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„Du kannst das nicht!“, „Wer braucht dich schon!“ „Was sollen wir mit dir anfangen?“ Das und ähnliches hören oft junge Menschen, die es nicht so leicht haben in unserer Gesellschaft.

Vielleicht, weil sie keine große Unterstützung von zu Hause haben. Vielleicht haben sie aber auch mal eine große Dummheit gemacht. Oder sie haben es versäumt sich rechtzeitig um die eigene Zukunft zu kümmern.

Jetzt gibt es eine Chance für 12 junge Menschen beim Carlavelorep. Es ist eine Einrichtung der Caritas Salzburg, so wie auch die Carlashops. Junge Menschen können sich hier auf den Arbeitsmarkt vorbereiten. Sie lernen eine Tagesstruktur, es gibt eine sozialpädagogische Betreuung und die Chance im ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Caritasdirektor Johannes Dines hat das bei der Eröffnung heute sehr schön gesagt:“Wir stempeln junge Menschen oft ganz schnell ab. Hier im Carlavelorep geben wir ihnen die Chance wieder einzustempeln ins Leben und ins Miteinander. Das ist auch unsere gesellschaftliche Verantwortung.“

Und für die Salzburgerinnen und Salzburger gibt es in der Elisabethstraße 17 einen coolen Fahrradshop samt Werkstätte.

Als Alexandra vom Frauenbüro der Stadt Salzburg und ich im Oktober in Rayfoun das Frauenhaus besuchten, war gleich einmal klar: Da müssen wir was tun.

Rayfoun  liegt im libanesischen Gebirge, hoch über Beirut. Seit einigen Jahren gibt es dort ein Frauenhaus, das auch von der Salzburger Caritas unterstützt wird. Ein Frauenhaus im Libanon hat noch viel schwierigere Rahmenbedingungen als ein Frauenhaus bei uns. Natürlich weiß dort jeder und jede, wo das Frauenhaus ist. Was für die Bewohnerinnen und ihre Kinder nicht ganz ungefährlich ist. Umso wichtiger ist der Schutz des Hauses. In Rayfoun leben durchschnittlich 100 Frauen und Kinder, das Jahr über sind es um die 1000 Menschen. Besonders Arbeitsmigrantinnen finden hier Zuflucht, sie haben oft Jahre der Sklaverei hinter sich, waren Zwangsprostituierte, aber auch zunehmend Frauen aus dem Irak und Syrien suchen Zuflucht vor Gewalt.

Das Team des Frauenhauses in Rayfoun

Immer wieder bedrohen Männer und Anrainer die Frauen und die Mitarbeiterinnen. Darum ist es wichtig die Einrichtung gut zu schützen. Jetzt ist eine Mauer total brüchig und droht einzustürzen. Um die Mauer neu zu errichten und andere dringend notwendige Schutzarbeiten zu machen, braucht das Frauenhaus etwa 25.000 Euro.

Warum für ein Projekt im Ausland spenden?

Alexandra und ich haben uns vorgenommen diese 25.000 Euro hier in Salzburg zu sammeln. Es soll ein kleiner Beitrag dazu sein die Lage für die Frauen zu verbessern, ihnen im Frauenhaus ein sicheres Gefühl zu geben, einfach schlafen zu können ohne dauernd Angst zu haben.

Mit vielen verschiedenen Aktionen wollen wir es schaffen. Wir haben schon beim Frauentag gesammelt und bei diversen Veranstaltungen eine Spendenbox aufgestellt. Bis jetzt haben wir knapp über 3000 Euro.

Manche fragen sich, warum man unbedingt Spenden für das Ausland sammeln soll, es gibt ja bei uns auch sehr viel Armut. Das stimmt. Aber ich glaube, dass es beides braucht. Besonders Länder, wie der Libanon, die so viele Flüchtlinge aufgenommen haben und darum um Stabilität kämpfen, müssen wir unterstützen. Leider ist unsere Regierung bei der internationalen Hilfe nicht besonders ruhmreich. Darum müssen wir den NGOs vor Ort helfen, damit es in diesen Ländern nicht zu größeren Krisen kommt und die Menschen dort eine Chance bekommen.

