Mein drittes Take That Konzert gestern. Diesmal in der Münchner Olympiahalle. Und wenn Gary, Howard und Marc nochmal wollen bin ich mit 50 Jahren auch wieder vor der Bühne zu finden. Tanzend und Textfragmente mitsingend. Take That waren neben den Backstreet Boys DIE Boyband der 1990er Jahre. Erwachsen sind sie geworden, so wie ihre Fans.

at12at10

Bei der Begrüßung bedankt sich Gary artig für unser Kommen: Danke, dass ihr die teuren Tickets gekauft habt, essen wart ihr auch und der Babysitter kostet auch, also genießt den Abend. Keine Gefahr mehr, dass Kuscheltiere, BHs und Schlüpfer auf die Bühne fliegen. Gesungen, gekrischen, getanzt und geklatscht wurde aber wie in den seligen 90er Jahren.

at8at6

Die neuen Lieder sind gut, aber gekocht hat die Halle bei Relight my Fire, Could it be magic, Pray, Back for good und Never forget. Aber was wären die Lieder ohne Show, nur die halbe Sache. Ein märchenhafter Beginn, dann die Entführung in die Unterwasserwelt. Das versunkene Atlantis, die heile Welt unter Wasser, fröhlich, bunt mit Tänzern und Tänzerinnen, die possierliche Fische und Krebse sind. Dann die Drei als esoterische Priester, überhöht, klare Linien, kein Firlefanz. Weiter geht’s mit Geishas und Samurai Rittern, die dem Publikum ordentlich einheizen. Riesige Feuerfontänen sorgen für zusätzliche Hitze.

at3at2

Dann schmachtet Gary Flaws und Marc und Howard lassen ihr Alter vergessen und räkeln und verrenken sich auf der Bühne wie angehende Ballettstars, Howard war nicht zu Unrecht gefragter Juror bei  der Tanzshow Got to Dance. Und dann noch Rule the World, ganz 2000er Jahre.

at5at1

Alle halten ihre Handys mit Taschenlampenfunktion hoch, keine Feuerzeugromantik mehr, jetzt schunkeln die Smartphones. Ein fulminanter Abschluss mit Goldglitzerkonfettiflitterregen und einem Publikum, das lächelnd die Münchner Olympiahalle verlässt, manche fast beseelt, ich auch ein bisschen ;)

Zwei unbeschwerte Stunden voller Show, Musik und  Tanz, gute Laune auf Weltniveau. Take That waren ja mal zu fünft. Aber Robbie und Jason haben nicht gefehlt, Take That funktionieren auch hervorragend zu Dritt. Ich freu mich auf die nächste Show und ja, da will ich wieder ganz vorne sein!

Whatever happened to Fay Wray? In der Rocky Horror Show vermisst Dr. Frank-N-Furter die Eleganz des Hollywood-Stars. Doch das ist nicht das Einzige, wofür sie berühmt ist: Fay Wray ging für ihre Rolle in King Kong als erste Scream Queen in die Filmgeschichte ein – die Königin der Schreie.

Lange gab es keine würdige Nachfolgerin. Bis 1978 ein billiger Slasher-Film eine regelrechte Welle an Teenie-Horrorfilmen auslöste – und Jamie Lee Curtis zur neuen Scream Queen einer ganzen Generation machte.

Ghostface – eine der populärsten Halloween-Verkleidungen von creepyhalloweenimages (Ghostface Mask) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

Ghostface – eine der populärsten Halloween-Verkleidungen

Aufstieg und Fall. Und Aufstieg
Slasher Movies wie Halloween, Freitag der 13., A Nightmare on Elm Street erhielten endlose Fortsetzungen, bis sie zur ramschigen Meterware verkamen. Doch nichts ist so grausig wie die Realität: Anfang der 90er Jahre erschütterte eine Mordserie in Florida ganz Amerika – vier Stundentinnen und ein Student wurden vom Gainesville Ripper erstochen und ihre Leichen so arrangiert, dass der Schock-Effekt beim Anblick möglichst groß war. Die Taten inspirierten Horrormeister Wes Craven und Drehbuchautor Kevin Williamson. 1996 hauchten Sie mit Scream dem Slasher-Genre neues Leben ein. Und wer bis dahin dachte, Drew Barrymore würde nur als der Kinderstar aus E.T. – der Außerirdische in Erinnerung bleiben, lag falsch. Die ersten unvergesslichen 10 Minuten des Films gehören ganz ihr. Als erstes Opfer des sadistischen Mörders mit der unheimlichen Maske hat sie sich einen Ehrenplatz als Scream Queen verdient.

