Die letzten Tage waren heftig. Anfangs noch das unmöglich kühle Wetter. Danach der endlose Regen knapp über der 0-Grad Grenze. Ich liege mit Fieber im Bett. Aber dann kam die Nacht von Samstag auf Sonntag: Das waren Wassermassen, die sich ohne Unterbrechung gnadenlos den Weg auf die Erde bahnten. Am Morgen waren Teile Freilassings nahe bei unserem Haus überflutet. Knapp 200 Menschen mussten evakuiert werden. Ein Arbeitskollege unter ihnen. Ich wusste es erst, als mein Bruder angerufen hatte, ob alles in Ordnung sei bei uns, denn die Bilder sehen erschreckend aus. Die Auto- und Bahnverbindungen nach Salzburg waren unterbrochen.
Bei mir Zuhause war noch alles trocken. Das Gespräch mit dem Nachbarn war alles andere als beruhigend. Er stand schon mit vier Pumpen bereit für den Zeitpunkt, wenn das (Grund-)Wasser kommt. Er hatte es 2002 schon erlebt. Ich entwickelte mit meiner Frau einen Evakuierungsplan für die Sachen im Keller, v.a. die Bilder und unsere Theaterkostüme. Nur kurz überlegten wir, alles nach oben zu räumen. Ein Ding der Unmöglichkeit, denn wenn das Wasser kommt, geht es schnell. Die Diskussion, dass wir zu viele Sachen aufbewahren würden, war nicht zielführend. Kurzer Anflug an Verzweiflung machte sich breit.
Dann kam ein Anruf von einem Freund aus Salzburg: „Wie geht es Euch?“ Das tat gut, wenn jemand in einer Notsituation an dich denkt. Etwas später rief ein Freund an, den ich erst seit kurzem kenne. „Habe die Bilder im Netz gesehen. Wie schaut es aus bei Euch? Braucht ihr Hilfe? Ich habe Zeit zu helfen, auch in der Nacht.“ Ab diesem Zeitpunkt war alles einfacher. Wir entwickelten rasch einen Evakuierungsplan: Was ist absolut wichtig, was weniger, und was kann „geopfert werden“? Die darauffolgende Nacht war unruhig, jede Stunde Beobachtung des Grundwasserpegels. Kommt es oder nicht? Beim Nachbarn kam es. Wir hatten einfach Glück. Entscheidend entlastend war jedoch die Zusage des Freundes „Ich bin da, wenn ihr Hilfe braucht.“ Ich danke dir Martin.
Wenn ich mir die Welle der Hilfsbereitschaft im Zuge dieser Katastrophe anschaue, habe ich den Eindruck, dass wenn es drauf ankommt, unsere Gesellschaft wirklich solidarisch ist.