Ich kann im Moment mit einigen Dingen nicht umgehen. Vieles beschäftigt mich, was in der Zeitung steht, was ich im Fernsehen sehe und was ich täglich selbst sehe und mitbekomme.flucht

Ich kann nicht verstehen, warum bei uns und in gesamt Europa Menschen, die Hilfe brauchen diese Hilfe verwehrt oder erschwert wird. Dass Menschen nicht Willkommen geheißen, sondern nochmals verschreckt werden, bevor sie in sogenannte Verteilerzentren kommen.

Was geht in uns vor? Viele Leute hier haben selber Angst und wissen nicht, was auf sie zukommt, wenn Menschen, die anders aussehen und nicht Deutsch sprechen, neben ihnen einziehen.
Liegt es an ein paar kleinformatigen Medien, die nur die schlechten Dinge hochpushen oder gar Lügen verbreiten?
Liegt es an der Politik, die vieles einfach verschlafen hat und immer wieder rausgeschoben hat, die keine Infos an die Bevölkerung weitergibt und nur über Quoten redet?

Ich kann es nicht sagen, an wem es liegt. Meiner Meinung nach liegt es an uns allen. Es ist viel einfacher, die Schuld jemandem anderen zuzuschieben, um selber im Schutz der eigenen vier Wände die Augen zu schließen. Viele denken: Zeltstadtsolange es mich nicht trifft, interessiert es mich auch nicht.

Es ist echt an der Zeit, dass wir alle die Augen aufmachen, gegensteuern wenn es jemanden schlecht geht, Hilfe anbieten wo Hilfe gebraucht wird. Menschen unterstützen, die bereits Menschen unterstützen. Jeder ist gefragt und wird gebraucht, um endlich das schlechte Gefühl in der Öffentlichkeit zu ersticken.

Lasst uns zusammen helfen, um das Gute zu verbreiten, reden wir uns zusammen und finden wir Ideen, was wir machen können, um Angst zu nehmen und Missverständnisse aufzuklären.
Es braucht oft nicht mal die Geldtasche geöffnet zu werden, obwohl es natürlich bei manchen Ideen für die Umsetzung hilft. Oft reicht auch einfach eine helfende Hand. Redet mit den Nachbarn, fragt wovor sie Angst haben. Gebt Infos und klärt die Menschen in eurer Umgebung auf, nehmt sie mit zu Veranstaltungen die für Asylsuchende gemacht werden. Es gibt so viel was man machen kann, nur man muss es machen!

Viele Vereine und öffentliche Institutionen arbeiten bereits mit Hochdruck. Weiter unten findet ihr eine Menge Links zu Infos, wo und wie man helfen kann.

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So gehts auch. Flüchtlinge und ihre österreichischen Nachbarn beim gemeinsamen Grillen

Sollte jemand die eine oder andere Idee haben, ganz egal in welche Richtung diese gehen mag, freue ich mich wenn ihr mir diese schreibt. Hinterlasst einen Kommentar oder schreibt mir eine E-Mail an robert@zartbitter.co.at mit euren Ideen.
Vielleicht können wir eine gemeinsame Aktion starten, mit der wir Gutes tun können. Mir persönlich ist es ein großes Anliegen. Und, ja, ich bin altmodisch, denn glaube ich immer noch an das Gute im Menschen – egal woher diese kommen, welche Sprache sie sprechen oder wie alt sie sind.

Lasst uns zusammenhelfen und Gutes tun! Zusammen sind wir viel stärker und lauter als manche Gruppierungen, die versuchen, alles schlecht zu machen und die Misstrauen gegen Flüchtlinge schüren. Dabei kommen diese Menschen doch nur zu uns weil sie Schutz suchen.