Bitte helft mit diese Mauer zu bauen. Damit die Frauen und Kinder wirklich einen sicheren Zufluchtsort haben.

Danke!

Hier könnt ihr spenden: Frauenhaus Rayfoun im Libanon

Vier volle Tage Libanon mit der Caritas Salzburg. Wir sind an einem ganz besonderen Ort untergebracht. Broumanna. Das liegt etwa 800 Meter über Beirut und ist ein Luftkurort der Hauptstädter.

St Vincent Libanon

v.r.n.l.: Stefan Maier, Marija Ghia, Schwester Zahia

Mitten drin liegt St. Vincent, ein Kloster mit Schule und Internat. Das Haus ist ein alter Palast einer reichen drusischen Familie, die im 19. Jahrhundert den christlichen Glauben angenommen hat. 1884 konnten die Barmherzigen Schwestern das Gebäude kaufen, damals wurde es als Waisenhaus und Krankenstation für die Bevölkerung genutzt. Jetzt ist es eine Privatschule mit Internat. Die Waisen von heute sind Sozialwaisen. Familien, die in großer Armut leben, können ihre Kinder in die Schule schicken. Knapp 400 Kinder zwischen drei und 12 Jahren bekommen in St. Vincent Unterricht. Etwa ein Drittel von ihnen lebt im Internat. Das Besondere hier ist die Zusammensetzung der Kinder. Bis vor wenigen Jahren waren es nur libanesische Kinder, christlich und muslimisch und eine kleine Zahl irakischer Flüchtlingskinder.

Unerwünschte Flüchtlingskinder

Mit dem Krieg in Syrien und den vielen Flüchtlingen beschlossen der Orden unter Leitung von Schwester Zahia auch syrische Flüchtlingskinder in die Schule und in das Internat aufzunehmen. Die Widerstände waren anfangs groß. „Die Kinder nehmen uns Plätze weg. Sie sind ungebildet, haben kein Benehmen. Die machen nur Probleme. Das sind die Kinder unserer alten Feinde. Wir wollen sie hier nicht.“ Meinten viele Nachbarn, Lehrer und die Familien libanesischer Schüler. Es kostete die Schwestern und auch Marija Ghia, Koordinatorin der Caritasprojekte viel Überzeugungskraft. Ihr Ansatz ist die Integration der syrischen Kinder in die libanesische Gesellschaft. „Wir wollen die Kinder nicht für die Vergangenheit der Eltern verantwortlich machen. Auch diese Mädchen und Buben haben ein Recht auf Bildung. Aber es gibt eine Obergrenze, mehr als ein Drittel dürfen es nicht sein.“, so Schwester Zahia. Das ist ein Leuchtturmprojekt hier im Libanon. Aber wie geht das hier mit den verschiedenen Religionen? Die muslimischen Kinder haben andere Aktivitäten, wenn die christlichen Kinder im Religionsunterricht sitzen. „Wissen Sie was der beste Religionsunterricht ist? Wenn die muslimischen Kinder als Erwachsene an ihre Zeit in der katholischen Schule zurückdenken, denn sie haben erfahren, dass es ein friedliches Miteinander zwischen den Religionen geben kann.“, erklärt Schwester Zahia überzeugt. Und nach vier Tagen im Zusammenleben mit den Schwestern und den Kindern, habe ich das auch so erlebt.


Spenden und Gottvertrauen für Baskinta

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Schwester Mona erzählt über ihre Schule, die mitten im Libanon-Gebirge liegt.

