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Ungeachtet zu erwartender Hitzerekorde in den nächsten Tagen: Dieser Sommer ist gelaufen. Das wars. Zumindest was die großen Blockbuster dieses Kino-Sommers angeht.

Mein Resümee: Es war ein Sommer mit vielen Enttäuschungen – aber auch mit ein paar erfreulichen Ausnahmen.

Rückblicke

Mit Alien Covenant hat Regisseur Ridley Scott gezeigt, dass es ihm wurst ist, was sein Publikum von einem Alien-Film erwartet. Nämlich Aliens – oder zumindest Antworten auf Fragen, die er im letzten Alien Film selbst aufgeworfen hat. Das Konzept, dass wir mehr darüber erfahren, was den Androiden David (Michal Fassbender) dazu antreibt, die Menschheit auszulöschen, indem er die Aliens erschafft hätte interessant sein können. Es war aber ein bisschen langweilig.

Pirates of the Caribbean – Salazars Rache brachte uns Johnny Depp als Captain Jack Sparrow zurück. Disney hat sich darauf verlassen, eine herumtorkelnde Karikatur der Kultfigur zu präsentieren. Nein. Das reicht nicht. Jack Sparrow hat jede Genialität verloren und ist wirklich nur mehr ein jämmerlicher Trunkenbold. Nicht witzig. Dazu noch ein fades Liebespaar, das ich schon vergessen hatte, noch bevor der Abspann zu Ende war.

Die Mumie – Hab ich mir gleich gar nicht angesehen. Die Bewertungen auf Rotten Tomatoes waren so unterirdisch, dass mir jede Lust verging. Universal hat damit – nach Dracula Untold – den zweiten Einstieg in sein Dark Universe vergeigt. Niemand freut sich mehr als ich, wenn die Figuren alter Universal-Horrorklassiker wieder auf die Leinwand kommen – super Idee. Aber nicht, wenn ein Tom Cruise-Actionspektakel draus wird – ganz ohne Horror.

Transformers hab ich ebenfalls ausgelassen. Ich bin ja älter als zehn.

Lichtblicke

Je weiter der Sommer voranschritt, je mehr Enttäuschungen ich erlebte, desto nervöser wurde ich wegen der zwei Filme, auf die sich all meine Hoffnung konzentierte, dass es doch noch richtige Sommerkino-Unterhaltung gibt: Wonder Woman & Spider Man Homecoming.

Wonder Woman

Die DC Comic Filme von Warner Brothers mussten viel Kritiker-Schelte einstecken in den letzten Jahren – ob Man of Steel, Batman v Superman oder Suicide Squad. Trotz des finanziellen Erfolgs der beiden Letzteren war Wonder Woman für viele jener Film, der entscheiden sollte, ob das DC Comic Cinematic Universe noch eine Zukunft hat. Und – wow! – Wonder Woman war ein voller Erfolg. Die Superheldin wurde zur feministischen Ikone des Sommers und zum Liebling der Kritiker und des Publikums. Zumindest in den USA. Hier wurde der Film zwar gelobt, aber die Besucher hielten sich etwas mehr zurück. Die schauten hierzulande lieber Pirates und Mumie. Wers bisher nicht gesehen hat – noch läuft die Geschichte, wie die griechische Amazone (perfekt verkörpert von der Israelin Gal Gadot) im ersten Weltkrieg gegen niemand geringeren als Ares selbst antritt.

Hier stimmte alles: Story, Action, Technik und ein Feminismus, der Männer nicht abschreckt, sondern das Miteinander von Männern und Frauen in den Vordergrund stellt. Bitte mehr davon!

Spider-Man Homecoming

Innerhalb 12 Jahren wurde also das dritte Mal eine Spider-Man Reihe begonnen. Ob dieser Film wohl etwas Neues darüber zu erzählen wusste, wie der Schüler Peter Parker zu Spider-Man wird? Überraschung! Hier wird keine Entstehungsgeschichte erzählt. Dort, wo die Geschichte beginnt, hat Peter Parker (Tom Holland) bereits seine Spider-Fähigkeiten. So kann es gleich zur Superhelden-Sache gehen. Neben der Action wird Spider-Man Homecoming seinem Titel gerecht. Denn es ist auch irgendwie ein typischer Highschool-Film. Warum auch nicht? Peter ist noch Schüler. Natürlich hat der deshalb auch normale Probleme eines Jugendlichen seines Alters. Und endlich gibt es einen wirklich bedrohlichen Bösewicht in einem Superhelden-Flm: Birdman-Darsteller Michael Keaton gibt den düsteren Superhelden-Schrottsammler Vulture. Groß-ar-tig!

