Arnold Schwarzenegger, unsere steirische Eiche, ist nach seiner Karriere als Gouverneur von Kalifornien wieder fest im Filmgeschäft. Dieses Jahr gleich mit zwei Filmen. Mit einem davon geht er auf Nummer sicher: Er schlüpft wieder in seine Paraderolle als Terminator.

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Echt Kult
1984 kam Terminator ins Kino und es war ein wirklich tolles Science-Fiction-Action-Erlebnis – visuell toll und sehr spannend. Schwarzenegger war als Terminator Modell T800, ein Cyborg mit menschlicher Hülle, wirklich bedrohlich. Erst 1991 brachte Regisseur James Cameron die Fortsetzung des Erfolgs Terminator 2: Judgement Day in die Kinos. Er brachte uns auch ein neues Terminator-Modell: den polymorphen T1000 aus Flüssigmetall. Obwohl die Möglichkeiten damals noch vergleichsweise bescheiden waren, waren die computergenerierten Effekte umwerfend. Und abgesehen vom wagnerisch-pathetischen Ende war es eine aufregende Achterbahnfahrt von einem Film. Diese beiden Filme mag ich auch heute einfach noch sehr.

Ich gebe zu: Auf Teil 3 und 4 hab ich verzichtet und ich hatte nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt, um beim neuen Terminator: Genisys mitzukommen – denn dieser führt uns wieder zurück an den Anfang der Filmreihe.

Zurück aus der Zukunft
Wir sehen den Terminator (ein computeranimierter, junger Arnold Schwarzenegger) im Jahr 1984 landen. Und auch Kyle Reese [früher Michael Biehn, heute Jai Courtney], wird wieder aus dem Jahr 2029 ins Jahr 1984 geschickt, um die Kellnerin Sarah Connor [früher Linda Hamilton, heute Emilia Clarke] vor dem Terminator zu retten. Nur dass diesmal die Geschichte ganz anders verläuft, denn Sarah Connor ist nicht das verängstigte Hascherl, das man aus dem originalen Terminator-Film kennt, sondern schon eine ebenso taffe Kriegerin, zu der sie erst in Terminator: Judgement Day 1991 wurde.

Es ist ganz interessant, wie der Ausgangspunkt aus dem Ur-Terminator herangezogen wird, nur dass die Welt irgendwie Kopf steht. Die Protagonisten unternehmen dann auch noch eine Zeitreise ins Jahr 2017. Von hier aus sollen Sarah Connor und Kyle Reese den Judgement Day verhindern. Für jene, die bisher noch keinen Terminator-Film gesehen haben: Das ist das von der künstlichen Intelligenz Skynet eingeleitete jüngste Gericht, mit dem die Menschen vernichtet werden sollen. Nach seinem Willen sollen die Maschinen die Welt beherrschen. Nur dass Skynet jetzt als Betriebssystem namens Genisys daherkommt.

Alles klar?
Die Story ist wirklich sehr komplex und verwirrend. Mir war es schlichtweg etwas zu viel, um allem richtig zu folgen. Ich bin nicht einmal sicher, ob alles innerhalb des Films und innerhalb der Filmreihe noch zusammenpasst. Dazu passiert alles viel zu schnell. Und irgendwie hatte ich den Eindruck, die Hauptsache ist, dass am Ende jeder Szene irgendetwas unter ohrenbetäubenden Getöse in die Luft geht.

Trotz allem Bemühen das Publikum gut zu unterhalten, fehlt dem Film aber einfach die Spannung. Es gibt ein paar wenige spannende Momente, aber nichts bleibt so richtig in Erinnerung – bis auf eine Szene: Der abstürzende Bus. Und das ist nicht so packend wie in dem Film, aus dem diese Szene entlehnt ist, nämlich The Lost World – Jurassic Park aus dem Jahr 1997.