An einem Nachmittag fahren wir hoch ins libanesische Gebirge. Dort unterstützt die Caritas eine weitere Schule. Die Schwestern hier haben eine ähnliche Richtung. Auch hier sind die Kinder gemischt. Schwester Mona hält alles im Gange. Ihre herzliche, aber durchaus beharrliche Art hilft den Kindern. Aus dem alten Haus macht sie Schritt für Schritt eine moderne Schule, damit die Kinder Zukunftschancen haben. Ob in Broumanna oder in Baskinta im Libanongebirge, ich blicke in offene Kinderaugen. Alle sprechen neben Arabisch und Französisch auch Englisch. Wenn ich die Kinder frage, erklären sie immer mit Stolz ihre Schule, es sind zufriedene Kinder. Glücklich kann ich sie nicht nennen, denn die meisten von ihnen leben in ärmlichsten Verhältnissen oder haben unvorstellbare Erlebnisse hinter sich. „Aber wir sind ein Ort des Friedens und der Hoffnung. Damit das so bleibt gebe ich meine Kraft, überzeuge immer wieder unsere Geldgeber, um Altes renovieren und neue Projekte beginnen zu können. Und mein Gottvertrauen hilft mir, dass es so bleibt.“, so Schwester Mona.

Wie soll man sich auf den Besuch informeller Flüchtlingslager vorbereiten? Darüber lesen wir alle, sehen die Bilder im Fernsehen. Aber was ist die Realität? Wie geht es den Menschen wirklich? Wie schaut es dort aus? Wie riecht es? Gibt es Wasser? Strom? Wie organisieren die Menschen ihren Alltag? Wie kommen die Flüchtlinge dort hinein? Und gibt es eine Hoffnung auch wieder rauszukommen? Viele Fragen. Ich habe viele Antworten gefunden.

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Die Bekaa-Ebene im Libanon

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Ramsi aBojzid, Leiter der Caritas in der Bekaa-Ebene

Wir fahren nach Zahle , eigentlich bekannt für seinen Weinanbau, in der Bekaa-Ebene im Libanon. Dort hat die Caritas einen Stützpunkt und betreut Menschen in mehreren informellen Flüchtlingslagern. Der Caritasleiter für die Bekaa-Ebene, Ramsi aBojzid, empfängt uns in seinem Büro. Er ist Jurist, war Manager und ist seiner Berufung gefolgt in einer NGO zu arbeiten. Über ein Jahr macht er den Job. „Unsere Mission ist helfen. Unabhängig von der Religion oder Herkunft der Menschen. Unsere größte Schwierigkeit ist es, dass wir jeden Tag entscheiden müssen, wer Hilfe bekommt. Es ist nie genug für alle da.“

Ein besonders großes Problem ist die medizinische Versorgung. Wenn Menschen körperlich oder geistig erkranken, ist die Situation noch unerträglicher. Besonders für Kinder und Alte. Dazu kommen Rahmenbedingungen, die die Zukunft der Flüchtlingskinder, die im Libanon auf die Welt kommen fast hoffnungslos machen. Sie können nicht registriert werden. Der libanesische Staat tut das nicht. Nach Syrien können nur die allerwenigsten zurück, um ein Baby registrieren zu lassen. Aktuell sind es um die 300.000 Kinder im Libanon, deren Existenz im besten Fall durch eine Krankenhausbestätigung nachgewiesen ist. Alle anderen sind illegal. Kein regulärer Schulbesuch, keine Identifikation, keine richtige Arbeit oder Heirat ohne Papiere. Das heißt, keine Zukunft als Mensch des 21. Jahrhunderts.

Offiziell gibt es knapp eine Million registrierte Flüchtlinge im Libanon, doppelt so viele sind hier. In einem Land mit 4,5 Millionen Einwohnern. Unvorstellbare Realität.

Die Schawis sind die Chefs

Aber warum kommen so viele in den Libanon? Schon vor dem aktuellen Krieg gab es viele syrische Saisonarbeiter, besonders in der Landwirtschaft und am Bau. In der Bekaa-Ebene haben viele dieser Menschen von ihren alten Arbeitgebern gegen gutes Geld Land gepachtet. 30.000 Dollar zahlen sie für ein Grundstück.

