Der Engländer Thomas Sharpe [Tom Hiddleston] hat die reiche Amerikanerin Edith Cushing [Mia Wasikowska] geheiratet. Stolz trägt der verarmte Landadelige die junge Braut über die Schwelle seines großen Herrenhauses, das einsam und grimmig auf einer Anhöhe steht. Erst als er sie absetzt, sieht sie das Innere: Durch das eingebrochene Dach der über drei Stockwerke hohen Halle rieselt unaufhörlich braunes Laub zu Boden. Der Hügel besteht aus rotem Ton. Dieser wird sogar unter dem Haus abgebaut. Das Parkett in der Halle hat sich gelockert und bei jedem Schritt quillt der unansehnlich rote Ton wie dickes Blut zwischen den Brettern hervor. Das Haus sinkt langsam, erklärt der Bräutigam. So hatte die junge Frau sich ihr neues Zuhause nicht vorgestellt.

Zum Beginn des zweiten Akts, nach einem guten Drittel des Films, waren wir also endlich im Geisterhaus. Es stellte sich heraus: Der Film hätte durchaus erst hier beginnen können.

[Seht hier den Trailer oder scrollt nach unten und lest weiter]

Mit Pans Labyrinth hat Guillermo del Toro uns wohl einen der packendsten und intelligentesten psychologischen Horrorfilme der letzten Jahre beschert. Meine Hoffnungen für Crimson Peak waren entsprechend groß. Eine klassische Spukhaus-Story in einem opulenten Filmset. Was hat Guillermo del Toro sich ausgedacht, um aus der Geschichte etwas Besonderes zu machen?

Die Antwort ist: Nichts. Vom Anfang an, wo Edith in Amerika den faszinierenden Thomas Sharpe kennenlernt – und auch seine etwas eigenartige Schwester Lucille [Jessica Chastain aus The Martian] – ist jeder Schritt im weiteren Verlauf der Geschichte vorhersehbar. Daran ändern auch die Geister nichts. Auch die Tatsache, dass Edith schon mit 12 Jahren ihre erste Geisterbegegnung hatte, ist kein sinnvoller Beitrag. Ihre tote Mutter flüstert ihr zu: „Hüte dich vor Crimson Peak“. Die 12-jährige Edith ist noch 10 Jahre davon entfernt, Thomas Sharpe kennenzulernen. Und bis Edith ihr neues Heim betritt, ist es schon zu spät.

Im Haus geistert es also. Doch die Geister sind weder die Bedrohung noch nehmen sie Einfluss auf die Geschichte. Alles hätte genauso gut auch ohne Geister stattfinden können. Sie sind nur für einige Schreckmomente zuständig.

Was bleibt, ist eine Romanze, die auch ohne Geister ziemlich schaurig wäre. Ein bisschen wie Jane Eyre von Charlotte Brontë oder Rebecca von Daphne du Maurier. Der Freund, der mich ins Kino begleitete, meinte: „Ein Frauenfilm.“ Dagegen sprechen ein äußerst blutrünstiger Mord und eine weitere unnötig grausige Szene, finde ich. Ein Frauenfilm wäre keine schlechte Sache. Also, im Sinne des Bechdel-Tests. Dieser bewertet Filme danach, ob Frauen im Mittelpunkt stehen und ob Frauen sich im Film untereinander auch über etwas anderes unterhalten als über Männer.

Was haben die Geschwister Lucille (Jessica Chastain) und Thomas (Tom Hiddleston) vor?

Was haben die Geschwister Lucille (Jessica Chastain) und Thomas (Tom Hiddleston) vor?

