Warum ich als Linke auf einmal populistisch rechtskonservativ bin
Viele Menschen glauben, dass politisch links heißt:
· Man muss alles tolerieren, auch patriarchale Denkweisen solange sie von südlich der Alpen kommen
· Regeln sind völlig überbewertet, Ordnung braucht kein Mensch und was ist Sicherheit?
· Forderungen müssen völlig kompliziert sein und mindestens 5 Jahre diskutiert werden
· Alles ist besser als die eigene Kultur und das eigene Land
· Nur große Konzerne sind gut – kleine Betriebe sind pfui
Populistisch rechtskonservativ?
Mit diesen Vorurteilen möchte ich heute mal aufräumen. In den letzten Tagen und Wochen bin ich von einigen KollegInnen aus der Politik öffentlich als populistisch und rechtskonservativ bezeichnet worden. Wo ich bis dato doch als „links“ gegolten habe. Also hab ich mir gedacht, den Vorwurf schau ich mir an. Zwei Themen haben mich zur vermeintlich populistischen Rechtskonservativen gemacht:
Einmal meine Forderung, dass kleine Mädchen kein Kopftuch tragen sollen
Und dann will ich doch glatt ein strenges Gesetz für Wettbüros mit Mindestabständen
Aha!
Linke zurück ins 19. Jahrhundert?
Wenn ich, als eine, die sich jetzt schon über 20 Jahre in der Integrationsarbeit engagiert, Entwicklungen aufzeige, die es vor 20 Jahren nicht gegeben hat, bin ich dann konservativ? Vor 20 Jahren habe ich kein einziges Kindergartenkind mit verhülltem Haupt gesehen. Jetzt schon. Ich empfinde das aber nicht als besonders fortschrittlich. Ich möchte nicht, dass in unserer Gesellschaft ein Denken Einzug hält, das kleine Mädchen wieder ins 19. Jahrhundert zurückkatapultiert. Dafür hat die Frauenbewegung, die durchwegs von „Linken“ mitbestimmt wurde, nicht mehr als 100 Jahre gekämpft. Ich empfinde es als gut links darauf hinzuweisen. Auch, wenn ich damit Menschen aus anderen Kulturen oder Religionen kritisiere. Das Recht nehme ich mir heraus. Die Kritik habe ich auszuhalten, allerdings als Linke ;)
einfach=populistisch?
Und wenn ich ein strenges Gesetz für Wettbüros fordere und es den im Landtag zuständigen Kollegen nicht schmeckt, bin ich populistisch. Strenge Regeln, Ordnung und Sicherheit fordern keine Linken. Machen sie doch. Linke finden nur Megakonzerne cool. Gewerbebetriebe, Ein-Personen-Unternehmen sind nicht auf der linken Agenda. Stimmt bei Wettbüros aber sonst nicht. Ich unterstütze nicht die Wettbüros, sondern die kleinen Gewerbebetriebe, die mir in dicht besiedelten Stadtteilen einfach lieber sind, die aber nicht so hohe Mieten zahlen können, wie Wettbüros und es dadurch schwerer haben. Und weil ich nicht irgendwelche komplizierten rechtlichen Regelungen fordere, die man nur mit Hilfe von Juristen versteht und die die Situation nicht verbessern, sondern einen einfachen Mindestabstand zu Kindergärten und Schulen und zwischen den Wettbüros selbst. Für alle verständlich und nachvollziehbar. Dann scheint das populistisch zu sein. Dann bin ich halt populistisch, allerdings als Linke ;)