von Edwin Zappe

Ich liebe das Fremde, das Ungewöhnliche, so auch den Fremden, den Anderen, ob von Europa, Asien oder Afrika, aber nur dann, wenn ich in Harmonie mit mir selber bin. “Fremd Bist Du Dir Selbst” lautet der Titel eines faszinierenden Buches.

Ach ja, liebte ich mich doch selber! Ja, dann könnte ich die gesamte Welt umarmen, und nicht nur meine Familie. Ach ja, würde ich mich kennen, meine Gedanken und Gefühle, dann wüsste ich, dass” der Fremde” ich selber bin. Warum? Ist nicht die Pupille eines Fremden, ja sogar die Pupille eines Tieres, genauso wie meine Pupille? Was heißt das? Die Pupille eines jeden Menschen und Tieres ist ein wirklicher Spiegel! Also, ein jeder Mitmensch spiegelt mich, und was ich von ihm oder von ihr halte, halte ich von mir. “Ich bin ein Spiegel und werauchimmer von mir spricht, gut oder schlecht, er spricht immer von sich selber”, sagt ein großer persischer Dichter.

Und unsere Politiker, die Guten und nicht so Guten? Diese sind nicht so viel anders wie ich, ja, wie wir alle.  Warum?

Haben nicht wir selber sie ausgesucht und gewählt?  Haben sie nicht dieselbe Luft wie wir geatmet, die gleichen Schulen besucht, dieselben Fernsehsendungen gesehen, das gleiche gesunde oder ungesunde Essen verschlungen? Und was ist zu tun? Bitte, lasset uns in Güte und Liebe unsere Familie, unsere Nachbarn und Freunde, die Fremden in unserem Lande und all die anderen Fremden auf unserem schönen, ja wunderschönen Planeten in unser Herz aufnehmen. Und dann? Ja dann, dann schaffen wir keine Probleme mehr, denn dann sind wir glücklich. Und der Glückliche “umarmt” sich selber, und damit die gesamte Welt und sagt dadurch: “Ich bin Du, und Du bist Ich.”

(Prof. Edwin Zappe, Salzburg, hat Vorträge in 19 Ländern gehalten, davon 12 in Asien, und lebte 18 Jahre in der „Fremde“ –Orient und Asien).

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Deutschkurs im Verein VIELE 2011

Zuerst einmal ein großes Danke an alle die in der Flüchtlingsarbeit ehren- und hauptamtlich tätig sind. Das ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Zeichen großer Solidarität und Hilfsbereitschaft. Viele unterrichten Deutsch für die Flüchtlinge. Die Sprache ist der erste Schritt, um ein bisschen mit der neuen Umgebung vertraut zu werden.

Ich habe 20 Jahre Deutsch für MigrantInnen unterrichtet und möchte mit den 13 Tipps für den Deutschkurs jene bestärken, die das vielleicht zum ersten Mal machen und die eine oder andere Unsicherheit haben. Ich freue mich auch über Ergänzungen und weitere Tipps von LehrerInnen, die Erfahrung haben.

Meine 13 Tipps:

1. Du leitest den Unterricht und damit genießt du hohen Respekt. Alle blicken auf dich und vertrauen dir zu 100%. Oft bist du die einzige einheimische Person, mit der die SchülerInnen intensiv Kontakt haben. Du bist also repräsentativ für Österreich und alle deine Aussagen und dein Verhalten werden natürlich als typisch österreichisch gesehen.

2. Hab keine Angst vor einem bunten Mix aus Nationen, Sprachen, Religionen und Kulturen. Denn eines eint alle: Sie wollen Deutsch lernen. Um ein gutes Gemeinschaftsgefühl herzustellen, versuch weitere Gemeinsamkeiten zu finden und lass fragen: Familienstand, Alter, Hobbies, Lieblingsessen, Lieblingsfarbe…

3. Versuch so schnell wie möglich deine SchülerInnen mit Namen anzusprechen, aus Erfahrung weiß ich, dass manche Namen unaussprechlich sind, dann entschuldige dich und probier es weiter. Ich habe im Unterricht immer das DU gehabt, aber SIE ist genauso in Ordnung.

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Der Dialekt gehört dazu im Unterricht!

4. Deutsch ist eine sehr schwierige Sprache mit ganz vielen unlogischen Regeln, da es immer viele Ausnahmen gibt. Konzentrier dich auf die Regel. Versuch nicht alle Ausnahmen gleich mit zu erklären das verwirrt nur. Für die Ausnahmen ist später auch noch Zeit genug.

