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Immer wieder kommen wir im Deutschkurs darauf, dass die deutsche Sprache voll mit Fremdwörtern und eingedeutschten Begriffen ist. Was den Schülerinnen das Deutschlernen sehr erleichtert, ist für manche Menschen ein Ärgernis.

Oft hört man die Klage wie viele englische Begriffe sich schon breit gemacht hätten. Seien wir ehrlich, könnten wir es uns vorstellen noch ohne O.K., Manager oder Show auszukommen?

Denn umgekehrt hat das Deutsche auch dem Englischen viele Wörter geschenkt. So wie der Kindergarten oder die Angst. Weltschmerz und Zeitgeist sind selbstverständliche Ausdrücke. Aber wie steht es mit einer Sprache, die schon lange im Deutschen vorhanden ist, ohne dass wir es merken. Das Arabische hat uns viele Wörter gegeben. Noch relativ einfach zu erkennen ist das Wort Alkohol, hier hat sich sogar der arabische Artikel erhalten, ein anderes Rauschmittel ist das Haschisch. Aber besonders viele wirtschaftliche Begriffe sind arabischen Ursprungs, so wie Magazin, Tarif, Risiko oder Ziffer. Ja die Zahlen haben wir auch von den Arabern, es hat das Rechnen etwas vereinfacht, die römischen Zahlen waren denn doch etwas kompliziert für Rechnungen mit höheren Zahlenwerten. Außerdem sprechen wir im Deutschen die Zahlen von 13 bis 99 von rechts nach links, ein Erbe aus dem Arabischen, dort schreibt man ja von rechts nach links.

Müde? Dann wird es Zeit für einen belebenden Mokka mit Zucker, am besten auf dem Sofa liegend. Das ist ein wahres Elixier!

Freuen wir uns darüber, dass die Sprache das widerspiegelt, was über die Jahrtausende den Menschen ausmacht: interkulturelle Kontakte, persönlicher und wirtschaftlicher Austausch!

Mir ist klar, dass viele Menschen bei diesem Geständnis den Kopf schütteln. Wie kann man etwas lieben, das in der Schule oft ein Fach der Qual war. Unmögliche Namen lernen, sich Jahreszahlen merken, die man nach dem Test gleich wieder vergisst und Völker erforschen, die es schon lange nicht mehr gibt. Ja, so kann Geschichte auch sein. Die Geschichte, die ich liebe, beinhaltet aber viel mehr.

Karthago im heutigen Tunesien

 

Mein Zugang ist ein anderer. Geschichte ist für mich Zusammenhänge erkennen und verstehen warum die Welt so ist, wie sie ist. Vor zwei Wochen, war wieder so ein Moment. Erstmals  in meinem Leben stand ich in Karthago  zwischen all den Ruinen. In der Schule haben wir von den Phöniziern, Hannibal und den Punischen Kriegen gelernt, das war es dann. Aber Karthago lehrt mich viel mehr. Als damalige Großstadt im Norden Afrikas, gegründet vor ca. 2800 Jahren, gehörten die Stadt und ihre BewohnerInnen selbstverständlich zum Mittelmeerraum, dort wo die Römer, Ägypter, Griechen und andere Völkerschaften siedelten. Über die Jahrhunderte waren der Handel  von Waren, kriegerische Auseinandersetzungen und der Austausch von Wissen selbstverständlich. In dieser Zeit bildeten sich auch die Begriffe Asien, Afrika und Europa heraus. So nannten die Römer ihre Provinz in Tunesien „Africa“, ohne damit einen Kontinent zu bezeichnen und eine Grenze zu Europa zu definieren. Asien, ein alter assyrischer Begriff mit der Bedeutung „Sonnenaufgang“ bezeichnete das heutige Kleinasien.  Europa ist der Name einer phönizischen Königstochter und bezeichnet nach Herodot einfach die Landmasse nördlich des Mittelmeers.