Im ersten Akt hatte ich den Eindruck, als könnte es dem Film darum gehen, uns eine starke Frauenfigur zu zeigen. Edith ist ein Mädchen aus der höheren Gesellschaft, doch sie hat Besseres zu tun als andere Frauen und Mädchen ihrer Klasse, die untereinander bleiben und sich über interessante Heiratskandidaten unterhalten. Edith sieht sich als Schriftstellerin. Sie schreibt an einem Geister(!)-Roman und steht sogar kurz davor, ihn einem Verlag zu schicken. Die selbstbewusste Edith bildet sich auf Ihre Schriftstellerei und ihre Bildung etwas ein. Sie scheut auch nicht davor zurück, die anderen Frauen damit zu brüskieren. Kaum lernt sie Thomas Sharpe kennen, ist sie ganz schwaches Frauchen, das nichts braucht, als seine Zustimmung und seine Schulter zum Anlehnen. So ist sie am Ende keine emanzipierte Frauenfigur – vielmehr macht sie in diesem Punkt einen Rückschritt.

Gut. Emanzipation muss ja auch nicht sein. Solange die Spannung zwischen den Charakteren stimmt. Und da stimmt gar nichts. Das Beziehungsgeflecht will einfach nicht richtig funktionieren. Die Chemie in der Liebesbeziehung stimmt nur einseitig und zwar von Thomas in Richtung Edith. Die Macht, die Lucille über Thomas ausübt bleibt unglaubwürdig. Die Beziehung zwischen den Schwägerinnen Edith und Lucille ist weitgehend spannungslos – dabei läuft alles auf eine Konfrontation der beiden Frauen hinaus. Und dann ist da noch der Freund Alan McMichael [Charlie Hunnam], der Edith liebt. Doch davon habe ich als Zuschauer gar nichts gespürt. Auch seine Rivalität mit Thomas ist sehr zahm.

So bleibt nur ein opulent ausgestatteter Film mit vereinzelt auftretenden Geistern und einem Geheimnis, welches das Publikum viel früher durchschaut als die Protagonistin. Nur der winterliche Showdown auf Crimson Peak, wo die Tonerde den Schnee rot wie Blut färbt, ist nicht nur visuell großartig, sondern auch einigermaßen spannend. Andererseits wird dabei nur zum Abschluss gebracht, was längst als unvermeidlich vorherzusehen ist.

Die einzige Überraschung: Am Ende steht das Herrenhaus noch immer so grimmig und bedrohlich da wie vorher. Wenn schon Gothic-Romanze, dann hätte das Haus am Ende dem Erdboden gleichgemacht gehört, wie in Jane Eyre oder Rebecca.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Opulent, aber nicht schaurig – und allzu vorhersehbar. 6 Punkte wären verdient, aber Ausstattung und Kostüme müssen wirklich gewürdigt werden. Als Schauspieler wird in dem Film nur Tom Hiddleston in Erinnerung bleiben. Traurig für einen Film, der sich auf die Konfrontation der Hauptheldin und ihrer Gegnerin zuspitzt. Regisseur del Toro hat sich zu sehr für den Look des Films als für seine Figuren interessiert.

leserbriefIch habe jetzt einige Zeit mit mir gerungen. Soll ich oder soll ich nicht? Da hat ein Herr einen Leserbrief geschrieben, in dem er mir und dem Kollegen Landesrat Schellhorn vorwirft bei einer großen Tagung nicht sehr respektvoll bei Grußworten gewesen zu sein. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere zartbitter-Leser noch an meine Geschichte von Martin dem Künstler, den ich bei dieser Tagung kennenlernen durfte. Es ging um Menschen mit Behinderung bei dieser Tagung. Um Menschen, die das Down Syndrom haben. Und ich durfte die Begrüßungsworte für die Stadt Salzburg sprechen.

Nun wirft mir besagter Herr in seinem Leserbrief zwei Dinge vor:

Ich habe gesagt, dass ich bevor ich politisch für Menschen mit Behinderung ressortverantwortlich war, nicht viel über Menschen mit Behinderung gewusst habe.