5. Versuch Wörter zu finden, die in vielen Sprachen zumindest ähnlich klingen. Bus, Motor, Spital, Kaffee, Telefon und vieles mehr. Damit könnt ihr dann schon einfache Sätze bilden. Eine besondere Freude sind Wörter im Deutschen, die aus einer anderen Sprache kommen. Joghurt und Fisolen sind zum Beispiel türkische Wörter. Ziffer, Zucker  und Sofa kommen aus dem Arabischen. So kann man gut eine Brücke zwischen den Sprachen bauen.

6. Es ist möglich, dass in einem Kurs Menschen sitzen, die sich noch vor einigen Monaten bekriegt haben, die gelernt haben sich zu hassen. Wenn du Spannungen oder gar heftige  Auseinandersetzungen aus diesen Gründen bemerkst, dann sprich das offen an und erkläre den Deutschkurs zu einer neutralen Zone. Wenn das nicht hilft müssen beide den Kurs verlassen. In zwanzig Jahren war das bei mir nur einmal der Fall. Auch andere Konflikte sollten gleich angesprochen werden, zuerst im Einzelgespräch, damit niemand das Gesicht verliert, erst dann in der Gruppe.

7. Viele Flüchtlinge haben Schreckliches erlebt. Es kann dir passieren, dass du mit einem Wort etwas in einem Menschen auslöst, das zu einem sehr heftigen Gefühlsausbruch führen kann. Es gibt kein Patentrezept für so eine Situation. Manchmal ist es gut mit der Person aus der Gruppe raus zu gehen und darüber zu sprechen. Manchmal ist die Person dann gerne alleine. Manchmal braucht es den Trost der gesamten Gruppe. Nähe und Distanz im richtigen Maß zu finden ist hier eine Herausforderung, auch körperlich. Ich erinnere mich an eine ägyptische Schülerin die ihre japanische Mitschülerin trösten wollte. Sie umarmte und drückte sie, weinte, während die Japanerin zur Salzsäule erstarrte.

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Wer rechnet wie?

8. Auch wenn du nicht vorbereitet bist, lässt sich der Unterricht toll gestalten. Mach einfach eine Stunde wo du den SchülerInnen Löcher in den Bauch fragst und sie dich. Und lass immer alles wiederholen – mit der Wiederholung legst du ein festes Fundament für deine SchülerInnen.

9. Gerade beim Anfängerkurs ist es wichtig den SchülerInnen die Angst zu nehmen. Wie gesagt Deutsch ist eine sehr schwierige Sprache und Fehler entmutigen. In vielen Ländern ist es sehr sehr peinlich Fehler zu machen, viele SchülerInnen sagen dann lieber gar nichts. Also mach auch du mal einen Fehler, lach dich dann selber dafür aus! Dann verlieren auch deine SchülerInnen die Angst vor Fehlern.

10. Nimm dir vor und nach dem Unterricht ein bisschen Zeit, um ein kurzes persönliches Gespräch mit einem Schüler zu haben. Das stärkt das Selbstbewusstsein fürs Lernen.

11. Hol deine SchülerInnen auch immer wieder raus an die Tafel oder zum Flipchart. Das ist am Anfang immer ein großes Hemmnis, je öfter du das machst, umso leichter tun sich deine SchülerInnen dann vor einer Gruppe zu stehen und Deutsch zu reden und zu schreiben.

12. Und wie immer gilt, dass Musik das Leben leichter macht, in diesem Fall das Deutschlernen. Es gibt wunderbare deutsche Schlager. Bereite einen Lückentext vor in dem die einfachsten Vokabeln fehlen, die die  SchülerInnen beim zweimaligen Hören des Liedes ergänzen. Auch wenn du selbst nicht singen kannst, stell dich vorne hin, lass alle SchülerInnen aufstehen und dann gemeinsam singen! Ich empfehle im Anfängerkurs: Das bisschen Haushalt von Johanna von Koczian, Ich will keine Schokolade von Trude Herr und für die leicht Fortgeschrittenen ist Roland Kaisers Dich zu lieben immer herrlich. Liedtexte eignen sich auch fabelhaft dafür kulturelle Einstellungen und ihre Veränderungen zu besprechen. Aja und da ist noch ein ganz wunderbares Lied für Fußballfans, Wetterinteressierte und für den Einstieg in die Welt der Pronominaladverbien: Er steht im Tor von Wencke Myhre.