Ausblicke

Zugegeben, ein großer Sommerblockbuster kommt noch in die Kinos. Am 4. August beginnt der dritte Teil aus der Planet der Affen-Reihe: Survival. Ob es sich lohnt ihn anzusehen? So gelungen ich den ersten Teil fand, so sehr enttäuschte mich der zweite. (Hier nachzulesen)

Und? Wie war der Kino-Sommer für euch so?

Schon im Alter von vielleicht 11 oder 12 Jahren liebte ich Horrorfilme. Die gab es jeden Freitag um 22:00 Uhr auf FS2, so hieß damals der zweite Kanal des ORF. Auch wenn ich mich noch so sehr fürchtete – ich schaute jede Woche wieder, unter Aufsicht meiner Eltern. Falls der Horror zu schlimm wurde, wollten sie umschalten. Das mussten sie nie, denn die Filme damals waren harmlos. Meistens waren es alte Horrorfilme der britischen Hammer Studios mit Peter Cushing und Christopher Lee und viele Horror-Klassiker wie Frankenstein usw.

In den Nächten danach war ich dann doch ein bisschen ängstlich. Das beste Mittel gegen Angst: viiiel Licht. Und wo ein Raum nicht voll ausgeleuchtet war, trappste ich vom Schein der einen Lichtquelle in den Lichtkegel der nächsten – bis ich in meinem Bett ankam.

Dem Regisseur David F. Sandberg muss es als Kind wohl ähnlich ergangen sein. Vor drei Jahren reichte er bei einem Online-Bewerb dann den dreiminütigen Kurzfilm Lights Out ein. Licht einschalten, Licht ausschalten war in diesem Film ein Spiel mit der Angst. Lights Out war online ein großer Erfolg und wurde millionenfach angeklickt und zigtausendfach geteilt.

[Seht hier den Kurzfilm – oder scrollt runter und lest weiter]

Wenn das Licht aus ist, kommt die Angst. Viele kennen das. Kann man aus so einem Kurzfilm überhaupt einen Langfilm machen? Lights Out gelingt das ganz gut – sogar ohne die Story über Gebühr auszudehnen. So genügen Sandberg knackige 81 Minuten, ca. eine halbe Stunde weniger als heute ein durchschnittlicher Film dauert. Wer sich gerne erschrecken lässt, kommt jedenfalls auf seine Kosten. Natürlich könnte man sich auch den dreiminütigen Kurzfilm mehrmals hintereinander ansehen. Schließlich besteht der Horror immer darin, dass die unheimliche Gestalt bei Licht nicht zu sehen ist. Und jedes Mal, wenn das Licht ausknipst wird, nähert sie sich ganz bedrohlich.

Gibt es denn eine richtige Geschichte?

Erstaunlicherweise ist es gelungen, die recht simple Idee des Kurzfilms mit einer Geschichte auszuschmücken. Eine Familie wird von der unheimlichen Gestalt terrorisiert. Diese Gestalt hat eine starke Bindung zu der psychisch kranken Mutter des Jungen der Familie. Als seine große Schwester versucht, ihn von zu Hause und der Mutter fernzuhalten, gerät die gesamte Familie zunehmend in Gefahr.

Ich möchte hier nicht allzu viel hineininterpretieren. Eine Erklärung, dass die Ereignisse nur die Wahrnehmung einer psychotischen Person sind, wie z.B. in The Babadook, lässt sich bei Lights Out nicht gut ableiten. Nimmt man aber die Horrorszenen weg, dann bleibt noch immer die Geschichte einer Familie, die durch die psychische Störung der Mutter großen Belastungen ausgesetzt ist. Und genau diese Geschichte macht letztlich den Film interessanter als erwartet und auch die Charaktere lebensechter, als wir es von solchen Schockern gewöhnt sind.