Ps: Ich selber bin auch erst dabei zu entscheiden, auf welche Art und Weise ich helfen kann und möchte.
Ich werde aber sicher auf zartbitter über meine Erfahrungen berichten.

http://www.menschenrechte-salzburg.at/nc/home/einzelansicht/article/fluechtlinge-in-salzburg-hier-koennen-sie-helfen/10.html
http://www.fluechtlinge-willkommen.at
https://www.caritas-salzburg.at/hilfe-angebote/asyl-integration/
https://www.facebook.com/pages/Refugees-Welcome-to-Austria/829065090522121?hc_location=ufi
http://www.sosmitmensch.at/site/home/article/1041.html
http://www.salzburg.gv.at/salzburghilft
https://fluechtlingsdienst.diakonie.at/einrichtung/salzburg-integrationshaus
https://itunes.apple.com/at/album/schweigeminute-traiskirchen/id1030744053?app=itunes&ign-mpt=uo%3D4

Das Salzburger BühnenErlebnis packt aus, was am „Jedermann“ fasziniert

Der Mammon (Daniel Kranawitter) mit seiner geballten Kraft. Alle Bilder: Bühnenerlebnis / Angelika Leitner

Der Mammon (Daniel Kranawitter) mit seiner geballten Kraft gegen Jedermann (Peter Christian Ebner). Alle Bilder: Bühnenerlebnis / Angelika Leitner

Mit seinem „Jedermann“ hat Hugo von Hofmannsthal ein zeitloses Theaterstück geschaffen. Im Jahre 1911 wurde es in Berlin in einem Zirkuszelt uraufgeführt. Er war es, der dieses Stück gemeinsam mit dem Regisseur Max Reinhardt nach Salzburg brachte. Seit dem Jahre 1920 wird es nun ununterbrochen bei den Salzburger Festspielen auf dem Domplatz gespielt. Dabei verwob Hofmannsthal dramaturgische Vorbilder aus mittelalterlichen Mysterienspielen, wo Allegorien und Personifikationen abstrakter Wirklichkeiten auftreten und den frühneuzeitlichen Stoff „Von dem sterbenden reichen Menschen“, den der Nürnberger Meistersinger Hans Sachs verfasste. Zweifellos spricht der Stoff auch über die Festspiele hinaus sein Publikum an.

Angelika Bamer-Ebner als Buhlschaft und Regisseurin mit Peter Christian Ebner als Jedermann

Angelika Bamer-Ebner als Buhlschaft und Regisseurin mit Peter Christian Ebner als Jedermann

Denn nicht nur in Salzburg, sondern an vielen Orten und anderen Schauplätzen wird er lebendig inszeniert. Zartbitter fragte beim Salzburger BühnenErlebnis Bamer Ebner nach. Das Ensemble spielt im August den Jedermann im Gut Edermann bei Teisendorf in Bayern nun schon zum vierten Mal. Die SchauspielerInnen sprechen aus ganz persönlicher Sicht über die Faszination, die der „Jedermann“ auf sie ausübt.

 

 

Hier sehen Sie einen kurzen Einblick in die Inszenierung. Lesen sie unten weiter …

 

Intensive Kindheitserinnerungen

Daniel Holzbauer und Erwin Slavetinsky als Dünner und Dicker Vetter beim Abschied

Daniel Holzbauer und Erwin Slavetinsky als Dünner und Dicker Vetter beim Abschied

Beginnen wir mit dem Schauspieler, der den Jedermann schon am längsten kennt. Erwin Slavetinsky (Dicker Vetter, Spielansager) ist seit seiner Kindheit vom Theater begeistert. Er begleitete seine Eltern auf den Salzburger Domplatz und war bereits als Kind sehr beeindruckt. „Damals mimte Will Quadflieg (1952-1959) den Jedermann. In den Autobussen saßen die kostümierten Schauspieler.“ Erst später, als Slavetinsky den „Teufel“ bei der Inszenierung auf der Festung Hohensalzburg spielte, hat er sich intensiver mit den Texten auseinander gesetzt. Der Stoff beschäftigt sich mit menschlichen Grundfragen: „Was soll aus unserem Leben werden? Die Sucht nach Materiellem wird bedeutungslos. Der Tod holt uns alle ein.“