Das ist auch vollkommen richtig. Ich habe kein Problem damit zuzugeben, dass ich keine Expertin war und bin. Wenn das von mir als Politikerin verlangt wird, müsste ich die nächsten Jahrzehnte mit Studieren zubringen bei meinen vielfältigen Ressorts:

Pflege, Medizin, Reinigungsfachkraft, Architektur, Sozialarbeit, Köchin, Sachverständige für barrierefreies Bauen, Kindergartenpädagogin, Genderstudium, Integrationsstudium, Ernährungsexpertin,  Sozialpädagogin, Juristerei, Baumeisterin, Ergotherapeutin, Verwaltungsfachkraft, Hausmeisterin, HCCP-Expertin, Feuerwehrfrau, Palliativexpertin und noch so einiges und natürlich Expertin für Menschen mit Behinderung.

leserbrief2Aber was ich mir von niemandem absprechen lasse, ist mein großes Interesse an allen Bereichen meiner politischen Tätigkeit. Und meinen Respekt vor den Menschen. Und da komme ich zum Zweiten:

Ich habe gesagt, dass ein Mensch im Rolli ebenso ein sturer Hund sein kann, wie ein Mensch mit oder ohne Down Syndrom.

Vielleicht mag das mancher als respektlos empfinden. Was ich in den letzten eineinhalb Jahren von Menschen mit Behinderung gelernt habe ist, dass sie nicht in Watte gepackt werden wollen. Die, mit denen ich zu tun habe in der Arbeit, aber auch privat, diese Menschen wollen ganz normal behandelt werden. Sie sagen selbst, dass auch ein Mensch mit Behinderung, genauso gute wie schwierigere Charaktereigenschaften haben kann, also auch ein sturer Hund sein können. Warum bei der Begrüßung dies zu sagen inakzeptabel sein soll weiß ich nicht. Sollte sich jemand verletzt gefühlt haben, so tut es mir leid. Alle anderen, die sich bei mir bei der Tagung für die offenen und „normalen“ Worte bedankt haben, haben das anders gesehen. Und was das Wort Rolli betrifft, so sagen das viele Rollstuhlfahrer selbst und wenn ich in ihrer Gegenwart das Wort benutzt habe, wurde ich noch nie gerügt.

Ach übrigens, was die Wortwahl im Leserbrief betrifft:

Der Herr, der den Leserbrief geschrieben hat, benutzt in eben demselben zwei Ausdrücke, die ich niemals benützen würde, weil das in der Szene absolute No-Gos sind:

Taub! Taub sagt man schon lange nicht mehr, es heißt gehörlos!

Menschen mit besonderen Bedürfnissen! Alle Menschen haben besondere Bedürfnisse und Menschen mit Behinderung haben keine besonderen Bedürfnisse, sondern einfach Bedürfnisse, wie alle anderen auch!

Übrigens habe ich vor zwei Tagen mit dem Kollegen Landesrat Schellhorn über den Leserbrief gesprochen, er hat’s genau so wenig respektlos und inakzeptabel gesehen.

Und natürlich interessiert mich die Meinung der geschätzten Leserschaft! Kommentare erwünscht!!!!

Und hier geht’s zu meinem Artikel über Martin Koch, den Künstler:

http://zartbitter.co.at/gesellschaftspolitik/vorgestellt-martin-koch-und-seine-bilder/

Alt und Jung im Generationengespräch

Maria Weyringer in bester Laune im Gespräch

Maria Weyringer in bester Laune im Gespräch

Während der Woche des „Offenen Himmels“ kamen 16-Jährige Schülerinnen der Wirtschaftsschule St. Josef mit älteren Menschen beim 14. Salzburger Europadialog ins Gespräch. Unter der Leitung von Hania Fedorowicz vom Institut für Gemeinschaftsbasierende Konfliktlösung (GBKL) wurden verschiedene Module angeboten, damit Alt und Jung Frucht bringend ins Gespräch kommen konnten. Richtlinien für den Dialog waren:

 

 

 

  • Würde bewahren
  • Wertschätzend sein
  • Jede/r Teilnehmer/in trägt Ideen bei
  • Wenn jemand spricht, hören andere zu