Kein großer Film, aber mit Stärken

Ein Schwachpunkt des Films ist, dass die Fähigkeiten der Gestalt, die sich nur durch die Dunkelheit bewegt, nicht ganz konsequent durchdacht sind. Außerdem bemüht die Story recht überstrapazierte Horror-Klischees: Das Licht fängt zu flackern an, wenn die Gestalt in der Nähe ist. Manchmal fällt das Licht auch aus, wenn’s grade passt – mitunter sogar im ganzen Wohnviertel. Wie die Stromversorgung manipuliert wird, bleibt unerklärt. Mit ein bisschen mehr Mühe, hätte sich dieses recht abgenutzte Mittel vermeiden lassen.

Doch eines muss man dem Film zugute halten: Es gibt nicht ständig unnötige Jump Scares, also Schreckmomente, bei denen das Publikum vor Schreck fast aus den Sesseln springt. In den meisten Filmen stellt sich dann heraus, dass gar nichts Gruseliges passiert – da fliegt zB nur eine Taube laut flügelschlagend auf oder eine Katze springt von irgendwo kreischend ins Bild. Sehr lustig. Lights Out hingegen hat Jump Scares richtig eingesetzt: Wenn das Publikum hochschreckt, dann weil tatsächlich etwas Gruseliges passiert.

Alles in Allem

Lights Out ist äußerst unterhaltsamer Film und guter Horror. Der Beweis dafür: Das Kinopublikum wirkte durchwegs gespannt – entsprechend still war es im Saal. Einen Comic Relief-Moment bietet der Film nur ein einziges Mal. Nach über einer Stunde Nägelkauen kam es gerade recht, dass die junge Frau neben mir für einen zweiten Comic-Relief-Moment sorgte – ganz einfach, indem sie laut nieste. „Gesundheit“ tönte es aus allen Ecken des recht gut besuchten Saals. Nach etwas Lachen fühlten sich alle erleichtert – aber nur für kurze Zeit.

Meine Bewertung bei IMDB: 7 Punkte
Tolles Horror-Sommerkino, das menschliche Urängste trifft. Ohne große Ansprüche, aber wirksam. Denn: Nichts ist so gruselig, wie die Dunkelheit.

Mein jüngstes Filmerlebnis handelt von einem feinen Pinkel. Doch wenn er Schurken das Handwerk legt, trägt er Maske und Cape. Er springt hoch (über Pferde drüber!) und weit – und er klettert sogar Fassaden hinauf.
Batman? Nein. Es ist Zorro! Douglas Fairbanks (nicht Antonio Banderas) spielt den tollen Draufgänger – in einem fast 100 Jahre alten Film aus 1920.

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Szenenfoto aus „The Mark of Zorro“ (zur Verfügung gestellt: Internationale Stiftung Mozarteum)

Wie in der Kindheit
Ein Stummfilm? Ja. In meiner Kindheit gabs die sogar noch regelmäßig im Fernsehen. Stan Laurel und Oliver Hardy (alias Dick und Doof), Charly Chaplin und Buster Keaton – ich kannte sie alle. Meist liefen ihre Filme im Vorabendprogramm (auf ZDF in der Sendung „Väter der Klamotte“). Sie waren allerdings rein auf die Slapstick-Szenen zusammengeschnitten – verstümmelt muss man sagen. Egal: Ich saß mit Mama, Papa, Schwester und manchmal auch Oma vorm Schwarzweiß-Fernseher und wir alle hatten einen Riesen-Spaß.

Doch irgendwann verschwanden die Stummfilme. Na klar. Alle hatten inzwischen Farb-Stereofernseher. Wer würde sich da Schwarzweiß mit knisterndem Klaviergeklimper anschauen?

Tatsächlich konnte ich mich viele, viele Jahre nicht zu einem Stummfilm hinreißen lassen. Und es gab nicht wirklich viele Gelegenheiten dazu. Bis ich dieses Jahr im Mai eingeladen wurde, im Mozarteum einen Stummfilm zu sehen. „The General“ ein toller Film mit dem wirklich großartigen Schauspieler Buster Keaton. Es gab und gibt nur wenige, die Tragik und Komik so verbinden und außerdem noch Autor, Regisseur und sonst auch noch alles sind.