Hat noch immer gut Lachen: Arnold Schwarzenegger  (Photo by Kevin Winter/Getty Images for Paramount Pictures)

Hat noch immer gut Lachen: Arnold Schwarzenegger
(Photo by Kevin Winter/Getty Images for Paramount Pictures)

Langlebiger Actionheld
Wie passt Arnold Schwarzenegger in diesen Film? Die 30 Jahre Unterschied kann man wohl kaum überzeugend wegliften. Das Geheimnis: Auch Cyborgs können altern. Dachte ich mir erst noch: „Aaah, ja“, war die Skepsis rasch vergessen. Ich gewöhnte mich recht rasch an den Gedanken. Vielleicht lenkt ja die verwirrende Handlung des Films erfolgreich von diesem „störenden Element“ ab.

Ansonsten hatte ich richtiggehend nostalgische Gefühle, wenn Szenen aus dem ersten Film, neu gefilmt, ein anderes Licht auf bereits bekannte Geschehnisse werfen oder plötzlich mittendrin anders verlaufen. Hätte ich den Trailer nicht gesehen, hätte der Film auch tatsächlich ein paar interessante Überraschungen parat gehabt. Derzeit ist es so, dass die Trailer meistens das Wichtigste schon vorab verraten. Schade.

Doch was ich darüber hinaus verraten kann: Am Ende ist klar, dass die Terminator-Geschichte noch lange nicht vorbei ist. Amoi gehts no leicht.

Meine Bewertung auf IMDB: 6 Punkte
Terminator: Genisys unterhält ganz gut – immer was los auf der Leinwand. Aber trotz allem Krach und Kawumm kommt keine Spannung auf. Fans der Terminator-Reihe und von Arnie werden nostalgischen Spaß daran haben.

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die wunderschönen heilkräftigen Samen der Mariendistel

Ich mag Disteln. Sie sind wehrhaft. Und sie sind oft erst auf den zweiten Blick eine Schönheit. Eine Distel überfällt dich nicht mit leuchtenden Blüten, glänzenden Blättern und einem betörenden Duft. Eine Distel ist zurückhaltender. Für mich ist die Mariendistel die Königin unter ihnen.

Im Frühjahr bedecken ihre Blätter den Boden, bis für eine Pflanze rasend schnell der Stängel bis zu einem Meter in die Höhe schießt, sich weitere Blätter und Seitenstängel entwickeln. Bis zu sieben Blüten hat eine meiner Mariendisteln heuer getragen. Zuerst sieht man nur eine dicke sattgrüne Knospe, die sich durch lange spitze Stacheln schützt. Bis sich dann feine violette Blütenblätter aus der Knospe hervorwagen, immer mehr werden und dann einen wunderbaren Schopf bilden. Auf dem lassen sich sofort Bienen und andere Insekten nieder, sie scheint sehr begehrt zu sein, die Mariendistel.

Das kann die Mariendistel

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Die Mariendistel – stachelig schön

So widerspenstig die Mariendistel ist, so heilkräftig soll sie sein. Besonders Leber, Galle und Lunge profitieren von ihr. Sie stärkt sie und soll einigen Studien zufolge sogar unterstützend bei der Heilung von Leber- und Lungentumoren sein.

Aber sie ist nicht nur medizinisch verwendbar, sondern auch in der Küche. Der frische Stängel kann wie Spargel zubereitet werden. Die jungen Blätter, von den Stacheln befreit, können roh im Salat oder gekocht wie Spinat genossen werden. Und die Blütenköpfe bereitet man wie Artischocken zu. Ich habe zugebenermaßen das noch nicht probiert. Die Stacheln sind so spitz, dass ich mich trotz Handschuhen nicht an eine Ernte wage. Aber alleine ihr Anblick bereitet mir große Freude, das ist Genuss genug.

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Die milchig marmorierten Blätter der Mariendistel

Maria auf der Flucht

Und warum heißt die Mariendistel jetzt Mariendistel? Die Legende erzählt, dass die Gottesmutter Maria auf der Flucht nach Ägypten einen sicheren Ort suchte, um den kleinen Jesus zu stillen. Die Distel bot ihr Schutz. Und als sie Jesus stillte, tropfte ein wenig von ihrer Milch auf die Distelblätter. Und seither hat sie die milchigen Streifen auf den Blättern. Und bei ihrer Heilkraft wundert es nicht, dass sie den Namen Mariens trägt. Schön, oder?

Schon beim ersten Auftritt der Minions in Ich– Einfach unverbesserlich als gleichermaßen patschert-süße wie boshafte Sidekicks des Antihelden Gru war klar: die sind Instant-Kult!

