Ein Gastbeitrag von Martin Borger

Nach all den Diskussionen zu In- u AusländerInnen u Asyl u Bleiberecht bin ich doch etwas “nervös” geworden und hätte da eine Frage, die mich sehr beschäftigt seit heute Morgen:

Vor einigen Wochen habe ich in Österreich in einer Filiale einer österreichischen Supermarktkette ein tschechisches Bier – das wohl auch legal nach Österreich eingereist ist – völlig legal gegen Bezahlung erworben und in der Folge ihm in meinem kühlen Keller Bleiberecht gewährt, oder nennen wir es Asyl. Nun habe ich gestern dieses Bier mit Genuss getrunken, als Teil einer multikulturellen Beschäftigung mit den verschiedenen Biersorten der Welt und aller Herren Länder. Da ich aber wohl meine “Trinkfestigkeit” unterschätzt habe, bin ich heute Morgen mit heftigem Kopfweh und einem ausgewachsenen Kater im Kopf aufgewacht, scheint 0,3 L gutes Bier reichten dafür schon aus.Leo

Nun meine Fragen:

1.       Wie soll ich nun mit dem Kater umgehen, den ich nun als “neues Haustier” in meinem Kopf habe und der eindeutig in Österreich geboren wurde?!

2.       Welchen rechtlichen Status hat dieses Tier? Hat es ein “Humanitäres Bleiberecht” in meinem humanoiden Kopf, eine Aufenthaltsgenehmigung, oder gar Asyl?

3.       Wann könnte es in meinem Kopf eine Staatsbürgerschaft bekommen? Hat es als Haustier aus einem EU-Land den Status eines EU-Katers oder ist es doch ein Drittland-Kater?

4.       Welcher Nation, Ethnie gehört dieser Kater an, welche Staatsangehörigkeit hat er? In welches Drittland würde der Kater abgeschoben wenn es ganz schlimm kommt?

5.       Welche Voraussetzungen für eine Staatsbürgerschaft des Katers wären fair. Wie lange hätte das Bier vorher lagern müssen, welche Sprachen muß der Kater beherrschen und welches Soziale ehrenamtliche Engagement kommt für ihn in Frage?

6.       Wie ist sein Auftauchen in meinem Kopf rechtlich zu bewerten? Handelt es sich um “Besetzung”, um “Quartiernahme” oder gar um “Spirituelles Asyl” in meinem Geist?

Bitte um schnelle, detaillierte Antwort weil ich alle Vorschriften und Gesetze einhalten will und mich schon geistig darauf vorbereite, den Kater den ich fast schon liebgewonnen habe, in Quarantäne geben oder gar abschieben zu müssen?

Wer sich mit der Einstufung dieser Fabel und Parabel noch schwer tut ersetze einfach das Wort “Kater” durch “Mensch”, “Flüchtling” und “Asylant” …

Erschienen original unter: http://mabogsi.wordpress.com/2012/12/23/fragen-zur-abschiebung-meines-katers/

SchuheGerade habe ich im Fernsehen „Weniger ist mehr“ gesehen. Es ging, was sonst, um die Auswüchse der Konsumgesellschaft und vor allem um Alternativen. Viele Beispiele, die zeigen, dass man den Konsum einschränken kann oder auch muss. Man muss ja nicht unbedingt soweit gehen, wie im Film gezeigt, eine Trockentoilette benutzen, ohne Wasser, dafür mit Erde und Stroh. Aber das was uns eine Anregung sein kann ist, persönlich und in der Gemeinschaft neue Wege zu finden. Wie lange benutze ich Konsumgüter. Solange bis sie kaputt sind oder will ich doch das neueste Modell eines Fernsehers? Brauche ich wirklich die schicken Gläser, die gerade in einem Geschäft angeboten werden, obwohl ich schon 20 zu Hause habe?