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Abschlussfest 2012 im Mirabellgarten

13. Mit jeder Deutschstunde transportierst du auch den österreichischen Alltag, aber ebenso besondere Feste und Traditionen. Mach alle Feiertage und Feste zum Thema deines Kurses. Erzähl von Traditionen, bring vor Weihnachten ein paar Kekse mit und mach ein großes Eierpecken vor Ostern. Lass die SchülerInnen teilhaben an dieser besonderen Zeit, auch wenn du selbst vielleicht kein Weihnachten feierst, es gehört einfach dazu. Und je mehr deine SchülerInnen darüber wissen umso schneller fühlen sie sich zugehörig. Erkundige dich aber auch bei deinen SchülerInnen nach ihren Bräuchen und Festen, das ist sehr spannend und weitet den eigenen Horizont und baut eigene Vorurteile gegenüber anderen Kulturen ab.

Und ein Versprechen gebe ich hier: Jede Energie, die man in den Unterricht steckt, bekommt man doppelt und dreifach von den SchülerInnen zurück! Es ist einfach eine große Freude!

Wer jetzt Lust bekommen hat, kann sich hier melden: Sprachtraining in Salzburg

Und hier noch ein paar weitere Tipps, Geschichten und Anregungen aus den letzten 20 Jahren:

Die Integration und der Nikolaus

Die Toten im Leben

Danke in 100 Sprachen

Mit Kind und Kegel

Rechnen mal anders

Vom Rummelplatz zu Otto Rehagel

Nix oder Net

Sprache ist multikulturell

Die sollen Deutsch lernen

Das liebste Wort im Deutschen

cu1Zucchini sind richtige Allrounder und lassen sich vielseitig verkochen und verbacken. Aber nicht nur frisch genossen sind sie ein Hit, sondern auch eingelegt. Von der Ernte 2014 habe ich einen Zucchiniaufstrich gemacht, ein Rezept mit Essig. Heuer habe ich Zucchini in Öl eingelegt und mit Kräutern und Knoblauch verfeinert.

Das braucht man:

1, 5 Kilo Zucchini

1 Knoblauchknolle

Gemisch von frischem Thymian, Rosmarin und wenn vorhanden Olivenkraut

azu1Lorbeerblätter

2 kleine Paprika

2 Zwiebel

Olivenöl

Salz und Pfeferkörner

Und so geht’s:

Zucchini in dünne Scheiben schneiden, einsalzen und eine halbe Stunde ruhen lassen. Da geht dann das Wasser raus. Leicht ausdrücken.

azu2In der Zwischenzeit die Kräuter klein hacken, die Zwiebel vierteln und die Knoblauchknolle an der Breitseite anschneiden. Die Paprika klein schneiden. Die Einmachgläser vorbereiten, am besten mit kochendem Wasser ausspülen.

In der Pfanne Olivenöl erhitzen und die Zucchinischeiben darin braten. Dann auf Küchenkrepp abtropfen lassen. Nach den Zucchini die Zwiebel und den Knoblauch an der Schnittstelle gut braten. Zum Schluss die geschnittenen Paprika braten.

Wenn alles ein bisschen abgekühlt ist, die Zucchini, das andere Gemüse mit den Kräutern, den Lorbeerblätter, den Knoblauchzehen und den Pfferkörnern in die Einmachgläser schichten. Alles mit Olivenöl bedecken.  Das hält gut ein halbes Jahr. Die eingelegten Zucchini eignen sich hervorragend als Vorspeise oder man genießt sie auf frischen Weißbrot und denkt dabei an den heißen Sommer 2015!

Das Salzburger BühnenErlebnis packt aus, was am „Jedermann“ fasziniert

Der Mammon (Daniel Kranawitter) mit seiner geballten Kraft. Alle Bilder: Bühnenerlebnis / Angelika Leitner

Der Mammon (Daniel Kranawitter) mit seiner geballten Kraft gegen Jedermann (Peter Christian Ebner). Alle Bilder: Bühnenerlebnis / Angelika Leitner

Mit seinem „Jedermann“ hat Hugo von Hofmannsthal ein zeitloses Theaterstück geschaffen. Im Jahre 1911 wurde es in Berlin in einem Zirkuszelt uraufgeführt. Er war es, der dieses Stück gemeinsam mit dem Regisseur Max Reinhardt nach Salzburg brachte. Seit dem Jahre 1920 wird es nun ununterbrochen bei den Salzburger Festspielen auf dem Domplatz gespielt. Dabei verwob Hofmannsthal dramaturgische Vorbilder aus mittelalterlichen Mysterienspielen, wo Allegorien und Personifikationen abstrakter Wirklichkeiten auftreten und den frühneuzeitlichen Stoff „Von dem sterbenden reichen Menschen“, den der Nürnberger Meistersinger Hans Sachs verfasste. Zweifellos spricht der Stoff auch über die Festspiele hinaus sein Publikum an.