Das Besondere an dem Film war, dass er in seiner Geschichte die Metaebene mit einbezog. Der gruselige Ghostface-Mörder versetzt seine jugendlichen Opfer zuerst am Telefon in Angst, indem er ihnen Quizfragen über Horrorfilme stellt, die Schüler spekulieren darüber, welche Rolle sie hätten, wenn das ein Horrorfilm wäre – und welchen Mustern und Regeln die Ereignisse dann folgen müssten. Unzählige Filmzitate machten Scream zum frischen hocherfolgreichen, satirischen Slasher-Hit. Und schon war eine neue Welle ausgelöst.

Jetzt, fast 20 Jahre später gibt es Scream als Fernsehserie. Zuerst auf MTV ausgestrahlt, steht sie jetzt auf Netflix zum Streamen bereit. Hier seht ihr den Trailer [Oder ihr scrollt nach unten und lest weiter]

 

Morde in Serie
Wes Craven trieb die Story seines Films Scream rasch voran – und jagte uns zwischen Komik und Schauer von einem Ereignis zum nächsten. Ob eine Serie dasselbe schafft? Die erste Folge war recht vielversprechend. Insgesamt kommt die Serie jedoch nicht an den Film heran. Sie spielt aber von Neuem mit der Metaebene, und die Highschool-Schüler stellen fest: Ein Slasher Movie treibt die Story rasch voran – er eignet sich nicht für eine Fernsehserie. Hätte das der Autor dieser Zeilen mal selbst beherzigt. Es wäre sicher möglich gewesen etwas mehr Tempo und Spannung in die Geschichte zu bringen. Zwischen Folge 4 und 9 bietet die Serie zu viel von einer typischen, harmlosen Teenie-Serie und zu wenige Mordeinlagen. Stellenweise waren die Dialoge lang und spannungslos. Sie wirkten manchmal wie aus Dawson’s Creek. Interessantes Detail am Rande: Kevin Williamson, der Autor des originalen Scream-Films, schrieb auch Scream, die Serie – und von ihm stammt auch Dawson’s Creek. Als ich das gelesen hatte, war mir alles klar.

Damsels in Distress
Der Fernseh-Herbst hat aber noch eine vielversprechende Neuheit: Scream Queens. Die Serie hat mit Jamie Lee Curtis, inzwischen Grand Dame des Filmschreis, einen echten Trumpf in der Hand. Aber das ist nicht alles: Sie stammt noch dazu von den Machern von Glee und American Horror Story.

Hier seht ihr den Trailer [Oder ihr scrollt nach unten und lest weiter]

Was darf man sich also erwarten? Ziemlich guten Horror in Quietschbunt, mit viel Satire und völlig überzeichneten Charakteren – nicht nur für Teenies. Auch Erwachsene, die mal eine Abwechslung zu den düsteren Serienwelten von The Walking Dead und Game of Thrones suchen, könnten Gefallen daran finden.
Die Studentinnenverbindung Kappa Kappa Tau wird von der schönen, aber skrupellosen Mega-Zicke Chanel regiert. Am Uni-Campus geschehen bizarre Morde, und zwar gleich mehrere pro Folge. Wie es sich für eine Slasher-Story gehört, sind alle verdächtig: Chanel, die ihr treu ergebenen Verbindungs-Schwestern, aber auch die Studienleiterin – denn diese verachtet die verwöhnten Gören.
Es sind bisher drei Folgen veröffentlicht und die waren eine völlig absurde Mords-Gaudi – mit höchst-skurrilen Morden und ganz wunderbar, schrillen Schreien. Und mehr wird einem ja gar nicht versprochen. Ich bin gespannt, wie’s weitergeht.

Vorschaubild: FOX

Bild Ghostface: von creepyhalloweenimages (Ghostface Mask) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons

 

So viele erschütternde Bilder in den letzten Tagen: im Lastwagen erstickte Menschen, an den Strand gespülte Leichen, verzweifelte Flüchtlinge am Bahnhof in Budapest. Das Entsetzen darüber ist groß und die Hilfsbereitschaft der Menschen wächst. Doch einige haben weiterhin nichts anderes als Hass und Gewalt für die Flüchtlinge übrig.