Barbara Hagen-Walther als Mutter

Barbara Hagen-Walther als Mutter

Von ähnlich intensiven Kindheitserinnerungen spricht Barbara Hagen-Walther (Mutter, Glaube). Als Maximilian Schell (1978-1982) den Jedermann zum Besten gab, war sie als kleines Kind dabei. Sie begleitete ihren Vater, der damals den Gerichtsdiener (Büttl) spielte. Stolz zeigt sie mir ein Bild aus dem Jahre 1984, wo sie mit dem kostümierten Vater posierte. „Dieses Bild habe ich immer in meiner Geldbörse bei mir.“

Allegorien werden lebendig
Die Rolle der Mutter macht ihr Spaß und die des Glaubens, findet Hagen-Walther inhaltlich schwierig, wenn auch sehr inspirierend. Das Stück lebt stark von den Personifaktionen der abstrakten Wirklichkeiten. Diese beeindrucken alle Schauspieler des Ensembles. Daniel Kranawitter (Schuldknecht und Mammon) fasziniert die eigene persönliche Auseinandersetzung mit der Rolle des Mammons. „Die Allegorien verleihen dem Stück Lebendigkeit und Witz.“

 

Christine Walther als Teufel versteht die Welt nicht mehr

Christine Walther als Teufel versteht die Welt nicht mehr

Dieser ist in außerordentlichen Maße in der Worten des Teufels zu erkennen, den Christine Walther verkörpert. Sie sieht im Stück die Urfragen des Lebens gestellt: „Gibt es Gott oder nicht? Menschliche Themen wie Beruf, Freunde, Familie und Krankheit werden hinterfragt.“ Walther spielt außerdem die Rolle des Todes. Der führt vor Augen, dass die Zeit begrenzt ist. „Im Sterben ist jeder allein. Jedermann hat Angst vor dem Tod, weil er mit sich nicht im Reinen ist.“

Die Kinder des Schuldknechts fühlen mit ihrem Vater

Die Kinder des Schuldknechts fühlen mit ihrem Vater

Dem Blumenkind und Schuldknechtsbild Johanna gefällt speziell der Teufel, „denn er ist gut und lustig gespielt.“ Ihre Schwester Elena findet dagegen den Tod spannend, da er so gruselig echt ist. Für die zehnjährige Laura ist „einfach alles“ faszinierend.

 

Die kritische Stimme im Ensemble
Bühnenerlebnis Bamer Ebner Jedermann zartbitter Gut EdermannDaniel Holzbauer (Dünner Vetter, Spielansager) spielt mit, weil er schon oft gemeinsam mit Angelika Bamer-Ebner und mir auf der Bühne gestanden ist. Das macht ihm Freude. Im Stück kommt ihm zu oft das Wort Gott und das Thema Schuld vor. „Der Jedermann ist ein Theaterstück für nicht Theatermenschen. Die Message ist leicht zu verstehen.“ Trotzdem ist auch er im vierten Jahr wieder mit von der Partie. Die Kinder haben ein besondere Freude mit ihm, denn als Jukebox hinter der Bühne hat er immer ein lustiges Lied auf Lager.

 

Zeitlose Aktualität, die jedermann betrifft

Jedermann hält seine geschwächten Werke (Monika Seidenfuß-B.) in den Armen

Jedermann hält seine geschwächten Werke (Monika Seidenfuß-B.) in den Armen

Für Monika Seidenfuß-B. (Werke, Schuldknechts Frau) verliert der Stoff nie an Aktualität. „Der Jedermann zieht die Menschen immer in den Bann. Gerade in unserer schnelllebigen Zeit.“ In dieselbe Kerbe schlägt Arnold Niederhuber (Koch, Büttl, Knecht). Er weiß, dass sich jeder Mensch mit diesen Themen beschäftigt und „sich darüber Gedanken macht, warum er auf dieser Welt lebt.“