Kino zum Faschingsbeginn. Wer maskiert war, hat gratis Popcorn bekommen (Foto: Walter Oberascher)

Kino zum Faschingsbeginn. Wer maskiert war, hat gratis Popcorn bekommen
(Foto: Walter Oberascher)

Richtige Stimmung im Saal
Ich war erstaunt, wie viel Spaß man im Kino haben kann. Zum ersten Mal erlebte ich in einem Kino eine Stimmung, wie sie sonst höchstens mal bei einer Nachtvorstellung von „The Rocky Horror Picture Show“ vorkommt. Alle lachten und fieberten gleichzeitig mit dem Helden der Story mit. Und besonders gelungene Stunts oder Slapstick-Szenen wurden mit tosendem Zwischenapplaus belohnt.

Nicht nur, dass es ein tolles Gefühl eines gemeinsamen Filmerlebnisses mit anderen Leuten war, es wurde mir bei dem vielen Gelächter auch bewusst, wie wenig das Publikum bei heutigen Komödien lacht. Nicht halb so viel wie bei diesem ewig alten Film mit einfacher Technik und ohne Ton. Und es gibt in modernen Kino-Komödien tatsächlich bei weitem weniger zu lachen. Haben Drehbuchautoren und Regisseure heute ein weniger gutes Gespür für Humor? Oder liegt daran, dass der Humor in den Stummfilmen einfacher, dafür aber zeitlos ist?

Auch Zorro, ein echtes Superhelden-Actionspektakel, hat sein Publikum mitgerissen. Es wurde viel anerkennend geraunt – und auch gelacht. Natürlich mitunter auch, weil so manches ein bisschen unfreiwillig komisch wirkt. Aber ist das nicht egal? Das Wichtigste ist, dass ein ganzer Saal sich wirklich gut unterhalten hat. Alle haben gut gelaunt mit einem Lächeln den Saal verlassen und sich noch begeistert über den Film unterhalten. Das ist Kino, das seine Aufgabe voll erfüllt.

 

Das Chinese Theater in Hollywood –  schon das Kino selbst sollte eine exotische Welt sein

Das Chinese Theater in Hollywood –
schon das Kino selbst sollte eine exotische Welt sein

Das Erlebnis beginnt mit dem Ort
Ich war vor kurzem in Kalifornien und habe als Filmfan freilich auch Hollywood besucht. Unter anderem machte ich eine Tour durch das Chinese Theater. Dieses Lichtspiel-Theater wurde aufwändig ausgestattet und sollte dem Publikum schon alleine durch das Gefühl, eine andere Welt zu betreten, ein besonderes Erlebnis bieten. Das Mozarteum kann man hier schon etwas vergleichen. Alleine einen Film im wunderschönen großen Saal des Mozarteums zu sehen, ist etwas Besonderes. Und vielleicht ist es für Leute, die keine Klassik-Fans sind, ja eine Gelegenheit, überhaupt zum ersten Mal einen Konzertsaal zu besuchen.

Nur ein Kircheninstrument?
Normalerweise ist die große Orgel vorne im Saal der Blickfang. An den Filmabenden ist sie zwar durch die Leinwand verdeckt, dafür steht sie akustisch im Mittelpunkt. Sowohl „The General“ als auch „The Mark of Zorro“ wurden von dem Amerikaner Dennis James begleitet. Er ist ein wirklicher Experte der Stummfilmbegleitung und mit seiner Kunst hat er einen großen Beitrag zum Revival des Stummfilms insgesamt geleistet, entnehme ich dem Programmheft. Vor der Vorstellung gibt er eine kleine Einführung zur Handlung des Films und zu den Hauptdarstellern. Man merkt ihm den Stolz und die Begeisterung an. Nur wenige Leute sind echte Liebhaber der Orgel als Instrument – ich bin es auch nicht vorbehaltlos. Wenn jedoch Dennis James loslegt, merkt man erst, wie vielseitig die Klänge der Orgel sind und wie gut dieses Instrument Gefühle und Stimmungen ausdrückt. Fast zwei Stunden lang ohne Pause spielte der Meister-Organist und machte damit den Filmgenuss erst komplett.

