„The hills are alive with the sound of music“

Mal ehrlich: Wie viele Lieder aus Filmen könnt ihr auswendig? Rund 50 Gäste der „Sound of Music-Tour“ können alle Lieder aus dem gleichnamigen Film textsicher mitsingen. Eine Tour, die an 365 Tagen im Jahr, zweimal täglich, am Mirabellplatz startet. Zur Hochsaison fahren bis zu vier Busse gleichzeitig.

47 Menschen waren mit mir auf dieser Tour. Aus den USA, aus Singapur, aus Australien – viele nicht älter als 25.

Unser Tourleiter stimmt sich bei der Abfahrt mit dem Fahrer ab: „Fahren wir über Aigen?“ Dort gibt es nur den Aigner Bahnhof zu sehen und dahinter kann man die Original Trapp-Villa erahnen, die aber nicht Teil der Tour sein kann. Wir hören, dass die Familie Trapp oft von diesem Bahnhof aufgebrochen ist zu Auftritten und, 1938 auch zur Reise in die Emigration, die sie über Italien in die USA führte.

Maria von Trapp hat in den 1950er Jahren die Rechte an der Geschichte für 9.000 US-Dollar verkauft. Daraus entstand zuerst ein Musical und dann der Film, der seit 1965 Millionen von Menschen außerhalb von Österreich begeistert. Es gibt darin keine Action oder Spezial-Effekte sondern nur die Geschichte eines Familienchors mit Volksliedern und alter Musik im Musikrepertoire.

Spätestens wenn der Fuschlsee in den Blick kommt, singen viele mit, wenn zwischen den Erklärungen die CD im Bus läuft. Zuerst nur ein Drittel und nur leise, aber am Wolfgangsee, wenn „Do Re Mi“ drankommt, dann singen alle. Außer mir. Ich kenne weder den Film noch die Musik gut genug.

Ich weiß jetzt, was ein Gazebo ist (der weiße Pavillion, mittlerweilen versperrt, weil sich zu viele beim darin herumtanzen verletzt hatten). Ich weiß, dass zu den „favourite things“ der Maria von Trapp „Schnitzel with noodles“ gehören, merkwürdig, denn Schnitzel wurde bei uns nie mit Nudeln serviert…

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Die Familie Trapp ist in der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre verarmt und hat fortan als Familienchor unter der fachmännischen Leitung des Pfarrers Franz Wasner ein Repertoire von 200 Liedern bei zahllosen Auftritten gesungen. Der Vater hat sich geweigert, am Geburtstag von Adolf Hitler zu singen, und erwollte nicht für das deutsche Reich U-Boot-Kommandant werden.Die Familie Trapp ist schließlich vor den Nazis geflüchtet.

Die Geschichte der Familie Trapp ist eine gute Geschichte. Sie erzählt von Musik, von Familie, von Widerstand und von Flucht. Ganz schön zeitgemäß, eigentlich. Warum wissen 2x365x50 Gäste in Salzburg mehr darüber als wir Einheimischen?