Angelika Bamer-Ebner als Buhlschaft und Regisseurin mit Peter Christian Ebner als Jedermann

Angelika Bamer-Ebner als Buhlschaft und Regisseurin mit Peter Christian Ebner als Jedermann

Denn nicht nur in Salzburg, sondern an vielen Orten und anderen Schauplätzen wird er lebendig inszeniert. Zartbitter fragte beim Salzburger BühnenErlebnis Bamer Ebner nach. Das Ensemble spielt im August den Jedermann im Gut Edermann bei Teisendorf in Bayern nun schon zum vierten Mal. Die SchauspielerInnen sprechen aus ganz persönlicher Sicht über die Faszination, die der „Jedermann“ auf sie ausübt.

 

 

Hier sehen Sie einen kurzen Einblick in die Inszenierung. Lesen sie unten weiter …

 

Intensive Kindheitserinnerungen

Daniel Holzbauer und Erwin Slavetinsky als Dünner und Dicker Vetter beim Abschied

Daniel Holzbauer und Erwin Slavetinsky als Dünner und Dicker Vetter beim Abschied

Beginnen wir mit dem Schauspieler, der den Jedermann schon am längsten kennt. Erwin Slavetinsky (Dicker Vetter, Spielansager) ist seit seiner Kindheit vom Theater begeistert. Er begleitete seine Eltern auf den Salzburger Domplatz und war bereits als Kind sehr beeindruckt. „Damals mimte Will Quadflieg (1952-1959) den Jedermann. In den Autobussen saßen die kostümierten Schauspieler.“ Erst später, als Slavetinsky den „Teufel“ bei der Inszenierung auf der Festung Hohensalzburg spielte, hat er sich intensiver mit den Texten auseinander gesetzt. Der Stoff beschäftigt sich mit menschlichen Grundfragen: „Was soll aus unserem Leben werden? Die Sucht nach Materiellem wird bedeutungslos. Der Tod holt uns alle ein.“

Barbara Hagen-Walther als Mutter

Barbara Hagen-Walther als Mutter

Von ähnlich intensiven Kindheitserinnerungen spricht Barbara Hagen-Walther (Mutter, Glaube). Als Maximilian Schell (1978-1982) den Jedermann zum Besten gab, war sie als kleines Kind dabei. Sie begleitete ihren Vater, der damals den Gerichtsdiener (Büttl) spielte. Stolz zeigt sie mir ein Bild aus dem Jahre 1984, wo sie mit dem kostümierten Vater posierte. „Dieses Bild habe ich immer in meiner Geldbörse bei mir.“

Allegorien werden lebendig
Die Rolle der Mutter macht ihr Spaß und die des Glaubens, findet Hagen-Walther inhaltlich schwierig, wenn auch sehr inspirierend. Das Stück lebt stark von den Personifaktionen der abstrakten Wirklichkeiten. Diese beeindrucken alle Schauspieler des Ensembles. Daniel Kranawitter (Schuldknecht und Mammon) fasziniert die eigene persönliche Auseinandersetzung mit der Rolle des Mammons. „Die Allegorien verleihen dem Stück Lebendigkeit und Witz.“

 

Christine Walther als Teufel versteht die Welt nicht mehr

Christine Walther als Teufel versteht die Welt nicht mehr

Dieser ist in außerordentlichen Maße in der Worten des Teufels zu erkennen, den Christine Walther verkörpert. Sie sieht im Stück die Urfragen des Lebens gestellt: „Gibt es Gott oder nicht? Menschliche Themen wie Beruf, Freunde, Familie und Krankheit werden hinterfragt.“ Walther spielt außerdem die Rolle des Todes. Der führt vor Augen, dass die Zeit begrenzt ist. „Im Sterben ist jeder allein. Jedermann hat Angst vor dem Tod, weil er mit sich nicht im Reinen ist.“

Die Kinder des Schuldknechts fühlen mit ihrem Vater

Die Kinder des Schuldknechts fühlen mit ihrem Vater

Dem Blumenkind und Schuldknechtsbild Johanna gefällt speziell der Teufel, „denn er ist gut und lustig gespielt.“ Ihre Schwester Elena findet dagegen den Tod spannend, da er so gruselig echt ist. Für die zehnjährige Laura ist „einfach alles“ faszinierend.

