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dingeJeden Tag hören und lesen wir Zahlen. Sie rauschen an einem vorbei und man vergisst sie ganz schnell wieder. Dann passiert es ganz plötzlich, dass eine Zahl in den Raum geworfen wird, die man nicht mehr losbekommt. Diese Zahl war heute für mich die 10.000.

Eine Diskussion über Nachhaltigkeit, Müllvermeidung, Recycling, Konsumwahn und dann sagt ein Experte:“Jeder Mensch besitzt durchschnittlich 10.000 Dinge.“ Bumm, die Zahl hat gesessen und geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich komme nach Hause und sehe mich um. Ich beginne die Möbel zu zählen, schaue in eine Schublade, öffne den Kasten. Überschlagsmäßig bin ich mir ziemlich sicher, dass ich den Durchschnitt eher nicht senke. Was mache ich eigentlich mit diesen ganzen Sachen? Ich kann sie ja gar nicht alle gebrauchen. Jetzt sind sie schon mal da. Ich weiß auch, dass ich in Zukunft Dinge kaufen werde. Was ich mir heute vornehme ist, beim nächsten Kauf darüber nachzudenken, ob ich es wirklich brauche.

Das wird nicht einfach, aber einen Versuch ist es wert.

 

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Kollegienkirche

Ein ganz normaler Arbeitstag. Am Abend dann noch ein Termin in der Katholischen Hochschulgemeinde. Und dann ein unvermutetes Angebot. Christian lädt mich ein mir die Rektorengruft in der Kollegienkirche zu zeigen. Normalerweise ist die Gruft mit einem zentnerschweren Stein verschlossen. Für die Renovierungsarbeiten in der Kirche wurde sie geöffnet. Das kann ich mir nicht entgehen lassen.

Hier liegen die Rektoren der benediktinischen Universität Salzburgs. Die Salzburger Benediktiner waren aufgeschlossene Humanisten, die neben der Würzburger Universität, sich als erste mit Immanuel Kants Philosophie auseinandersetzten. Die Bayern , die Salzburg besetzt hatten, schlossen vor 200 Jahren die Universität und nahmen auch das Universitätszepter mit nach München. Mit der Neueröffnung der Salzburger Uni 1962 kam auch das Zepter wieder retour. Jeder Universitätsrektor hat das Recht sich hier begraben zu lassen. Ein Recht, das in absehbarer Zeit kein Rektor in Anspruch nehmen wird, da auch für die Familie der Zugang zum Grab durch den schweren Stein unmöglich ist.

 

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Abgang zur Gruft- Faulräume links und rechts

Wir steigen mit Taschenlampen ausgerüstet die Stufen hinab, links und rechts vor der Gruft gibt es zwei kleine Räume. Christian sagt mir, dass dies wahrscheinlich „Faulräume“ waren. Mein fragender Blick führte zu einer etwas gruseligen Erklärung. Bevor man den Leichnam in der Gruft einmauerte, legte man ihn für ein Jahr in den Faulraum. Zeit genug, dass das Fleisch vermoderte und nur das Skelett übrig blieb, das dann würdig in der Gruft bestattet wurde. Das dürfte auch nicht sehr angenehm gerochen haben. Wie auch sonst zu jener Zeit die Gerüche eher als Gestank bezeichnet werden können. Darum gab es in den Kirchen einen übermäßigen Gebrauch von Weihrauch. In manchen Kirchen gab es besonders große Weihrauchkessel, die den ganzen Tag Wohlgeruch verströmten, erklärt mir Christian.

 

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Grab eines Rektors

 

Die Gruft flößt mir Ehrfurcht vor der Ewigkeit ein. Danke Christian für die Augenblicke aus einer anderen Zeit, die du mir an einem ganz normalen Arbeitstag zum Geschenk gemacht hast.

 

Leicht ist es nicht mit dem Dialekt, besonders für jene, die Deutsch erst im Erwachsenenalter lernen. Aber auch viele Deutsche tun sich schwer in manchen Alltagssituationen. Was mich besonders freut ist, wenn sich Deutschlernende darauf einlassen auch so manches Dialektwort zu benutzen. nix oder net

Ein Klassiker, der aber leider oft falsch gebraucht wird, ist das Wörtchen „nix“. Klar ist, dass es eine Verneinung ist. Leider wird es oft mit dem Wörtchen „net“ verwechselt. Dann kommt es zu Sätzen wie: „Ich kann nix kommen.“ Darum ist es mir wichtig in meinen Deutschkursen immer wieder Dialektwörter und deren richtigen Gebrauch zu erklären.

Eine besondere Herausforderung sind die Richtungsadverbien: hinauf, hinunter, hinüber, herüber, herauf, herunter… Diese hochsprachlichen Wörter im Dialekt zu erkennen, erfordert viel Phantasie. Denn „aufi, owi, ummi, umma, aufa, owa“ oder noch schwieriger „zuawi, doni“ stehen in keinem Lehrbuch. Eine Schülerin meinte nach der Präsentation der Richtungsadverbien im Dialekt einmal: „Jetzt kann ich endlich meine Chefin verstehen.“

Aber auch der Konjunktiv hat so seine Tücken. Einfach ist es mit „hätte, wäre und würde“, aber „fände, ginge, käme“ haben schon so manchen verzweifeln lassen. Im Dialekt den Konjunktiv zu erkennen ist dann schon für Fortgeschrittene. Denn wer vermutet schon hinter der Endung „-at“ den Konjunktiv? Im Dialekt sagen wir: „gangat, tatat, kunntat, mechat“, das zu verstehen, geht nicht ohne eine kleine Extrastunde im Deutschkurs, die ich immer wieder gerne mache. Und wir haben viel Spaß dabei!

