Heute waren Johanna Schnellinger, Osman Günes und ich als Petenten, also Bittsteller,  im Landtag auf der so genannten Expertenbank. Wir haben gemeinsam mit vielen anderen SalzburgerInnen eine Petition gegen die große Anzahl an Wettbüros gestartet. Diese Petition wurde heute im Landtag behandelt.

Wir wollten schärfere Bestimmungen. Um besonders Kinder und Jugendlich vor der Wettsucht zu schützen- Dazu gehört auch ein Mindestabstand zu Kindergärten und Schulen. Die von uns geforderten 800 Meter werden es nicht ins neue Gesetz schaffen, aber wir meinen: Jeder Meter zählt. Denn je weniger Wettbüros es gibt, umso besser für die Kinder auf dem Weg in den Kindergarten und die Schule.

3 Fakten zu den Wettbüros:

  1. Zwischen Bahnhof und Lehen gibt es knapp 40 Lokale, wo man wetten kann
  2. Es gibt in der Stadt Salzburg 105 angemeldete Wettterminals –  geschätzt drei Mal so viele sind in Betrieb
  3. Mit einem Wettterminal verdient man nach Abzug aller Kosten und Auszahlungen bis zu 60.000 Euro netto im Jahr

Wettsucht führt dazu, dass Menschen oft sozial abstürzen und ihre Familien mitreißen. Wenn junge Menschen der Wettsucht verfallen, dann wird es ganz schwierig für sie eine Existenz aufzubauen. Das wollen wir wohl alle nicht und dazu braucht es gesetzliche Rahmenbedingungen, die ein schärferes Vorgehen gegen Wettbüros ermöglichen und die KundInnen bestmöglich schützen.

Da gab es heute Einigkeit im Landtag von allen Parteien.

Und das hat uns „Bittsteller“ besonders gefreut. Denn gemeinsam bringt man viel weiter. Mit dem neuen Landesgesetz, das demnächst beschlossen werden soll, sind eine bessere Kontrolle, schärfere Schutzbestimmungen und weniger Wettlokale möglich!

Bild: Müseler

von Christian Namberger, Oberinspektor in Ruhe und gebürtiger Bayer

Gestern war Montag und somit der Beginn einer neuen Trainingswoche im Fitnesscenter!

Da freue ich mich schon immer sehr drauf, mach ich doch so schöne Fortschritte mit dem Gehen! Zu sehen gibt es auch immer was im Fitnesscenter ;)

Beim Hinfahren steige, äh rolle ich immer beim Ginzkey Platz aus, retour nach Hause lass ich mich immer bei der Bushaltestelle  Polizeidirektion in die Fuhre karren. Ich hatte locker eine Viertelstunde Zeit, die Temperatur erlaubte es mir gemütlich den Verkehrsfluss zu beobachten. Beim Hinrollen zur Haltestelle, sah ich einen südländisch aussehenden Mann mittleren Alters rauchend auf den Bus wartend.  Nach kurzer Zeit dämpfte er die Zigarette aus und warf sie in den Mülleimer. Brav und vorbildlich! Er kam zögerlich zu mir und hielt mir einen Einzelfahrschein entgegen. Ich fragte ihn auf Deutsch, ob er nach Anif oder Grödig wolle! Mit großen, braunen Augen sah er mich fragend an, so schwenkte ich auf mein Mickey Mouse Englisch um. Auch dies verstand er nicht, er druckste was von Albanisch raus.

In der anderen Hand hielt er ein Bündel an Papieren. Ich bat ihn, mir diese zu zeigen. Er kam scheinbar gerade von der Polizeidirektion und von der bekam er die Unterlagen. Daraus war ersichtlich, dass er mit dem Zug zu einem Flüchtlingsverteilquartier in die Nähe von Graz musste! Also war er in Fahrtrichtung Anif gänzlich falsch! Ich gestikulierte mit beiden Händen, dass er auf die andere Straßenseite wechseln müsse und mit dem Bus Nummer 3 zum Hauptbahnhof müsse! Zum Glück schlug die Polyneuropathie bei mir nicht in den Händen zu! Wieder sah ich nur den verzweifelten Gesichtsausdruck, er bedankte sich jedoch herzlich und stapfte los zum Fußgängerüberweg. Nach kurzer zeit sah ich ihn ganz verloren an der Haltestelle stehen. Mir ging seine Verzweiflung nicht mehr aus dem Kopf. Ich zückte mein Handy und startete die Qando-App, um zu sehen, wann der Bus der Linie 3 kommt. Die App zeigte an, dass er in 6 Minuten käme und der Wagen barrierefrei ist. Ich cancelte meine Heimfahrt und rollte rüber zur anderen Seite und zu ihm hin. Er sah mich kommen und ich versuchte ihm lächelnd klarzumachen, dass ich ihn zum Hauptbahnhof begleite! Schon war in seinem Gesicht die Erleichterung zu sehen!