Viele wenden jetzt ein, dass die Wirtschaft und wir alle ja davon leben, dass sie wächst, dass immer mehr produziert wird. Aber wann sind die Ressourcen zu Ende? In unserer Generation oder doch erst 100 Jahre später und soll mich das dann kümmern? Wenn ich verzichte, dann ändert das trotzdem nichts. Aber ich bin so naiv zu glauben, dass immer mehr Menschen sich bewusst für weniger entscheiden. Und gleichzeitig für mehr. Nämlich für mehr Solidarität, ob in Gemeinschaftsgärten, Tauschkreisen oder beim Carsharing. Darum ist weniger mehr, denke ich.

http://www.arte.tv/guide/de/048214-000/weniger-ist-mehr

Kürzlich hörte ich ein paar Minuten ein Gespräch mit. Ich stand an der Bushaltestelle und zwei Personen unterhielten sich über die Arbeit. Und dass sie sich wenig wertgeschätzt fühlen, da niemand erkennt, was sie alles leisten. Dass sie Überstunden machen, dass sie Arbeit mit nach Hause nehmen und trotzdem scheint es zu wenig zu sein. Seither muss ich immer wieder über Leistung nachdenken. Wir kennen es ja auch aus der politischen Diskussion, wer etwas leistet gehört dazu. Aus der Wirtschaft, in der Leistung schlicht in Geld gemessen wird. Aber was ist Leistung eigentlich und wie kann man sie messen? Es scheint eine stille gesellschaftliche Übereinkunft zu geben, dass bestimmte Leistungen besonders viel wert sind, andere keiner besonderen Anerkennung bedürfen. biene

Vielleicht ist nach der Debatte um die Managergehälter wirklich die Zeit gekommen, Leistung in einem anderen Licht zu sehen. Wie ist es mit einem Menschen, der einem in einer schwierigen Zeit hilft und zur Seite steht? Was haben eigentlich meine Eltern geleistet, als sie mich großzogen? Ist der Verzicht auf mehr nicht auch eine Leistung? Ist es eine besondere Leistung sein Leben im Rollstuhl zu meistern? Wie ist das mit Menschen, die alles zurücklassen müssen und in der Fremde neu beginnen?

Diese und andere Leistungen würde ich gerne diskutieren und vor allem mehr wert geschätzt wissen.

Ich habe im September für die Salzburger Kirchenzeitung „Rupertusblatt“ die Evangelienkommentare zum Sonntagsevangelium geschrieben. Aufgrund des hohen Interesses, möchte ich es den ZartbitterleserInnen nicht vorenthalten. Der kommentierte Text vom kommenden Sonntag ist die „Beispielerzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus“ (Lukas Kapitel 16, Verse 19 bis 31)

Lukas ist der sozialkritischste unter den Evangelisten. Das wird schon im vierten Kapitel beim ersten Auftreten Jesu in Galiläa ganz deutlich: „Er hat mich gesandt, damit ich den Armen eine gute Nachricht bringe.“ Lukas legt den Fokus auf die sozial Benachteiligten. Es wundert mich deshalb nicht, wenn nur er die Beispielerzählung vom reichen Mann und dem armen Lazarus in sein Evangelium aufgenommen hat.

In drastischen Bildern wird die Kluft zwischen arm und reich geschildert. Der in Purpur gekleidete Reiche gegen den mit Geschwüren geplagten armen Lazarus. Nach dem Tod der beiden wird die Situation praktisch umgekehrt. Die Kluft bleibt jedoch bestehen. Hinter diesen Bildern wird offenkundig, dass die Grenze zwischen arm und reich nur schwer zu überwinden ist.  Aber weder Angst noch Hoffnung vor einem Leben nach dem Tod helfen uns hier weiter. Will man die Armutsfrage ernsthaft angehen, braucht es neben der Einzelhilfe auch strukturelle Veränderungen. Arm reich in Sao Paulo

An diesem Sonntag schreiten wir zur Wahl. Österreich hat viele Baustellen, an denen gearbeitet werden muss. Die Armutsfrage ist sowohl eine nationale, aber auch eine globale. Hier gibt Österreich ein beschämendes Bild ab. „Unser Land hat sich als eines der reichsten Länder der Erde dazu verpflichtet, 0,7 % des BNE (Bruttonationaleinkommens) für die weltweite Armutsbekämpfung zu verwenden – ignoriert diese Verpflichtung aber konsequent.“ Vergangenes Jahr betrug der Anteil nur 0,28 % – und ist damit meilenweit vom Ziel entfernt. Die Kampagne „mir wurscht…“ (www.mirwurscht.org) vom Dachverband für GLOBALE VERANTWORTUNG mit 42 Mitgliedsorganisationen, darunter auch viele kirchliche NGO’s machen starken Druck auf die Regierung. Wir können durch unsere Stimme am Sonntag auch dieses Thema mitentscheiden. 