Nach diesen einleitenden Worten wurden Alt und Jung gemischte Gruppen gebildet und Fragen erarbeitet. Im weiteren Verlauf konnten diese gestellt werden: „Wie war das Leben vor dem Handy?“ „Haben Jugendliche überhaupt Interesse an den Alten?“ „Wohin reisen Jugendliche gerne?“ „Was ist Jugendlichen wichtig?“ „Kennt die Jugend unsere Idole?“ „Wie lebt man eigentlich im Seniorenheim?“ „Fällt es schwer, über den Krieg zu reden?“ „Was ist Jugendlichen am wichtigsten im Leben?“ „Wie verliebt man sich heute?“

Irma Buchner, eine 89-Jährige Teilnehmerin der Gruppe aus dem Seniorenwohnhaus Hellbrunn berichtet vom Dialog:

„Unsere Gruppe aus dem SWH Hellbrunn danken für die Einladung zum Gespräch „Alt und Jung“ im Borromäum. Wir kommen gerne.  Begrüßung: Anwesend 38 Personen. 4 Herren, 2 Damen im Kleid, 32 Leute in Hosen. Knaben waren leider nicht anwesend. Es bildeten sich gemischte Runden, zum Beispiel eine alte Frau mit 4 Mädchen. Dabei wurde über verschiedene Ansichten offen gesprochen: was man gerne tut oder möchte. Singen, schwimmen, lesen, handarbeiten, telefonieren, reisen, rätseln usw. Es wurde über Erziehung, Respekt, Entwicklungsänderungen, Rad, Telefon, Auto, Flugzeuge und das Handy gesprochen. Die jungen Mädchen waren sehr wissbegierig uns Alten gegenüber.

Danke nochmals für die Gestaltung!“

Viel Spaß, und großes gegenseitiges Interesse

Viel Spaß, und großes gegenseitiges Interesse

Die drei Stunden des intensiv geführten Dialogs waren im Flug vorbei. Zu spannend und Interessant waren die Fragen und Antworten. Dabei gab es viele Überraschungen. So waren viele Mädchen selbstkritisch im eigenen Umgang mit den Handys. Durch sie werde das direkte freundschaftliche Gespräch gestört. Andererseits, waren „wir Alten“ erstaunt, dass für alle anwesenden Jugendlichen eine gute Ausbildung ganz oben auf der

Prioritätenliste stand.  Außerdem wurden viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Musik, gutes Essen, Ausbildung, Friede, Familie, Toleranz und Freundschaft sind Jung und Alt gleichermaßen wichtig. Ein Mädchen brachte die Veranstaltung auf den Punkt: „Ich höre älteren Menschen gerne zu. Sie haben viel mehr Lebenserfahrung als wir.“ Es bereitete einfach Freude, den Jungen aus dem reichen Erfahrungsschatz zu erzählen. Und es war spannend zu hören, wie sich junge Menschen heute verlieben. ;-)

Irma Buchner und Peter Christian Ebner, SWH Hellbrunn

Die Wahl ist in Wien ist vorbei. Und fast 70% der Wiener sind mit dem Ausgang der Wahl wohl zufrieden – Hauptsache Strache ist weit davon entfernt, Bürgermeister zu werden. Und zwar so weit, dass man ihn durchaus als Verlierer der Wahl bezeichnen kann. Wie kann das sein? Die FPÖ hat immerhin beachtlich zugewonnen, während die SPÖ 4% der Stimmen verloren hat.

Doch das erklärte Ziel der FPÖ war es, Kopf an Kopf mit der SPÖ zu liegen und diese sogar zu überflügeln. Strache sollte Bürgermeister werden. Nach dem vorläufigen Ergebnis liegt die SPÖ fast 9% vor der FPÖ. Das ist tatsächlich eine herbe Niederlage für die Blauen und schwer zu verwinden. Im Netz verbreiten deren Anhänger bereits, man habe die Partei um 50% ihrer Stimmen betrogen.

