Interessantes zum Thema Kultur

Der Sammelband zur Salzburger Fußballtagung erscheint an diesem Mittwoch. Eine Woche darauf, am 8. Juni ab 19 Uhr, erfolgt in der Academy Bar die offizielle Präsentation in Anwesenheit einiger Autoren.

Der Fußball und seine historische Bedeutung ist wie die Sportgeschichte allgemein ein Stiefkind der Geschichtsforschung im deutschsprachigen Raum. Also haben sich im September 2014 fußballaffine Historiker aus dem In- und Ausland zusammengetan und die Salzburger Fußballtagung veranstaltet. Es wurden über verschiedene Themen referiert. Sie reichten unter anderem von den Anfängen des runden Leders in den einzelnen Bundesländern unseres Landes bis hin zur Instrumentalisierung im Dritten Reich und dem Verschwinden jüdischer Vereine. Außerdem wurden aktuelle, soziokulturelle Aspekte sowie Gender- und Identitätsfragen im Fußballsport diskutiert.

Nun ist der Sammelband zur Salzburger Fußballtagung 2014 erschienen. Er trägt den Namen Zwischen Provinz und Metropole. Fußball in Österreich. Aus Salzburger Sicht besonders interessant sind Themen wie die kritische Auseinandersetzung der Übernahme von Austria Salzburg durch Red Bull und die daraus resultierende Neugründung der Violetten oder auch eine geschichtliche Nachbetrachtung jener Salzburger Vereine, die vor langer Zeit verschwunden sind. Dazu zählen etwa der SK Olympia Salzburg oder der SK Nordstern Salzburg. Aber auch der katholische Fußball in Oberösterreich und Salzburg in der Zwischenkriegszeit findet in diesem Buch seinen Platz.

Die offizielle Präsentation des Sammelbands findet am

Mittwoch, dem 8. Juni 2016, um 19:00 Uhr
in der Academy Bar
Franz-Josef-Straße 4
5020 Salzburg

statt.

Die anwesenden Autoren freuen sich über Euer Kommen!

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Lidija Ratkovic Suceska vor „ihrer Tafel“

Nach jahrelangen Verhandlungen trat 1966 das Anwerbeabkommen zwischen Jugoslawien und Österreich in Kraft. Schon zu Beginn der 1960er Jahre gab es viele jugoslawische Gastarbeiter, nach der Unterzeichnung des Abkommens kamen noch mehr nach Österreich, um hier Arbeit zu finden. Auch nach Salzburg. Universität und Stadt Salzburg würdigen diesen Teil der Salzburger Geschichte mit der Wissensbrücke. Noch bis Ende August sind auf dem Makartsteg Tafeln, die von der Geschichte der jugoslawischen Zuwanderung erzählen. Welche Menschen sind gekommen? Wie hat sich ihr Leben entwickelt, was machen die Enkeln der ersten „Gastarbeitergeneration“? Heute gibt es Jugoslawien nicht mehr, die Menschen von damals sind jetzt Kroaten, Serbinnen, Kosovaren oder Bosnier, viele auch Österreicher mit Migrationshintergrund. Sie haben wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg Salzburg beigetragen, im Bau, Gewerbebetrieben und im Tourismus. Ihre Kinder und Enkelkinder sind jetzt oft schon selbstständige Unternehmer, Ärztinnen oder Beamte. Sie haben in Österreich eine Heimat gefunden, aber sie lassen auch die Verbindung auf den Balkan nicht abreißen. Sie leben oft in zwei Welten, was manche als Manko andere als Bereicherung sehen. Für Österreich und für Salzburg sind sie die größte Einwanderergruppe der letzten Generationen. Sie sind ein Teil Österreichs und Salzburgs und auch ein Teil unserer Geschichte. Zu sehen am Makartsteg in Salzburg.


Eine persönliche Anmerkung sei mir erlaubt: Nachdem ich 20 Jahre Deutschkurse für Migrantinnen machen durfte und viele meiner Schülerinnen aus „Jugoslawien“ kamen, geht mir einfach das Herz auf, wenn ich über den Makartsteg gehe und die historische Ausstellung sehe. Wie oft habe ich erlebt, dass die Frauen es schwer hatten in Österreich Fuß zu fassen, aufgenommen und angenommen zu werden. Aber: Wer in den Geschichtsbüchern eines Landes steht ist Teil des Landes- angekommen, aufgenommen und angenommen!

