aaa2Da sitzt sie die alte Frau. An einem Tisch, der in einem Eck steht mit Fenstern, durch die Gardinen hindurch kann man auf den Garten sehen. Das ist der alten Frau egal, es interessiert sie nicht. Denn in der Hand hat sie eine Puppe mit schönen braunen Haaren. Immer wieder streicht sie ihr übers Gesicht, fährt ihr in die Haare und lächelt selig dabei. „Sie dürfen ihr die Puppe nicht wegnehmen, dann fängt sie zu weinen an.“, sagt mir die Mitarbeiterin des Seniorenheims, in dem ich einen halben verbringe, um die Arbeit hier kennenzulernen. „Sie ist dement, sie lebt in ihrer Welt, und da soll sie glücklich sein.“, meint sie noch.

Demenz ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Manchmal merkt man sie gar nicht, der Mensch scheint noch ganz „normal“, bei anderen ist es offensichtlich, wenn sie mit Bademantel an der Bushaltestelle stehen. Demenz verstört uns, weil sie nicht heilbar ist. Eine psychische Erkrankung, die nicht wegtherapiert oder mit Tabletten zum Verschwinden gebracht werden kann. Die Demenz bleibt und vieles geht. Vom Menschen, den man kennt. Manche ändern ihre Verhaltensweisen, manche vergessen, wer die eigenen Kinder sind. Andere suchen immer wieder einen Ort der Kindheit oder Jugend auf.

Demenz ist trotz populärer Kinofilme wie „Honig im Kopf“ oder prominenter Betroffener wie Gerd Müller noch immer ein Tabu. Aber was macht die Demenz so anders? Wir leben in Normen und Regeln und Demenzkranke leben sehr oft nur mehr nach ihren Bedürfnissen. Sie wollen essen, wenn sie Hunger haben und nicht wenn Essenszeit ist. Sie kennen die engsten Vertrauten oft nicht mehr. Und dann kommt jemand in ihr Zimmer, will sie ausziehen und duschen! Da muss man sich wehren. Und warum soll man nicht im Bademantel auf die Straße gehen, wenn es warm genug ist?

Das Tabu um die Demenz zu brechen ist eine gesellschaftspolitische Notwendigkeit. Es betrifft nicht nur die Erkrankten selbst, sondern die ganze Familie, den Freundeskreis, die Nachbarn, die Apothekerin, die Ärztin, die Supermarktkassiererin, den Polizisten und die Busfahrerin. Wir alle sind betroffen und sollten sensibel sein im Umgang mit Demenzkranken, sie nicht in Demenzdörfern und Demenzstationen wegsperren. Denn mit ihren Gefühlen werden sie nicht dement.

aaa3Darum soll die Stadt Salzburg „demenzfreundliche Stadt“ werden. Damit wir mit den tausenden Menschen, die betroffen sind wertschätzend und respektvoll umgehen. Und dort Hilfe und Unterstützung bieten, wo sie benötigt wird.

Damit die alte Frau weiter viele glückliche Momente mit ihrer braunhaarigen Puppe hat. Über die wir nicht lachen, sondern die wir ihr vergönnen und uns freuen, dass es ihr gut geht.

a4Vor ein paar Tagen ging das Ketchup in Scheiben durch die Medien. Eine Entwicklung, die ihren Weg von den USA sicher zu uns nach Europa findet. Jetzt wundere ich mich über dieses Produkt und in 10 Jahren ist es dann bei jedem Fast Food dabei. Also warum aufregen?

 

Weil manche Produkte irgendwie sinnlos sind oder etwas verkaufen, was ich nicht verstehe. In einem Laden fand ich vor einiger Zeit neben dem Gewürzregal eine ganz entzückende klare Bio-Hühnersuppe, nämlich eine Schutzengelsuppe. Was ich nicht herausgefunden habe ist, ob ich die Suppe bei Bedarf für meinen Schutzengel kochen sollte oder ob ich sie selbst esse, damit der Schutzengel bei mir ist. Hmm, ich habe sie nicht gekauft. Vor ein paar Wochen dann habe ich da eine Werbung für einen Standmixer gesehen, die ich nicht kapiert habe:

a2

Das Ding zerkleinert nicht nur, sondern extrahiert Nährstoffe. Also man tut das ganze Obst hinein, samt Kernen und so. Dann bekommt man aus einer schnöden Banane samt Kirschen und Spinat bekömmliche Nutriblasts, ein wunderbar schönes Wort für Obst- und Gemüsegatsch. Aber Nutriblasts klingt natürlich viel besser und noch moderner als Smoothie, was fast schon wieder altmodisch ist. Ein Nutriblast ist sicher auch gesünder. Was mich besonders perplex gemacht hat war die verkündete Weltneuheit:

a3

Der Mixer verwandelt Lebensmittel in Superfood. Wow das grenzt an ein Wunder. Also echt, da wird aus Gemüse ein Superessen. Oder ist da die versteckte Botschaft drinnen, dass ich Schwarzwälderkirsch, Guglhupf und Marzipan reingebe und schwupps krieg ich ein supergesundes Nutriblast. Dann will ich das Ding jetzt, sofort!

Wenn nicht, dann esse ich weiter Äpfel und Bananen und gönn mir zwischendurch mal einen Karottensaft. Ganz altmodisch.

Schlipfkrapfen oder Schlutzkrapfen. In jedem Falle sensationell

Schlipfkrapfen oder Schlutzkrapfen. In jedem Falle sensationell

Es war bei uns zu Hause stets ein kulinarischer Höhepunkt. Wenn unsere Mutter sich die Zeit genommen hat, Schlipfkrapfen zu fabrizieren. Das war unbestritten unsere Lieblingsspeise. Und zwar von allen Geschwistern. Als Kinder haben wir sechs Geschwister stets Wettbewerbe veranstaltet, wer am meisten Krapfen essen könne. Aber bevor es zum deftigen Wettessen kommen konnte, mussten diese leckeren Schmankerl erst in mühsamer Arbeit produziert werden. Ich liebte es, dabei mitzuhelfen. Vermutlich entstand damals schon die Freude am Kochen, die mir bis heute geblieben ist.

Dieses Rezept stammt jedoch nicht von meiner Mutter, sondern von Ida Ebner. Sie ist gebürtige Osttirolerin und stammt aus Sillian. Mit ihr macht das Krapfenmachen besonders viel Freude. Denn sie ist die lustigste Schlipfkrapfenköchin, die es gibt.  Also auf geht’s. Das ist einfach lecker Osttiroler Hausmannskost und obendrein vegetarisch und auch vegan, wenn ich mich nicht irre:

Mengenangaben für 3 Personen:

Bereit für den Kochtopf

Bereit für den Kochtopf

Zutaten für den Nudelteig:

½ kg Mehl glatt (Weizen, Roggen) gemischt
200 ml Wasser (nach Gefühl)
Salz

Zutaten für die Fülle:
½ kg mehlige Erdäpfel gekocht
Knoblauch
Majoran
Zwiebel (fein gehackt)
Salz
Pfeffer
Muskatnuss gerieben

Ida Ebner präsentiert den fertig gekochten Teller

Ida Ebner präsentiert den fertig gekochten Teller

Servierzutaten:
Käse / Parmesan (gerieben)
Schnittlauch
Butter (zerlassen, braun)

Zubereitung:

Mit Mehl, Wasser und Salz einen Nudelteig kneten und bereiten. Je nach Gefühl Wasser oder Mehl beifügen. Den Teig mit feuchtem Tuch zugedeckt ruhen lassen.

Die Erdäpfel (Kartoffel) kochen, schälen und ausdampfen lassen. Durch die Kartoffelpresse drücken. Mit Salz, Pfeffer, Knoblauch, Majoran, fein gehackten Zwiebeln und Muskatnuss würzen und gut durchmischen.

Den Teig auf einem Nudelbrett auf circa 2-3 mm ausrollen. Danach mit einem Becher kreisrund ausstechen. 1Teelöffel gehäufte Fülle hinaufgeben, zur Hälfte umschlagen und die Ränder ganz fest drücken.

In Salzwasser 6 Minuten wallend kochen bis sie an der Oberfläche schwimmen. Die Schlipfkrapfen mit dem Schaumlöffel herausheben und am Teller mit geriebenen Käse und Schnittlauch bestreuen und mit brauner Butter übergießen.

Beilagenempfehlung: Grüner Salat

Getränkeempfehlung: kalte Milch oder Rotwein

Nun werden manche einwenden, es gibt ja auch die Südtiroler Schlutzkrapfen. Gewiss, aber diese werden mit einer Spinatfülle hergestellt und sie schmecken einfach nicht sooooooooooooooo gut.