Alle haben mitgemacht
Währenddessen herrscht in ganz Österreich großes Aufatmen. Im ganzen Land wurde im Zuge des Wiener Wahlkampfs leidenschaftlich, ja, bis ins Hysterische hinein diskutiert. Anhänger der FPÖ wurden als Rechtsextremisten und Dummköpfe beschimpft, die anderen als linkslinkes Gutmenschenpack – und das sind noch die nettesten Ausdrücke. Man hat sich gegenseitig nichts geschenkt. Und es wurde ein tiefer Riss in der Gesellschaft sehr deutlich sichtbar. Erschreckend!

Thema Asyl verhindert FPÖ-Sieg?
Losgetreten hat das die FPÖ, indem sie sich völlig ins Thema Asyl verbiss. Michael Häupl wollte sich aber nicht von den Blauen treiben lassen, sondern bekannte sich mit Nachdruck zu einer menschlichen Politik. Und fast 70% der Bevölkerung Wiens haben mit ihren Stimmen ausgedrückt, dass Sie die Ausgrenzung, die Angstmache gegen Flüchtlinge ablehnen.

Strache hat bereits in ersten Interviews zum Wahlergebnis zu beklagen begonnen, dass die FPÖ trotz ihrer Stärke ausgegrenzt wird, dass man damit ein Drittel der Wiener Bevölkerung nicht respektiere, wenn man die FPÖ nicht mitregieren lasse. Doch es war von vornherein klar: Ohne Nummer 1 zu sein, konnte die FPÖ nie damit rechnen zu regieren.

Die FPÖ hat sich mit ihrer Art, wie sie den Wahlkampf in den Sozialen Netzwerken führte, noch mehr zum Schmuddelkind gemacht, als sie es schon vorher war. Was bringen 31%, wenn mich dann doch keiner mitspielen lassen will? Am Ende hat sich die FPÖ durch ihre fremdenfeindlichen Wahlkampfaussagen selbst geschadet und gefällt sich nun wieder einmal in der Opferrolle.

Seid nett zueinander
Doch die gute Nachricht ist: Es besteht jetzt die Möglichkeit, dass wir alle gewinnen. Alle Menschen in ganz Österreich. Ja, es wird weiter über Asyl debattiert werden. Das müssen wir auch. Doch so, wie wir das in den letzten Wochen getan haben, war es auf beiden Seiten völlig überhitzt und voller persönlicher Beleidigungen – vor allem in den Sozialen Netzwerken.

Jetzt, wo keine Partei mehr eine Wahl mit dem Thema gewinnen muss, sollten wir alle unsere Gemüter abzukühlen. Wir müssen aufhören uns gegenseitig zu beschimpfen, müssen wieder versöhnlicher werden und etwas respektvoller miteinander umgehen. Wenn wir wie in den letzten Wochen weitermachen, werden wir den Riss in der Gesellschaft am Ende nicht mehr kitten können.

 

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Unvergesslich: Kurt bringt beim 1 . Repair Cafe den Staubsauger nach einer Stunde wieder zum Laufen!

Vor drei Jahren etwa habe ich im SPIEGEL eine Geschichte aus Holland gelesen. Über eine Journalistin, der das ständige Wegwerfen auf den Geist gegangen ist. Sie hat dann in Amsterdam das erste Repair Cafe gegründet. Ehrenamtliche reparieren Dinge, die sonst sofort auf dem Müll gelandet wären. Die Besitzer der Gegenstände schauen zu oder reparieren selbst mit.

Wow – so eine einfache aber geniale Idee. Das sollten wir in Salzburg auch haben. Aber wie das so oft ist mit Ideen, die müssen manchmal ein paar Monate liegen bleiben, bis sie wirklich reif sind. In diesem Fall bis die richtigen Menschen gefunden waren, das Repair Cafe in Salzburg umzusetzen. Mit Ursula Sargant, Christian Reisinger und Andrea Hohenwarter ging es dann los.

Gleich beim ersten Repair Cafe im Juni 2013 vor der Stadtbücherei hatten wir die erste halbe Stunde keinen Strom, aber schon eine Schlange Menschen mit reparaturbedürftigen Sachen.