Arnold Niederhuber als unterwürfiger Koch

Arnold Niederhuber als unterwürfiger Koch

Irmgard Böttcher (Arme Nachbarin, Tischdame) befasst sich intensiv mit dem religiös gefärbten Schluss und „die Konfrontation mit dem eigenen Tod.“ Für mich selbst als Jedermann Darsteller ist ein ganz entscheidendes Kriterium für das Gelingen der Rolle: Schaffe ich in der Begegnung mit dem Glauben und den Werken den Wandel vom skrupellosen Lebensmenschen zum Mann, der wirklich glauben kann und mit sich ins Reine kommt. Ist diese Veränderung glaubwürdig, dann hast du es geschafft und kannst in Ruhe sterben. Der Tod verliert so seine Angst einflößende Macht.

Der Wunsch Schauspielerin zu werden

Der prachtvolle Auftritt der Buhlschaft

Der prachtvolle Auftritt der Buhlschaft Angelika Bamer-Ebner

Zum Schluss lassen wir die Regisseurin und Buhlschaft Angelika Bamer-Ebner zu Wort kommen: „Mich beeindruckt der Spannungsbogen zwischen dem historischen Stoff in schöner Kunstsprache und der immerwährenden Aktualität des Inhaltes. Zum anderen lässt dieses vielseitige Stück sehr viel Kreativität und Freiraum in der Umsetzung zu.“ In der Bildgewalt hat dieses Meisterwerk für sie etwas Mystisches. Es war zudem das erste Schauspiel, das sie je gesehen hat. „Mit diesem Stück entstand auch der Wunsch, Schauspielerin zu werden.“ Ihr Traum ging in Erfüllung.

Weitere Links:

 

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Coole Location – das Stadtwerk Salzburg!

So wurde von einer Zeitung unsere Stadt am Freitag bezeichnet und das wegen einer Idee, eines Traums von fünf engagierten Frauen: Claudia, Carl, Sonja, Sabina und Minnie organisierten das erste Food und Lifetyle-Bloggercamp letztes Wochenende hier in Salzburg. Vorneweg muss ich sagen: ich mag Bar-Camps und die entspannte Atmosphäre und daher wird dieser kurze Bericht sicher nicht ganz objektiv sein.

Am Freitag startete „Salt & the City“ mit einem interessanten Instawalk (ist quasi ein Web 2.0-Spaziergang) durch unsere Stadt. Mein Eindruck war, dass nicht nur die (ausländischen) Gäste von den verborgenen Seiten unserer Stadt beeindruckt waren, auch Salzburgerinnen (ja zu fast 90% waren die Teilnehmer Frauen): Marmorsaal, Rathausturm, Hotel Sacher (inklusive Apfelstrudel-Shake) uvm. Am Samstag ging es dann richtig ums Blogger-Camp und Barcamp. Im STADTWERK in Lehen trafen sich rund 120 Bloggerinnen mit ein paar männlichen Farbtupfern in der Privatmedizinischen Universität und der Volkshochschule um gemeinsam in Workshops Themen wie „Ran ans Leder!“ (no na ned ging es ums Leder), Kreatives Grünzeug (= Gemüseschnitzen), aber auch ein „Showkochen“ mit den Kochhelden. Ergänzt wurde die Workshopschiene durch die Barcamp-Slots. Wirklich witzig war die Session zum Thema „Toy-Fotografie“. Mich hatten die beiden „Marriedwithbricks“ schon bei der Vorstellungsrunde mit dem Wort „Lego“. Ebenso spannend war die SEO-Session oder das Thema „Social Media für Blogs“. Wie immer bei einem Barcamp wichtig sind die Gespräche dazwischen und da bleibt mir eines gut in Erinnerung. Nämlich das mit Simone von Lecker Box Sie macht in „Bentoboxen“ Das Bentō (jap. 弁当) ist eine in Japan weit verbreitete Darreichungsform von Speisen, bei der in einem speziellen Kästchen mehrere Speisen durch Schieber voneinander getrennt sind. Ihr kennt das vielleicht vom Japaner ums Eck und kurz gesagt sind das aufwendig gemachte Lunchboxen. Auf ihrem Blog heißt es:

