KOMMEN/GEHEN/BLEIBEN

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„Als wie, wenn es gestern wäre. Auch das Gefühl ist wieder da in der Erinnerung.“, so beschreibt es einer dessen Bild jetzt bis Juli am Markartsteg hängt.

briefEs ist die Erinnerung an die erste Zeit in Salzburg, die Ängste, Hoffnungen und Träume. Damals wurden zwischen Österreich, Spanien, der Türkei und dem alten Jugoslawien Anwerbeabkommen geschlossen. Die Wirtschaft in Österreich brummte und es gab zu wenige  Arbeitskräfte. Also versuchte man es im Ausland. Besonders aus Jugoslawien und der Türkei kamen tausende Menschen. Anfangs glaubten beide Seiten noch, dass es nur für ein paar Jahre wäre. Wenn man das berühmte Zitat von Max Frisch erweitern darf:

„Wir haben Arbeitskräfte gerufen und Menschen kamen “ und blieben!

Am Markartsteg widmet sich nun die Ausstellung „Kommen/Gehen/Bleiben“ dem Thema Zuwanderung in die Stadt Salzburg von 1960-1990. Die Universität und die Stadt Salzburg machen die Geschichte der Menschen sichtbar – Tausende gehen täglich über die Brücke und sehen hier hautnah ein wichtiges Stück Zeitgeschichte. Es ist berührend, welche Einblicke die Bilder geben. Da ist das Foto einer jungen Frau, die einen Brief in die Heimat schreibt. Was wohl drinnen steht? Wen vermisst sie? Erzählt sie von Salzburg? Von ihrer Arbeit? Hat sie sich verliebt oder schreibt sie einen Brief an den zurückgebliebenen Ehemann? Daneben ist das Bild einer Frau, die so wie es die Zeit damals gebot, mit Ernst in die Kamera schaut. Auf dem Schränkchen dahinter steht ein Kassettenrekorder. Es war damals üblich, dass man eine Kassette besprach und sie seinen Liebsten schickte. Die Kassette kam dann Wochen später retour, besprochen mit den Grüßen, Neuigkeiten und Geschichten aus der Heimat. Heute mit Skype, Email und Facebook unvorstellbar, dass man oft Wochen auf Nachricht wartete. Allerdings ist die heutige Kommunikation trotz NSA-Speicherung für die zukünftigen Historiker wahrscheinlich verloren.mirabell

Ein anderes Foto zeigt das bei allen beliebte Motiv im Mirabellgarten. Nicht nur Touristen schätzen das, auch die Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter halten sich in diesem Postkartenmotiv fest. Das Motiv findet sich in fast allen Familien, übrigens gehört der Mirabellgarten immer noch zu den Topmotiven, das sieht man täglich im Facebook.

12 Tafeln geben einen Ausschnitt aus dem Leben der zugewanderten Menschen wieder. Ihr Ankommen, die Arbeit, die Sehnsucht, die Familie, der Heimatbesuch und die Freizeitgestaltung. Also beim nächsten Mal ein bisschen langsamer über den Markartsteg gehen und sich auf die Geschichten der Menschen einlassen – möglich bis 6. Juli!

Oder einfach bei einem geführten Spaziergang noch mehr erfahren:
https://www.stadt-salzburg.at/internet/leben_in_salzburg/integration/migrations_stadt/ausstellung_wissensbruecke/migrationsstadt_ausstellung_spaziergaeng_404586.htm