Ich schenke dir den Genetiv!

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Ihr erinnert euch vielleicht an Nina Vasiltshenko aus Georgien und Mohammad Sadeqi aus Afghanistan? Im Dezember habe ich eine ganz tolle Performance der beiden gesehen. Da ging es um die Flucht. Und jetzt gab es die Fortsetzung. Nina und Mohammad sind angekommen. Und was macht ein guter Flüchtling? Er oder sie macht sich sofort mit den Regeln des Zusammenlebens vertraut. Mohammad sitzt in seiner Asylschachtel und liest den Welcome Guide der Stadt Salzburg vor. So vertraut und doch befremdend. Realität und Satire liegen ganz knapp nebeneinander. Bedingen einander. Und was macht Nina? Genau. Sie sitzt in ihrer Asylschachtel und lernt laut Deutsch.  Die Regeln des Zusammenlebens und der deutschen Sprache verschwimmen, werden ein Wörterstrom aus Anweisungen, Tipps und Ausnahmen. Und Mohammad schenkt Nina den Akkusativ, den Genetiv und die dazugehörigen Artikel. Und aus zwei Asylschachteln wird eine. Aus zwei einsamen Flüchtlingen werden Freunde. Dann die Anerkennung. Endlich, der positive Asylbescheid. Und als die neuen Flüchtlinge dazukommen sind Nina und Mohammad schon österreichischer als jeder Österreicher.


Beiden gelingt wieder eine Performance, die mit ganz starken Szenen im Gedächtnis bleibt. Dieses Mal kommt die Leichtigkeit dazu. Die Flucht ist geschafft. Das Leben ist nicht mehr bedroht. Es gibt viel Platz fürs Lachen. Und wahrlich Nina und Mohammad schaffen es mit Slapstick UND tiefgründigem Humor die Menschen in die Höhen und Tiefen der Integration mitzunehmen. Auch die Mülltrennung spielt eine Rolle. In der Realität und auf der Bühne. Und alles schaffen die beiden in der deutschen Sprache, die nicht ihre Muttersprache ist. Eine grandiose Leistung. Das Stück haben die beiden selbst geschrieben und auf der Bühne erarbeitet. Ich ziehe meinen Hut und freue mich auf einen hoffentlich dritten Teil!

Fotos: Zarif Karimi