Der ehemalige Profifußballer Andreas Biermann hat sich das Leben genommen. Zehn Jahre litt er an Depressionen. Er ist geschieden und hinterlässt zwei Kinder. Die Depression muss endlich weg vom Tabuthema der Schwäche und hin zu einer normalen Erkrankung gerückt werden.

Der 10. November 2009 war ein Schock für alle Fußballfans. Der deutsche Nationaltorhüter Robert Enke hatte sich das Leben genommen. Gerade ein Mal 32 Jahre alt, hat er sich vor einen Zug geworfen. Der an einer schweren Depression leidende Profikicker hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen – nur die engsten Angehörigen wussten über seine Erkrankung Bescheid. Andreas Biermann nutzte diese Gelegenheit und teilte kurze Zeit darauf öffentlich mit, dass er bereits seit 2004 ebenfalls an Depressionen leide und zwei Selbstmordversuche hinter sich hatte.

Biermann spielte zu dieser Zeit für den FC St. Pauli. Die Hamburger gelten als Kultverein, weil sie gegen den Mainstream schwimmen und sich als äußerst liberal und weltoffen bezeichnen, in der angeblich jeder Mensch seinen Platz findet. Man rühmt sich damit, dass man auch schon Mal einen homosexuellen Präsidenten hatte. Alles andere als aufgeschlossen verhielt man sich allerdings in der Causa rund um Andreas Biermann. Als sich dieser nach dem Freitod von Robert Enke seinen Ängsten stellte und mit seiner Erkrankung an die Öffentlichkeit ging, wurde sein Leben noch schlimmer. Er wurde von da an von den Klubverantwortlichen und Mitspielern gemieden, fast schon wie ein Aussätziger behandelt. Obendrein wurde sein Vertrag nicht verlängert.

Biermann sagte später, dass er sein Outing in gewisser Weise bereut habe, auch wenn es menschlich gesehen richtig gewesen sei. Er hat dadurch aber seinen Job verloren, was die Situation drastisch verschlimmerte. „Eine Depression wird immer noch als Schwäche ausgelegt. Ich würde keinem Fußballprofi raten, damit ebenfalls an die Öffentlichkeit zu gehen“, sagte er. Er verfasste ein Buch, in dem er seine Erfahrungen weitergab, besuchte Talkshows und sprach mit zahlreichen Menschen, die in einer ähnlichen Situation wie er waren. Er ging auf Lesetour und fing an, Psychologie zu studieren. All das half nichts. Andreas Biermann nahm sich am vergangenen Freitag mit 33 Jahren das Leben.

„Eine Depression wird immer noch als Schwäche ausgelegt. Ich würde keinem Fußballprofi raten, damit ebenfalls an die Öffentlichkeit zu gehen“

Eine Depression ist keine Schwäche. Sie ist Ausdruck von persönlichen Befindlichkeiten, oftmals ein Zeichen, dass man gewisse Dinge im Leben verändern muss – ein Hilferuf. Man muss intensiv an sich selbst arbeiten und gewisse Lebensgewohnheiten umstellen. Therapien mit ausgebildeten Psychotherapeuten sowie die Einnahme von Antidepressiva können auf diesem Weg hilfreiche Begleiter sein. In einer Welt, in der oft nur noch Produktivität und die Ellenbogentechnik zählen, ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen an diesem erbarmungslosen System zerbrechen – selbst solche mit einer starken Persönlichkeit. Es ist an der Zeit, zumindest einen Gang zurückzuschalten und das eigene Leben wieder in den Mittelpunkt zu rücken.

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Tagesthemen 9.7. 2014

Ja was ist Krieg eigentlich? Notwendig? Unvermeidbar? Irrsinn? Vielleicht habe ich da ja eine ganz naive Meinung, aber für mich ist Krieg wirklich das allerletzte Mittel zur Lösung von Problemen. Krieg ist erstmal nichts anderes als Leid, Angst und Tod. In Syrien geht es jetzt schon seit Jahren, im Irak flammt der Krieg gerade wieder auf, Afghanistan kommt nicht zur Ruhe und nun wieder der Gazastreifen und Israel. Es nimmt kein Ende mit dem Töten. All die Menschen, die Krieg betreiben und vom Krieg profitieren interessieren sich keinen Deut für die Menschen, die keinen Krieg wollen und trotzdem mitten drin landen. Ich erinnere mich noch gut an eine Schülerin aus dem Gazastreifen, die ein Jahr in Salzburg war, mit ihren zwei Kindern und ihrem Mann, der hier ein Doktoratstudium machte. Einmal nach dem Deutschkurs saßen wir lange zusammen und sie erzählte mir, wie es ihr hier in Salzburg geht. Eines ist mir noch heute klar in Erinnerung als sie zu mir meinte:

„Du kannst dir nicht vorstellen, was es heißt, mit den Kindern ohne Angst auf die Straße zu gehen. Einfach auf den Spielplatz und du weißt, es explodiert keine Bombe und es fällt keine Rakete vom Himmel. Du weißt einfach, es ist Frieden und du kannst ruhig schlafen. Es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich das erleben darf, es ist das Paradies.“

Sie und ihre Familie sind schon  lange wieder zurück im Gazastreifen. Immer wenn ich, so wie jetzt, Nachrichten aus diesem Teil der Erde höre, muss ich an diese Familie denken und hoffe, dass sie leben. Aber ich weiß auch, dass sie wieder in der Angst, in der Unsicherheit sind. Ich wünschte alle jene, die Krieg betreiben, egal von welcher Seite, vergäßen einfach ihre Gier nach Geld und Macht. Und würden die gleiche Energie, die sie für den Krieg aufwenden, für den Frieden aufbieten. Damit Frauen, Männer und Kinder ruhig schlafen und ohne Angst auf den Spielplatz gehen können.

Ich weiß, das ist ein naiver Wunsch.

Logo nosso jogoDer UN-Menschenrechtsrat stimmte letzte Woche am 27. Juni für die verbindliche Regulierung von transnationalen Konzernen. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Ende der Straflosigkeit von Menschenrechtsverstößen von Unternehmen. Starker Widerstand kam von der USA und den EU-Staaten. Besonders traurig: Österreich stimmte dagegen. Ein Grund mehr, Druck zu machen und verbindliche Menschenrechtsstandards für alle zu erreichen. Auch bei Mega-Sport-Events wie der WM.

Fordern wir daher gemeinsam von FIFA, IOC, der brasilianischen Regierung, ÖFB und ÖOC: Bei der Durchführung von sportlichen Großereignissen müssen Menschenrechte – insbesondere Kinderrechte – respektiert werden! Die gesamte Bevölkerung soll profitieren, nicht nur einige wenige. Unterschreibe online auf: www.dka.at/nossojogo

Sportliche Wettkämpfe stehen für Fairness, klare Regeln und den positiven, freundschaftlichen Umgang der Wettbewerbsteilnehmer/innen miteinander. Die Regeln, die innerhalb der Austagungsstätten gelten, sollten auch im Vorfeld und Umfeld der Spielorte eine Selbstverständlichkeit sein. Internationale Wettkämpfe dürfen keine Plattform für Zwangsumsiedlungen, Ausbeutung, Diskriminierung und Gewalt bieten. Wir fordern von FIFA, dem Olympischen Komitee, der brasilianischen Regierung, ÖOC und ÖFB:

  • Einhaltung der Arbeitsrechte im Rahmen sportlicher Großevents im Gastgeberland und in den Zulieferketten.
  • Umsetzung der Rechte auf freien Zugang zum Wohnen, öffentlichen Verkehr, Bildung, Gesundheit, Spiel, öffentlichen Raum, Kultur und gesunde Umwelt.
  • Effektive Gesetze und Maßnahmen gegen Sexismus, Diskriminierung, Gewalt, sexuelle Ausbeutung und Menschenhandel sowie deren wirkungsvollen Vollzug.
  • Beendigung von rassistischen Praktiken, Gewalt, Intoleranz und Diskriminierung von gesellschaftlichen Minderheiten.
  • Recht auf Information, öffentliche Debatte und Einbeziehung der Bevölkerung in Entscheidungen mit weitreichender Folgewirkung.
  • Sicherstellung von nachhaltig positiven Effekten für das Gastgeberland durch den Aufbau langfristiger Wirtschafts- und Arbeitsbeziehungen.
  • Rücknahme und Beendigung von Steuerbefreiung für FIFA und IOC sowie deren Sponsoring-Partner/innen.
  • Aufnahme bindender internationaler Arbeitsrechts-, Menschenrechts-, Kinderrechts- und Umweltschutzbestimmungen in die Vergabekriterien und den Verhaltenskodex der FIFA und in die Olympische Charta.