Doch es dauert noch, bis das dritte Abenteuer mit ihrem (inzwischen gar nicht mehr so) bösen Meister Gru in die Kinos kommt. So haben die Kauderwelsch sprechenden Überraschungseier in Latz-Jeans ihr eigenes Vehikel bekommen. Vom ersten Plakat und ersten Teaser-Trailer an hab ich mich auf diesen Film gefreut. Sicher ein Fest des anarchischen Humors. Sehr lustig für Erwachsene.

Minions_3Der Kino-Spaß des Sommers?
Weit gefehlt. Die ersten 10 Minuten verlaufen überraschungslos, denn es wurde bereits alles, aber auch wirklich alles in den Trailern gezeigt und somit das Lustigste vorweggenommen. Trotzdem kann man sich noch am Humor in der typischen Minions-Manier freuen. Doch nur wenig später hängt die Unterhaltung schon durch. Und zwar ab dem Punkt, an dem die eigentliche Geschichte beginnt. Einige Filmkritiker vermuten, dass diese kleinen gelben Kartoffelnockerl einfach keinen ganzen Film tragen können. Ich finde, das stimmt nicht. Den Film hätten die Minions leicht gestemmt, ohne dass das Publikum sich an ihnen sattsieht. Doch der Autor hat einen großen Fehler begangen: Er hat den Minions in der Mitte einfach ihren Film weggenommen und ihn an eine andere Figur abgegeben: Scarlett Overkill.

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Nomen est Omen
Scarlet Overkill will die Krone von Queen Elisabeth I. stehlen. Wie gut, dass drei Minions Stuart, Kevin und Bob gerade auf der Suche nach einem neuen Schurken sind, dem sich das Minions-Volk als Lakaien (die deutsche Übersetzung des englischen Worts „minion“) andienen kann. Sie sind ohne Skrupel auch zu dieser Schandtat bereit. In diesem Fall ist es halt eine Schurkin, die dazu einen schurkisch-trotteligen Ehemann hat. Zu gerne hätte ich den Film im Original gesehen, wo Sandra Bullock [Gravity] und Jon Hamm diesen Figuren die Stimmen verleihen.

So weit so gut, doch die Geschichte kommt nie so richtig schön ins Fließen. Der Weg zum Höhepunkt ist holprig, denn die Minions werden als Hauptfiguren immer wieder in die Rolle der Sidekicks gedrängt und dann wieder ins Zentrum gerückt – ein klassischer Erzählfehler. Vielleicht wäre das noch verschmerzbar, wäre der Film wenigstens durchgehend so unterhaltsam, wie es die Trailer suggerierten. Wenngleich einzelne Slapstick-Einlagen zum Schmunzeln waren, war im ganzen Kinosaal kein einziges Mal ein herzhaftes Lachen zu hören. Bis zum Schluss war aus der Story die Luft schon weitgehend raus. Dass die bis dahin schon bekannten James-Bond-mäßigen Bösewicht-Gadgets von Scarlet Overkill an dieser Stelle nur noch ein paar Nummern größer aufgeblasen werden, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Versprechen nicht eingelöst wurden. Es war halt alles nur größer und durch die Übertreibung leider nicht besser. Scarlet Overkill – der Name wird letztlich zum Programm.

Um dem Ganzen dann noch eins draufzusetzen, nehmen die drei Minions am Ende als herzige Helden, die alles in Ordnung bringen und das englische Königreich retten, artig von der Queen höchstpersönlich Ehrungen und Geschenke entgegen. Eigentlich die ultimative Erniedrigung für einen wahren Minion. Das wäre in den ansonsten süßlich endenden Ich – Einfach unverbesserlich-Filmen nicht passiert – dort blieben sie konsequent bis zum Schluss auf entzückende Weise fies. Das Ende von Minions lässt vermuten, dass es kein weiteres Solo der gelben Verbrecher-Helferlein mehr geben wird. Gut so. Ich freue mich umso mehr, sie in Ich – Einfach unverbesserlich 3 so zu sehen, wie die Welt sie kennen und lieben gelernt hat.