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Arno, mit 12 Jahren unser jüngster Reparateur

Gestern, beim 10.Repair Cafe gab es Strom von Anfang an. Die Schlange derer, die ihre Sachen nicht wegwerfen wollen ist noch länger geworden. Dank vieler ehrenamtlicher MitarbeiterInnen geht niemand ohne Hilfe, Information oder einem Ratschlag nach Hause. Um die Wartezeit zu verkürzen spendiert die EZA seit Anbeginn den Kaffee. So sitzen die Menschen plaudernd beieinander, verkürzen sich die Wartezeit, bis sie zu einem der Reparateure kommen. Der jüngste „Fachmann“ ist 12 Jahre alt, der Älteste über 70 Jahre und seit dem ersten Repair Cafe dabei. Einer repariert trotz fortgeschrittener Parkinsonkrankheit unermüdlich Elektrogeräte. Seit neuestem machen zwei syrische Flüchtlinge beim Repair Cafe mit, sie wollen einfach helfen, ihr Wissen einbringen.

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Othmar und Gerhard werden es schon richten!

 

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Es wird auch von Hand genäht!

Etwa 200 Menschen kommen jedes Mal zum Repair Cafe. 150 von ihnen wollen etwas reparieren lassen, die anderen sind einfach nur neugierig. Wenn man sich die Statistik anschaut können wir sehr stolz sein. Durchschnittlich 60% der kaputten Dinge können wieder in Gang gebracht werden. Das heißt wir hatten bei 10 Repair Cafes gut 1500 Gegenstände da. Davon konnten also 900 wieder hergerichtet werden. Das ist ein großer Berg, der noch kein Müll ist: Wasserkocher, CD-Player, Tonbandgräte, elektrische Käsereiben, Pürierstäbe, Bügeleisen, Laptops, Handys, Drucker, Milchschäumer, Boxsäcke, Puppen, Stühle, Handtaschen, Wecker, Radios, Generatoren, Backrohre, Kaffeemaschinen, Wetterstationen, Schreibmaschinen, Mixer, Küchenmaschinen…. Das alles ist wieder zu verwenden!

Hier ein paar Einträge aus dem Gästebuch:

Isa, eine der fleißigen HelferInnen brachte es gestern auf den Punkt: „Mir taugt das, wenn die alten Geräte wieder funktionieren , die Reparateure vor Freude strahlen und damit wieder mal bewiesen ist, dass alt oft besser ist als das moderne Zeugs.“

Hier gibt es die nächsten Termine: Salzburger Repair Cafe 2015

von Ayad Salim

Warum Österreich? Episode 1Warum Österreich? Episode 2  /  Warum Österreich? Episode 3

[scroll down for the English and Arabic versions]

Ich verließ Istanbul und fuhr in die Provinz, wo meine Verwandten wohnten. Ich traf dort zwei Tage später einen Araber. Er behauptete, er könne mich in ein europäisches Land bringen, nannte aber weder Datum noch Zeitraum. Wir vereinbarten, uns ein paar Tage später wiederzusehen – nach den Feiertagen zum Ende der islamischen Pilgerzeit. Nach diesem Treffen spürte ich Hoffnung und Angst zugleich. Die Hoffnung, in die Sicherheit eines Landes zu gelangen, in denen Menschenrechte geachtet werden. Und die Angst, dass etwas meine Hoffnung zunichte machen könnte.

Ayad Türkei1An den Tagen vor dem Fest (das auf Arabisch Eid heißt) füllten sich die Plätze der türkischen Städte mit Menschen und Verkaufsständen, die alles anboten – von Kleidung zu Haushaltswaren. Ich erinnerte mich daran, wie ich im Irak mit meiner Familie die Märkte besuchte. Und wie meine Söhne und ich gemeinsam darüber redeten, was wir alles kaufen wollten. Jeder von ihnen bekam etwas: Ich begann mit meinem ältesten Sohn, Abdullah, dann Omar und schließlich bekam auch Salem, mein jüngster Sohn, etwas. Ich kaufte ihnen schöne Kleidung und andere Dinge. Danach gingen wir gemeinsam essen. Das letzte Mal war ich 2011 mit ihnen einkaufen – vor der Scheidung. Es waren schöne Zeiten. Immer wenn ich nun solche Szenen in der Türkei beobachtete, blieb die Zeit für mich stehen und ich spürte, wie eine Traurigkeit mein Herz zerdrückte.

