Ein Beitrag unseres Gastautors Robert Gisshammer
Was hab ich die Eberhoferkrimis letzte Weihnachten verschlungen. Stimmt nicht ganz: Ich hab sie mir vorlesen lassen, vom wunderbaren Christian Tramitz. Hohe Krimiliteratur hat die Autorin Rita Falk da sicher nicht geschaffen, aber eine äußerst unterhaltsame – mit Hauptfiguren, die man einfach ins Herz schließen muss.
Meine Erwartung an die erste Verfilmung aus der Krimireihe war entsprechend hoch, auch wenn unverständlicherweise mit dem zweiten Teil begonnen wurde. Sie werden’s schon hinkriegen. In einem Jahr, in dem die Sommerblockbuster aus Hollywood völlig auslassen, war dieser Film wie ein Versprechen auf eine erfrischendere (und noch dazu regionale) Alternative. Pfiat di Superman, servus Eberhofer.
Der Film fängt an, mein Herz hüpft: Das Niederkaltenkirchen im Film ist das öde niederbayrische Nest aus meiner Vorstellung. Seinen letzten Erneuerungsschub hat es wohl in den 70er Jahren erlebt, daher die Siedlungen voll lieb- und gesichtsloser Einfamilienhäuser. Und vor einem solchen stehen der vor gut zwei Jahren zum Dorfpolizisten degradierte Kripobeamte Eberhofer und der Rektor des Gymnasiums. „Stirb du Sau“ ist auf die Hausmauer des Rektors gesprayt (und ein paar Tage darauf wird er tatsächlich tot aufgefunden). Danach geht’s zum Bauernhof der Eberhofers. Nicht uralt und urig, sondern ein schmuckloser Funktionsbau, wo’s rundherum ein wenig unaufgeräumt ist.
Alle anderen Erwartungen bleiben aber unerfüllt, denn der Film schafft es nicht über eine uninspirierte Buchnacherzählung hinaus. Das Problem ist, dass ein Roman schon mal Figuren und kleine Schlenker in der Handlung verträgt, wenn wir dadurch ein bissl was über das Umfeld oder die Lebenssituation der Protagonisten lernen – auch wenn der Handlungsverlauf gut ohne sie auskommt. Im Film raubt das aber der Story das Tempo. Es wäre besser gewesen, einige Figuren zu opfern, wenn ihr Beitrag zu unbedeutend ist (Heizungspfuscher Flötzinger) oder sie für die Handlung völlig irrelevant sind (das Opfer wiederholter häuslicher Gewalt, das sich an ihren Peinigern rächt). Durch derlei Ballast wird der Film von Anfang an gebremst und die ganze Sache kommt bis zum Schluss nicht in Fahrt. Was ein moderner Landkrimi mit einem kräftigen Schuss Witz hätte werden können, ist zu einer zähen Partie ohne jeden Elan verkommen. Daran ändert auch die Ansammlung vieler schrulliger Charaktere nichts. Sie werden auf ihre Schrullen reduziert und dürfen keine richtige Persönlichkeit entwickeln, angefangen von den Nachbarn des toten Rektors bis hin zum Dienststellenleiter Moratschek, von dem wir nur wissen, dass er Tabak schnupft.
Und überhaupt: Der Film spielt im Landkreis Landshut. Was haben hier all die österreichischen Schauspieler zu suchen? Nina Proll (hat zu spielen vergessen), Michael Ostrowski, Simon Schwarz (schon in den Brenner Verfilmungen als Sidekick des Haupthelden erprobt) … und keiner davon redet deutsches Deutsch oder Bayrisch – bis auf Robert Palfrader als Rektor. Da hat wohl einer die Sorge gehabt, dass der Großteil des deutschen Publikums aufgrund der Sprachbarriere sich doch lieber den nächsten Blockbuster reinzieht und gefunden, dass man sich wenigstens das österreichische Publikum sichern sollte.
Diesen Film hätte nur mehr ein starker Eberhofer einigermaßen retten können, als richtiges eigenbrötlerisches „Muhackl“, der wohl ein Herz hat, sich aber ein bissl schwer tut, das auch zu zeigen. Aber Sebastian Bezzel schaut immer drein, als wäre er zugedröhnter als sein dauerbekiffter Vater (Eisi Gulp) und schlurft so ferngesteuert durchs Bild wie ein Zombie.
Alleine Ilse Neubauer als herzensgute Oma – die Seele des Eberhoferschen Haushalts, die ihre beiden Männer täglich mit bayrischen Schmankerln verwöhnt – ist nichts vorzuwerfen. Dass ich auch von ihr unglaublich enttäuscht war, liegt aber nicht an der Darstellerin. Sie ist halt nicht Christian Tramitz, der mit seiner Stimme die törische [sprich: derrische] alte Bäuerin und damit auch die Erinnerung an meine eigene Oma so grandios zum Leben erweckt hat.
Meine Bewertung bei IMDB: 5 Punkte.
Der Film ist höchstens für einen verregneten Sonntagnachmittag im Fernsehen gut.