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Drei Monate. So lange gibt es jetzt schon die Stallpflicht wegen der Vogelgrippe. Drei Monate sind unsere Hühner deshalb jetzt schon eingesperrt.

Geht doch ganz gut, dachten wir uns in den ersten Wochen. Wir waren gerade von drei Monaten in Kalifornien zurückgekommen. Die Hälfte unserer Hühner hatten wir vor unserer Abreise verkauft. Alle haben einen guten Platz bei lieben Leuten bekommen. Unsere Hühnersitter sollten ja nicht zu viel Arbeit haben, während wir es uns gutgehen lassen. Ein paar Hühner starben während unserer Abwesenheit. An der Pflege lag es nicht, sie starben an Altersschwäche.

Der Stall war also während der Stallpflicht für die 13 verbliebenen Hühner groß genug, aber er hat ein großes Manko: Er ist langweilig. Keine Erde zum Aufscharren, daher keine Würmer und Käfer und auch keine interessanten Pflanzen. Nach ein paar Wochen verbrachten die Hühner nur damit, einfach im Stall herumzustehen. Sie wollten nicht mal mehr ihre Treppe auf und ab laufen. Es gab auch keinen Streit. Nichts.

Wenn die Hühner so deprimiert herumstehen, macht uns das natürlich auch nicht froh. Was tun? Erlaubt sind dicht überdachte Volieren. Wir mussten uns jetzt nur überlegen, wie wir eine solche am besten bauen.

Der Hühnerstall ist 6 Meter lang und gegenüber steht ein ebensolanger 2 Meter hoher Holzstapel. Dazwischen liegt ein Platz von ca. 2 Metern Breite. Besser als nichts.

Den HImmel sieht man durch die Folie nur gedämpft, aber Hauptsache es kommt etwas Licht durch das Planendach

Hier spannen wir einfach ein Dach mit Folie, beschlossen wir. Wir haben jede Menge dunkelgrüne Abdeckplane zu Hause. Doch dann stellten wir fest: Wenn wir die verwenden, dann ist es nicht nur in dem Stück Auslauf zu finster, sondern auch im Stall. Die durchsichtige Malerabdeckfolie ist zu dünn – die reißt beim ersten Regentropfen.

Im Baumarkt haben wir dann Gitterfolie für Gewächshäuser gefunden. Die Konstruktion muss ja nicht ewig halten, also einfach ein bisschen am Stalldach und am Holzstoß angenagelt – und passt schon. Die Seiten noch mit Gitter zumachen, damit keine Spatzen in den Bereich hineinfliegen können. Perfekt.

Die Stalltür öffnete sich zum ersten Mal seit Monaten wieder. Wir hatten uns große Aufregung und Freude unter der Hühnerschar erwartet – ein Gedränge und einen Hickhack darum, welche der Damen als erstes ins Freie darf. Nichts. Die Luke war offen, doch unsere Hühnerschar blickte einander nur ratlos an.

Wird wohl eine Minute dauern, dachten wir uns. Es dauerte zwei Minuten und noch immer machte kein einziges Huhn Anstände, sich nach draußen zu bewegen. Was für eine Enttäuschung! Also scheuchten wir sie raus.

Jetzt standen sie also in ihrer Voliere. Weit herumfliegen kann man darin nicht, aber das tun Hühner auch so nicht. Sie schritten den Platz ab, pickten und scharrten ein bisschen – doch nach 20 Minuten waren alle wieder drin.

Irgendwie komisch hier in der Frischluft – schnell wieder in den Stall

Sie werden sich daran gewöhnen. Und um die Neugierde unserer Hühner etwas zu wecken, werden wir den Platz ein bisschen interessant gestalten: mit Baumstümpfen und großen Blumentöpfen voll Erde. Ein Sandbad bekommen sie auch noch. Mal sehen, was uns sonst noch einfällt.

Die Stallpflicht dauert mindestens noch bis Ende März, wenn nicht länger. Hoffentlich können wir danach wieder den gesamten Auslauf freigeben. Auf 400 Quadratmetern Wiese macht Hühnern das Leben eindeutig mehr Spaß.

Letzte Nacht, 25. Dezember 2016, ist George Michael im 53. Lebensjahr gestorben. Ausgerechnet an Weihnachten – wie traurig und irgendwie ironisch zugleich. Denn: Der Name George Michael ist auch so schon untrennbar mit Weihnachten verbunden.

Last Christmas wurde 1984 erstmals veröffentlicht und war einfach ein Instant-Klassiker. Etwas Schmalz darf an Weihnachten schon sein und so spielten wir den Weihnachtshit bis zum Gehtnichtmehr – und sangen inbrünstig mit. Und hofften so manche Wham-Hasser, dass der Spuk im Jahr darauf sein Ende haben würde, so festigte sich die Klassiker-Position des Songs mit jedem Jahr nur noch stärker.

