Ältere Golden Girls-Fans wissen, warum. ☺ In diesem Haus wohnt auch ein anderer Rollstuhlfahrer. Man sieht sich hie und da beim Briefkasten oder durch Zufall zur selben Zeit an der Bushaltestelle. Vor einigen Monaten war es so, dass wir just denselben Bus brauchten. Zum Glück besaß dieser eine ausreichend große Fläche für zwei Rollstühle. Nach dem Studium der Tarifseite des Salzburger Verkehrsverbundes, bestellte ich beim Chauffeur brav die von mir gewünschte Fahrkarte. „Tageskarte Minimum mit Umsteigen bitte“, tat ich mit meiner mir angeboren sonoren Stimme meinen Ticketwunsch kund. Kam doch damals glatt von meinem Nachbarn hinter mir mit seiner prägenden Stimme die Frage, warum ich denn bezahle?! Er bezahlt nie etwas, es hat auch noch kein Fahrer von ihm etwas verlangt. Daraufhin kam ich mit ihm diesbezüglich ins Gespräch, weil ich ein Stück weit verunsichert war und dachte, ich hab die Tarifbestimmungen nicht genau genug gelesen. Sachdienliche Hinweise diesbezüglich kamen vom Nachbarn allerdings nicht. Nur die profane Aussage: „Ich sitze im Rollstuhl, ich hab noch nie etwas bezahlt!“

Hmmmmm … Ich beließ es dabei und rief tags darauf beim Salzburger Verkehrsverbund an. Die überaus freundliche Dame klärte mich auf, dass man auf alle Fälle bezahlen muss, allerdings nur den Minimum-Tarif. Das ist in der Regel der halbe Preis. Begleitpersonen fahren kostenlos mit, wenn im Behindertenausweis der Vermerk steht „Inhaber bedarf einer Begleitperson“. Meine Frage, ob auch die Möglichkeit besteht, gänzlich gratis zu fahren, verneinte die auskunftsfreudige Dame. Der Minimum-Tarif ist eh günstig und ein gutes Entgegenkommen.

Geizig, arm oder doch nur stur?

Heute, nahm also mein anstrengender Nachbar wieder denselben Bus wie ich. Kaum im Bus an der Behindertenbucht angekommen und die Bremse angezogen, zückte ich einen 5 Euro Schein und überreichte ihn mit meinem Ticketwunsch dem Fahrer. Prompt keppelte hinter mir der Nachbar wieder, warum ich denn bezahle. Er macht das nie. Ich erklärte ihm wieder einmal, was in den Tarifbestimmungen steht. Man muss sehr wohl bezahlen, ebenso bestätigt durch das Telefonat. Das interessierte ihn wieder nicht. Er sagte mit einer unglaublichen Präpotenz: „Ich habe bisher nichts bezahlt, ich zahle auch zukünftig nichts!“ Solange der Fahrer nicht beim Einrollen kassiert, zahlt er nichts.

Ich finde, es ist nicht Sache des Fahrers, jedes Mal nach einer Karte zu fragen. Schließlich gibt es ja reichlich Monats- und Jahreskarteninhaber. Ich war alsgerade wütend und fuhr ihn lautstark an, dass ich sein Verhalten unmöglich finde und der Busunternehmer ja nichts dafür kann, dass er im Rollstuhl sitzt. Auf meinen Vorschlag, er möge doch bei der Zentrale anrufen und sich beraten lassen, ging er nicht ein. Danach war eisige Stille. Normalerweise erzählt der Nachbar stets ohne Punkt und Komma drauf los.

Ob Rollstuhl oder nicht: Es eine Frage des Anstandes für die Fahrt zu zahlen – so wie für alle konsumierten Leistungen. Wer Rollstuhl fährt ist nicht automatisch zu arm, um sich einen Busfahrschein zu leisten. Das Verhalten meines Nachbarn finde ich daher wirklich beschämend. Es handelt sich hier einfach um Schwarzfahren – da gibt es keine Ausreden. Ich wünsch ja niemandem was Schlechtes. Aber ich hoffe, er wird eines Tages dabei erwischt.