„Der Grundstein zu LeckerBox wurde im Sommer 2011 gelegt. Durch Zufall habe ich im Netz einen Artikel mit Bildern über die japanische Bento Box entdeckt. Von den Bildern und der Idee, die hinter einer Bento Box steckt war ich total begeistert. Bis dahin wurden morgens die typischen „Schnitten“ geschmiert und abends warm gekocht. Dass das Mahl am Abend nicht wirklich gesund ist und direkt auf die Figur geht brauche ich denke ich nicht zu erzählen, das wissen wir alle…

Von der Idee zur täglichen Umsetzung einer Bento Box angetan, begannen meine Überlegungen zur realistischen Umsetzung.

Jeden Tag japanisch kochen wollte ich nicht, daher überlegte ich mir mit Hilfe von neuen Kochbüchern und Kochzeitschriften, wie man die „LeckerBox“ mit europäischen Speisen und Leckereien füllen könnte.“

Nach einem Blick auf ihren Blog kann ich nur sagen. Sie liefert tolle Rezepte für Mittags-Boxen oder einfach zum Nachkochen.Mit einer sicher netten Party in der Trumerei ging ein interessanter Abend zu Ende. Ich entschied mich, auf Grund heftiger Intervention meines Sohnes, für das deutsche Cupfinale.

Am Sonntag hieß das Motto des Blogger-Camps „Landpartie“ und wie der Name ging es raus auf Land. Genau gesagt in den Tannengau und es wurde gekäst, die Saline in Hallein entdeckt und die Köpfe wurden in Troadkästen gesteckt. Was immer das ist. Man merkt ich war am Sonntag selbst nicht mit von der „Partie“, aber die Reaktion auf Instagram, twitter etc. unter der #Hashtag #sbgatc15 waren begeistert.

Kurzes Fazit:

Super – nächstes Jahr wieder. Salzburg braucht so etwas!!!

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Harald Martenstein liest in Salzburg

Ihr kennt das sicher auch. Da hat man ein Ritual. Es begleitet einen schon ganz lange Zeit. Und ohne das Ritual fehlt an einem bestimmten Tag einfach etwas. Bei mir ist der Sonntag so ein Ritualtag. Nicht was ihr jetzt glaubt. Nein, es geht diesmal nicht um die Lindenstraße, wo sonntags zwischen 18.50 und 19.20 für mich nichts anderes existiert. Ich gestehe jetzt, ich habe da noch ein Ritual. Es dauert 2 Stunden. Das liegt an der Größe und Fülle des Objekts, das da im Mittelpunkt steht. Ich lese die ZEIT jeden Sonntag. Ich beginne immer mit den Österreichseiten und arbeite mich dann erst Mal vor bis zu den Titelkommentaren. Das ist meist schon harte Kost. Dann nehme ich mir den Reiseteil vor, alles immer ganz spannende Reiseziele, wo ich niemals hinkomme. Dann wird es wieder ernst. Das Feuilleton beginne ich auch hinten mit „Glauben und Zweifel“ und lese mich nach vorn. Wirtschaft und Wissen haben oft spannende Artikel. Und von der großen Zeit genieße ich dann zum Schluss das Dossier und die Artikel zur Geschichte. Nach dieser Lektüre weiß ich wahrscheinlich mehr als der durchschnittliche Mensch im Jahre 1635, schätz ich mal. Da ist man dann schon satt. Aber es geht weiter mit dem Zeitmagazin. Und spätestens da brauche ich die dritte Tasse Kaffee. Nein, nicht weil es fad wird im Magazin. Das Gegenteil ist der Fall. Den Kaffee brauche ich für den Genuss. Den Genuss die Kolumne von Harald Martenstein zu lesen. Ganz selten nervt er mich. Meist spricht er Sachen aus, die man schon mal irgendwie so im Hinterkopf hatte oder fühlte, aber sie niemals in Worte fassen könnte. Er behandelt viele ernste Themen, aber sie liegen einem nicht schwer im Magen, weil er sie mit so einer Nonchalance aufs Papier wirft. Dafür bewundere ich ihn.