Was lerne ich daraus? Vor mehr als 2000 Jahren war der Mittelmeerraum eine selbstverständliche Einheit. Es gab noch keine Flugzeuge, Telefonie oder Internet. Trotzdem waren die Grenzen im Kopf wahrscheinlich noch offener als heute. Wir können innerhalb kürzester Zeit mit fast allen Menschen auf diesem Planeten in Kontakt treten, wir sind innerhalb 24 Stunden an fast jedem Punkt der Erde. Aber wir haben Grenzen im Kopf, die uns als jetzt selbstverständlich erscheinen und die wir als „ewig“ hinnehmen. Aber die Geschichte lehrt uns, dass dies nicht immer so war und darum nicht immer so bleiben muss.

ein Beitrag von unserem Gastautor: Josef P. Mautner

Ein Spaziergang durch die Stadt

Was macht die Fundamente einer Stadt aus? Was sind die Grundlagen, aus denen heraus sie sich als Gemeinwesen von freien und gleich berechtigtenMenschen entwickeln kann, statt eine „Todeskrankheit“ (Thomas Bernhard),eine Agglomeration von Ohnmächtigen und Machthabenden, vonArmutsbedrohten und Besitzenden, von Namenlosen und Namhaften zu sein? Was gibt den acht Buchstaben SALZBURG eine Bedeutung, die es wert ist, sie im Gedächtnis zu behalten? Sind es die Grundmauern des alten Domes, dieAltstadthäuser, die Festung oder der „Jedermann“, die großen Einkaufstempelan der Peripherie? Wohl kaum. Wenn es jedoch nicht das an der Oberfläche Liegende, nicht das von allen Beachtete und Gesehene ist, was ist es dann? Der Architekt und Schriftsteller Bogdan Bogdanovic hat in seinen Traumaufzeichnungen eine unterirdische Stadt entworfen, die die Nachtseite,das unbewusste Fundament, die Träume und Erinnerungen der oberirdischenStadt verkörpert, und sich in seinen Träumen auf ausgedehnte Wanderungen in den Straßen dieser unterirdischen Stadt begeben. Seit geraumer Zeit beschäftigt mich die Frage nach diesen unbewussten Fundamenten meiner Stadt, und um ihr (im buchstäblichen Sinne!) nachzugehen, begebe ich mich auf einen Spaziergang durch Salzburg, und lade Sie ein, mit mir vier Orte aufzusuchen , an denen für mich durch Erinnerungsbilder etwas von jenenFundamenten, die ich meine, sichtbar werden kann.

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Diese Frage versucht der Historiker Ian Morris in seinem Werk mit dem Untertitel „Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden“ zu beantworten.

Wer auch immer meint, dass Geschichte langweilig sei und nur aus Zahlen bestünde, der wird in diesem Buch eines Besseren belehrt.  Morris ist nicht nur Historiker sondern auch Archäologe und sein Zugang umfasst mehr als 10.000 Jahre Geschichte. Die Entwicklung von Gesellschaften wird unter anderem von Faulheit, Angst und Habgier mitbestimmt, so Morris. Bestimmend für die Entwicklung ist aber auch die Geographie und somit die klimatischen Bedingungen. Tiere, die sich als Haustiere eignen und somit die Sesshaftwerdung des Menschen ermöglichen, finden sich nicht überall. Eine Giraffe oder  Löwen als Haustiere  im Vorgarten zu haben, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die Gegend um Euphrat und Tigris, Wiege auch unserer Zivilisation, hatte eine Fauna und auch Flora, die den Menschen das Sesshaftwerden erleichterte. Morris Analyse geht bis ins 21. Jahrhundert. Er schafft es Denkweisen und Kulturen aus anderen Winkeln zu beleuchten und uns vor Augen zu führen wie relativ fragil die Macht einer Kultur zu jeder Zeit sein kann. „Wer regiert die Welt“ macht Geschichte erfahrbar und spannender als jeden Krimi. Eigentlich ein Muss für jeden Geschichteunterricht.

Göbekli TepeIm Sommer erlebte ich Geschichte hautnah. Ich besuchte Göbekli Tepe In der Nähe von Urfa in der Südosttürkei. Dort fand man die bis dato älteste Tempelanlage der Welt- 12.000 Jahre alt! Dort zu stehen, wo schon vor Urzeiten Menschen tonnenschwere Steine des Glaubens wegen auf einen Berg schleppten, war ein besonderes Gefühl.  Die Reliefs auf den Steinen stellen Tiere und Wesen dar, unheimlich und schön zugleich. Mit welchen Wünschen und Hoffnungen die Menschen damals wohl dort hingekommen sind? Der deutsche Archäologe Klaus Schmidt, Ausgrabungsleiter in Göbekli Tepe, vertritt die gewagt aber diskussionswürdige These: „Zuerst kam der Tempel und dann die Stadt“. Das würde eine ganz neue Sicht auf die Entwicklung des Menschen werfen.