Am Bahnhof

fo3[1]Der Bus kam und wir fuhren los. Ich zeigte ihm, wie und wo er seinen Fahrschein entwerten muss. Am Bahnhof angekommen, begaben wir uns zur Information. Dort waren zwei hilfsbereite Männer. Einer davon druckte die Fahrverbindung samt Zeiten und Gleisnummern aus. Ganz wunderbar! Leider konnte ich ja nicht eruieren, ob er gleich fahren kann oder ob er noch Sachen in einer hiesigen Unterkunft hat! In meiner Verzweiflung rief ich meine Freundin Anja an, die in ihrer Funktion als Vizebürgermeisterin auch das Ressort Soziales verantwortet. Sie empfahl mir, dass wir zur Caritas Sozialstation in der Nähe des Bahnhofes gehen sollten. Die haben auch bis 19 Uhr geöffnet.  Den Rat nahm ich dankend an und wir setzten uns sofort in Bewegung. Die dort anwesende Dame war auch sehr freundlich und hilfsbereit. Leider konnte sie nicht allzu viel tun,  geschweige denn, den Asylwerber in Empfang nehmen. Aber sie half uns dahingehend weiter, dass sie empfahl, dass er auf alle Fälle noch heute reisen soll, da sonst Gefahr besteht, dass das dortige Zimmer dann anderweitig vergeben wird, wenn er nicht rechtzeitig käme. So weit, so gut! Nur wusste ich immer noch nicht, wie es denn mit seinem Gepäck aussieht! Die Caritas Mitarbeiterin startete im Computer ein Übersetzungsprogramm, aus dem kam in wahrscheinlich holprigen Albanisch die Frage “Hast Du noch Gepäck in Salzburg?“ Dieses verneinte er und wir brachen wieder Richtung Bahnhof auf. Die freundliche Dame gab ihm noch eine Plastikhülle für seine Unterlagen.

Abfahrt

Auf dem Weg zum Gleis 8 ist linker Hand ein Spar Markt. Wir blieben kurz stehen und ich gestikulierte wieder, ob er was zum Essen und Trinken wolle! Er lehnte dankend und lächelnd ab! Ich fragte noch mal, wieder winkte er ab! Wir nahmen den Lift und warteten auf einem Bankerl beim Bahnsteig auf den Zug. Derweilen sah ich mir noch mal seine Unterlagen an und sah die Adresse, wo das Verteilquartier ist. Jedoch war da leider keine Telefonnummer dabei. Ich hätte gerne da angerufen, schließlich käme der Gute erst nach Mitternacht auf einem Provinzbahnhof an. Also rief ich noch mal bei Anja an, vielleicht könnte sie ja die Nummer eruieren! Leider fand sie diese nicht raus, gab aber wieder einen wertvollen Tipp! Er solle doch in Graz sich an die Bahnhofspolizei wenden, vielleicht können die dort dann weiterhelfen. Ich zeigte mit dem Finger auf der Unterlage auf Graz und gestikulierte, dass er zur Polizei gehen soll! Jetzt kam schon der Zug, er hatte scheinbar 20 Minuten Aufenthalt! Ein Schaffner vertrat sich in vor dem Zug die Beine. Wir starteten los und ich sprach diesen an. Ich erklärte ihm die Situation und bat ihn, den jungen Mann in Graz entweder zur Polizei zu begleiten oder ihm zumindest den Weg zu zeigen! Er bejahte das und erwähnte, dass der Zug auf Gleis 3 einläuft und die Polizei bei Gleis 1 wäre. Graz war die Endstation des Zuges, somit bin ich hoffnungsschwanger, dass der freundliche Schaffner sich tatsächlich um den Mann kümmert!

Christian-und-Mama-mit-Hilfsgütern[1]

Mit Muttern im September im Einsatz am Bahnhof

Beim Einsteigen in den Wagon umarmte mich der Mann ganz herzlich und küsste mich freudestrahlend links und rechts!