Wissensbrücke 2014

Das Salzburger BühnenErlebnis sucht für sein neuestes Projekt „Spielend Einander Verstehen“ Mitwirkende auf und hinter der Bühne. Egal ob Laie oder Profi. Am 3. Juni gibt es das erste Treffen. 

Schon einige Jahre bevor der Flüchtlingsstrom Österreich erreicht hat, befasste sich Peter Christian Ebner mit diesem Thema. „Ich habe damals einen Film gesehen, in dem beiden Hauptakteure in unterschiedlichen Sprachen miteinander kommuniziert und dennoch verstanden haben.“

Die Idee, daraus ein Theaterstück für Salzburg zu machen, ließ ihn nicht los. Nun ist es so weit: Das Theaterensemble Brettspiel sucht gemeinsam mit dem Salzburger BühnenErlebnis für das mehrsprachige Theaterprojekt „Spielend Einander Verstehen“ Mitwirkende auf und hinter der Bühne. „Das kann ein Laie oder auch jemand mit viel Erfahrung sein. Wir wollen eine bunt gemischte Truppe auf die Bühne schicken“, sagt Projektleiter Peter Christian Ebner. Das von Salzburg 20.16 ausgezeichnete Zukunftsprojekt wird von seiner Ehefrau Angelika Bamer-Ebner künstlerisch geleitet.

Im Theaterstück wird es vor allem um Konflikte, Flucht und Verbannung gehen. „Diese Themen sind durch den Flüchtlingsstrom aktueller denn je“, sagt Peter Christian Ebner.  Der Hauptstrang der Geschichte wird in deutscher und zum Teil englischer Sprache gespielt. Einzelne Darsteller werden je nach Szene in ihrer Muttersprache kommunizieren. Basierend auf der Vorlage von William Shakespeares „Wie es euch gefällt“ wird das inklusiv  angelegte Theaterprojekt in den kommenden Wochen und Monaten entwickelt.

Am Freitag, dem 3. Juni, gibt es im Markussaal in der Gstättengasse das ersten Treffen mit den Teilnehmern. Geprobt wird ab September. Die erste Vorstellungsreihe in Land und Stadt Salzburg ist für das  Frühjahr 2017 geplant. Wer nun Interesse hat, an dem Projekt teilzunehmen, kann sich unter der Mail-Adresse info@theater-brettspiel.at anmelden!

 

Nach der griechischen Tragödie Medea bringt die English Drama Group Salzburg dieses Jahr eine spritzige Farce auf die Bühne. Das Stück On The Razzle des britischen Dramatikers Tom Stoppard ist eine Adaption von Nestroys Klassiker Einen Jux will er sich machen.

Frau Blumenblatt musste eigentlich nur den Regisseur Michael Darmanin kopieren ;-)

Frau Blumenblatt musste eigentlich nur den Regisseur Michael Darmanin kopieren ;-)

So wie Nestroys berühmte Posse, so steckt auch in jeder Zeile von On The Razzle ein Wortwitz. Regisseur Michael Darmanin wusste: Die English Drama Group kann nicht erwarten, dass das großteils deutschsprachige Publikum auch wirklich jedes Wortspiel versteht. Und so liefert das Ensemble zwei Stunden Slapstick und Burleskes Schlag auf Schlag. Bei allem, was da auf der Bühne passiert – und es ist wirklich viel – nimmt der Regisseur in Kauf, dass das Publikum möglicherweise nicht alles auf einmal aufnehmen kann. Doch das ist nicht das Wichtigste. Was zählt: Pure Unterhaltung ist garantiert.

Den Spaß hat allerdings nicht nur das Publikum, sondern offensichtlich auch das Ensemble, das seine Rollen mit großer Lust spielt – vom Zangler über Frau Blumenblatt bis hin zu herrlich komischen kleinen Rollen wie der Ober im Restaurant.

Das Bühnenbild ist clever und den Umbau zwischen den Szenen übernehmen die Schauspielerinnen und Schauspieler selbst – mit Leichtigkeit eingebaut in Tanzeinlagen. Selbst das ist unterhaltsam.

Dass auf Englisch aufgeführt wird, ist nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal der English Drama Group in Salzburg. Als Laiengruppe werden sie alljährlich von Hellmut Hölzl unterstützt – einem hervorragenden Kostümbildner. Seine Kostüme sind auch dieses Jahr wieder ein absolutes Highlight.