Besser allein

Nach Wham mit vielen fröhlichen Tanz-Hits kam George Michaels Solo-Karriere. Und die begann höchst erfolgreich mit dem Album Faith. Danach bat George uns, unsere Vorurteile abzulegen und richtig hinzuhören. Mit Listen Without Prejudice Vol. 1 wollte er uns davon überzeugen, dass mehr in ihm steckt als seichter Pop. Der Anschluss an seine ganz großen Erfolge blieb aus – und Vol 2 ebenso.

Kreativ Leiden

Manchmal vergisst man, wie viele unvergessliche Hits George Michael komponiert und aufgenommen hat. Dabei zogen sich durch sein künstlerisches Leben lange Phasen von Schreibblockaden. Im privaten Leben haderte er mit Schicksalsschlägen – wie der Verlust geliebter Menschen. Depression und Sucht waren die Folge. Doch wie so viele Künstler verarbeitete er diese Erfahrungen und schuf daraus seine besten Werke – im Pop-Geschäft ist das nicht immer synonym mit Publikumserfolg. Doch die Ehrlichkeit in George Michaels Album Older bescherte ihm 1996 nach fast fünf Jahren Abwesenheit ein beeindruckendes Comeback. Es war, als hätten nun tatsächlich alle ihre Vorurteile abgelegt.

Probleme mit der Polizei verarbeitete er später im frechen und recht tanzbaren Song Outside. George Michael hatte seine treue Fan-Basis. Viele davon waren Jugendliche der 80er Jahre – so wie ich auch. Er lieferte noch einige gute Alben, die reifer und ernster waren, doch kommerziell konnte George Michael in den 2000ern nicht mehr an frühere Erfolge anschließen. Das musste er gar nicht, denn er hatte auch so seinen fixen Platz im Pop-Olymp. Auch live ließ er sich nur selten blicken. Ich bin froh, dass ich ihn 2012 noch in Wien mit seiner Symphonica Tour gesehen habe.

Ein Jahr der Abschiede

Die Liste der 2016 verstorbenen Künstler und Entertainer ist lang, doch es waren einige echte Helden meiner Jugend dabei: David Bowie, Prince und jetzt George Michael.

George, du wirst unvergessen sein. Und jeden November, wenn schon das erste Mal Last Christmas im Radio läuft, werde nicht nur ich mich daran erinnern, dass sich bald dein Todestag jährt.

Seht hier das Video von Last Christmas. Singt George Michael zu ehren laut mit.

Danke für deine Musik, George. Ruhe in Frieden

 

[Vorschaubild by: Insasse; Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5/legalcode]

von Carolin Schiefer

Ich liebe das Gefühl, mit mir alleine zu sein – ohne auf irgendetwas zu achten außer auf mich selbst. Sich selbst spüren und einfach mal nachdenken. Tun und lassen können, was immer ich will. Es gibt auch andere Tage, die irgendwie dunkler sind, in denen ich nichts mit mir anfangen will oder kann, in denen ich lieber wenig Zeit mit mir alleine verbringe.

Tage der Einsamkeit?
Was Einsamkeit bedeutet, kann nur jeder für sich selbst feststellen.
Was heißt „einsam sein“ für Menschen, die sozial isoliert sind, weil sie bettlägerig sind oder weil sie nicht angepasst genug sind, unsere Sprache nicht sprechen oder absichtlich ausgegrenzt werden? Deren einzige Kontakte sind oft der Hausarzt, die Dame im Amt oder der Sitznachbar im Bus.

So empfinden manche Menschen das Alleinsein als positiv oder als negativ. Nie kann man sich selbst so nahe sein, sich spüren und über Ziele, Wünsche, die eigenen Leistungen oder das eigene Versagen nachdenken. Das kann natürlich auch sehr schnell schmerzhaft sein, wenn man verpassten Gelegenheiten nachtrauert und nicht gelernt hat, im Jetzt zu leben – oder es nicht aushält.

Buddha_meditatingDazu eine passende Geschichte

Eines Tages kamen zu einem einsamen Mönch einige Menschen. Sie fragten ihn: „Was für einen Sinn siehst du in deinem Leben der Stille und Meditation?“
Der Mönch war damit beschäftigt, Wasser aus einem tiefen Brunnen zu schöpfen. Er sprach zu seinen Besuchern: „Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?“
Die Leute blickten in den tiefen Brunnen: „Wir sehen nichts!“
Nach einer kurzen Weile forderte der Mönch die Leute erneut auf: „Schaut in den Brunnen! Was seht ihr jetzt?“
Die Leute blickten wieder hinunter: „Ja, jetzt sehen wir uns selber!“
Der Mönch sprach: „Nun, als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille und der Meditation: Man sieht sich selber! Und nun wartet noch eine Weile.“
Nach einer Weile sagte der Mönch erneut: „Schaut jetzt in den Brunnen. Was seht ihr?“
Die Menschen schauten hinunter: „Nun sehen wir die Steine auf dem Grund des Brunnens.“
Da erklärte der Mönch: „Das ist die Erfahrung der Stille und der Meditation. Wenn man lange genug wartet, sieht man den Grund aller Dinge.“

Einsamkeit macht krank
Laut Studien ist Einsamkeit das soziale Gegenstück zu körperlichem Schmerz. Die Einsamkeit erhöht den Kortison-Spiegel und damit den Stress. Dadurch kommt es zu Schlafstörungen, Ängsten und Depressionen, aber auch zu Herz- und Kreislauferkrankungen. Darüber hinaus steigt die Sucht- und Selbstmordgefährdung ganz wesentlich.

