ein Beitrag von unserem Gastautor: Josef P. Mautner

Ein Spaziergang durch die Stadt

Was macht die Fundamente einer Stadt aus? Was sind die Grundlagen, aus denen heraus sie sich als Gemeinwesen von freien und gleich berechtigtenMenschen entwickeln kann, statt eine „Todeskrankheit“ (Thomas Bernhard),eine Agglomeration von Ohnmächtigen und Machthabenden, vonArmutsbedrohten und Besitzenden, von Namenlosen und Namhaften zu sein? Was gibt den acht Buchstaben SALZBURG eine Bedeutung, die es wert ist, sie im Gedächtnis zu behalten? Sind es die Grundmauern des alten Domes, dieAltstadthäuser, die Festung oder der „Jedermann“, die großen Einkaufstempelan der Peripherie? Wohl kaum. Wenn es jedoch nicht das an der Oberfläche Liegende, nicht das von allen Beachtete und Gesehene ist, was ist es dann? Der Architekt und Schriftsteller Bogdan Bogdanovic hat in seinen Traumaufzeichnungen eine unterirdische Stadt entworfen, die die Nachtseite,das unbewusste Fundament, die Träume und Erinnerungen der oberirdischenStadt verkörpert, und sich in seinen Träumen auf ausgedehnte Wanderungen in den Straßen dieser unterirdischen Stadt begeben. Seit geraumer Zeit beschäftigt mich die Frage nach diesen unbewussten Fundamenten meiner Stadt, und um ihr (im buchstäblichen Sinne!) nachzugehen, begebe ich mich auf einen Spaziergang durch Salzburg, und lade Sie ein, mit mir vier Orte aufzusuchen , an denen für mich durch Erinnerungsbilder etwas von jenenFundamenten, die ich meine, sichtbar werden kann.

Weiterlesen

…und keiner geht hin!“ Dieser Wunsch ist hochaktuell, aber er erfüllt sich nicht.

Das HIIK (Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung) hat für 2011 weltweit 20 Kriege gezählt, die höchste Anzahl seit 1945. Diese Kriege sind die höchste Gewaltstufe, insgesamt gibt es 388 Konflikte.

Krieg betrifft uns alle

Vor kurzem sprach ich mit einer Syrerin, ich wollte wissen, wie es ihrer Familie geht, ob alle wohlauf sind? Die Frau sagte, dass ihre Familie in relativer Sicherheit in einer syrischen Kleinstadt ist. Aber zwischen den Zeilen hörte ich ihre Angst und ihre Verzweiflung. Sie ist hier in Österreich, sie lebt in Sicherheit. Aber sie kann eigentlich nichts tun. Ihr sind die Hände gebunden. Wie wird es weitergehen? Was ist, wenn der Krieg auch ihre Familie erreicht?

So geht es Millionen Menschen, hilflos zuschauen müssen, wenn Konflikte eskalieren. Nichts tun können, wenn sich wie in Syrien ein Diktator gestützt von einer Minderheit und zwei Weltmächten, Russland und China, blutig an die Macht klammert. Kriege sind nicht die glänzenden Paraden, glitzernde Waffen und bunte Uniformen. Krieg ist schrecklich, so schrecklich, dass er in Wahrheit nicht in Worte gefasst werden kann. Krieg bringt immer Leid, Schmerzen und unverzeihliche Erinnerungen. Und trotzdem ist die Welt voll davon, weil Machtgelüste, Gier, Religion  und Ideologie vielen Menschen Rechtfertigung für Blutbäder sind. Heute sind Kriege oft nicht mehr zwischen zwei Staaten, sondern innerhalb eines Landes Bürgerkriege. Das macht den Krieg nicht besser, im Gegenteil. Oft dauern innerstaatliche bewaffnete Konflikte und Kriege länger und scheinen kein Ende zu finden. Andere Staaten können sich offiziell heraushalten, wenn das Interesse an dem Land nicht über Waffenlieferungen hinausgeht und die eigene Sicherheit oder wirtschaftliche Stabilität nicht bedroht.

Schützt Demokratie vor Krieg?

Seit 200 Jahren führen Demokratien eigentlich keinen Krieg mehr untereinander. Insofern schützt Demokratie, aber Demokratien führten und führen natürlich Kriege gegen Diktaturen und Autokratien. Meist mit dem Argument, damit Demokratie in dem bekriegten Land zu installieren. Wie der Irak und Afghanistan zeigen, ist diese Vorgangsweise zum Scheitern verurteilt.

In Anlehnung an den österreichischen Ökonomen und Nobelpreisträger Friedrich A. von Hayek meint Joshua Cooper Ramo: „Seit Jahrhunderten haben wir uns als Erbauer gesehen, die von Brücken bis Nationen alles konstruierten und dabei im Streben nach ihrem Traum von globalen Wohlstand rücksichtslos auf alle zur Verfügung stehen Ressourcen zurückgriffen. Politiker und Denker sollen die Welt nicht wie ein Arbeitsstück sehen, dass der Handwerker formt, sondern vielmehr Wachstum dadurch fördern, dass sie eine geeignete Umgebung schaffen, wie es etwa ein Gärtner für seine Pflanzen tut.“

Der alte Clausewitz sagte: „Der Krieg ist eine bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“. Es wird Zeit, dass wir erkennen, nicht der Krieg ist das andere Mittel, sondern Respekt, Kreativität und Miteinander.