Ich möchte allen empfehlen, sich einmal diese Art des völlig analogen und zugegeben altmodischen Filmerlebnisses zu gönnen. Und ich verspreche: Es macht Lust auf mehr.

Am 28. April 2015 zeigt das Mozarteum wieder einen Stummfilm: „The Lost World“ aus 1925 – sozusagen ein Vorläufer von „Jurassic Park“. Neugierig? Ich hoffe es.

Karten fürs Mozarteum gibt es hier.

Ein Held befreit sein Volk von seinen Unterdrückern und wird zum König. Er regiert in einer Zeit des Friedens – bis ein Mann des Nachbarvolks (die ehemaligen Unterdrücker) sich versehentlich in das Reich dieses Königs begibt und aus Angst einen jungen Mann erschießt. Anstatt den ängstlichen Mörder zu töten, lässt ihn der König nur aus seinem Reich fortjagen. Ein Fehler, denn ein bislang treuer Gefolgsmann unterstellt dem König Schwäche. Ihm dürstet nach Rache und Macht. Vordergründig noch immer den treuen Vasallen spielend, vereitelt er wiederholt das friedliche Nebeneinander mit dem Nachbarvolk und wiegelt sogar den jugendlichen Sohn des Königs gegen seinen Vater auf.

Ach ja, bei dem Film, den ich hier gesehen habe, handelt es sich nicht um ein Fantasy-Epos in einer pseudo-mittelalterlichen Welt, sondern um „Planet der Affen – Revolution“ (Rise of the Planet of the Apes).

Will er genauso wie ein Mensch sein? (Foto: Thomas Lersch/http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Will er genauso wie ein Mensch sein?
(Foto: Thomas Lersch http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)


Viele Verfilmungen

Ich mochte die „Planet der Affen“-Filme der 70er Jahre, wobei natürlich der erste Film ein unsterblicher Klassiker ist. Das Remake mit Mark Wahlberg aus dem Jahr 2001 war uninspiriert. Einzig das Ende hätte originell sein sollen, doch leider war es nur völlig unsinnig. Als vor drei Jahren „Planet der Affen – Prevolution“ (Rise of the Planet of the Apes) in den Kinos lief, war ich überrascht: Der Film bot eine wirklich gute Geschichte. Das Schicksal des im Pharma-Labor geborenen Schimpansen, Caesar [in beiden Filmen: Andy Serkis], war berührend und dramatisch. Die gesellschaftskritische Geschichte war gut aufgebaut und ein überzeugendes Prequel, das die Auslöschung der Menschheit und den Aufstieg der Affen ankündigte.

Nach so einem Film durfte man sich von der Fortsetzung einiges erwarten. „Planet der Affen – Revolution“ setzt 10 Jahre nach dem Ende des ersten Teils an: Die Menschen sind fast vollständig ausgelöscht und die Affen, dank früherer Medikamenten-Versuche nun mit stark erhöhter Intelligenz, haben die Wälder außerhalb San Franciscos besiedelt. Dort haben sie sich eine Burg gebaut, Waffen gefertigt, Pferde zugeritten. Sie beleuchten ihr Zuhause und jagen Wild, das sie dann über offenem Feuer braten.
Das Leben ist ein bisschen wie das der Wildlinge in der Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Ich wurde ich den Vergleich die ganze Zeit über nicht los. Der einzige Unterschied ist: Wäre die Geschichte von „Game of Thrones“ so konventionell und ihre Charaktere so platt, wäre die Serie nie zum weltweiten Hit geworden.

So schön war San Francisco mal – bevor die Menschen fast ausgestorben waren

So schön war San Francisco mal – bevor die Menschen fast ausgestorben waren


Nachahmenswerte menschliche Gesellschaft?

Ich habe den Eindruck, dass man sich bei „Planet der Affen – Revolution“ ein bisschen zu sehr darauf verlassen hat, dass das Publikum sich von den aufwändigen computer-generierten Bildern und den Affen (in beeindruckender Motion bzw. Performance Capture-Technik) blenden lässt.