Ihr kennt das sicher auch. Ein Mensch begleitet einem in einem Ritual über lange Zeit. Eine Sängerin, die man nur beim Keksebacken hört. Ein Film, den man in einer bestimmten Stimmung immer wieder gerne sieht. Eine Schriftstellerin, die man nur im Urlaub lesen kann, weil da die Zeit endlos scheint und das Buch gewürdigt werden muss. Oder die Kolumne von Harald Martenstein, die mit einer dritten Tasse Kaffee genossen wird. Und man denkt sich: Das wär doch mal schön diesen Menschen zu treffen. Und dann hat man die einmalige Chance!

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Mein Martenstein Selfie :)

Heute begann das Literaturfest in Salzburg. Ich musste für die Stadt Salzburg die Begrüßung machen. Ich habe normal kein großes Lampenfieber, wenn ich vor großem Publikum sprechen muss. Liegt wahrscheinlich an zwanzig Jahren Unterricht, da stand ich auch immer vorn. Aber diesmal war es anders. Harald Martenstein war da, um zur Eröffnung zu lesen. Das machte mich zugegebenermaßen doch ein kleines bisserl nervös. Der Mensch, dessen Kolumne zu meinem Sonntag gehört,  saß neben mir. Man denkt sich dann, ja kann ich jetzt wie ein 14 Jähriges Groupie um ein Selfie bitten? Was denkt sich der? Er ist doch ein seriöser Mensch, ein Autor, kein Volksmusiksänger oder Hip Hopper.  Egal, dachte ich mir, fragen kostet nichts. Und was soll ich sagen, natürlich haben wir ein Selfie gemacht, wir haben geplaudert, ich durfte ihm ein bisschen von Salzburg erzählen und toll gelesen hat er obendrein!

Martenstein zum Nachlesen

Literaturfest 2015

 

Stell dir vor du steckst in einem Fass. Zwischen Deckel und dir ist noch eine Schicht Oregano, um dich vor der Entdeckung zu schützen. Du steckst in dem Fass und weißt nur eins, du willst wieder lebendig raus – du willst überleben – du bist auf der Flucht.

Oh Land der Berge, Land am Strome. Oh Land, in dem es keine Türken gibt.

Bei uns da gibt es nur die Dome, denn der Halbmond, der ist nicht beliebt.

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vlnr: Erwin Holleis, Nuray Isik, Monika Petschenig, Stefan Buchner

Mit dieser neuen österreichischen Bundeshymne, die wieder befreit ist von den Töchtern, startet „Auswandertag“. Eine Familie ist auf der Flucht aus dem diktatorischen Österreich in die sichere und reiche Türkei. Mama Chiara, Papa Fabian und die Kinder Maximilian und Valentina schaffen es mit Hilfe von Schleppern Österreich zu verlassen. Aber es nimmt kein gutes Ende. So wie viele hunderte andere Fluchtgeschichten auch – täglich!

Regisseur Claus Tröger und seinem Team Friederike Bernau und Rolande Eibl gelingt es in 70 Minuten eine Flucht mit all ihren Absurditäten und Notwendigkeiten auf die Bühne zu bringen. Eigentlich ist Papa Fabian ja ein Wirtschaftsflüchtling, aber seine verzweifelten Handlungen machen ihn gleichzeitig zum politisch Verfolgten. Mama Chiara erkennt, dass religiöse Heilsversprechen ihr Leben nicht wieder in Ordnung bringen. Und die Kinder nehmen das Heft in die Hand, organisieren die Flucht, Tochter Valentina prostituiert sich, um genügend Geld für die Schlepper zu haben. Flucht heißt Überleben wollen, das ist auch auf der Bühne zu spüren. Aber der Tod ist ständiger Begleiter, trifft auch die Familie.