Meine Bewertung auf IMDB: 5 Punkte
Kleinere Kinder finden den Film ganz sicher wirklich sehr lustig. Viele Erwachsene, die einen anarchischen Spaß erwarten, werden wahrscheinlich enttäuscht sein.

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Beschämende Ideen der Bundesregierung

Jetzt wird es lächerlich. Finde ich. Die Zeltlager für AsylwerberInnen versinken mal im Schlamm, mal herrscht drinnen brütende Hitze und anderntags bläst sie der Gewittersturm weg. Und was fällt der Bundesregierung dazu ein? Jawohl, wir leasen jetzt Postbusse. Wenn es im Zelt zu gefährlich wird, setzen wir sie mal in den Bus, zwischendurch so. Nein das ist nicht lächerlich, es geht um Menschen, es ist zum Schämen.

 

Das ist ein Armutszeugnis. Und ich fürchte es ist NICHT der Höhepunkt der desaströsen Bundesasylpolitik. Was gemeinnützige Einrichtungen, Menschenrechtsorganisationen und Interessierte an der Weltpolitik schon seit Jahren wissen, ist jetzt eingetroffen. Es kommen Flüchtlinge, nicht ein paar, viele, tausende Menschen auf der Flucht vor dem Grauen, dem Entsetzen, Tod, Vergewaltigung. Und die Bundesregierung ist überrascht, rudert von Quote zu Zeltlager, zu Bussen. Ohne Strategie, ohne Plan und ohne Ziel. Wir sind hier in Österreich und ich will keine Nahost-Flüchtlingsverhältnisse, mit Zelten, Hunger und Hoffnungslosigkeit. Das lässt einen etwas verzweifelt sein.

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von Synbiose und IGLU organisiert – der Kostnixladen für Asylwerber

Aber Gott sei Dank gibt es noch die anderen. Die unzähligen Menschen, denen das Schicksal der Flüchtlinge nicht egal ist. Die nicht zuschauen sondern handeln. Und diesen Menschen gehört gedankt. Danke für eure Hilfe bei der Sammlung von Kleidung. Danke, dass ihr bereit seid den Flüchtlingen Deutsch beizubringen. Danke, dass ihr sie in eure Einrichtungen bringt und ihnen einige gute Stunden schenkt, ob in eine Pfarre, die Moschee oder den Pensionistenverein. Danke, dass ihr mit jugendlichen Flüchtlingen Ausflüge unternehmt. Danke, dass ihr kocht, Fahrtendienste macht und Kennenlerntreffen organisiert.

DANKE, dass ihr TUT!

Damit beschämt ihr alle, die ihr tut, die untätige Bundesregierung.

von Christian Namberger, Oberinspektor in Ruhe

Für den Titel dieses Kapitels geselle ich Paul Watzlawick zu Johann Wolfgang von Goethe.

ent2Meine Mutter ist Anfang der 60er im schönen Berchtesgadener Land  mit mir darnieder gekommen. Meine Kindheit verbrachte ich in Bischofswiesen, wie schon erzählt in einer neu erbauten Sozialwohnsiedlung. Ich genoss schon damals die Idylle. Neben dieser kleinen Siedlung mit 6 Parteieneinheiten war ein sehr großes Feld des größten Bauern im Ort. Schon bald lernte ich, dass die Kühe auf der Wiese harmlos sind und kürzte den Weg direttissima durch die Viehherde staksend ab. Die interessierte Leserschaft wird sich jetzt denken, was haben denn die Rindviecher mit den Leiden zu tun? Bitte weiterlesen, der Kreis wird sich schließen.

Nach der erfolgreichen Chemotherapie im Dezember 2010, wurde für mich gleich einmal eine Reha beantragt. Diese wurde mir auch gewährt und ich rückte Anfang 2011 in die Neurocare in Salzburg ein. Mittlerweile hatte ich für längere Strecken schon einen Rollator. 48 Jahre alt mit nem Gefährt für einen 80-jährigen! Aber was soll´s. Ich checkte in dem Zimmer ein, die 101 war zum Glück ein Einzelzimmer. Bald kam der zuständige Chefarzt zur Untersuchung. Er stellte Bläschen im rechten Schulterbereich fest, diese stellten sich als Gürtelrose heraus. Somit war es nichts mit der Reha und ich wurde nach telefonischer Vorankündigung zur angrenzenden Neurologie gebracht zum Auskurieren der Gürtelrose.