FIFA go homeSpitzen-Sportfunktionäre von nationalen olympischen Komitees, vom IOC bis hin zur FIFA halten in Sonntagsreden gerne die olympischen Ideale hoch: Friede, Freude, Fairplay und dabei sein ist alles. Kritik wird mit dem Hinweis „Es geht doch um Sport und nicht um Politik“ abgewehrt. Den schwarzen Peter schieben sie den Politiker/innen zu. Und das zu recht, denn natürlich ist es eine politische Frage, wenn Millionen Steuergelder in Österreich oder Milliarden in Russland und Brasilien für Infrastrukturprojekte ausgegeben werden, die niemand braucht. Die Vergabe der Spiele an Länder in denen massive Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung stehen, liegt jedoch sehr wohl in der Verantwortung der internationalen Sportverbände. Zu Schweigen, wenn Menschen ausgebeutet, unterdrückt oder ermordet werden ist nicht a-politisch, sondern ein klares politisches Statement. Durch Wegschauen, werden die Täter unterstützt und die Opfer ignoriert. Der diesbezügliche Tiefpunkt waren zweifelsfrei die Olympischen Spiele 1936 in Nazi-Deutschland.

2008 war der Kapitelplatz in Salzburg zur Zeit der Fußball EM eine offizielle Fan-Zone. D.h. eine abgesperrte Zone mit großer Leinwand zum gemeinsamen Fußballschauen. In und rund um diese Zone war – genauso wie rund um`s Stadion – bis ins kleinste Detail geregelt, welche Biermarke in welcher Größte beworben werden durfte. Die TV- und Sponsoring-Verträge bei Sportgroßereignissen füllen Seiten und überlassen nichts dem Zufall. Red Bull Salzburg kann davon ein Lied singen: In der Europa League musste der Vereinsname auf FC Salzburg umgeändert werden und in Leipzig steht „RB“ für „Rasenballsport“. Die Vorgaben von UEFA, FIFA und Co sind, was die Stadien, die Fernsehrechte oder Werbeverträge betrifft, genauestens festgeschrieben. Die Vorgaben für Kinderrechte, Arbeitsrechte oder Menschenrechte sucht man vergeblich. Da wird seitens der Sportfunktionäre auf Absichtserklärungen, die Politik, die UNO oder einen „say no to racism“-Werbefilm verwiesen. Während zeitgleich tausende Menschen in Russland oder Brasilien vertrieben werden, Baukonzerne in Katar die Stadien-Arbeiter wie Sklaven halten oder Kinder Fußbälle nähen. Es ist höchst an der Zeit bei Mega Sport Events in den Bewerbungs- und Ausschreibungsverfahren verbindliche Menschrechts-Standards zu verankern und umzusetzen. Nur so kann verhindert werden, dass wie zur Zeit in Katar, die WM-Bauten täglich einen Toten fordern.

 

 

Das 222 Mio. Euro teure Stadion „Fonte Nova“ in Salvador. Im Vordergrund: Die Wohn- & Lebensrealität der Nachbarschaft. Foto: Sergio Moraes/Reuters

Das 222 Mio. Euro teure Stadion „Fonte Nova“ in Salvador. Im Vordergrund: Die Wohn- & Lebensrealität der Nachbarschaft.
Foto: Sergio Moraes/Reuters