Eid kam, aber ich bekam nichts davon mit. Ich tauschte keine Glückwünsche am ersten Tag aus. Und bei all der freudigen Aufregung und dem bunten Treiben in der Stadt war ich ein Außenstehender. Ich fühlte mich, als würde ich in einem dunklen Keller leben. Ich zog mich in mein Zimmer zurück, schloss die Tür und blieb alleine.

Die Feiertage gingen vorüber und ich wartete auf einen Anruf von dem Mann, der mich aus der Türkei rausholen und nach Europa bringen sollte. Zwei Tage später trafen wir uns. Was er über die Reise sagte, war nicht schlüssig und ich fühlte mich dabei ganz und gar nicht wohl. Er konnte mir kein einziges konkretes Detail über den zeitlichen Ablauf und die Orte nennen. Er verlangte nur mehr Geld. Wir wurden uns nicht einig und so brach ich den Kontakt ab. Mich überkam daraufhin ein Gefühl, das Worte nicht beschreiben können.

Doch dann hörten meine Tränen auf zu fließen und ich beschloss, mich nicht der Traurigkeit hinzugeben, sondern dieses Gefühl als Ansporn zu nehmen, nach Europa zu gelangen. In ein Land, wo ich frei und sicher sein und ein würdiges Leben führen konnte – und das mir die Möglichkeit gibt, meinen Kindern eine anständige Zukunft zu bieten. Ich beschloss daher, wieder nach Istanbul zurückzukehren und dort einen Ausweg zu finden.

Fortsetzung folgt …

Why Austria – Episode 4

I left Istanbul and went to the province, where my relatives lived. I met an Arab two days later. He claimed he could take me to a European country but neither specified the time nor the date. We agreed to meet a few days later, after the holidays that conclude the Islamic pilgrimage season. After that meeting I felt hope and fear at the same time. The hope of getting to safety and to a country that offers a high level of human rights. And the fear that something will destroy my hopes.

In the days before the feast (called Eid in Arabic) squares in the Turkish cities became more crowded with shoppers and vending stalls that sold everything from clothes to household goods. I remembered how I used to go to the markets with my family in Iraq and how my sons and I discussed all the things we wanted to buy. Each one of them got something. I always started with my oldest son Abdullah, then Omar and finally my youngest son, Salem. I used to buy them the best clothes and nicest things and then we had a meal together. The last time I went out shopping with them was in 2011, before the divorce. Wonderful times. Time stopped to me while I saw these scenes in Turkish cities. And I felt great sadness squeezing my chest.

The days of the Eid came, but I didn’t even notice. I didn’t exchange congratulations with anyone on the first day and was not part of the excitement and the colourful hustle and bustle in the city. It felt as though I were living in a dark cellar. I got back to my room, closed the door and stayed on my own.

Eid passed, and I waited for a call from the person who was supposed to get me out of Turkey and to Europe. Two days later we met. What he said about the trip didn’t sound coherent and I didn’t feel comfortable about it. He did not give a single specific detail about the timing and places, but asked for more money. I broke off the contact, as we didn’t come to an agreement.

I felt a feeling that words cannot describe. The tears stopped in my eyes and I decided not to give in to sadness and turn it into a spur to get to Europe. To a country where I would be free and safe and live with dignity. A country where I could live a better life and secure a decent future for my children. So I decided to return to Istanbul to search for a way out.