Mal ehrlich: Wie viele Lieder aus Filmen könnt ihr auswendig? Rund 50 Gäste der „Sound of Music-Tour“ können alle Lieder aus dem gleichnamigen Film textsicher mitsingen. Eine Tour, die an 365 Tagen im Jahr, zweimal täglich, am Mirabellplatz startet. Zur Hochsaison fahren bis zu vier Busse gleichzeitig.

47 Menschen waren mit mir auf dieser Tour. Aus den USA, aus Singapur, aus Australien – viele nicht älter als 25.

Unser Tourleiter stimmt sich bei der Abfahrt mit dem Fahrer ab: „Fahren wir über Aigen?“ Dort gibt es nur den Aigner Bahnhof zu sehen und dahinter kann man die Original Trapp-Villa erahnen, die aber nicht Teil der Tour sein kann. Wir hören, dass die Familie Trapp oft von diesem Bahnhof aufgebrochen ist zu Auftritten und, 1938 auch zur Reise in die Emigration, die sie über Italien in die USA führte.

Maria von Trapp hat in den 1950er Jahren die Rechte an der Geschichte für 9.000 US-Dollar verkauft. Daraus entstand zuerst ein Musical und dann der Film, der seit 1965 Millionen von Menschen außerhalb von Österreich begeistert. Es gibt darin keine Action oder Spezial-Effekte sondern nur die Geschichte eines Familienchors mit Volksliedern und alter Musik im Musikrepertoire.

Spätestens wenn der Fuschlsee in den Blick kommt, singen viele mit, wenn zwischen den Erklärungen die CD im Bus läuft. Zuerst nur ein Drittel und nur leise, aber am Wolfgangsee, wenn „Do Re Mi“ drankommt, dann singen alle. Außer mir. Ich kenne weder den Film noch die Musik gut genug.

Ich weiß jetzt, was ein Gazebo ist (der weiße Pavillion, mittlerweilen versperrt, weil sich zu viele beim darin herumtanzen verletzt hatten). Ich weiß, dass zu den „favourite things“ der Maria von Trapp „Schnitzel with noodles“ gehören, merkwürdig, denn Schnitzel wurde bei uns nie mit Nudeln serviert…

Foto 1

Die Familie Trapp ist in der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre verarmt und hat fortan als Familienchor unter der fachmännischen Leitung des Pfarrers Franz Wasner ein Repertoire von 200 Liedern bei zahllosen Auftritten gesungen. Der Vater hat sich geweigert, am Geburtstag von Adolf Hitler zu singen, und erwollte nicht für das deutsche Reich U-Boot-Kommandant werden.Die Familie Trapp ist schließlich vor den Nazis geflüchtet.

Die Geschichte der Familie Trapp ist eine gute Geschichte. Sie erzählt von Musik, von Familie, von Widerstand und von Flucht. Ganz schön zeitgemäß, eigentlich. Warum wissen 2x365x50 Gäste in Salzburg mehr darüber als wir Einheimischen?

Die einen lieben ihn, die anderen verweigern den Kürbis. Ich habe vor ein paar Jahren die Seiten gewechselt. Ich bin zum Kürbis-Fan geworden. Kürbissuppe ist wunderbar, süßer eingelegter Kürbis ist ein Dessert zum Niederknien. Und als Hauptspeise habe ich jetzt mal einen gefüllten Kürbis probiert. Mit einem Hauch von Orient.

Das braucht man für 4 Personen:

4 kleine Hokkaidokürbisse oder zwei mittelgroße

3-4 Knoblauchzehena7

¼ Kilo Cocktailtomaten

1 Paprika

3 Stangen vom Staudensellerie

1 Bund Petersilie

200 Gramm enthäutete Mandeln im Ganzen

200 Gramm Backpflaumen

150 Gramm Couscous

Ca. ¼ Liter Gemüsebrühe (am Besten aus der Weieregg-Suppenwürze)

Scharfe Chilisauce

Zitronensaft, Kreuzkümmel, Salz, Pfeffer, Öl

Und so geht es:

Von den Kürbissen einen Deckel runterschneiden. Die Kürbisse mit einem Löffel entkernen. Paprika und Stangensellerie waschen und in kleine Würfel schneiden.

a4

Tomaten halbieren, Pflaumen schneiden, Knoblauch schälen und klein hacken. Die Petersilie auch hacken.

