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Eigentlich bin ich Lehrerin von Beruf und ich will jetzt wissen, ob mein Beruf Zukunft hat. Ihr wisst schon wegen all der künstlichen Intelligenz und der Roboter, die uns heute schon viel Arbeit abnehmen und zukünftig wohl noch mehr. Also google ich den Job-Futurumaten der Bundesagentur für Arbeit und gebe „Lehrerin“ ein in das Fragefeld.

Glück gehabt! Nur 11% meiner Tätigkeiten als Lehrerin können von einem Roboter übernommen werden. Bei meiner aktuellen Tätigkeit als Vizebürgermeisterin schaut‘s schon anders aus. 44% von dem was ich mache, könnte schon durch künstliche Intelligenz erledigt werden. Jetzt bin ich neugierig. Wie geht‘s meinen Freunden und Bekannten? Sind sie bald überflüssig? Der Taxifahrer, die Sozialarbeiterin, der Versicherungsvertreter? Alles dabei, von niedriger bis hoher Automatisierbarkeit.

Was heißt das für unsere Zukunft? Wie wird die Arbeit verteilt? Müssen wir überhaupt noch alle arbeiten? Aber wie habe ich dann ein Einkommen? Geht das nur mehr mit dem bedingungslosen Grundeinkommen? Wird Geld irgendwann auch überflüssig? Welche Arbeit ist dann wichtig? Neue Maschinen zu programmieren oder für andere Menschen zu sorgen? Definiert sich der Status eines Menschen nicht mehr durch das Anhäufen von Besitz sondern durch das Kümmern um andere Menschen, das soziale Engagement des Einzelnen?

Ich habe darauf keine Antwort, aber ich wünsche mir, dass wir diese Fragen viel mehr diskutieren. Das fehlt mir auch in der Politik. Das sind Zukunftsfragen, die schneller Antworten brauchen als uns lieb ist. Viele Menschen spüren diese Unsicherheit und hoffen auf Antworten oder zumindest darauf, dass darüber geredet wird, öffentlich, jetzt, täglich. Stattdessen versucht auch die Politik von ihrer Ratlosigkeit und Unsicherheit abzulenken mit Scheindebatten über Kruzifixe in Klassenzimmern und den Bräunungsgrad von Pommes Frites.

Also reden wir darüber! Nehmen wir gemeinsam die Herausforderung an!
Der 1. Mai ist ein guter Anlass damit zu beginnen!

Beitragsbilder: Screenshots von www.job-futuromat.iab.de

Ayse Bozkir, gelernte Friseurin, ist 35 Jahre alt, wäre aber auch gerne nochmals 25. Sie ist Verkaufsleiterin bei Meyra Kolleksion, ein familieneigener Betrieb.ayse

Zartbitter besucht sie im Geschäft.

ZB: Was machst du gerne Ayse?

Ayse: Ich arbeite gerne in unserem Geschäft und mag es meine Kundinnen einzukleiden. Wenn sie mit einem Lächeln rausgehen, dann freut mich das.

ZB: Was ist das Besondere an Meyra Kolleksion?

Ayse: Es ist das erste Geschäft für Hijab-Fashion in Salzburg.

ZB: Hijab? Was ist das?

Ayse: Hijab heißt Kleidung für Frauen, die sich aus religiösen Gründen bedecken.meyra 1

ZB: Ich sehe hier viele besondere Kopftücher, sind die ein Verkaufsschlager?

Ayse: Ja. Frauen ohne Kopftuch gehen zum Friseur, um sich eine besondere Frisur für einen festlichen Anlass machen zu lassen. Frauen mit Kopftuch wollen auch gut aussehen. Darum mache ich Kopftücher mit Perlen, Schmucksteinen und besonderen Mustern. Meine Kundinnen können sich Modelle etwa aus einem Katalog aussuchen und ich mache sie dann. Das macht mir sehr viel Freude, da kann ich kreativ sein.

ZB: Was ist ein Wunsch von dir?

Ayse: Ich wünsche mir, dass wir Frauen mit Kopftuch einfach so akzeptiert werden, wie wir sind. Das wäre schön.