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Das erste Lager, das wir in Zahle besuchen

Hier entstehen die informellen Lager, die die Menschen selbst bauen und die nicht etwa von der UNHCR errichtet werden. Schawis heißen diese Pächter, die anderen Flüchtlingen wiederum ermöglichen Zelte zu errichten. Für ein Zelt kassieren sie bis zu 1000 Dollar im Jahr. Die Schawis sind die Lagerchefs. Sie sorgen für Strom und Wasser. Sie vermitteln Saisonarbeit, dafür kassieren sie einen Teil des Lohns. 4-5 Dollar verdienen die Menschen am Tag in der Landwirtschaft. 1-2Dollar davon gehören dem Schawis. Es sind vor allem die Frauen, die raus müssen zur Arbeit. Auch der kleine Lagerladen gehört dem Schawis, hier gibt es Grundnahrungsmittel und Hygieneartikel.

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Unser Besuch ist eine willkommene Abwechslung für die Kinder

Mit diesem neuen Wissen fahren wir zum ersten Lager. Als wir ankommen bildet sich innerhalb von Sekunden eine Traube von Kindern. Da stehen wir nun, mitten unter ihnen. In einem Lager mit Zelten aus Plastikplanen über die Stromleitungen laufen. Die Wege dazwischen staubig. Ein Vertreter des Schawis kommt. Wir setzen uns mit ihm zusammen, stellen Fragen über Fragen. Ein Caritasmitarbeiter übersetzt.

Die größte Sorge der Menschen hier ist, wie sie sich auf den Winter vorbereiten können. In der Bekaa-Ebene kann es bis zu minus 10 Grad haben. Sie brauchen Decken, warme Kleidung, kleine Öfen und Heizmaterial.
Im Zelt einer Familie


Wir dürfen uns ein Zelt anschauen. Es ist kein gutes Gefühl, ich fühle mich unwohl. Frauen und Kinder sitzen am Boden. Ich gehe wieder raus. Ein Junge folgt mir. Er nimmt mich an der Hand und sagt „mutfak.“ Das verstehe ich. „Küche“ Das Zelt hat Nebenzelte. Zwei Schlafräume, ein kleiner Waschraum. Eine Miniküche. Stolz zeigt er mir den Kühlschrank, der nicht funktioniert. Darin sind Essen und ein paar Medikamente. Für Grippe erklärt er mir. Ich gebe ihm zu verstehen, dass er ein sehr höflicher und gastfreundlicher Junge ist.

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Freundlich verabschieden uns die Kinder – es gibt auch einen Luftkuss

Wir verlassen das Lager nicht ohne noch viele Bilder mit den Kindern gemacht zu haben. Jedes von ihnen will auf jedes Bild.

Keine Gebetsräume in den Flüchtlingslagern

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Der Gehilfe des Schawis führt uns durch das Lager

Das zweite Lager ist wesentlich schlechter. Es gibt nicht für jeden Strom. Das Wasser muss beim Wasserlastwagen gekauft werden, der jeden Tag vorbei kommt. Auch hier gehen wir mit dem Gehilfen des Schawis durchs Lager. Aus einem Lautsprecher tönen religiöse Gesänge. Es ist eines der ganz wenigen Lager, das auch einen kleinen Gebetsplatz hat. Das ist den guten Beziehungen des Schawis zu den Behörden geschuldet. Ansonsten verbietet der libanesische Staat Gebetsräume und kleine Moscheen, sie fürchten die Freitagspredigten, die die Menschen radikalisieren könnten. Oft werden informelle Lager auch um einige hundert Meter verlegt, weil die Armeeposten in der Nähe angegriffen werden könnten. Auch dieses Lager wurde verlegt.

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Wie ist es erst bei Regen hier im Flüchtlingslager?