Auch wenn man bereit ist, die Handlung als sehr konventionell aber grundsätzlich solide zu akzeptieren, bleibt ein Makel: Würde der Film die Geschichte zweier Menschenvölker erzählen, müsste man nichts daran verändern. Sprich: Es gibt keinen Grund, warum die Geschichte überhaupt von Affen handelt. Offenbar haben sich die Drehbuchautoren keine Gedanken dazu gemacht, wie Affen ihre Gesellschaft organisieren könnten. Würden sie diese wirklich 1:1 so gestalten wie die Menschen es tun würden? Bei aller Ähnlichkeit zwischen Hominiden und Menschen: Ist genau wie ein Mensch zu sein das einzig erstrebenswerte Ziel intelligenter Affen? Und wäre ihre Einstellung anderen Tieren gegenüber genau dieselbe, wie jene des Menschen?

Doch das sind nur Nebenfragen. Im wesentlichen geht es darum, wie Menschen und Affen einander als Feinde betrachten. Die jeweils andere Spezies gehört vernichtet, so die Propaganda der Unruhestifter auf beiden Seiten. Der Film bietet psychologische Erklärungen für das Handeln der Kriegstreiber – das ist auf der Seite der Affen das ehemalige Versuchtstier, Koba [Toby Kebbell], und auf Seite der Menschen Dreyfus [Gary Oldman]. Doch anstatt Vielschichtigkeit wurden diesen Figuren nur platte Klischees aufgestülpt. Und wo diese zu finden sind, bleiben reichliche Sentimentalitäten auch nicht weit.

Computer- oder Schauspielkunst?
Wo der Film überzeugt, ist natürlich die technische Perfektion, mit der die Affen sich bewegen. Die Mimik ist freilich ebenso großartig. Es gibt auch schauspielerische Glanzleistungen. Da die Menschen eher auf Statistenrollen reduziert sind (schade um Keri Russel), findet man diese bei den Affen. Koba hat zwei sehr starke, sehenswerte Szenen. Er erinnert Caesar daran, was Menschenwerk ist, und zeigt auf seine Entstellungen, die ihm ein unheimliches Aussehen geben – wie das eines Affenzombies. In einer anderen wandelt er sich vom gerade noch ziemlich furchteinflößenden Eindringling bei den Menschen in einen lustigen Zirkusaffen, der Späße macht und die ängstlichen, schwerbewaffneten Menschen mit seinen Kunststücken köstlich unterhält.
Wie viel davon die CGI und wie viel Schauspielerei ist, ist zwar schwer zu sagen. Aber bei aller Tricktechnik: Ich denke, dass das ohne eine tolle Leistung von Toby Kebbell nicht möglich gewesen wäre.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
„Planet der Affen – Prevolution“ (Rise of the Planet of the Apes) hätte eine interessantere Fortsetzung verdient. Doch gibt es sehenswerte, atemberaubende Bilder und ein paar wenige, schauspielerisch packende Momente.

Hier der Link zum Trailer

von Elisabeth Kaplan
Heute möchte ich über „Rather Be“ von Clean Bandit mit Gastsängerin Jess Glynne schreiben.Der Song stammt aus England und hat Europa bereits erobert. Vor einigen Wochen hat er auch in die Billboard Charts Einzug gehalten. Meiner Meinung nach ist der Song deswegen so einnehmend, weil er einem so vertraut vorkommt. „Rather Be“ ist ein Song, der zwar wenig Originelles bietet, dafür aber raffiniert verschiedene lemente kombiniert, die wir bereits kennen.

Anleihen aus vergangenen Jahrzehnten

Die Verwendung von Streichern, zum Beispiel, hat Tradition im Dance-Genre: denken wir nur an Siebziger-Jahre Disco-Hits wie die von Chic oder vom Soundtrack zu Saturday Night Fever. Andere Elemente erinnern an die Dancefloor-Hits der frühen Neunziger. Der Klavier-Riff, der im Refrain einsetzt (v.a. ab Minute 2:23; siehe dazu das Notenbeispiel) ist eindeutig inspiriert von den Klavier-Parts in z.B. „Vogue“ (1990) von Madonna oder „Finally“ (1991) von CeCe Peniston. Es gibt auch eine rhythmische Ähnlichkeit mit dem Synth-Orgel-Riff in „Gypsy Woman“ (1991) von Crystal Waters oder „What is Love?“ (1993) von Haddaway. Dazu kommt, dass ich unweigerlich an „No Limit“ (1993) von 2Unlimited denken muss, wenn ich den „No no no no no“-Hook in „Rather Be“ höre.

