Ein Beitrag unserer Gastautorin Gabriele Rothuber
Unter dem Begriff Intersex fasst man biologische Besonderheiten bei der Geschlechtsunterscheidung zusammen. So können IntersexNeugeborene sichtbare, wie die Genitalien und/oder von außen nicht sichtbare Merkmale, wie Keimdrüsen, Hormone oder Chromosomen beider Geschlechter aufweisen. Bei vielen IntersexPersonen verändert sich der Körper jedoch erst in der Pubertät, wenn etwa eine Verweiblichung bei Burschen oder Vermännlichung bei Mädchen einsetzt.
Aber: IntersexPersonen sind keine Gruppe von behandlungsbedürftigen Kranken, sondern einfach „anders“, also „von der zweigeschlechtlichen Norm abweichend“ geboren!
Intersex ist in Gesellschaften stark tabuisiert, die fast alles auf eine Beziehung von Mann und Frau ausrichten, von Werbung bis zu Heiratsmöglichkeiten. Die Betroffenen leben oft in der Isolation, aus Angst vor Stigmatisierung. Zudem mussten viele von ihnen „geschlechtsangleichende“ Operationen über sich ergehen lassen: auch heute noch werden 90 % aller Intersex-Neugeborenen diesen in den allermeisten Fällen nicht notwendigen, sondern rein kosmetischen Behandlungen unterzogen! Damit einher gehen oft der Verlust der Zeugungs- oder Gebärfähigkeit sowie der sexuellen Empfindungs-fähigkeit. Vorrangiges Ziel der Intersex-Interessensgemeinschaften ist deshalb ein Verbot von Zwangsoperationen an Kindern! Jedes Kind sollte mit seinen eigenen, individuellen Geschlechtsmerkmalen aufwachsen dürfen.
Die HOSI Salzburg möchte neben ihrem Beratungs- und Vernetzungsangebot verstärkt mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf die Lebensrealität intersexueller Personen aufmerksam machen und veranstaltet heuer erstmals den INTERSEX SOLIDARITY DAY am 8.11. im Unipark Nonntal in Kooperation mit der Österreichischen Hochschülerschaft und dem GendUp der Universität. Neben der Hoffnung, mit dem Programm Interessierte aus den Bereichen Politik, Medizin und Pädagogik zu erreichen, ist es ein großes Anliegen, Betroffenen und Angehörigen Mut zu machen, aus der Isolation zu treten.
Die Menschenrechtsinitiative HOSI Salzburg (Abk. für Homosexuellen-Initiative) wurde 1980 gegründet. Im Sommer 2012 nahm der Vorstand das I für Intersex in seine L(esbian)G(ay)B(i)T(rans)-Statuten auf und erarbeitete 2013 ein Positionspapier. Das heißt die „Beschäftigung“ mit der Thematik rund um Intersex ist relativ jung – und trotzdem ist die HOSI Salzburg eine der ersten österreichischen Organisationen, die „Zwischengeschlecht“ thematisiert und somit ihr Beratungsangebot auf Inter* Personen und deren Angehörige erweitert.
Wer mehr darüber wissen möchte kann sich an mich wenden:
Mag.a Gabriele Rothuber intersex@hosi.or.at
Dipl. Sexualpädagogin
Intersex-Beauftragte der HOSI Salzburg
http://www.hosi.or.at/
INTERSEX SOLIDARITY DAY
8. NOVEMBER 2013
Leben zwischen den Geschlechtern
Gehen Sie ruhig davon aus, eine Intersex-Person zu kennen,
ohne es zu wissen – darüber wird nicht gesprochen.
18 Uhr im UNIPARK NONNTAL, Hörsaal Georg Eisler, Salzburg
* „Intersexualität – geschlechtliche Vielfalt anerkennen“
Impulsreferat Mag.a Gabriele Rothuber, Sexualpädagogin beim Verein Selbstbewusst, Intersex-Beauftragte der HOSI Salzburg
* „Die Integration des „I“ in die HOSI Salzburg“
Mag. Josef Lindner, Obmann HOSI Salzburg
* Österreichpremiere des Animationsfilms „Hermes & Aphrodite“ von Gregor Zootzky, 2013, 9:50 Min.
* Podiumsdiskussion: Zur Situation von Intersex-Personen in Österreich: Mag.a Andrea Gruber (Politikwissenschafterin), Alex Jürgen (österreichischer Intersex-Aktivist, Betroffener), Teresa Lugstein (Runder Tisch Menschenrechte Salzburg, Mädchenbeauftragte des Landes Salzburg – make it Büro für Mädchenförderung)
Moderation: Mag.a Alexandra Schmidt (Frauenbeauftragte der Stadt Salzburg)
Pause mit Erfrischungen und Imbiss
Ausklang: Film „Tintenfischalarm“ von Elisabeth Scharang, mit Alex Jürgen, 2006, 107 Minuten
Büchertisch der Rupertus Buchhandlung
Anmeldung und Zählkarten unter: intersex@hosi.or.at
Eine Kooperation der HOSI Salzburg, des Gendup und der ÖH