Der Bürgerbühne des Salzburger Landestheaters gelingt es auch im fünften Jahr ihres Bestehens ein aktuelles Thema kraftvoll zu inszenieren. Die Profis Britta Bayer (Mutter), Walter Sachers (Vater) und Ludwig Hohl (Sohn) sind das Gerüst der Aufführung. Anne Aichriedler als Tochter Valentina zeigt, dass ein Model auch schauspielern kann. 13 Laienschauspieler der Bürgerbühne geben dem Stück den notwendigen Drive, Ernst aber auch Humor. Erwin Holleis als religiöser und politischer Heilsbringer ist überzeugend. Und mit Nuray Isik als türkische Polizistin sind die Szenen im türkischen Erstaufnahmezentrum ganz real.

Zwei Mal gibt es noch die Chance auf den „Auswandertag“- Infos hier:

Salzburger Landestheater

Medea von Euripides in englischer Sprache
Der Gewinn geht an SOS Kinderdorf

Bereits seit über 20 Jahren führt die English Drama Group Salzburg alljährlich eine große Produktion in englischer Sprache auf und ist dadurch für viele eine wirkliche Institution. Und die Theatergruppe zieht Leute zwischen 16 und 70 Jahren an – wäre doch nur in jedem Theater die Altersstruktur des Publikums so breit gefächert.

Der Stoff in diesem Jahr ist alles andere als leichte Kost: Medea von Euripides. Dieses fast 2500 Jahre alte Stück gehört zu den am häufigsten aufgeführten Stücken der Antike.

MedeaMedea, die Jason geholfen hatte, das goldene Vlies zu entwenden, wird von ihrem Ehemann Jason verlassen – wegen der jungen Tochter des Königs Kreon von Korinth. Dieser verbannt Medea, doch sie bittet sich unter Tränen und Klagen noch einen Tag in Korinth aus. Dieser eine Tag reicht der von Eifersucht und Wahnsinn getriebenen verlassenen Ehefrau, um schreckliche Rache zu üben. Jason soll den Rest seines Lebens einsam und gebrochen verbringen. Für dieses Ziel hat Medea keine Skrupel zu töten. Und sie ist sogar bereit, ihre beiden eigenen Kinder zu opfern.

Die Figur der Medea ist eine große und schwierige Rolle. Eva Nedwed bietet in einer gewaltigen tour de force von zwei Stunden das gesamte Repertoire menschlicher Emotionen. Wahrlich keine Selbstverständlichkeit im nicht-professionellen Theater. Die Leistung wurde am Premierenabend entsprechend mit kräftigem Applaus anerkannt.

Das Bühnenbild wirkt schlicht, ist aber durchdacht: raumhohe Wände werden bei Bedarf transparent und lassen den Chor dahinter erscheinen und wieder verschwinden. Als Kontrast dazu sind die Kostüme, klassisch angeregt mit modernem Touch, umso opulenter. Kostümbildner Hellmut Hölzl hat mit Ideen nicht gegeizt und auch an Materialen nicht gespart.

Und eines ist dieses Jahr völlig neu: Der Gewinn der Produktion geht an das SOS Kinderdorf.

Es gibt viele Gründe, sich Medea der English Drama Group anzusehen. Und wenn Stück, Darsteller oder die seltene Gelegenheit, in Salzburg englischsprachiges Theater zu erleben, als Gründe nicht genügen, dann lockt vielleicht der gute Zweck.

Medea von Euripides in Englischer Sprache
5.–9. Mai, in der ARGEkultur Salzburg (Nonntal)
Karten: +43-662-848784