To be continued …

لماذا النمسا ؟ .. الحلقة الرابعة وصلت من اسطنبول الى المكان الذي كان يسكن فيه اقاربي. وبعد يومين التقيت شخصا عربيا عمره مقارب لعمري. ادعى بانه قادر على ايصالي الى احد البلدان الاوربية لكنه لم يحدد الوقت والموعد. اتفقنا على ان نلتقي بعد ايام قليلة وتحديدا بعد انقضاء ايام العيد الخاص بموسم الحج للمسلمين. دفعة من الامل والخوف معا كانت تسري في جسدي. الامل بالخلاص والوصول الى بلد يتمتع بمستوى عال من حقوق الانسان والخوف من حدوث شيء يمنع هذا الامل. ايام ما قبل العيد بدأت الساحات في المدن التركية بالتزاحم بسبب الناس المتبضعين وانشاء المحلات الصغيرة المؤقتة لبيع مختلف البضائع من ملابس وحاجات منزلية خاصة بالعيد. وكلما رائيت حاجة او قطعة ملابس خاصة بالاولاد، حينها تذكرت كيف كنت اخرج مع عائلتي في العراق الى الاسواق ومعي اولادي ونحن نتبادل الحديث حول كل حاجة نريد شرائها. نقوم باختيار الملابس لكل واحد من اولادي كنت ابدأ بالكبير عبدالله ومن ثم عمر واخيرا ابني الصغير سالم. كنت معتادا ان اشتري لهم افضل الملابس والاشياء. كان اخر تسوق لي معهم عام 2011 قبل الطلاق. كانت اوقاتا رائعة ونحن نشتري الملابس وايضا ندخل بعض المطاعم لتناول السندويشات والمرطبات بعد كل جولة في الاسواق. توقف الزمن عندي وانا ارى هذا المنظر في المدن التركية. وشعرت بكل حزن الدنيا يعصر صدري. لم تعد الدموع هنا كافية للتخفيف عني. الالوان اختفت عن انظاري. اصبح اللون الرمادي هو السائد. رفعت عيني الى السماء واخرجت نفسا عميقا احسست ان كل حياتي وروحي تخرج معه. جاءت ايام العيد ولم احس بها. التبادل التهاني مع اي شخص في اليوم الاول. كنت اشعر باني داخل قبو مظلم رغم كل الالوان الزاهية التي تزينت بها المدينة من ملابس الاطفال والناس الفرحين بايام العيد. الاولاد مع ابويهم. وايضا تذكرت في اول ايام العيد كيف نتناول الفطور الخاص بهذه الايام. ويقوم الاب باعطاء النقود لاولاده وهو ما نسميه بالعيدية بعد ان يرتدوا ملابسهم الجديدة. رجعت الى غرفتي واغلقت الباب وبقيت لوحدي. شعور لاتصفه الكلمات من الحزن والحسرة. توقفت الدموع في عيني من كثرتها. وتوقفت الافكار في عقلي من تزاحمها. وفي المساء قررت ان لا استسلم للحزن وان اجعل من هذه اوقات العصيبة دافعا لي للوصول الى حياة افضل لكي اعيد نفس الذكريات مع اولادي اوقات العيد ومن اجل تامين حياة كريمة لهم في بلد كريم. انقضت ايام العيد وانتظرت اتصالا من الشخص الذي سيقوم باخراجي الى اوربا. اتصل بعد يومين من انتهاء العيد والتقيت به. لم يكن كلامه مريحا ومترابطا بشان الرحلة. لم يعطي تفاصيل مقنعة عن التوقيتات والاماكن، وطلب اموال كثيرة. لم اتفق معه وانهيت اللقاء. ازداد الحزن في نفسي لكن ازداد معه اصراري بالنجاح والوصول الى اوربا من اجل حياة افضل اهم شيء فيها ان اكون انسانا آمنا وحرا وان اعيش بكرامة ومن اجل اولادي ايضا كي يبقون فخورين بي لان ساقوم بتامين حياة افضل لهم. لهذا قررت العودة الى اسطنبول من اجل البحث عن مخرج. من جديد … الى اللقاء في الحلقة المقبلة لتكملة القصة