 

 

Sicher schon mehr als zehn Mal habe ich die Hagia Sophia besucht und immer wieder bin ich überwältigt. hagia

Von außen sieht sie aus wie eine alte Schildkröte, die nichts erschüttern kann, die schon alles gesehen hat. 1500 Jahre bestimmt sie schon die Silhouette von Istanbul, vormals Konstantinopel, vormals Byzanz. In nur 6 Jahren als Kirche erbaut, dann Moschee und jetzt Museum, trotzt sie den wechselnden Herrschaften und lässt alle Besucher staunen. Schon die Vorhalle wäre ein Gotteshaus für sich, die Haupthalle mit ihrer riesigen Kuppel macht einen ergriffen. Immer wieder. Die wundervollen Mosaike erzählen von Jesus, Kaisern und Engeln.

Wer daran glaubt, kann die „Schwitzende Säule“ berühren.

So sollen Wünsche in Erfüllung gehen, manch einer wurde der Legende nach schon von einer schweren Krankheit geheilt.katze hagia

 

Und dieses Mal wartet noch eine Überraschung in der Hagia Sophia.

Eine Katze scheint sie als ihr Revier gewählt zu haben. Von den Touristen holt sie sich ihre Streicheleinheiten. Majestätisch sitzt sie am Geländer und verteilt ihre Gunst an die vorüberziehenden Menschen aus aller Welt. Und nur wenige können widerstehen und an ihr vorübergehen ohne sie zu betrachten oder zu berühren. Sperrt die Hagia Sophia zu, dann wird aus der Samtpfote wohl ein Mäusetiger.

Die ganze Nacht hat sie Zeit sich die fettesten Nagetiere für ein Festmahl zu holen.

Mahlzeit!

 

Danke Christian für das Foto, das du mir heute aus Barcelona geschickt hast. Die Sagrada Familia ist immer wieder ein toller Anblick. Und was mir besonders gut gefällt ist das Unvollendete der Kirche. 1882 hat der Bau nach einem Entwurf von Antonio Gaudi begonnen. Mit der Fertigstellung wird in den nächsten 15 Jahren gerechnet. In dieser langen Zeit gab es immer wieder Streit, ob sie eigentlich fertig gebaut werden sollte. IMG_2760

Noch erstaunlicher ist die Geschichte des Kölner Doms. Begonnen im 13. Jahrhundert gab es bis ins 19. Jahrhundert einen Baustopp. Erst dann wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und sie gehen bis jetzt weiter.

Man stelle sich das heutzutage vor. Alles muss so schnell wie möglich fertig sein. Etwas sein zu lassen und erst nach langer Zeit wieder weiter zu machen, vielleicht auch Generationen später- unvorstellbar! Aber vielleicht macht gerade die Langsamkeit das Besondere dieser Gebäude aus. Die Ideengeber kennen das Ergebnis nicht, trotzdem haben sie etwas Wunderschönes auf den Weg gebracht. Faszinierend :)

 

 

Ein Beitrag unserer Gastautorin Gudrun Kavalir

Die digitale Welt macht alles leichter, schneller und überall verfügbar. Ach wirklich?!

Ich bin seit Stunden dabei, aus der auf CD gebrannten Musikfiles zu machen, um sie dann auf die Speicherkarte meines mp3-Players zu kopieren… und jetzt scheitert es daran, dass ich einen Adapter für die Karte brauche, um sie in den Slot am Laptop zu schieben. Die Verbindung mit dem USB-Kabel funktioniert nämlich nicht und die Karte ist zu klein für den Schlitz… Warum ist das alles so kompliziert geworden? Schon allein diese Begriffe machen mich ganz irre! Wir normalen „User“ verstehen diese Geräte und wie sie funktionieren ja eigentlich nicht wirklich. Wie auch? Oder weiß jemand, was 0010100111001010010100100111 bedeutet? … Ich will sofort meinen Walkman zurück!!! tast

Nutzen wir tatsächlich alle Funktionen, die ein Smartphone oder BlackBerry uns theoretisch bieten? Kennen oder verstehen wir sie überhaupt? Freilich kommt ein Mobile Phone unserem Bedürfnis nach Kommunikation mit anderen Menschen entgegen, egal ob friend oder nicht friend. Jeder ist immer und überall für jeden erreichbar. Theoretisch zumindest. Das gibt uns doch ein Gefühl von Sicherheit, von Verbundenheit, von Nicht-Alleinsein. Aber was ist, wenn der Akku leer und das Ladegerät unauffindbar?

Seien wir doch ehrlich mit uns und der Welt. Wer wollte nicht auch schon mal seinen PC oder Laptop aus dem Fenster werfen, weil der wieder irgendwas macht oder nicht macht, was man eben grade nicht will oder doch gerne hätte? Stunden, Tage verbringen wir damit, uns mit Geräten zu beschäftigen, die unser Leben oder die Kommunikation miteinander erleichtern und beschleunigen sollten. Wir vergeuden dabei unsere Lebenszeit, und das auch noch in schlechter Stimmung, nur weil sich der Computer aufgehängt hat. Soll er doch, wenn es ihm Spaß macht. Ich werde es wegen ihm jedenfalls nicht tun. Aber ich will dann auch meine Zeit nicht mehr weiter verschwenden. Nichts kann so wichtig sein, dass ich sie mir von diesem Gerät rauben lasse. Ich werde es abschalten und etwas anderes tun. Lesen zum Beispiel.

Aber nicht

0010100111001010010100100111

sondern

abcdefghijklmnopqrstuvwxyz.