 

http://hiik.de/de/presse/pdf/Pressemitteilung_2012.pdf

 

2012 ist ein besonderes Jahr. Das Reden über den Weltuntergang ist gerade wieder chic. Weltuntergangsphantasien kehren in regelmäßigen Abständen wieder. Aber – keine Angst – sie wird nicht untergehen. Irgendwann schon einmal, aber nicht heuer. Tatsache ist, dass wir in ständigen Veränderungsprozessen leben. Ständiger Wandel ist die Normalität. Unser Körper, unsere Zellen, unsere Umgebung, unsere Umwelt und die Menschen um uns herum. Auch Institutionen (politische, gesellschaftliche, religiöse) verändern sich, beziehungsweise haben den Druck, sich zu verändern. Ob sie es wollen oder nicht. Ich behaupte sogar, wenn sie die Veränderung verweigern, dann sind sie dem Untergang geweiht.
Einen Blick in die Zukunft machte der Poet und Songwriter Leonard Cohen im Jahr 1992 mit seinem Album „The future“. Dieses Album ist eines seiner politischsten Werke. „I’ve seen the future, it is murder“. Er hatte damit nicht Unrecht. So führten die USA mit George Bush sen. den ersten Irakkrieg. Ziel dieses Krieges war das Öl. Menschliche Opfer wurden als Kollateralschäden bezeichnet. Der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama sprach ebenfalls im Jahr 1992 vom „Ende der Geschichte“ und meinte damit den Untergang der UDSSR. Durch das Ende der sozialistischen Staaten sei der Weg frei für den Liberalismus im Sinne der liberalen Marktwirtschaft. Dass diese Lehre nur für einen kleinen Bruchteil der 7 Milliarden Menschen eine heilsame ist, ist auch klar.
Das eigentliche Meisterwerk von Leonard Cohen war in diesem Jahr jedoch „Anthem“. „There is a crack in everything, that’s how the light get’s in“. Nach eigenen Aussagen schrieb er an dieser Hymne mehr als zehn Jahre. Sie ist poetisch, politisch, spirituell und von tiefer Wahrheit. Jedes Wort ist wohl gewählt. Nichts ist in dem Lied dem Zufall überlassen. „Hänge nicht an dem, was vergangen ist, oder was in der Zukunft liegt.“ Er singt vom Leben im Jetzt, in der Gegenwart. „Wir fragten nach Zeichen, die Zeichen haben wir erhalten.“ Wir brauchen nur die Augen aufmachen, schauen was in unserer Welt geschieht. Und nun das Erstaunliche: „Es gibt einen Riss / Bruch in allen Dingen, doch genau hier kommt das Licht herein“. Genau in den Brüchen unseres Lebens, in den Veränderungsprozessen unserer Gesellschaft, im Miko- und Makrokosmos geschieht das, was wirklich wichtig ist. Genau hier sind die Orte, an denen das Leben wesentlich wird. Das ist spannend und herausfordernd zugleich. Hier habe ich die Chance die Geschichte mitzugestalten. Heute, jetzt am 2. Februar 2012.

Diese Frage versucht der Historiker Ian Morris in seinem Werk mit dem Untertitel „Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden“ zu beantworten.

Wer auch immer meint, dass Geschichte langweilig sei und nur aus Zahlen bestünde, der wird in diesem Buch eines Besseren belehrt.  Morris ist nicht nur Historiker sondern auch Archäologe und sein Zugang umfasst mehr als 10.000 Jahre Geschichte. Die Entwicklung von Gesellschaften wird unter anderem von Faulheit, Angst und Habgier mitbestimmt, so Morris. Bestimmend für die Entwicklung ist aber auch die Geographie und somit die klimatischen Bedingungen. Tiere, die sich als Haustiere eignen und somit die Sesshaftwerdung des Menschen ermöglichen, finden sich nicht überall. Eine Giraffe oder  Löwen als Haustiere  im Vorgarten zu haben, ist wohl eher unwahrscheinlich. Die Gegend um Euphrat und Tigris, Wiege auch unserer Zivilisation, hatte eine Fauna und auch Flora, die den Menschen das Sesshaftwerden erleichterte. Morris Analyse geht bis ins 21. Jahrhundert. Er schafft es Denkweisen und Kulturen aus anderen Winkeln zu beleuchten und uns vor Augen zu führen wie relativ fragil die Macht einer Kultur zu jeder Zeit sein kann. „Wer regiert die Welt“ macht Geschichte erfahrbar und spannender als jeden Krimi. Eigentlich ein Muss für jeden Geschichteunterricht.

Göbekli TepeIm Sommer erlebte ich Geschichte hautnah. Ich besuchte Göbekli Tepe In der Nähe von Urfa in der Südosttürkei. Dort fand man die bis dato älteste Tempelanlage der Welt- 12.000 Jahre alt! Dort zu stehen, wo schon vor Urzeiten Menschen tonnenschwere Steine des Glaubens wegen auf einen Berg schleppten, war ein besonderes Gefühl.  Die Reliefs auf den Steinen stellen Tiere und Wesen dar, unheimlich und schön zugleich. Mit welchen Wünschen und Hoffnungen die Menschen damals wohl dort hingekommen sind? Der deutsche Archäologe Klaus Schmidt, Ausgrabungsleiter in Göbekli Tepe, vertritt die gewagt aber diskussionswürdige These: „Zuerst kam der Tempel und dann die Stadt“. Das würde eine ganz neue Sicht auf die Entwicklung des Menschen werfen.