Don Carlos im Salzburger Landestheater – Hingehen!

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Friedrich Schiller. Nicht unbedingt der Liebling von Generationen von Schülern und Germanistikstudentinnen. Meiner schon. Und Don Carlos im Salzburger Landestheater beweist wieder die Kraft und Aktualität von Schillers Stücken. Allein die Sprache war ein Genuss. Vor lauter Whatsapp, Facebook und Twitter hatte ich fast vergessen, wie wunderschön ein Blankvers sein kann. Wie kraftvoll, schmeichlerisch, emotional die deutsche Sprache ist – ohne ein einziges Emoticon.

Don Carlos – Julienne Pfeil, Hanno Waldner, Janina Raspe und Nikola Rudle © Anna-Maria Löffelberger

Don Carlos – Julienne Pfeil, Hanno Waldner, Janina Raspe und Nikola Rudle © Anna-Maria Löffelberger

Don Carlos (Gregor Schulz) ist aktuell. Sein Vater Philipp (Marcus Bluhm)  könnte Baschar al-Assad sein  oder Kim Jong Un sein. Das Schicksal von Millionen Menschen hängt am Ego eines einzelnen Herrschers. Seine Untertanen sind sein Besitz, ebenso seine Frau Elisabeth (Julienne Pfeil). Zweifelt er an ihrer Tugendhaftigkeit, dann säumen Leichen seinen Weg. Selbstzweifel münden in noch mehr Brutalität. Und es finden sich immer genug Lakaien, die des Herrschers absolute Macht stärken, so wie der Herzog von Alba (Marco Dott) und die Herzogin von Olivarez (Britta Bayer).

Don Carlos – Ensemble © Anna-Maria Löffelberger

Don Carlos – Ensemble © Anna-Maria Löffelberger

Auf Drängen des Marquis von Posa (Gregor Schleuning) soll Don Carlos die niederländischen Provinzen als Statthalter befrieden. Aber die große Aufgabe bleibt stecken in dem ganzen persönlichen Wirrwarr zwischen Eifersucht, Liebe, väterlicher Missachtung und Intrigenlust. Und genau das ist aktuell wie eh und je. Despotische Herrschaftsverhältnisse verrennen sich in persönlichen Fehden, Verletzungen und Rücksichtslosigkeiten. Das Volk ist nur Staffage für das Leben des Herrschers und seiner Clique, oft als gottgewollt inszeniert.

Alexandra Liedtke (Inszenierung) und Friederike Bernau gelingt es all das auf der Bühne des Salzburger Landestheaters in knapp drei Stunden zu verdichten. Das karge Bühnenbild (Raimund Voigt) und die strengen Kostüme (Johanna Lakner), die mit den Farbkontrasten schwarz-weiß-rot beeindrucken, bringen noch mehr Dramatik in das Schillersche Stück.

Meine Empfehlung: Absolut sehenswert! Schiller at his best!

Fotos: Salzburger Landestheater