Notenbeispiel Rather be

 

Geschickt gewählte Stilmittel 

Beim Arrangement verwenden Clean Bandit weitere Stilmittel, die typisch für Dance-Nummern sind. Zum Beispiel, der Aufbau der Drums: Sie steigen um 0:34 mit einem simplen 4-to-the-Floor-Beat ein. Dann werden sie mit jedem Teil dichter und komplexer und gipfeln schließlich in der Hookline („No no no no no / No place I’d rather be“). Ein weiteres klassisches Stilmittel ist der Break um 2:52, bei dem alle Instrumente wegfallen und die Stimme alleine überbleibt – quasi als kurze Verschnaufpause bevor der Song wieder abhebt und den Refrain ein letztes Mal mit voller Power wiederholt. All diese Aspekte geben einem schon beim ersten Anhören ein Gefühl der Vertrautheit. Ein sehr cleverer Schachzug der Band.

Gelungener Crossover

Clean Bandit kombiniert also elektronische Musik mit klassischen Elementen, wobei der klassische Anteil von Track zu Track variiert. 2013 kam „Mozart’s House“, die Vorgänger-Single von „Rather Be“, heraus. Bei dieser faszinierend-schrägen Nummer spielen die Streicher eine wesentliche Rolle – ich finde, es klingt als hätte ein Streichquartett anno 1997 im Raum neben Daft Punk geprobt. Im Fall von „Rather Be“ ist aber die Rolle der Streicher so klein, dass der Song eigentlich auch ohne Streicher funktionieren würde. Der Riff wird zwar gleich zu Beginn von den Streichern vorgestellt, aber sobald die Stimme einsetzt, wird er bereits vom Synth übernommen. Danach werden die Streicher nur sehr dezent eingesetzt. Das ist für mich ein Pluspunkt. Meiner Meinung nach geht es oft daneben, wenn eine Band einfach aus Prinzip versucht ein gewisses Element auf Biegen und Brechen in eine Nummer hinein zu quetschen und dabei das Gesamtbild missachtet. Das richtige Augenmaß ist also essentiell, wenn ein „Fusion“-Konzept funktionieren soll.
Clean Bandit hat auch bei der Wahl der Synth-Klänge kluge Entscheidungen getroffen. Diese Sounds, die bei mir Assoziationen mit alten Atari-Spielen hervorrufen, erzeugen im Zusammenspiel einen Klangteppich, der einen effektiven Kontrast zu den Legato-Phrasen der Streicher und zu den geschmeidigen Vocals schafft.

Gut bei Stimme

Was die Vocals betrifft, freut es mich, dass aus Großbritannien wieder Sängerinnen mit vollen, warmen Stimmen kommen. In den späten Nullerjahren hat ja eher das nasale Klangideal den britischen Pop dominiert, doch derzeit scheint sich der Trend davon wegzubewegen.

Leichte Kost, im besten Sinn. Macht neugierig auf das demnächst erscheinende Album, „New Eyes“, das verspricht, den Deep House/Pop/Klassik-Crossover weiter auszuloten.

Die englische Originalversion gibt’s auf dem Blog von Elisabeth Kaplan:
www.elisabethkaplan.com/Blog/Entries/2014/5/17_Rather_Be_-_Clean_Bandit_feat._Jess_Glynne.html

Und hier ist das Video zu sehen:

Ja, Ben Stiller spielt in Das erstaunliche Leben des Walter Mitty die Hauptrolle. Lest mal bitte trotzdem weiter. Und ja, Ben Stiller hat bei dem Film auch Regie geführt. Es zahlt sich trotzdem aus weiterzulesen – und dann vielleicht sogar ins Kino zu gehen.mitty 1