Eine rasante Melange aus englischem und Wiener Humor – dem Publikum hats gefallen. Und so gabs reichlich Premierenapplaus für das gesamte Ensemble und seinen Regisseur. Wohlverdient.

Bis Sonntag ist das Stück noch zu sehen.

Wann: 17. – 22. Mai, 19:30 Uhr
Wo: ARGE Kultur Nonntal in Salzburg
Tickets unter: www.argekultur.at oder tickets@argekultur.at
Preis (ohne Ermäßigung): EUR 17

Alle Bilder: English Drama Group Salzburg

Marseille ist die zweitgrößte Stadt Frankreichs. Sie protzt mit großen Prestigebauten. Doch in der Cité, wo hauptsächlich Einwanderer leben, regiert die Bandenkriminalität. Netflix hat seine erste große europäische Eigenproduktion in der Stadt am Mittelmeer angesiedelt.

Worum geht’s in der Serie?
Robert Taro (Gérard Depardieu) ist seit 20 Jahren Bürgermeister von Marseille. Er will ein neues Prestigeprojekt für die Stadt. Für soziale Probleme hat er offenbar den Blick verloren. Doch Taro entgeht auch im persönlichen Umfeld Wesentliches: Sein politischer Ziehsohn und Kronprinz Lucas Barres (Benoît Magimel) hegt seit langem feindselige Gefühle gegen den Stadtkaiser. Die beiden werden noch zu erbitterten Feinden. Auch Taros Ehe bröckelt. Seine Tochter treibt sich wiederum in der Cité mit kleinen Ganoven herum. Dass sie die Tochter des Bürgermeisters ist, darf dort aber nicht einmal ihr Freund wissen.

Marseille_KeyArt_FRENCHUnaufhaltsamer Niedergang
Der massige, behäbige Depardieu ist eine perfekte Verkörperung eines Langzeitpolitikers, der den Draht zu den Menschen verloren hat, dem seine Macht alles bedeutet und nicht merkt, wie diese sein Leben ruiniert. Persönlich ist er ebenso im Niedergang begriffen, wie die Stadt, die er regiert.

Marseille wird in den Medien als die europäische Entsprechung der amerikanischen Netflix-Hitserie House of Cards angepriesen. Das weckt natürlich gewisse Erwartungen. Und Befürchtungen. Befürchtungen, dass Netflix einen europäischen Abklatsch der eigenen amerikanischen Erfolgsserie bietet. Geworden ist es eine gelungene Mischung aus typisch französischer Atmosphäre und dem kalten Zynismus, der die Fans von House of Cards so fasziniert. Die Serie lebt aus der Spannung zwischen den politischen Machthabern in der Stadt und jenen, die in den heruntergekommenen Mega-Sozialwohnkomplexen der Cité regieren. Kann es gut enden, wenn es zu Berührungspunkten zwischen diesen beiden Welten kommt?

Dazwischen liegt in dieser Serie nichts. Ein normales Stadtleben der Mittelschicht wird nicht gezeigt. Warum dieses Manko? Ich denke, es liegt daran, dass in der Wirklichkeit die ausgedünnte Mittelschicht in Marseille eine schwindende Rolle spielt. Wer kann, wandert ab. Es mag überzeichnet sein, aber dadurch reflektiert die Serie ein Stück einer traurigen Realität jener Stadt, die einst die Perle der Provence war.

Den gängigen Geschmack verfehlt?
Die Zuschauer-Bewertungen auf Netflix liegen derzeit bei nur 1,5 von 5 möglichen Punkten. Das lädt nicht gerade ein, der Serie eine Chance zu geben. Lasst euch nicht davon abhalten. Womöglich stammen die meisten Bewertungen aus den USA, wo ausländische Filme und Serien nicht so geschätzt werden. Ich finde, Marseille ist hier weit unterbewertet. Von mir gibts 4 von 5 Netflix-Punkten. (Und auf IMDB 8 von 10.)

Warum nicht volle Punktezahl?
Es gibt neben den vielen Gründen, die Serie zu sehen auch kleine Schwächen. Marseille kommt nicht ganz ohne Klischees aus und manche Elemente der Handlung wären sogar einer Seifenoper würdig. Aber … keine Spoiler hier.

