Ehrenamtliches Engagement für sexuelle und geschlechtliche Vielfalt – warum eigentlich?

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von Gabriele Rothuber

Check your privileges.

Ich bin eine heterosexuelle Cis-Frau. Das bedeutet, meine sexuelle Orientierung ist auf das Gegengeschlecht – in meinem Fall das männliche – gerichtet. Cis bedeutet – im Gegensatz zu Trans – dass meine Geschlechtsidentität mit dem mir bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Ich empfinde mich als Frau. Und ich werde auch von meiner Umgebung, meinem Gegenüber als Frau „gelesen“, das nennt man den Geschlechtsausdruck.

Eine einfache Sache ganz schön kompliziert erklärt?

Die wenigsten Menschen müssen sich Gedanken darüber machen, was sie von sich erzählen, wie sie sich kleiden, wie andere sie wahrnehmen, ob sie den Menschen, den sie lieben oder begehren auch ganz offiziell küssen können etc. Sie machen sich meist auch überhaupt keine Gedanken darüber, dass sie sich wahrscheinlich unzählige Male pro Tag als heterosexuell outen: etwa, indem sie von ihrer Familie erzählen.

Das sind Privilegien, derer sich die wenigsten bewusst sind.

Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht mit dem bei Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt, subsummiert man unter dem Begriff Trans*. Sie kämpfen oft jahrelang FÜR die selbstbestimmte, aufgeklärte hormonelle und/oder chirurgische Veränderung ihrer Körper.

Menschen, die mit Anteilen beider Normgeschlechter ausgestattet sind, nennt man intergeschlechtliche Menschen. Sie kämpfen ihren Kampf GEGEN die zwangsweisen geschlechtsverändernden Maßnahmen, die Babys auch heute noch erfahren.

Sie alle sind „Minderheiten“, Minoritäten. Es sind jedoch gar nicht so wenige! Man geht davon aus, dass rund 10% aller Menschen ausschließlich homosexuell orientiert sind, dass bis zu 1 % der Bevölkerung eine Trans-Thematik aufweisen und dass ca 1,7 % der Menschen Geschlechtsmerkmale (äußere/innere, Keimdrüsen, Hormone, Chromosomen) beider Normgeschlechter aufweisen. Sie kennen bestimmt einen Menschen, der ins LGBTI*-„Spektrum“ fällt, vielleicht ohne es zu wissen.

Es geht schlicht und einfach um Menschenrechte. Das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung, auf körperliche Unversehrtheit. Es geht um Antidiskriminierungsschutz. Es geht um Menschen, die eine besonders vulnerable Gruppe darstellen. Die Selbstmordversuchsraten unter homosexuellen Jugendlichen sind noch immer um 5- bis 7fach erhöht gegenüber ihren heterosexuellen Freund*innen. Das muss sich ändern!

Deshalb bin ich – als Angehörige einer Mehrheit – ehrenamtlich tätig. In der HOSI Salzburg (www.hosi.or.at) und in der Plattform Intersex Österreich (www.plattform-intersex.at). Weil ich – gemeinsam mit denen, die es betrifft – etwas dazu beitragen möchte, dass Menschenrechte endlich für alle Menschen in Österreich gleichermaßen gelten.

Und deshalb freue ich mich riesig mit meinen Freunden und Freundinnen, dass der Verfassungsgerichtshof ab 2019 die Ehe für alle Menschen, die einander lieben und füreinander sorgen möchten, öffnen wird!

https://www.vfgh.gv.at/medien/Ehe_fuer_gleichgeschlechtliche_Paare.de.php#