Ich dachte und denke noch immer an den Mann, wie es ihm wohl auf der Reise in die Provinz erging. Sicher war das der kürzeste Weg seiner Reise, aber nicht minder beschwerlich! Ich für mich war froh, dass ich ihn auf den Weg bringen konnte! In zwei Stunden war alles erledigt, für mich eine Kleinigkeit und für ihn eine große Hilfe!

Ich hoffe, ich kann wieder mal helfen! Ganz nach Louis de Funés:

“Zwei frohe Stunden, immer wieder gern!“

Am Bahnhof war Christian schon mal im Einsatz – hier geht es zu seinem Erlebnis im September

Wie sich singend neue Welten eröffnen

Kurz vor dem Auftritt beim Einsingen zum Fest der Vielfalt

Kurz vor dem Auftritt beim Einsingen zum Fest der Vielfalt

Es ist Dienstag, 10 Uhr im Seniorenwohnhaus Hellbrunn in Salzburg: Eine Gruppe von 82 bis 93 Jährigen versammelt sich im Festsaal de Hauses. Eilig stelle ich die Tische zusammen, schenke allen ein Glas Wasser ein und teile die Gesangsbücher „Die schönsten Lieder Österreichs“ aus. Heute ist wieder die wöchentliche Chorprobe. Ich bin wieder mal ein bisserl spät dran, aber sobald ich „meine“ Sänger und Sängerinnen sehe, ist jede Hektik verflogen. Nach der Begrüßung geht es gleich mit ein paar Klassikern los. Auch wenn die meisten mit ihren Rollatoren gekommen sind: „Das Wandern ist des Müller’s Lust“ ist einer der Topfavoriten in der Gesangsliste. Es macht auch nichts, dass der „Weg zu mein‘ Dirnderl“ steinig ist, wir haben dennoch einen richtigen Spaß beim Singen. Ein paar Witze lockern die Stimme noch mehr. Wir wissen, dass wir keine Goldkehlchen sind, aber unsere Begeisterung ist umso mehr spürbar. Der Name, den wir uns gegeben haben zeugt davon, dass wir uns selbst mit einem Augenzwinkern sehen: Die Rollatoren.

Dabei geht es nicht um Beschäftigungstherapie. Es ist neben der fröhlichen Gemeinschaft viel mehr: Im Singen geben wir unserer Seele Raum und drücken unsere Gefühle aus. Eine Bewohnerin sagt mir beim Abschied nach einer im Eiltempo verflogenen Stunde: „Beim Singen tut sich eine andere Welt in mir auf.“ Sie freut sich jetzt schon auf die kommende Woche. Das letzte Lied klingt noch nach in mir. Ich summe es und fühle mich einfach sehr gut.

Hier ein paar ein Eindrücke vom Fest der Vielfalt, wo wir zuletzt aufgetreten sind. Auch das war ein tolles Erlebnis…

 

Leicht ist es jetzt nicht bunt zu sein. Manche Menschen haben Angst vor der Vielfalt, andere glauben, wenn alle gleich sind, dann ist wieder alles gut. Gut ist es, wenn die Menschen friedlich miteinander sind, Freude am Leben haben und sich nicht davor fürchten Menschen, die anders sind, zu begegnen. Sehr gut eignet sich dazu das Fest der Vielfalt der Stadt Salzburg. Völlig wurscht wie alt man ist, ob man gerade nach Salzburg gezogen ist oder blind ist. Alle feiern mit. Alle haben Platz und alle genießen das Miteinander. Staunende Kinderaugen gibt es beim Kasperl und beim Chor „Die Rollatoren“ vom Seniorenwohnhaus Hellbrunn. Beim Lied „Rote Lippen soll man küssen“ sagt neben mir ein Kind: „Schau wie lustig die Omas singen!“ Und die Erwachsenen applaudieren dem Kinderchor und der Gymnastiktruppe. Menschen mit Behinderung können einen Saal zum Swingen bringen, wenn sie so eine klasse Truppe sind wie „Stand up“.




Schön war es Freundinnen und Bekannte zu treffen. Schön war es in dieser guten Stimmung zu spüren, dass es zwischen Menschen keine Barrieren braucht. Schön war das vielfältige Miteinander!

Theater kann sehr heftig sein. Theater, das eine Reportage zur Grundlage hat, kann  an die Nieren gehen. Theater, das eine aktuelle Reportage zur Grundlage hat, sollte viel öfter gemacht werden.

