Hobbit – Eine unerwartete Reise für die ganze Familie
Felder in geboostetem Grün, unendliche Hochgebirgszüge, gefährliche Wälder, Zwerge, Zauberer, Elben, Orks, Drachen – und der Hobbit Bilbo Beutlin, der Held wider Willen. Das ist der Stoff aus dem das Fantasy-Märchen Der Hobbit besteht. Angelockt von den Bergen an Gold, das die Zwerge besitzen, zerstört der schreckliche Drache Smaug deren Stadt. Nach vielen Jahren will eine Gruppe von Zwergen zurückerobern, was rechtmäßig das Ihre ist. Unterstützt von Gandalf dem Zauberer erwählen sie Bilbo Beutlin, den kleinen Hobbit, dazu sie als Meisterdieb zum Erfolg zu führen. Er soll einen besonderen Edelstein aus der vom feuerspeienden Drachen bewachten Stadt im Berg stehlen.
Der Herr der Ringe hatte mir gut gefallen, Teil 1 fand ich ganz großartig, Teil 2 und 3 nur in der Extended Version auf DVD wirklich interessant und fesselnd. (Macht mich das zum „Fanboy“ oder finden wahre Fanboys, dass man daran nur die totalen Banausen erkennt?) Trotzdem konnte ich mich im letzten Jahr nicht überwinden, für The Hobbit – Eine unerwartete Reise ins Kino zu pilgern. Gestern hatte ich die Gelegenheit, das nachzuholen und gleich anschließend noch die brandneue Fortsetzung Smaugs Einöde anzusehen – im Double Feature bis halb drei Uhr morgens.
Noch ein bisschen erschöpft und müde, möchte ich hier nur ein paar Eindrücke wiedergeben und keine Kritik. Das-Buch-ist-sowieso-viel-besser-Vergleiche bleiben euch auch erspart, weil ich Der kleine Hobbit nie gelesen habe.
Ich frage mich: Warum habe ich mich im letzten Jahr so geweigert, den Hobbit-Film anzusehen? Wenn man Der Herr der Ringe gesehen hat, ist einem von der ersten Minute an alles in der Fantasy-Welt Mittelerdes vertraut. Viele der Figuren, der Landschaften und Wesen kennt man bereits. Und es geht wieder um ein aufregendes, gefährliches Abenteuer. Nur die Atmosphäre des Films ist jedoch eine ganz andere. Alles ist etwas niedlicher, etwas weniger grimmig und weniger fruchteinflößend – sogar die Orks kommen einem etwas weniger bösartig und blutrünstig vor. Es gibt viele Tote, hauptsächlich Orks, mit Blut wird trotzdem gespart. Immerhin sollte sich ja die Freigabe für Jungendliche ab 12 Jahren ausgehen – mit Eltern ab 6(!) Jahren. Es gibt dazu ziemlich viel Klamauk, zum Beispiel wenn über ein Dutzend Zwerge den ahnungslosen Bilbo Beutlin überrumpeln und sich in seinem Haus breitmachen. Oder wenn riesige, primitive Trolle die Zwerge braten wollen und sich dann übertölpeln lassen, weil sie mehr damit beschäftigt sind, sich gegenseitig anzunörgeln.
Die Zwerge, der Zauberer Gandalf und Bilbo Beutlin, der Hobbit, wandern von einer Station zur nächsten – und jede Station stellt neue Gefahren und Probleme. Oft beginnen sie damit, dass die ganze Gruppe Berghänge oder Höhlen hinabstürzt und oft enden sie wiederum mit einem ebensolchem Sturz. Selbst der robusteste Zwerg kann so etwas nicht überleben. Aber diese Frage darf man sich nicht stellen, denn wir sind hier im Wesentlichen in einem auf Kinder zugeschnittenen Fantasy-Abenteuer (stellenweise erinnerte es mich sogar an Die Goonies.
Das Showdown von Smaugs Einöde spielt in der Stadt unter dem Berg, die einstmals das Reich der Zwerge war. Bilbo, inzwischen schon im Besitz von Saurons Meister-Ring, der seinen Träger unsichtbar macht, verhält sich geschickt. Es wäre dennoch dem Drachen ein Leichtes, mal eben kurz Feuer zu husten und nicht mehr als ein Häufchen Asche von dem tapferen Hobbit übrig zu lassen. Doch er entschließt sich, mit ihm zu sprechen. Zu sprechen? Ja, die furchterregende Bestie Smaug redet mit menschlicher Stimme eine menschliche Sprache und führt sogar recht ausgedehnte Unterhaltungen. Wir sind eindeutig im Märchen.
Das große Zwei-Drittel-Showdown, sei freilich nicht verraten.
Man hat’s vielleicht herausgehört: Ich war überrascht, mich in einem Märchenfilm zu befinden. Wirklich vieles erinnerte mich an Märchenfilme meiner Kindheit. „Überrascht“ heißt allerdings nicht, dass mir die beiden Hobbit-Filme nicht gefallen hätten. Es waren fünf sehr kurzweilige Stunden für Erwachsene, die Fantasy mögen und sich ein Stück Kindlichkeit bewahrt haben
Doch eine Einschränkung habe ich: Ob sich diese Mischung aus Märchenwelt und brutalem Gemetzel zur Unterhaltung von Kindern eignet, finde ich fragwürdig.
Meine Bewertung auf IMDB: 7
Kurzweilige Unterhaltung, keine Längen. Aber: Entgegen der Meinung der FSK ist die Grätsche als Film für die ganze Familie nicht ganz geglückt.