Jan Böhmermann treibt schon seit einigen Jahren im Fernsehen seine Späße. Im kleinen Spartensender ZDF Neo. Sein Neo Magazin adelte er letztes Jahr zum Neo Magazin Royale.

Stefan Raab-Fans, deutsche Gangsta Rapper usw. mit allen hat er einen Streit vom Zaun gebrochen. Beef nennt er das – ganz wie seine Zielgruppe, die Generation Y, die Millennials. Und seine Lieblingsfeinde sind sowieso die deutschen YouTube-Stars Sami Slimani und Bibi. Für jemanden mit Grips und Chuzpe leichte Opfer.

Dennoch war es leicht, Jan Böhmermann als streitlustigen Hanswurst abzutun. Im letzten Jahr führte er mit dem Varoufakis-Stinkefinger-Fake-Fake Politiker und Journalisten und alle, die sich über den respektlosen griechischen (Ex-)Finanzminister erbosten, an der Nase herum. Frecher Hanswurst.

Seit seinem Erdogan Schmähgedicht wurde er schlagartig überall in Europa bekannt – auch in Österreich. Böhmermann steht wegen seiner Demonstration, wo die Grenze zwischen Satire und Schmähung liegt, irgendwann in den nächsten Monaten vor Gericht. Für eine Weile zog er sich aus dem Fernsehen zurück. Aus persönlicher Betroffenheit ob der weitreichenden Folgen? Das nahm ihm kaum jemand ab.

Gestern hat sich Böhmi wieder pseudo-reuemütig und vorgeblich geläutert zurückgemeldet. Natürlich hat er aber in Wahrheit das Comeback hingelegt, das sich alle erhofft haben. Seine Zielscheibe war diesmal nicht die Politik, sondern RTL. Genauer gesagt Vera Int-Veens Reality-Doku „Schwiegertochter gesucht“. Wer die Sendung nicht kennt – macht nix. Sie funktioniert wie jede andere scripted Reality Show, ob Bauer sucht Frau oder Frauentausch. Teilnehmer, die nicht den deutschen Durchschnitt repräsentieren werden als doofe, hässliche Lachnummern vorgeführt. Egal wie weit unten du selbst bist, da kannst du dich immer noch ziemlich überlegen fühlen.

Böhmi und sein Team haben „Schwiegertochter gesucht“ gefakte Kandidaten untergeschoben und alles heimlich dokumentiert. Man sieht eine Arbeitsweise und Manipulationstechniken, die man diesen Formaten schon immer unterstellt hat. Das hässliche Gesicht der TV-Unterhaltung auf Kosten von Menschen, die das Ausmaß dessen, was da mit ihnen angerichtet wird, womöglich erst erfassen, wenn schon alles zu spät ist.

[Schaut euch hier das Video an – der Vera-Fake – oder lest unten weiter]

RTL hat prompt reagiert – wenngleich halbherzig. Es wurde gleich am nächsten Tag das gesamte Produktionsteam von „Schwiegertochter gesucht“ ausgetauscht. Das Format bleibt. Na ja, es hatte zumindest irgendeinen Effekt.

Doch dient auch diese Enthüllung nur der Selbstdarstellung Jan Böhmermanns und seinem Streben nach Publicity, damit möglichst viele seine „zwangsgebührenfinanzierte Losersendung“ (wie von Böhmermann selbst oft aus einem Kommentar zur Sendung zitiert) schauen? Na ja, er hat seine eigene Show im Fernsehen. Niemand moderiert eine Sendung, um möglichst unauffällig zu sein. Der Kanal ZDF Neo ist ja schon unauffällig genug. Und außerdem können sich viele Fernsehleute den Vorwurf gefallen lassen, sie würden so manches nur für eine bessere Zuschauerquote tun. Auch wenn sie vielleicht weniger brachial vorgehen.

Böhmermanns Humor gefällt nicht allen. Aber er hat eine gute Nase dafür, was tatsächlich Aufmerksamkeit bekommt und entsprechend Staub aufwirbelt. Als Folge seines Schmähgedichts wird in Deutschland ein veralteter Paragraph aus dem Strafrecht entfernt. Und wenn sich RTL nach der gestrigen Sendung zum Qualitätssender entwickelt, dann müssen wir aus Dank lebenslang wöchentlich das ZDF Neo Magazin Royale anschauen. Go, Böhmi!