Wolfgang Bauers „Die geraubten Mädchen“ hatten im Salzburger Landestheater Uraufführung. Bauer, einer der Zeit-Chefreporter, nimmt seine Leser immer in die Krisenherde der Welt mit. Er geht mitten hinein und gibt den Lesern Geschichten und Bilder mit, die nicht in der Schublade des Kurzzeitgedächtnisses verschwinden. Mit der einstündigen Bühnenfassung der Reportage und des Buches „Die geraubten Mädchen“ gelingt Theresa Hübchen die Zuschauer zu fassungslosen Beteiligten zu machen. Das Publikum ist für eine Stunde genauso Geisel der Terrorgruppe Boko Haram, wie Sadyia, Batula, Rabi und Agnes. Hervorragend gespielt von Sofie Gross. Alles Frauen, die den unvorstellbaren Schrecken des Terrors überlebt haben. Die alleine bleiben mit dem Schrecken des Tötens, Vergewaltigens und Folterns. Deren Erlebnisse Wolfgang Bauer festhält, aus der namenlosen #bringbackourgirls-Masse macht er Gesichter, Individuen. Aus der Hashtag-Betroffenheit von 2014 ist jetzt zumeist ein großes Schweigen geworden, die Hashtags sind weitergezogen. Aber noch immer gibt es Mädchen und Frauen in den Händen der Terroristen, aber dieser dauerhafte Schrecken dringt nicht mehr ein in die Nachrichtenflut über Syrien, Flüchtlingsströme und Obergrenzen.

Ein hartnäckiger  Reporter, eine beharrliche Theatermacherin und eine ausgezeichnete Schauspielerin schaffen es den Platz zu machen, der den nigerianischen Frauen genau so zusteht wie den Obergrenzenpolitikern, den Generälen und den Wirtschaftsbossen. Den Frauen, die mehr Kraft und Überlebenswillen bewiesen haben als wir uns vorstellen können. Und die dadurch auch die Hoffnung überleben lassen.

Sehens- und lesenswert!

Zum Theaterstück

Zur Reportage

Ich komme ins Seniorenwohnhaus Taxham in Salzburg. Schon an der Tür empfängt mich ein besonderer Geruch. Nach Spray. Nicht nach Haarspray sondern nach Farbspray. Und da sitzen schon die Damen beieinander. Alle zwischen 80 und 95 Jahren. Eine von ihnen hat auf ihrem Rollator Platz genommen, der vor einer Staffelei steht. Darauf eine Leinwand. Sie hält die Spraydose ganz fest in der Hand. Drückt drauf und lila Striche ziehen sich über das Weiß. Daneben steht Tami, Tamara Volgger, eine junge Graffitikünstlerin aus Salzburg. Sie braucht nicht viel zu helfen. Tami zeigt nur ein paar Tricks, wie es noch besser geht: „Halten Sie die Spraydose direkt an die Leinwand, dann drücken sie drauf. Das gibt einen klaren Strich. Wenn Sie die Dose weiter weg halten, dann wird der Strich breiter, franst aus.“ Die Dame ist sehr lernwillig, probiert beides aus.


Die anderen Frauen skizzieren derweil ihre Kunstwerke, die sie dann sprayen. „Ein anderes Gefühl ist das.“ .meint Frau K., die eine wunderbare Sonnenblume gestochen scharf gezeichnet hat. Gesprayt ist sie sehr impressionistisch. Flächiger, aber auch heller und fröhlicher. „Das hat mir jetzt Freude gemacht. Mit der Zeichnung war ich sehr gut vorbereitet und dann habe ich eine Überraschung erlebt. Es ist was Neues entstanden. Durch die große Leinwand, die Spraydose, die anderen Farben. Sehr schön finde ich.“, so Frau K.

Graffiti-Workshops haben normalerweise junge Leute als Zielgruppe. Hier sind es die Seniorinnen, die ihrer Phantasie freien Lauf lassen. „Aber eigentlich sind Junge und Alte ganz ähnlich beim Sprayen,“ erzählt Tami. „Zuerst ist da eine gewisse Scheu. Kann ich das? Patze ich eh nicht? Und dann geht der Knopf auf und es macht einfach einen großen Spaß. Den alten und den Jungen!.“

Im Frühjahr gibt es dann eine Vernissage mit den Künstlerinnen und ihren Werken im Seniorenwohnhaus Taxham. Ich freue mich drauf.

Fotos: Killer