Erfreuliches gibt es diesbezüglich aus dem Vatikan zu berichten: Papst Franziskus hat Mitte September in einer Privataudienz Gustavo Gutierrez getroffen. Gutierrez gilt als einer der Väter der „Theologie der Befreiung“, die die vorrangige Option Gottes für die Armen in den Mittelpunkt stellt. Das hat insofern große Bedeutung, da ich glaube, mit diesem neuen Papst besinnt sich die Kirche wieder ihrer großen sozialen Verantwortung. Vermutlich ist das Lieblingsevangelium des Papstes ebenfalls das lukanische.   

 

 

finger 1Eigentlich war nix Besonderes: die Kleinsten stritten um einen Traktor als ob es der Stein der Weisen wäre, den sie gefunden hätten. Die „Mittleren“ bedrohten sich gegenseitig mit dem endgültigen Aus der Freundschaft inklusive „Nie wieder spiele ich mit dir“, die Größeren gingen sich gegenseitig mit einem Stecken an den Kragen. Viele Nachbars-Kinder auf einem Haufen, die meisten schon müde, die Stimmung gereizt. Es ist ja nicht so, dass wir Eltern unserer netten Siedlungsgemeinschaft gleich die Nerven weg schmeißen, aber manchmal wäre so eine Rakete zum Mond mit ein paar gut gesicherten Kinderplätzen schon nicht schlecht. Ich würde ihnen auch eine Jause einpacken… Nun ja, jedenfalls waren unsere Erziehungsbemühungen an jenem Spätnachmittag nicht sehr erfolgreich.

 

„Der partnerschaftliche Schei* bringt echt nix! Wir fragen einfach zu viel!“, meinte meine ansonsten ruhige Nachbarin. Dabei kennen wir natürlich alle die „Kinder brauchen Grenzen“-Diskussion. Wie wichtig elterliche Vorgaben sind, wissen wir als „Super-Mums“ natürlich, Routine einhalten, Sicherheit geben, konsequent sein … alles super wichtig, wir bemühen uns da auch. Trotzdem möchte ich mit meinen Kindern „auf Augenhöhe“ reden.

 

Bei wirklich wichtigen Dingen, fällt es mir leicht, konsequent zu sein. Für mich ist die Grenze sehr schwer zu ziehen, wenn es eigentlich „um wenig geht“? Dürfen sich die Kinder ihr Mittagessen aussuchen? Gibt’s eine Alternative, wenn‘s nicht schmeckt? Müssen die Kinder zur Oma, wenn sie keine Lust haben? Müssen sie raus in den Garten, wenn‘s doch drinnen so gemütlich ist? Müssen sie ihr Spielzeug mit allen teilen? Müssen sie zum Turnen, weil doch Bewegung so wichtig ist?

Ich weiß nicht, fragen wir zu viel?

Ehrenamt 1Ganz beschwingt bin ich heute nach Hause gekommen. Und das liegt an einem Zusammentreffen mit Ehrenamtlichen.

Wir bereiten ein Projekt vor, wo wir freiwillige Unterstützerinnen und Unterstützer brauchen. Die zwei Stunden, die wir miteinander verbracht haben, waren einfach toll. Woran liegt das, habe ich mir auf dem Nachhauseweg überlegt. Ehrenamtliche Arbeit ist mir ja nicht unbekannt, ich habe das aber nie richtig hinterfragt. Heute habe ich für mich ein paar Antworten gefunden.

Da ist einmal das Miteinander. Miteinander Ideen zu entwickeln, ein Ziel zu haben und nicht nach dem Profit zu fragen. Was jetzt vielleicht ein bisschen salbungsvoll klingt, hab ich heute gespürt. Der Wille gemeinsam die Welt ein bisschen besser und menschenfreundlicher zu machen. Und jeder Mensch kann seine Möglichkeiten, Fertigkeiten und Talente mit einbringen. Alles ist wertvoll. Es wird nicht danach gefragt, was du nicht kannst, sondern was du kannst. Ehrenamt 2

Das macht einen großen Unterschied. Es ist auch egal, ob du reich oder arm, alt oder jung, eine gute Bildung hast oder in irgendeiner Form beeinträchtigt bist. Das, was du zu geben bereit bist, zählt. Und es ist gibt keinen Wertunterschied. Jede ehrenamtliche Arbeit wird gleich viel geschätzt. Ob du dich für andere Menschen engagierst, in einer Umweltorganisation, einer Partei oder Religionsgemeinschaft mitmachst, dich für Tiere einsetzt oder im Sport aktiv bist. Alles trägt dazu die Welt ein bisschen besser zu machen ohne nach Geld oder Besitz zu streben. Danke an alle, die das einfach tun.