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Evakuierung in Freilassing Quelle: Salzburg24.at

Evakuierung in Freilassing Quelle: Salzburg24.at

Die letzten Tage waren heftig. Anfangs noch das unmöglich kühle Wetter. Danach der endlose Regen knapp über der 0-Grad Grenze. Ich liege mit Fieber im Bett. Aber dann kam die Nacht von Samstag auf Sonntag: Das waren Wassermassen, die sich ohne Unterbrechung gnadenlos den Weg auf die Erde bahnten. Am Morgen waren Teile Freilassings nahe bei unserem Haus überflutet. Knapp 200 Menschen mussten evakuiert werden. Ein Arbeitskollege unter ihnen. Ich wusste es erst, als mein Bruder angerufen hatte, ob alles in Ordnung sei bei uns, denn die Bilder sehen erschreckend aus. Die Auto- und Bahnverbindungen nach Salzburg waren unterbrochen.

Bei mir Zuhause war noch alles trocken. Das Gespräch mit dem Nachbarn war alles andere als beruhigend. Er stand schon mit vier Pumpen bereit für den Zeitpunkt, wenn das (Grund-)Wasser kommt. Er hatte es 2002 schon erlebt. Ich entwickelte mit meiner Frau einen Evakuierungsplan für die Sachen im Keller, v.a. die Bilder und unsere Theaterkostüme. Nur kurz überlegten wir, alles nach oben zu räumen. Ein Ding der Unmöglichkeit, denn wenn das Wasser kommt, geht es schnell. Die Diskussion, dass wir zu viele Sachen aufbewahren würden, war nicht zielführend. Kurzer Anflug an Verzweiflung machte sich breit.

Dann kam ein Anruf von einem Freund aus Salzburg: „Wie geht es Euch?“ Das tat gut, wenn jemand in einer Notsituation an dich denkt. Etwas später rief ein Freund an, den ich erst seit kurzem kenne. „Habe die Bilder im Netz gesehen. Wie schaut es aus bei Euch? Braucht ihr Hilfe? Ich habe Zeit zu helfen, auch in der Nacht.“ Ab diesem Zeitpunkt war alles einfacher. Wir entwickelten rasch einen Evakuierungsplan: Was ist absolut wichtig, was weniger, und was kann „geopfert werden“? Die darauffolgende Nacht war unruhig, jede Stunde Beobachtung des Grundwasserpegels. Kommt es oder nicht? Beim Nachbarn kam es. Wir hatten einfach Glück. Entscheidend entlastend war jedoch die Zusage des Freundes „Ich bin da, wenn ihr Hilfe braucht.“ Ich danke dir Martin.

Wenn ich mir die Welle der Hilfsbereitschaft im Zuge dieser Katastrophe anschaue, habe ich den Eindruck, dass wenn es drauf ankommt, unsere Gesellschaft wirklich solidarisch ist.

Ein Beitrag unseres Gastautors Alois G. Auinger!

Für Anfang Mai ist es ein bisschen kalt, aber vielleicht sind das bereits die vorgezogenen Eisheiligen. Auf dem Weg zurück vom Briefkasten ein kurzer Blick auf die Titelseite der Morgenzeitung. Skandal und königliches Glitzern. Links unten eine kleine Notiz: Ein junger Mann geht für seinen in Amerika tödlich verunglückten Freund auf eine Pilgerreise. alois

Meine Gedanken schwirren um diesen nur oberflächlich wahrgenommenen Einleitungstext. Trotz des für die Betroffenen bestimmt traurigen Anlasses überkommt mich eine Welle von Dankbarkeit, fast Heiterkeit. Ich spüre in mich hinein, will wissen, woher dieses paradoxe Glücksgefühl kommt.

Peter Roseggers Gedicht kommt mir in den Sinn, und mir wird klar, warum ich so heiter bin.

Ein Mensch wollte seinen Lebenstraum verwirklichen, verließ seine Heimat und wurde Amerikaner. Mit Migrationshintergrund, wie es so technokratisch heißt. Und verunglückt tödlich.

Sein Freund nimmt im Gedenken an ihn die großen Strapazen einer Pilgerreise auf sich. Vielleicht um ihm nahe zu sein, seine eigenen Gedanken und Gefühle zu klären, einen Sinn in dieser Tragödie erkennen zu können.

Ist es nicht wunderbar tröstlich, dass es auch in unserem schnelllebig und oft beliebig gewordenen Leben unverrückbare Werte gibt? Zu allen Zeiten stehen über allem Geschehen Menschlichkeit, Liebe, Freundschaft.

Auch wir hier in Österreich sind neue Heimat für Menschen mit Migrationshintergrund, die ihren Lebenstraum verwirklichen wollen. Nehmen wir sie auch so offen und interessiert auf, wie Amerika den leider verunglückten Österreicher aufgenommen hat?

Können wir das Potential sehen und die neuen Fähigkeiten, die diese neuen ÖsterreicherInnen mitbringen? Die Bereicherung unseres Lebens, die wir so erfahren können?

Versuchen wir es, wir alle sind Menschen. Alle.