Wer kuschelt denn da?

ch4Da ich ja unerwartet in der Neurologie aufschlug, hatten sie gerade kein Einzelzimmer frei. Dieses konnte ich erst am anderen Tag haben. Somit wurde ich in ein Zimmer geschoben, in dem ein Patient lag, der ebenso ein Einzelzimmer wollte. Ich dachte mir, das hältst schon aus, morgen hast ja deine Ruhe. Mir wurde die Infusion und das typische halb-offene Gespenstnachthemd angelegt. Da wir beide unsere Ruhe haben wollten, gab es auch nicht viel Konversation. Am Abend kam dann seine Frau zu Besuch. Ich stellte meinen kleinen Fernseher an, setzte den Kopfhörer auf und drehte mich ein bisserl zur Seite. Irgendwann musste ich jedoch die Stellung wechseln und drehte mich auf die andere Seite. Die Puppn von meinem Zimmernachbarn war nicht mehr auf dem Stuhl, sie war kuschelnd bei ihm im Bett! Das brauchte ich noch! Haben im Arm liegend fern gesehen. Wenn ich das mit einem etwaigen Partner gemacht hätte…

Am anderen Tag wurde ich wie versprochen in mein eigenes Zimmer geschoben. Mir ging es soweit gut, nur war ich halt schlapp. Wegen der Chemo sowieso und jetzt wieder durch das liegen. Die Polyneuropathie schlug immer mehr zu. Zum Glück war die Keramik gleich ums Eck und ich konnte mich mit einer Hand an der Mauer stützen und mit der anderen Hand den Infusionsständer schieben. Bisher konnte ich den AA-Druck gut kontrollieren und raffte mich rechtzeitig auf. Leider wirkte die Polyneuropathie immer mehr auf die Rosi ein und so kam es, dass ich eines Tages auf dem Weg zur Keramik unter dem Gehen schon was verlor. Ähnlich einer Kuh während des Almabtriebes.

Hier meine Lieben sind wir wieder bei den Kühen, wie versprochen. Ich tapste trotzdem weiter zur Keramik und verrichtete den Rest. War mir das peinlich. Ich hoffte inständig, dass niemand rein kam. Schnellstmöglich reinigte ich erst mich und dann den Boden. Was mir aber nicht sonderlich gelang, die Pflegerschaft besorgte nach Eintreffen gleich eine Reinigungskraft. Fortan erhielt ich als Vorsichtsmaßnahme eine Windel. So Krankenhausteile, die man wie bei einem Baby wickelt.

Wie man sich eine Windel an- und auszieht

ent1Nach erfolgreicher Therapie konnte ich meine erste Reha antreten. Dort bekam ich Erwachsenenwindeln in Hosenform. Alsgerade schick im Gegensatz zu den Krankenhauswindeln. Wie meist, wird einem der Umgang damit nicht beigebracht. Jetzt vermutet man wahrscheinlich, was ist schon so schwer, sich ein Hoserl anzuziehen? Stimmt, aber ein gefülltes auszuziehen ist sehr wohl schwer. Was hab ich da hantiert. Durch die allgemeine Schwäche und der in den Beinen im Besonderen war das direkt wie Jonglieren. Bis ich eines Tages die Unterstützung einer Pflegerin bekam. Und siehe da, man kann die Teile wie die Hose eines Chippendale-Strippers seitlich aufreißen und wegklappen. Kurz noch das Becken in die Höhe gehievt und das benutzte Hoserl weggezogen. Man lernt ja nie aus.