 

Die kritische Stimme im Ensemble
Bühnenerlebnis Bamer Ebner Jedermann zartbitter Gut EdermannDaniel Holzbauer (Dünner Vetter, Spielansager) spielt mit, weil er schon oft gemeinsam mit Angelika Bamer-Ebner und mir auf der Bühne gestanden ist. Das macht ihm Freude. Im Stück kommt ihm zu oft das Wort Gott und das Thema Schuld vor. „Der Jedermann ist ein Theaterstück für nicht Theatermenschen. Die Message ist leicht zu verstehen.“ Trotzdem ist auch er im vierten Jahr wieder mit von der Partie. Die Kinder haben ein besondere Freude mit ihm, denn als Jukebox hinter der Bühne hat er immer ein lustiges Lied auf Lager.

 

Zeitlose Aktualität, die jedermann betrifft

Jedermann hält seine geschwächten Werke (Monika Seidenfuß-B.) in den Armen

Jedermann hält seine geschwächten Werke (Monika Seidenfuß-B.) in den Armen

Für Monika Seidenfuß-B. (Werke, Schuldknechts Frau) verliert der Stoff nie an Aktualität. „Der Jedermann zieht die Menschen immer in den Bann. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit.“ In dieselbe Kerbe schlägt Arnold Niederhuber (Koch, Büttl, Knecht). Er weiß, dass sich jeder Mensch mit diesen Themen beschäftigt und „sich darüber Gedanken macht, warum er auf dieser Welt lebt.“

Arnold Niederhuber als unterwürfiger Koch

Arnold Niederhuber als unterwürfiger Koch

Irmgard Böttcher (Arme Nachbarin, Tischdame) befasst sich intensiv mit dem religiös gefärbten Schluss und „die Konfrontation mit dem eigenen Tod.“ Für mich selbst als Jedermann Darsteller ist ein ganz entscheidendes Kriterium für das Gelingen der Rolle: Schaffe ich in der Begegnung mit dem Glauben und den Werken den Wandel vom skrupellosen Lebensmenschen zum Mann, der wirklich glauben kann und mit sich ins Reine kommt. Ist diese Veränderung glaubwürdig, dann hast du es geschafft und kannst in Ruhe sterben. Der Tod verliert so seine Angst einflößende Macht.

Der Wunsch Schauspielerin zu werden

Der prachtvolle Auftritt der Buhlschaft

Der prachtvolle Auftritt der Buhlschaft Angelika Bamer-Ebner

Zum Schluss lassen wir die Regisseurin und Buhlschaft Angelika Bamer-Ebner zu Wort kommen: „Mich beeindruckt der Spannungsbogen zwischen dem historischen Stoff in schöner Kunstsprache und der immerwährenden Aktualität des Inhaltes. Zum anderen lässt dieses vielseitige Stück sehr viel Kreativität und Freiraum in der Umsetzung zu.“ In der Bildgewalt hat dieses Meisterwerk für sie etwas Mystisches. Es war zudem das erste Schauspiel, das sie je gesehen hat. „Mit diesem Stück entstand auch der Wunsch, Schauspielerin zu werden.“ Ihr Traum ging in Erfüllung.

Weitere Links:

ich1Habt ihr das auch schon satt? Jeden Tag ist die Rede von Fluten uns Strömen, die sich nach Europa ergießen. Flüchtlingsströmen und Flüchtlingsfluten. Massen, die nach Europa wollen. Flüchtlingsmassen. Diese Fluten, Ströme und Massen leiten wir dann in Zeltstädte, Übernachtungsbusse und Sporthallen. Wir glauben mit diesen Begriffen unsere Hilflosigkeit entschuldigen zu können, gegen eine Flut kommt man bekanntlich nicht an!