ZB: Danke für das interessante Gespräch, alles Gute und weiterhin ein kreatives Händchen für deine Kopftuch-Kreationen.

www.meyra.at

 

Gabriele Rechberger ist Wirtschaftstrainerin und Geschäftsführerin des Verein VIELE. Ihr Alter gibt sie mit „erwachsen“ an und sie ist ein sprachliches Multitalent. Sie spricht Deutsch, Englisch und Französisch und kann in 17 Sprachen ein Bier bestellen.gabriele rechberger

Zartbitter trifft sie im Cafe, um ihr Projekt „Sessl“ besser kennen zu lernen.

Zartbitter: Für was engagierst du dich besonders?

Gabriele: Für die Umwelt und für Menschen. Und seit 2010 engagiere ich mich für das Projekt „Sessl“- Salzburg entsorgt sich verantwortungsvoll. Alleine 2012 haben wir 30 LKW-Ladungen voller brauchbarer Sachen nicht im Müll entsorgt, vom Baumaterial bis zum Kaffeelöffel!

Zartbitter: Warum machst du das?

Gabriele: Ich will nicht, dass alles gedankenlos weggeschmissen wird, was andere noch brauchen können. Es gibt da ein Entfremdungsproblem. Viele Menschen fragen nicht mehr nach, ob jemand etwas brauchen könnte. Der Wert der Sachen ist bestimmt durch den Kaufpreis und nicht, ob es noch einen Nutzen hat und auch handwerklich wertvoll.

Zartbitter: Was hat dich eigentlich heute geärgert und besonders gefreut?

Gabriele: Geärgert hat mich heute nichts. Und besonders schön war es heute, die Vorlesung mit meinen Studierenden im Freien gemacht zu haben.

Zartbitter: Was hast du für die Leser unseres Blogs für einen besonderen Wunsch?gabriele

Gabriele: Wir sollen öfter versuchen gewohnte Wege zu verlassen und den Mut haben auch etwas Neues zu probieren. Selbst wenn man nur den Seitenscheitel wechselt!

Zartbitter: Danke und weiterhin alles Gute für dein tolles Projekt „Sessl“!

Was uns Gabriele noch verraten hat ist sehr spannend. Sie hat dazu beigetragen, dass 1996 erstmals Papst Johannes Paul II live im Internet zu sehen, als er Salzburg besucht hat!

Weitere Infos zu „Sessl“ findet ihr hier:

http://www.sessl.at/

http://www.facebook.com/5020sessl?fref=ts

Danke Christian für das Foto, das du mir heute aus Barcelona geschickt hast. Die Sagrada Familia ist immer wieder ein toller Anblick. Und was mir besonders gut gefällt ist das Unvollendete der Kirche. 1882 hat der Bau nach einem Entwurf von Antonio Gaudi begonnen. Mit der Fertigstellung wird in den nächsten 15 Jahren gerechnet. In dieser langen Zeit gab es immer wieder Streit, ob sie eigentlich fertig gebaut werden sollte. IMG_2760

Noch erstaunlicher ist die Geschichte des Kölner Doms. Begonnen im 13. Jahrhundert gab es bis ins 19. Jahrhundert einen Baustopp. Erst dann wurden die Arbeiten wieder aufgenommen und sie gehen bis jetzt weiter.

Man stelle sich das heutzutage vor. Alles muss so schnell wie möglich fertig sein. Etwas sein zu lassen und erst nach langer Zeit wieder weiter zu machen, vielleicht auch Generationen später- unvorstellbar! Aber vielleicht macht gerade die Langsamkeit das Besondere dieser Gebäude aus. Die Ideengeber kennen das Ergebnis nicht, trotzdem haben sie etwas Wunderschönes auf den Weg gebracht. Faszinierend :)

 

 