Menschen in stabilen Beziehungen haben statistisch eine höhere Lebenserwartung als Alleinlebende. Demnach ist Einsamkeit genauso schädlich wie zum Beispiel Rauchen, Alkohol, Fettleibigkeit und Bewegungsmangel. Jeder vierte Mensch unter 18 Jahren fühlt sich einsam. Bei über 65-jährigen sind es sogar 30 Prozent der Gesamtbevölkerung, also jeder dritte.

Kleinigkeiten machen den Unterschied
Eine Lösung gegen Einsamkeit, die für alle passt, gibt es nicht – weil jeder von uns gleichermaßen wundervoll und erschreckend einzigartig ist. Aber jeder kann etwas beitragen.

Schon eine scheinbar nebensächliche Bemerkung gefolgt von einem freundlichen Kommentar führt dazu, dass sich Menschen von ihrer Umgebung wahrgenommen und weniger einsam fühlen. Oft reicht schon ein gut gelauntes „Schönes Wetter heute!“

Es geht also um ganz banale Dinge. Darum möchte ich mit einer ganz einfachen Aufforderung schließen: Seid einfach nett zu anderen. Und zwar immer!

Der ehemalige Profifußballer Andreas Biermann hat sich das Leben genommen. Zehn Jahre litt er an Depressionen. Er ist geschieden und hinterlässt zwei Kinder. Die Depression muss endlich weg vom Tabuthema der Schwäche und hin zu einer normalen Erkrankung gerückt werden.

Der 10. November 2009 war ein Schock für alle Fußballfans. Der deutsche Nationaltorhüter Robert Enke hatte sich das Leben genommen. Gerade ein Mal 32 Jahre alt, hat er sich vor einen Zug geworfen. Der an einer schweren Depression leidende Profikicker hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen – nur die engsten Angehörigen wussten über seine Erkrankung Bescheid. Andreas Biermann nutzte diese Gelegenheit und teilte kurze Zeit darauf öffentlich mit, dass er bereits seit 2004 ebenfalls an Depressionen leide und zwei Selbstmordversuche hinter sich hatte.

Biermann spielte zu dieser Zeit für den FC St. Pauli. Die Hamburger gelten als Kultverein, weil sie gegen den Mainstream schwimmen und sich als äußerst liberal und weltoffen bezeichnen, in der angeblich jeder Mensch seinen Platz findet. Man rühmt sich damit, dass man auch schon Mal einen homosexuellen Präsidenten hatte. Alles andere als aufgeschlossen verhielt man sich allerdings in der Causa rund um Andreas Biermann. Als sich dieser nach dem Freitod von Robert Enke seinen Ängsten stellte und mit seiner Erkrankung an die Öffentlichkeit ging, wurde sein Leben noch schlimmer. Er wurde von da an von den Klubverantwortlichen und Mitspielern gemieden, fast schon wie ein Aussätziger behandelt. Obendrein wurde sein Vertrag nicht verlängert.

Biermann sagte später, dass er sein Outing in gewisser Weise bereut habe, auch wenn es menschlich gesehen richtig gewesen sei. Er hat dadurch aber seinen Job verloren, was die Situation drastisch verschlimmerte. „Eine Depression wird immer noch als Schwäche ausgelegt. Ich würde keinem Fußballprofi raten, damit ebenfalls an die Öffentlichkeit zu gehen“, sagte er. Er verfasste ein Buch, in dem er seine Erfahrungen weitergab, besuchte Talkshows und sprach mit zahlreichen Menschen, die in einer ähnlichen Situation wie er waren. Er ging auf Lesetour und fing an, Psychologie zu studieren. All das half nichts. Andreas Biermann nahm sich am vergangenen Freitag mit 33 Jahren das Leben.

„Eine Depression wird immer noch als Schwäche ausgelegt. Ich würde keinem Fußballprofi raten, damit ebenfalls an die Öffentlichkeit zu gehen“

Eine Depression ist keine Schwäche. Sie ist Ausdruck von persönlichen Befindlichkeiten, oftmals ein Zeichen, dass man gewisse Dinge im Leben verändern muss – ein Hilferuf. Man muss intensiv an sich selbst arbeiten und gewisse Lebensgewohnheiten umstellen. Therapien mit ausgebildeten Psychotherapeuten sowie die Einnahme von Antidepressiva können auf diesem Weg hilfreiche Begleiter sein. In einer Welt, in der oft nur noch Produktivität und die Ellenbogentechnik zählen, ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen an diesem erbarmungslosen System zerbrechen – selbst solche mit einer starken Persönlichkeit. Es ist an der Zeit, zumindest einen Gang zurückzuschalten und das eigene Leben wieder in den Mittelpunkt zu rücken.