Wie peinlich ist das. Sind wir wirklich überrascht darüber, dass Menschen vor einem Krieg fliehen, in dem Menschen Menschen in die Luft sprengen, ermorden und vergewaltigen? Wundert uns das wirklich? Oder schämen wir uns eigentlich, dass wir seit Jahren zusehen, wie sich im Nahen Osten die Eskalationsspirale dreht und wir gehofft haben, dass es sich wieder legt. Von Somalia, Afghanistan und dem Sudan wollen wir gar nicht mehr sprechen. Dort ist Krieg Alltag, interessiert uns auch nicht mehr so richtig. Aber Syrien, der Irak, Libyen das ist frisch und hat uns aus unserer Gemütlichkeit geholt. Und wir sollten zumindest ein kleines bisschen menschlicher umgehen mit den Strömen, Fluten und Massen.

Wir wollen den Menschen ein Gesicht geben und eine kleine Geschichte dazu.

Jeder Flüchtling, der aus der Anonymität geholt wird macht die Flut kleiner und den Umgang miteinander respektvoller und menschlicher. Also schreibt uns eine Nachricht oder meldet euch über Facebook.

Koteiba aus Syrien

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Koteiba aus Syrien

Seit vier Monaten ist der 33jährige Koteiba nun in Österreich, er wohnt in einem Kloster, lernt Deutsch und wünscht sich bald arbeiten zu können. Das hat er uns geschrieben:

„Mein Name ist Koteiba, ich komme aus Syria, 33 Jahre, Damaskus.

Ich bin vor dem Krieg geflohen.

Ich hoffe einen Job zu finden.

Ich möchte fertig studieren Computer Ingenieur.

Ich möchte mich für Ihre Hilfe bedanken.

Ich wünsche mir eine bessere Zukunft.

Ich fühle mich schon besser und bin optimistisch.“

Wir danken Koteiba, dass wir ihn kennenlernen durften und wünschen ihm alles Gute!

„Ein letztes Mal marschiert die Salzburger Militärmusik auf, um Bundespräsident Heinz Fischer anlässlich der Festspieleröffnung zu begrüßen“, so die Ansage in der Sendung „Salzburg heute“, an diesem Sommertag im Juli 2015. In Salzburg gab es Demonstrationen und lautstarkes Aufbegehren gegen die Einsparungen bei der Militärmusik – denn die geplante Dezimierung sei de facto deren Abschaffung. Zu zwölft könne man nun einmal den Radetzkymarsch nicht blasen. Wenn diese Einsparungspläne alle Wirklichkeit würden, man stelle sich vor, dann, ja dann würde der berühmte Radetzkymarsch nur mehr einmal jährlich erklingen, und da nur als Zugabe*.

Das sind die echten Sorgen des Bundesheers in Österreich. Ja, sie murren, weil Ausrüstung und Gerät unzureichend sind, die Verpflegung miserabel und wenn die Übungen jemals Ernstfall würden, frage nicht. Aber demonstrieren, Medieninteresse, öffentliche Diskussion – das gibt es nur bei den Einsparungsplänen für die „Musi“.

I love you, Österreichisches Bundesheer. Denn Soldaten, die in die Tuba blasen, Soldatinnen, die den Trommelwirbel intonieren und Generäle, die den Taktstock schwingen, haben eines gemeinsam: so lange sie das tun, so lange sie nur das tun wollen, so lange sie den Radetzkymarsch blasen, ja: so lange können sie nicht schießen. „Bella gerant alii, tu felix Austria ….cane.“ – „Kriege führen mögen andere, du, glückliches Österreich …musiziere“, so könnten wir das berühmte Zitat über die Heiratspolitik der Habsburger anpassen („tu felix Austria nube“ , „heirate“ heißt es eigentlich). Können wir statt der nächsten Schlacht bitte den Radetzkymarsch nochmal hören? „Datadám Datadám Datadám Damdám Dadadámdadám…oder: „Wann da Hund mit da Wurscht umman Eckstoa springt…“ peace 2

*Der Radetzky-Marsch (Armeemarsch II, 145) ist ein von Johann Strauss (Vater) komponierter und dem Feldmarschall Josef Wenzel Graf Radetzky von Radetz gewidmeter Marsch. Seine für Österreich-Ungarn symbolische Bedeutung hat er, weil Joseph Roth seinen Roman über den Untergang der Doppelmonarchie Radetzkymarsch nannte (aus Wikipedia). Der Marsch erklingt alljährlich beim Neujahrskonzert als Zugabe; der Dirigent leitet dabei nicht nur die Wiener Philharmoniker an sondern auch die Intensität und Lautstärke des mitklatschenden Publikums.