Walter Mitty [Ben Stiller] ist eine graue Maus. Sein Leben findet er langweilig. So langweilig, dass ihm nichts einfällt, wenn er bei einer Online Dating-Webseite einen „Lieblingsort“ und ein „wichtiges Ereignis“ nennen soll. Deswegen wird sein Profil nicht richtig aktiviert und er kann nicht einmal in der virtuellen Welt eine Frau ansprechen – ganz wie im richtigen Leben.
Walter flüchtet sich aus der Ereignislosigkeit seines Lebens häufig in Tagträume. Dort ist er selbstbewusst und mutig. Und er kriegt die Frau seiner Träume. Dabei braucht er auch im richtigen Leben die Frau seiner (Tag-)Träume nur anzusprechen, denn sie arbeitet wie Walter beim LIFE Magazin und ist gar nicht so unnahbar.
Als Bildnegativ-Verwalter fühlt sich Walter nur in seinem Bildarchiv im Keller des Verlagshauses richtig wohl. Hier leistet er auf seine Weise Großes. Doch das Magazin wird bald eingestellt und einer der größten Fotografen der Welt hat das Foto für das Cover der letzten Ausgabe geliefert. In 16 Jahren ist unter Walters Aufsicht kein Bild verschütt gegangen, doch ausgerechnet das Negativ für das Cover der allerletzten Ausgabe des Magazins ist unauffindbar. Walters Berufsehre, steht auf dem Spiel. Also jagt er dem berühmten Fotografen Sean O’Connell [Sean Penn] um die halbe Welt nach.

Das ungewöhnliche Leben des Walter Mitty erzählt, wie ein kleiner, schüchterner Mann seine Komfortzone verlassen muss, um das Glück zu finden. Dabei entdeckt er, was alles in ihm steckt. Das ist zwar nicht neu und originell, aber es ist wunderbar und einfühlsam erzählt.

Oft originell und darüber hinaus atemberaubend schön sind dafür die Bilder, die uns der Film zeigt. Das Tempo der Geschichte ist gemäßigt, aber nicht langatmig. Ich konnte mich wirklich gut in den gehemmten Walter Mitty, den Nerd mit seinem Nerd-Beruf, hineinversetzen. Eine willkommene Abwechslung, wenn man Ben Stiller-Filme nur als überdrehte Komödien kennt, in denen die Figuren alles andere als glaubwürdig oder lebensnah sind (Zoolander!!!). Man versteht Walter Mittys Einsamkeit, empfindet seine Verlorenheit nach, wenn er ganz allein irgendwo am Ende der Welt dasteht, und ist angesteckt vom Glücksgefühl, wenn er mit jedem Schritt auf seiner Reise seinem Ziel näher kommt. Wohltuend dabei ist, dass Ben Stiller hier als Regisseur und Schauspieler ein wirklich gutes Gespür dafür hat, welche Dosis Emotionen seine Wirkung erzielt, ohne in Schmalz abzudriften.
Unterstrichen werden diese Gefühle noch von wunderschönen Indie- und Folk-Pop-Sounds von José Gonzales, Of Monsters and Men und Junip. Tolle Feelgood-Musik die es sich auch so anzuhören lohnt.mity 2

Der Film bringt einen in die richtige Stimmung, positiv ins neue Jahr zu gehen. Was immer die Vorsätze sein mögen, ob weniger essen, mehr Sport, mehr Zeit für Familie und Freunde, mehr erleben oder „einfach mehr Sein“ (wie Peter es hier auf Zartbitter vor ein paar Tagen geschrieben hat). Wir schaffen uns unser eigenes Glück. Und zwar, wenn wir uns weniger von außen antreiben lassen, sondern mehr wir selbst sind. Dafür müssen wir manchmal nur über den Tellerrand schauen und das Gewohnte, die eigene Bequemlichkeit überwinden. Keine neue Erkenntnis, aber manchmal braucht es einen kleinen Anstupser. Und sei es nur durch einen Film wie Das erstaunliche Leben des Walter Mitty.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte

Ein inspirierender Film, der perfekte Unterhaltung bietet und auch noch ein wenig nachhallt. Das erste Drittel könnte einen ein wenig schneller in die Geschichte führen und die Auflösung ist nicht allzu überraschend, daher hat es nicht ganz für 9 Punkte gereicht, die ich sonst wirklich gern vergeben hätte.