Noch gibt es viel zu tun und der Internationale Frauentag am 8. März ist auch ein Tag der Forderungen. Aber es gibt auch viel, worauf die Frauenbewegung stolz sein kann. Wer kann sich eigentlich noch vorstellen die Erlaubnis des eigenen Mannes einholen zu müssen, um arbeiten zu gehen. Meine Mutter musste das noch machen, das verlangte das Gesetz. Heutzutage ist es für viele Paare selbstverständlich in einer gleichberechtigten Partnerschaft zu leben und für ihre Kinder da zu sein. Ein Mann mit Kinderwagen ist ein fast alltägliches Bild, vor 30 Jahren blieb einem noch der Mund offen vor Erstaunen. Vor 40 Jahren hieß es im Gesetz noch: „Der Mann ist das Haupt der Familie. In dieser Eigenschaft steht ihm vorzüglich das Recht zu, das Hauswesen zu leiten; es liegt ihm aber auch die Verbindlichkeit ob, der Ehegattin nach seinem Vermögen den anständigen Unterhalt zu verschaffen und sie in allen Vorfällen zu vertreten.“ Unvorstellbar in Österreich im Jahre 2013.symbol

Leider noch immer Realität ist, dass Frauen für die gleiche Arbeit nicht den gleichen Lohn wie die Männer bekommen. Und ehrlich gesagt, ich habe bis jetzt nicht verstanden, was so schwierig ist, das einfach zu ändern. Es gibt seit Jahren die gesetzliche Grundlage, faktisch täglich fordert jemand gleichen Lohn für gleiche Arbeit und es passiert nichts. Sogar bei Versicherungen gibt es seit 2012 die sogenannten Unisex-Tarife. Auch bei der Steuer wird ja kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht, beide zahlen prozentuell gleich. Das scheint relativ leicht handhabbar zu sein.

Das WARUM des ungleichen Lohns ist allerdings klar. Geld bedeutet in unserer Gesellschaft ganz einfach Macht. Und Macht fair zu teilen, scheint unmöglich zu sein. So erarbeiten laut UNO Frauen 80% der Nahrungsmittel auf der Welt, dafür verrichten sie auch zwei Drittel der Weltarbeitsstunden. Ihr Lohn dafür sind 10% des Welteinkommens und sage und schreibe 1% des Welteigentums.

Es tut gut am 8. März zu feiern. Am 9. März muss es für Frauen und Männer heißen, unermüdlich weiter auf dem Weg zu einer echten Gleichstellung!

Wöchentlich lese ich in Medien von Menschen, die nicht in Österreich geboren sind, aber längst hier ihren Lebensmittelpunkt haben. In die Medien kommen sie mit ihrer Geschichte, weil Österreich sie nicht mehr hier haben will. Das liegt am Fremdengesetz. Der aktuelle Fall, eine Kolumbianerin hat faktisch in letzter Sekunde eine Chance auf Aufenthalt bekommen. Die Politik kündigt an, ein bisschen etwas am Fremdengesetz zu ändern. Hier an einem Schräubchen drehen, dort ein wenig nachjustieren. Das ändert aber nichts an der Grundhaltung, die die Politik in Gesetze gegossen hat. we are all one

Die Basis des Fremdengesetzes ist das Misstrauen und die Angst. Vor Menschen. Auch für AsylwerberInnen ist es oft noch immer ein jahrelanges Zittern um eine würdige Zukunft. Ein ganz lieber Bekannter von mir hat vor zwei Monaten nach sage und schreibe acht Jahren endlich Asyl bekommen. In diesen Jahren durfte er nicht arbeiten, er lernte hervorragend Deutsch, seine Gedanken kreisten aber täglich um einen positiven Asylbescheid, der Gang zum Briefkasten immer ein Wechselbad der Gefühle. Bald ist er 30 Jahre alt und nun beginnt sein Leben. Er will eine Ausbildung zum Pfleger machen, vorbildhaft. Aber warum nicht früher?

Was mir große Hoffnung macht ist, dass immer mehr Menschen sich einsetzen für andere. Menschen, die nicht tagtäglich mit dieser Thematik zu tun haben. Sondern die, die einfach nicht verstehen können, warum ihr Freund, ihre Arbeitskollegin, der Freund des Sohnes oder die Lebensgefährtin nicht bleiben dürfen. Die Menschen müssen in den Mittelpunkt rücken und nicht das Misstrauen und die Angst vor ihnen.