Die Wege zwischen den Zelten sind uneben. Vor manchen Zelten steht eine Feuerschale, hier wird Wasser erhitzt. Bei einer unbeaufsichtigten Feuerstelle liegen glühende Kartonteile herum. Der Gehilfe schreit die Menschen aus dem Zelt heraus, deutet auf die glühenden Kartons, zertritt sie energisch. Es ist ein größeres Lager.

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Ein Schluck Kaffee für alle – Gastfreundschaft auch in größer Armut

Wir werden ins Empfangszelt gebeten und bekommen einen Kaffee serviert. Der Schawis-Helfer schenkt abwechselnd in zwei Tassen je einen kleinen Schluck starken Kaffees ein. Diese Zeremonie kenne ich aus der Südosttürkei. Und wieder stellen wir viele Fragen. „Möchten Sie weg aus dem Libanon? Nach Europa?“ Seine Antwort verblüfft uns:“Ich hätte für die ganze Familie eine Ausreise der UNHCR für Kanada bekommen. Ich, meine Frau und die 13 Kinder. Das wollte ich nicht. Dort habe ich keine Kontrolle über meine Familie. Mein Cousin ist schon dort. Er musste in Kanada für vier Tage ins Gefängnis, weil er eines seiner Kinder geschlagen hat.“

„Die Hoffnung, dass es besser wird, treibt uns an. Jeden Tag!“

Es wird uns klar, dass die Menschen sich auf längere Zeit im Libanon einrichten. Ihr Leben ist davon bestimmt, das Überleben für den nächsten Tag zu sichern. Die Caritas unterstützt in diesem Lager vor allem die Kinder, sie sorgt für den Transport in verschiedene Schulen, wo Flüchtlingskinder Unterricht bekommen. Dazu gibt es Nahrungsmittelspenden und manchmal eine kleine Geldsumme für die Familien.

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Stolz zeigt das kleine Mädchen ihr Bild in einer Publikation der Caritas Salzburg. Mit Hilfe von Spenden aus Salzburg kann sie eine Schule besuchen.

Ohne die Hilfsorganisationen wäre ein Überleben für den Großteil der Flüchtlinge nicht möglich. Sie sorgen dafür, dass es eine fragile Stabilität gibt. Ansonsten würde im Libanon das Chaos ausbrechen.

Wir haben zwei Lager gesehen von unzähligen, die es in der Bekaa-Ebene gibt. Mir wird klar, dass hier auch ein Teil der Zukunft Europas bestimmt wird. Wenn der Libanon zusammenbricht, dann steht Europa vor einer Herausforderung, die das Jahr 2015 nur als kleines Vorspiel erscheinen lässt. Es liegt auch in unserer Hand, dies zu verhindern. Oder um es mit den Worten eines Caritasmitarbeiters zu sagen: „Die Hoffnung, dass es besser wird, treibt uns an. Jeden Tag!“

Wir sollten alle unseren Beitrag leisten, dass der Funken der Hoffnung weiterglüht.

Heute früh drehte ich eine Runde in der Stadt, damit ich meinen Schrittzähler beschäftige. Ich weiß nicht bei wie vielen Plakaten ich schon vorbei gekommen war ohne bewusst auf die verschiedenen Werbungen hinzusehen. Bis mir das Plakat der Caritas in die Augen sprang:

Das Wir ist größer als das Ich und die Liebe ist größer als der Hass

Bumm. Das hat gesessen. Einen Tag vor meiner Reise mit der Caritas in den Libanon. Stimmt das, was die Caritas hier plakatiert? Sofort fallen mir die aktuellen Bilder ein, die die letzten Wochen die Nachrichten bestimmen. Das syrische Aleppo ist unter Dauerbeschuss. Da ist kein Wir und auch keine Liebe. Das ist Krieg, Blut, Tränen, Gewalt und Tod. Aber es braucht keinen Krieg. Denn wenn ich so manche Online-Kommentare zu Nachrichten über Flüchtlinge lese, merke ich wenig von einem Miteinander. Da herrschen oft nur Egoismus und blanker Hass.