Zuhause war ich ja nicht sonderlich mobil, ich erzählte schon vom glänzenden Eicheparkett, über das ich auf der Decke ins andere Zimmer gezogen wurde. Der Tiefpunkt meiner Schwäche wurde bald mal erreicht. Muttern kam fast täglich zum versorgen. Auch zum Pflegen. Aufmerksame Leser werden sich gemerkt haben, dass ich Anfang der 60er geboren wurde. Meine Mutter war alleinerziehend im Familienverbund mit Oma und Opa. Da wurde einem die Schamhaftigkeit quasi in die Wiege gelegt. Seit der Pubertät war es dann auch mit meiner Freizügigkeit vorbei. Jetzt war allerdings der Zeitpunkt, wo mich Muttern wieder nackt sah, nicht nur das, sie reinigte mich täglich im Schritt. Nicht gerade prickelnd, wenn einem Muttern den Dödel und die Rosi reinigt. Das belastete mich schon sehr, auch wenn ich natürlich die Notwendigkeit sah. Nicht ganz so schlimm war es, als mich einmal Freunde zum bei mir Kochen besuchten. War ein schöner Abend und als sie mich wieder ins Zimmer zogen und ins Bett hievten, ist´s natürlich wieder passiert. Durch die Anstrengung war gleich das Hoserl randvoll. Zwei der vier flüchteten auf den Balkon und die anderen zwei versorgten mich. Beide kannten mich und Rosi durch die jeweiligen Beziehungen schon viele Jahre, so allerdings noch nicht. Ich weiß, dass mein AA nicht nach Chanel duftet, somit wusste ich um den Dienst der beiden. Hier wie gesagt, war mir die Hilfe auch peinlich, aber nicht so wie bei Muttern.

Für heute belasse ich es und sprinte jetzt auf den Balkon. Die Hitze um kurz nach vier wird jetzt nicht mehr so groß sein. Sprinten ist auch das Stichwort für das nächste Kapitel, dort erzähle ich von meinen aktuellen Erfolgen.

Hier geht es zu Kapitel 9

Seit einem Monat gibt es in Salzburg Verbotszonen für bettelnde Menschen. Für mich hat sich nicht viel geändert. Meine drei bis vier Euro die Woche plus, wenn möglich, einen Schokoriegel oder ein Getränk hilft den Roma nicht nachhaltig. Vor allen anderen Dingen geht’s mir selbst dadurch besser. Ich schmeiße die Münzen jetzt in den Becher von der Bettlerin bei mir in der Straße. Ist nicht mal ein Umweg.

Es gab und gibt viele Widerstände gegen das sektorale Bettelverbbettelverbot infoot. Es ist bestimmt legitim, auch den Rechtsstaat dazu zu befragen, wie das die Salzburger Plattform für Menschenrechte jetzt anhand eines konkreten Falles macht. Nur: Was ist das Ziel jener, die eine Abschaffung der Verbotszonen fordern? Dass möglichst viele Menschen bei uns betteln können? Echt jetzt? Sorry, aber das ist kein gutes Ziel. Betteln soll ein Ausweg sein, in einer Notsituation, jedenfalls kein Dauerzustand.

Das Ziel muss Selbstermächtigung und eine Perspektive sein. So wie die Projekte von Diakonie, Caritas und anderen Engagierten direkt vor Ort in Rumänien, die auf Bildung setzen. Oder so wie die Geschäftspartnerschaften zwischen Designbüros und Roma (siehe zB http://roma-handicraft.tumblr.com). Dabei entstehen nach den Entwürfen der Profis schöne Dinge aus altem Handwerk, die cool ausschauen und sich gut verkaufen. Die Fähigkeiten und jahrhundertealten Handwerkstraditionen der Roma sind dabei zentral und auf einmal kommen auch die Kinder der Roma drauf, dass es gut ist, diese Handwerkstraditionen fortzuführen und etwa das Kupferschlagen zu erlernen.

Es braucht noch mehr gute Ideen für andere Probleme. Es geht ja bei den Roma nicht „nur“ um Armut, sondern sie sind in ihrem Land auch eine diskriminierte Randgruppe. Sowas ändert sich nur langsam. Aber Bildung, Ausbildung und Einnahmen, die auf fairem Handel aufbauen und von denen Steuern gezahlt werden geben den Bittstellern ihre Würde zurück und verschafft Respekt.

Dann wird aus Mitleid Stolz, Bedürftige werden Fachleute mit gefragten Fähigkeiten und statt Almosen entstehen Geschäftsbeziehungen auf Augenhöhe. Dafür lohnt es sich zu kämpfen, kreativ zu sein und sich anzustrengen. Aber doch nicht dafür, dass 20 oder 30 Roma mehr bei uns betteln können.