Ein Held befreit sein Volk von seinen Unterdrückern und wird zum König. Er regiert in einer Zeit des Friedens – bis ein Mann des Nachbarvolks (die ehemaligen Unterdrücker) sich versehentlich in das Reich dieses Königs begibt und aus Angst einen jungen Mann erschießt. Anstatt den ängstlichen Mörder zu töten, lässt ihn der König nur aus seinem Reich fortjagen. Ein Fehler, denn ein bislang treuer Gefolgsmann unterstellt dem König Schwäche. Ihm dürstet nach Rache und Macht. Vordergründig noch immer den treuen Vasallen spielend, vereitelt er wiederholt das friedliche Nebeneinander mit dem Nachbarvolk und wiegelt sogar den jugendlichen Sohn des Königs gegen seinen Vater auf.
Ach ja, bei dem Film, den ich hier gesehen habe, handelt es sich nicht um ein Fantasy-Epos in einer pseudo-mittelalterlichen Welt, sondern um „Planet der Affen – Revolution“ (Rise of the Planet of the Apes).
Viele Verfilmungen
Ich mochte die „Planet der Affen“-Filme der 70er Jahre, wobei natürlich der erste Film ein unsterblicher Klassiker ist. Das Remake mit Mark Wahlberg aus dem Jahr 2001 war uninspiriert. Einzig das Ende hätte originell sein sollen, doch leider war es nur völlig unsinnig. Als vor drei Jahren „Planet der Affen – Prevolution“ (Rise of the Planet of the Apes) in den Kinos lief, war ich überrascht: Der Film bot eine wirklich gute Geschichte. Das Schicksal des im Pharma-Labor geborenen Schimpansen, Caesar [in beiden Filmen: Andy Serkis], war berührend und dramatisch. Die gesellschaftskritische Geschichte war gut aufgebaut und ein überzeugendes Prequel, das die Auslöschung der Menschheit und den Aufstieg der Affen ankündigte.
Nach so einem Film durfte man sich von der Fortsetzung einiges erwarten. „Planet der Affen – Revolution“ setzt 10 Jahre nach dem Ende des ersten Teils an: Die Menschen sind fast vollständig ausgelöscht und die Affen, dank früherer Medikamenten-Versuche nun mit stark erhöhter Intelligenz, haben die Wälder außerhalb San Franciscos besiedelt. Dort haben sie sich eine Burg gebaut, Waffen gefertigt, Pferde zugeritten. Sie beleuchten ihr Zuhause und jagen Wild, das sie dann über offenem Feuer braten.
Das Leben ist ein bisschen wie das der Wildlinge in der Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Ich wurde ich den Vergleich die ganze Zeit über nicht los. Der einzige Unterschied ist: Wäre die Geschichte von „Game of Thrones“ so konventionell und ihre Charaktere so platt, wäre die Serie nie zum weltweiten Hit geworden.
Nachahmenswerte menschliche Gesellschaft?
Ich habe den Eindruck, dass man sich bei „Planet der Affen – Revolution“ ein bisschen zu sehr darauf verlassen hat, dass das Publikum sich von den aufwändigen computer-generierten Bildern und den Affen (in beeindruckender Motion bzw. Performance Capture-Technik) blenden lässt.
Auch wenn man bereit ist, die Handlung als sehr konventionell aber grundsätzlich solide zu akzeptieren, bleibt ein Makel: Würde der Film die Geschichte zweier Menschenvölker erzählen, müsste man nichts daran verändern. Sprich: Es gibt keinen Grund, warum die Geschichte überhaupt von Affen handelt. Offenbar haben sich die Drehbuchautoren keine Gedanken dazu gemacht, wie Affen ihre Gesellschaft organisieren könnten. Würden sie diese wirklich 1:1 so gestalten wie die Menschen es tun würden? Bei aller Ähnlichkeit zwischen Hominiden und Menschen: Ist genau wie ein Mensch zu sein das einzig erstrebenswerte Ziel intelligenter Affen? Und wäre ihre Einstellung anderen Tieren gegenüber genau dieselbe, wie jene des Menschen?
Doch das sind nur Nebenfragen. Im wesentlichen geht es darum, wie Menschen und Affen einander als Feinde betrachten. Die jeweils andere Spezies gehört vernichtet, so die Propaganda der Unruhestifter auf beiden Seiten. Der Film bietet psychologische Erklärungen für das Handeln der Kriegstreiber – das ist auf der Seite der Affen das ehemalige Versuchtstier, Koba [Toby Kebbell], und auf Seite der Menschen Dreyfus [Gary Oldman]. Doch anstatt Vielschichtigkeit wurden diesen Figuren nur platte Klischees aufgestülpt. Und wo diese zu finden sind, bleiben reichliche Sentimentalitäten auch nicht weit.
Computer- oder Schauspielkunst?
Wo der Film überzeugt, ist natürlich die technische Perfektion, mit der die Affen sich bewegen. Die Mimik ist freilich ebenso großartig. Es gibt auch schauspielerische Glanzleistungen. Da die Menschen eher auf Statistenrollen reduziert sind (schade um Keri Russel), findet man diese bei den Affen. Koba hat zwei sehr starke, sehenswerte Szenen. Er erinnert Caesar daran, was Menschenwerk ist, und zeigt auf seine Entstellungen, die ihm ein unheimliches Aussehen geben – wie das eines Affenzombies. In einer anderen wandelt er sich vom gerade noch ziemlich furchteinflößenden Eindringling bei den Menschen in einen lustigen Zirkusaffen, der Späße macht und die ängstlichen, schwerbewaffneten Menschen mit seinen Kunststücken köstlich unterhält.
Wie viel davon die CGI und wie viel Schauspielerei ist, ist zwar schwer zu sagen. Aber bei aller Tricktechnik: Ich denke, dass das ohne eine tolle Leistung von Toby Kebbell nicht möglich gewesen wäre.
Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
„Planet der Affen – Prevolution“ (Rise of the Planet of the Apes) hätte eine interessantere Fortsetzung verdient. Doch gibt es sehenswerte, atemberaubende Bilder und ein paar wenige, schauspielerisch packende Momente.
Hier der Link zum Trailer