Wo sind Liebe und das Wir?

Sie sind da, aber wir schauen viel zu wenig hin, weil wir dem Negativen und dem Schlechten einfach zu viel Platz in unserem Alltag und in unserem Leben einräumen.  Wir müssen uns viel mehr für das Positive öffnen, unsere Augen, unsere Ohren und unser Herz. Und uns einsetzen für andere. Da sein, Hoffnung geben, zuhören, unter die Arme greifen. Dann ist der Hass wirklich viel kleiner als die Liebe und das Wir größer als das Ich.

Wenn ich in ein Land fahre oder fliege, das ich nicht kenne, spreche ich vorab üblicherweise mit Menschen, die von dort kommen. Da hatte ich es in den letzten Jahren wirklich einfach. Als Deutschlehrerin durfte ich Schülerinnen aus fast 100 Nationen unterrichten. Von Albanien, über den Kongo, Südkorea bis Venezuela. Aber Libanon? Ich kenne niemanden aus dem Libanon.

Du fliegst zu Gaddafi?

Also muss ich mich ganz klassisch vorbereiten. Mit Büchern und dem Internet. Nächste Woche fliege ich mit der Caritas nach Beirut. Dort besuchen wir Caritas-Einrichtungen, die auch von Spendengeldern aus Österreich unterstützt werden. Eine Schule, Flüchtlingslager, ein Frauenhaus. Natürlich erzähle ich allen, die es wissen oder auch nicht wissen wollen davon. Und immer kommen die drei Bemerkungen:

  1. Von den älteren Semestern: Ja früher war der Libanon ein wunderbares offenes Land und Beirut das Paris der Levante. Aber mit dem Bürgerkrieg ist alles kaputt gemacht worden
  2. Von jenen, die sich für Flüchtlinge interessieren: Der Libanon hat doch mehr als eine Million Flüchtlinge aufgenommen, obwohl die so ein kleines Land sind.
  3. Von einigen, die null Interesse haben: Was tust denn beim Gaddafi?

Periscope und Elendstourismus

Und ich? Was weiß ich? Auch nicht viel mehr. Bücher und Internet helfen da weiter. Jeden Tag schau ich auf Periscope, da sieht man Livevideos aus aller Welt, um ein bisschen einen Eindruck zu bekommen. Interessant war die Busfahrt mit einer italienischen Reisegruppe durch Beirut. Und die Videos einer Hochzeitsfeier, da ging die Post ab.

Aber wie soll ich mich auf ein Flüchtlingslager vorbereiten? „Was machst du denn auch so eine Elendstourismus-Reise?“ meinte jemand zu mir. Das hat mich lange beschäftigt. Ich fliege dorthin, bin fünf Tage unterwegs und mein Reisepass ermöglicht mir wieder nach Europa zurückzukommen. Ohne Schlepper, Boot, Kleinlastwagen. Seit 1993 habe ich mit Flüchtlingen zu tun. In meiner politischen Funktion bin ich seit 2014 zuständig für die Integrationsagenden in der Stadt Salzburg. Mehr als je zuvor sind Flüchtlinge in den Focus der Integrationsarbeit gerückt. Natürlich sieht jeder von uns tagtäglich die Bilder aus den Flüchtlingslagern, kennt die Reportagen der Auslandsmagazine im Fernsehen. Und wer mit Flüchtlingen arbeitet, kennt die unzähligen Erzählungen der Menschen. Aber ich will es selbst sehen, ich möchte selbst zu einem Urteil kommen. Ich will auf dieser Caritasreise in den Libanon lernen und erfahren. Damit ich in Salzburg in der Integrationsarbeit vielleicht etwas besser machen kann. Im Sinne aller, der Salzburger und der Flüchtlinge.

Mit diesen Gedanken und dem Wissen aus Büchern und Internet fliege ich und komme wahrscheinlich mit unerwarteten Eindrücken zurück. In zwei Wochen weiß ich mehr!