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Nie hätt ich mir gedacht vor mehr als drei Jahren, dass unsere Miteinander Entdecken Spaziergänge so großen Anklang finden würde. Pavo Janjic-Baumgartner vom Verein Ikubik und ich wollen, dass Menschen die Stadt ein bisschen anders entdecken. Einmal geht es darum besondere Winkel Salzburgs kennenzulernen. Dann wollten wir keinen klassischen Spaziergang mit MigrantInnen machen, sondern eine bunte Mischung von Interessierten begeistern. Also echte SalzburgerInnen und Zugezogene. Und es funktioniert. Wir haben „Stammkundschaft“ genauso wie Menschen, die nur einmal dabei sind.

Immer bemühen wir uns in einfachem Deutsch etwas zu erklären, da manche Zugezogene erst wenige Monate da sind und da ist eine historische Abhandlung zu einem Gebäude nicht zu verstehen. Was aber allen einen Freude macht, ist das Entdecken unbekannter Ecken Salzburgs. Da gibt es dann ein Oho und Ahhhh, ein „Schau mal“, ein „das wusste ich ja gar nicht“ bis zu einem „Da war ich schon 60 Jahre nicht mehr“. Das gemeinsame Entdecken verbindet, denn Neugier, Überraschung und Staunen sind interkulturell. Ob im Lehener Flusskraftwerk, in der Abtei St. Peter, im Festspielhaus, am Bahnhof, im Zauberflötenhäuschen, auf der Uni, in der Obusremise, im Kapuzinerkloster, in der Universitätskirche, bei der Lokalbahn, im mittelalterlichen Salzburg, im Schloss Mirabell, im Chiemseehof, im Rathaus, im Wasserspeicher, am Mönchsberg  oder am Kommunalfriedhof.

Spazierten anfangs nicht einmal 20 Menschen mit uns  mit, so dürfen wir jetzt immer um die 100 Menschen begrüßen. Nie vergessen werde ich den kleinen Schock, als sich mehr als 300 Interessierte für das Kapuzinerkloster einfanden. Aber das ging auch. Alle kamen ins Kloster, die Brüder führten in kleinen Gruppen durch ihre Heimstatt, während die Wartenden im wunderbaren Klostergarten die Aussicht genossen. Unvergessen bleibt mir auch der Friedhof, lebendig kommt man ja nicht so einfach ins Krematorium und dann vor allem auch wieder raus. Es war schön zu sehen, wie respekt- und würdevoll die Mitarbeiter dort mit dem Tod umgehen.

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Miteinander die Uni Salzburg entdeckt!

Und die Frage eines älteren Herrn in der Kollegienkirche fasst das Projekt gut zusammen:

„Ja, wos mochen denn die ganzen Ausländer da mit uns in der Kirche?“

Auf meine Antwort, dass das Sinn des Projektes sei, miteinander die Stadt zu entdecken und kennenzulernen, meinte er:

„Jo, donn sans jo koane richtigen Ausländer nimma, donn sanns jo Soizburger!“

So ist das!

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Christian Wallisch Breitsching erzählt begeisternd von der Kollegienkirche

Tägliche Meldungen von Terror, Grexit, Krise und Streit lassen uns oft vergessen, dass im Kleinen die Welt schöne Momente, gute Gespräche, Hilfe, Miteinander und Respekt bereit hält. Heute war so ein Tag mit vielen Momenten. Menschen sind sich begegnet, haben eine schöne Zeit miteinander verbracht oder sind füreinander da gewesen. Ich habe heute nichts Weltbewegendes erlebt, aber gespürt, dass jeder Augenblick des Miteinanders einen bösen Augenblick löscht.

Schon seit drei Jahren organisiere ich mit Pavo vom Verein Ikubik interkulturelle Spaziergänge. Heute stand die wunderbare Kollegienkirche am Programm, eigentlich die schönste Kirche Salzburgs, nur oft nicht genug beachtet. Über 100 Menschen kamen, neugierig auf dieses Juwel. Es war schön dem Kirchendirektor Christian Wallisch Breitsching zuzuhören. Seine Begeisterung für die Kirche übertrug sich auf uns alle. Salzburger wie Zugewanderte genossen die Geschichten rund um die Kirche. Und es war zu spüren, dass ALLE stolz darauf waren die Kirche in Salzburg zu haben und sie nun ein bisschen besser zu kennen. Unsere Spaziergänge „Miteinander Entdecken“ bringen den Menschen Freude, die Kollegienkirche war heut ein besonderer Höhepunkt dieser Reihe.

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Im Kost Nix Laden Salzburg

Aber das war noch nicht alles an guten Momenten. Das JUZ Iglu und der Verein Synbiose haben vor einiger Zeit etwas Geniales ins Leben gerufen: den Kost-Nix-Laden! Menschen bringen ihre Sachen, die sie nicht mehr brauchen und die noch in Ordnung sind. Die vielen Freiwilligen sortieren und schlichten. Und dann holen sich Flüchtlinge, die Dinge, die sie brauchen. Für eine gerade anerkannte Familie sind das vielleicht Geschirr, Lampen oder Kindersachen. Ein Asylwerber braucht möglicherweise eine zweite Garnitur Kleidung und ein kleines Wörterbuch Deutsch-Englisch. Im Kost-Nix-Laden findet sich fast alles. Es geht sehr leise zu. Die Freiwilligen helfen unaufdringlich und freuen sich auch ein kurzes Gespräch zu führen. Von Mensch zu Mensch.

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Repair Cafe Salzburg feiert den 2. Geburtstag!

Ja und dann war da noch ein kleiner aber bedeutender Geburtstag heute. Das Repair Cafe ist knackige zwei Jahre alt. Ich weiß noch wie heute, als wir beim ersten Repair Cafe vor der Stadtbibliothek in Lehen mit drei ehrenamtlichen Reparateuren begannen. Damals fiel gleich die erste halbe Stunde der Strom aus. Und trotzdem konnte den meisten geholfen werden, die mit ihrem Lieblingsstück da standen und hofften, es nicht wegwerfen zu müssen. Mit jedem Repair Cafe kamen mehr Leute. Über 40 ehrenamtliche ReparateurInnen engagieren sich heute. Sie helfen, wenn das Lieblingsspielzeug kaputt ist. Als Belohnung gibt es strahlende Kinderaugen. Oft kommen Menschen, die ganz wenig Geld haben, sich weder eine teure Reparatur noch einen Neukauf leisten können. Und bei den Ehrenamtlichen gibt es ein unglaubliches Miteinander. Alle gehören dazu und jeder kann seine Stärken einbringen. Ob schwer parkinsonkrank, 12 Jahre alt, arbeitslos oder aus Syrien geflüchtet, es ist egal, alle sind ein Team. Und mir geht jedes Mal das Herz auf, wenn ich dabei sei darf.

Und trotz der Horrormeldungen in den Nachrichten, war das ein guter Tag. Weil einfach viele Menschen bei vielen Begegnungen viele schöne Momente hatten.

Arbeiten wir gemeinsam daran, dass diese Momente noch mehr werden!