a6

In einer Pfanne das Öl erhitzen, darin die Paprika- und Stangenselleriestückchen anbraten. Den Knoblauch dazugeben und mitbraten. Die Gemüsebrühe dazugießen und aufkochen lassen und den Couscous darunterrühren. Auf ganz schwache Hitze runterschalten und den Couscous etwa 5 Minuten quellen lassen.

a3

Dann die Tomatenhälten, Pflaumen, Mandeln, die Gewürze und den Zitronensaft dazugeben.

a2

Auf dem Backblech die Kürbisse platzieren. Zuerst die Hälfte der Petersilie in die Kürbisse geben. Dann die Couscous-Mischung hineinfüllen und mit Petersilie abschließen. Die Deckel auf die Kürbisse raufgeben.

Im vorgeheizten Backrohr bei 200 Grad für 45 Minuten garen lassen.

a5

Mahlzeit und die Kürbisschale kann man mitessen!

Mei o mei, was hab ich mich aufgeregt! Genervt hat mich das! Direkt gekocht hab ich manchmal innerlich! Damals in Istanbul vor 20 Jahren. Da habe ich studiert und eine Menge Leute kennengelernt. Nicht nur Studentinnen und ab3Studenten, sondern auch viele Türkinnen und Türken, jedweden Alters. Ich war des öfteren bei Familien eingeladen, zum Kaffeeplausch, Frühstück oder Abendessen. Und natürlich bin ich da mit einem kleinen Gastgeschenk hingegangen. Das wurde dann immer achtlos auf die Seite gestellt. Pffff… Und manchmal haben mir die Männer der Familie nicht die Hand gegeben und schon gar nicht in die Augen geblickt, wenn sie mit mir gesprochen haben. Gott sei Dank haben sich bei diesen Einladungen die Geschlechter dann oftmals getrennt und ich war dann nur mit den Frauen, was immer ein riesiger Spaß war. Natürlich bin ich höflich geblieben und habe das Händeschütteln und In- die –Augen- Blicken nicht herausgefordert. Das ist mir nach meinen Istanbul-Aufenthalten auch manchmal mit muslimischen Männern so gegangen, deren Frauen ich in Deutsch unterrichtet hatte. Kein Händeschütteln und kein Augenkontakt. Nervig, irgendwie erniedrigend, ich kam mir völlig missachtet vor. Aber nie hätte ich was gesagt. Feig, oder?

aa4Bis ich dann irgendwann Ende der 1990er Jahre ein langes Gespräch mit einem Imam hatte. Irgendwann klagte ich ihm mein Leid. Dass es so nervig ist, wenn die Männer das Händeschütteln verweigern und mir nicht in die Augen schauen können. Da hat er laut zum Lachen angefangen. Und mir gesagt, dass ich da einem großen Missverständnis aufsitze. Viele muslimische Männer geben mir einfach die Hand aus Respekt nicht. Die wollen mich nicht in Verlegenheit bringen. Weil der Respekt gebietet, dass man eine Frau außerhalb der Familie nicht berührt. Sonst könnte sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlen. AHA! Natürlich habe ich nach diesem Gespräch offen andere Musliminnen und Muslime gefragt, ob das so stimmt. Alle haben immer zustimmend genickt. Und das mit den auf die Seite gestellten Geschenken wollte ich auch wissen. Ganz einfach. Dass jemand ein Geschenk gibt ist etwas sehr Schönes. Sollte etwas drinnen sein, was der Beschenkte nicht so toll findet, dann erspart man dem Schenkenden einen Gesichtsverlust, sollte die Enttäuschung zu groß sein oder sogar im Gesicht ablesbar. Bedanken kann man sich ja dann ganz gefasst beim nächsten Treffen.

aa5Ich habe meine Lehren daraus gezogen:

  1. Ich frage jetzt immer ganz offen, wenn mir was suspekt vorkommt
  2. Ich sage auch ganz offen, dass ich mir in Österreich ein Händeschütteln erwarte, weil das in Österreich der Respekt gebietet. In der Türkei aber akzeptiere ich das Nicht-Berühren völlig.
  3. Ich möchte nicht, dass aufgrund von kulturellen Missverständnissen Konflikte entstehen
  4. Darum Information, Information, Information

Im „Welcome Guide“ der Stadt Salzburg haben wir die wichtigsten Tipps und Infos zusammengefasst, damit sich andere gleich mal leichter tun und sich nicht wie ich jahrelang umsonst ärgern müssen ;)

Hier geht’s zum Welcome Guide!