Rekordbeträge werden ausgegeben: 50 Mrd. Euro hat Olympia in Sotschi gekostet. Die WM in Brasilien wird mehr kosten als die beiden vorangegangen in Südafrika und Deutschland zusammen. Profiteure sind neben der FIFA, Grundstückspekulanten (die gemeinsam mit der Politik die Bevölkerung vertreiben) und Baukonzerne (die Arbeiter z.T. wie Sklaven behandeln). Während die Bevölkerung, die Bildung, Gesundheit, leistbares Wohnen, Energie und Essen einfordert, den Gürtel enger schnallen muss. Nach den Spielen kommt regelmäßig der Kater: Die Ukraine ist pleite, hat aber von der letzten Fußball Europameisterschaft 2012 tolle Stadien. Auch in  Kärnten wurde um 66,5 Mio. Euro ein Stadion für drei Vorrunden Spiele der EM 2008 gebaut. 32.000 Besucher/innen fasst das Wörthersee-Stadion in dem nun ein Regionalliga Verein kicken darf. Auch Salzburg hat um 70 Mio. Euro ein EM Stadion. Aus Steuergeldern finanziert, jeweils zu gleichen Teilen vom Bund, dem Land und der Gemeinde Wals–Siezenheim. Was haben – abseits von super Stadien- die Länder Salzburg und Kärnten mit der Ukraine gemeinsam? Richtig, alle drei sind bankrott. Zufall oder nicht, die Folgen sind dramatisch: In Salzburg mussten die Zuschüsse für Kinderbetreuung halbiert werden und die Darlehen des Wohnbaufonds sollen verkauft werden.Dramatisch ist auch die Weigerung von FIFA, UEFA & Co sowie den Regierungen der Austragungsländern aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen: Während die Stadien der letzten Fußball WM in Südafrika als mahnende weiße Elefanten in der Landschaft stehen, wird das zweitgrößte Stadion Brasiliens in der Hauptstadt Brasilia gebaut. Es ist mit über 500 Mio. Euro das teuerste Stadion der WM überhaupt.  Für einen städtischen Fußballverein ohne Fangemeinschaft der zwischen der dritten und vierten Liga pendelt. Oder Manaus:  In der heißen Amazonasmetropole mit der extremen Luftfeuchtigkeit fasst die „Arena Amazonia“ über 42.000 Besucher/innen. Nach den drei WM Partien darf dann wieder die städtische Mannschaft aus der dritten Liga in dem rund 200 Mio. Euro teuren Stadion spielen – vor einer Kulisse von weniger als 500 Fußballfans.

Verzeiht mir, wenn ich gleich noch ein Mal über Bischof Erwin schreibe. Aber es liegt ein Zwang auf mir. Das ist einfach so guter Stoff. Nach der ausverkauften Salzburger Universitätsaula, einem für mich begeisternden Gottesdienst in der Kollegienkirche und einem persönlich gehaltenen Seminar in St. Virgil: Dieser Mensch ist ein Star am Katholischen Himmel. Er hält sich schon lange in den Charts. Gleichzeitig könnte er aber dein Nachbar sein. Er ist erschütternd menschlich und interessiert sich für dich.

Er spricht von etwas anderen Wirklichkeiten. Etwa von einer Diözese in der Größe Deutschlands, die er mit Hilfe von 27 Priestern leitet. Dass hier nicht geweihte Frauen und Männer eine ganz andere Bedeutung bekommen, ist selbstverständlich. Dieser Bischof ermächtigt die Menschen. Er weist hin auf die offenen Türen zu mehr Miteinander, Natur- und Gottverbundenheit. Er handelt mystisch und gesellschaftspolitisch. Christentum ist immer beides.

Papst Franziskus sagte ihm in einer Privataudienz am 4. April: Er solle gemeinsam mit den Bischöfen couragierte, kühne und verwegene Reformvorschläge machen. Diese Aussage lese ich in seiner druckfrischen Biographie auch als Aufforderung an mich selbst. Die Zeit des Jammerns ist vorbei.

 

Danke an Bischof Erwin und allen, die  zum Gelingen der Veranstaltungen in Salzburg beigetragen haben!

Mit Wolfgang Kumpfmüller und Wolfgang Heindl bei der Pressekonferenz

Mit Wolfgang Kumpfmüller und Wolfgang Heindl bei der Pressekonferenz

Melanie Eckschlager, Maria Zehner, Peter Ebner und Andreas Meier als Kräutler Band - Cool

Melanie Eckschlager, Maria Zehner, Peter Ebner und Andreas Meier als Kräutler Band – Cool

Josef Bruckmoser (Redakteur der Kräutler Biograph) und Gottfried Kompatscher (Tyrolia) freuen sich über ein gelungenes Werk.

Josef Bruckmoser  (Kräutler Biograph) und Gottfried Kompatscher (Tyrolia Verlag) freuen sich über ein gelungenes Werk.

Auch Erzbischof Franz Lackner ist begeistert

Auch Erzbischof Franz Lackner ist begeistert