Darum beschloss ein Musiklehrer, den Ultra-Rechten eine lautstarke Botschaft entgegenzuschleudern – und zwar den 22 Jahre alten Song „Schrei nach Liebe“ der Punk-Band DIE ÄRZTE. So startete er die Aktion Arschloch, benannt nach der bekannten Textzeile des Songs „Schrei nach Liebe“, die schlicht und eingängig einfach „Arschloch, Arschloch, Arschloch“ lautet. Die Ärzte veröffentlichten den Song 1993, als Asylbewerberheime in Rostock brannten. Jetzt, wo wieder Asylquartiere die Zielscheibe von Flüchtlingshassern sind, war es naheliegend, gerade diesen Song auszuwählen.

Die Absicht der Aktion Arschloch. „Schrei der Liebe“ soll auf Platz 1 der deutschen Charts – als Zeichen gegen die Rechte Hetze und Gewalt. Die Ärzte begrüßen die Aktion, wollen aber nichts daran verdienen. Es wird alles an die Organisation Pro Asyl gespendet – und zwar auch die Erlöse durch Airplay.

Die Aktion ist ein voller Erfolg. Es gibt viel Zustimmung von der Presse und auch die Verkäufe von „Schrei nach Liebe“ sind in die Höhe geschnellt, auch in der Schweiz, in Österreich und Luxemburg.

Tadellose Aktion? Nicht für alle.
Es gibt auch herbe Kritik an der Aktion. Schindluder.net, sonst spezialisiert darauf, uns mit lustigen Bildchen und Sprüchen zu erfreuen, nennt das Ganze die „Aktion der Arschlöcher“.

[Sorry, den folgenden Absatz musste ich streichen. Hier hab ich den Sin der Aussage von Schindluder.net völlig entstellt – ohne Absicht, einfach durch Schlampigkeit. Ich entschuldige mich.]
Die Argumente gegen die Aktion Arschloch sind einerseits subjektiv:
Es ist nicht cool, […] „Schrei nach Liebe“ anzuhören […] macht auch definitiv keinen Spaß.
Das mag für manche stimmen. Ich mag den Song und singe gerne lauthals mit. Und viele andere offenbar auch.

Andere Die Argumente sind finde ich naiv:
Man muss immer, immer, immer, immer, immer und immer wieder mit Flüchtlingsgegnern reden und ihnen die Ängste nehmen. Nur wenn sie verstehen und sehen, dass Flüchtlinge verdammt arme und hilfsbedürftige Menschen sind, dann überlegen sie es sich vielleicht zweimal ob sie ein Heim anzünden.
Wie bitte? Das ist idealistisch aber nicht realistisch. Rassisten sind für Argumente und das Leid der anderen nicht offen. Sie sind Hasser, keine Skeptiker und keine „besorgten Bürger“. Menschen mit Ängsten und Sorgen zünden nichts an, verbreiten keine Gewalt und urinieren nicht auf Flüchtlingskinder.

Ist es ok, Ultra-Rechte als Arschlöcher zu bezeichnen?
Es ist sicher nicht der feine Ton. Argumente gehen den Rechten am, ‘Tschuldigung, Arsch vorbei. Und ob man sie Nazi, Pack oder sonstwas nennt, ist ihnen auch egal. Gerade das ist für alle normalen, empathischen Menschen so frustrierend – Argumente und Beschimpfungen bringen nichts. Aber: Man kann sich so seiner Frustration einfach Luft machen und es rausschreien: Arschloch!

[Hier zur Auflockerung das Lyrics-Video – bitte weiter unten weiterlesen]

Freilich, ist es ein Schrei der Ohnmacht, doch wenn viele ihn gemeinsam schreien, dann fühlt man sich nicht allein. Dann weiß man, dass es viel Menschlichkeit gibt und es sich lohnt, den Rechten gegenzuhalten.

Flüchtlingsjunge_Aylan_übermalt

„Wir TRAUERN NICHT wir FEIERN ES“ Welche Unmenschen denken so? Arschlöcher?

Dieses Gefühl tut auch einfach mal gut. Besonders wenn die Flüchtlingsgegner sich von ihrer hässlichsten und unmenschlichsten Seite zeigen. Zum Bild des 3-jährigen ertrunkenen Aylan, das dieser Tage wieder viele Menschen bewegt hat, tauchte auf Facebook dieses Posting auf:

Werden solche Unmenschen durch Argumente klüger? Nein. Sorry, aber in solchen Augenblicken fällt mir auch nichts anderes ein, als laut zu schreien: Arschloch! Arschloch! Arschloch!

 

 

Katastrophenfilme gehören zu meinen cineastischen „Guilty Pleasures“ (zugegeben, davon habe ich mehrere). Das heißt, es sind wahrlich keine künstlerisch wertvollen Filme und die Storys sind eher eine schlechte Ausrede dafür, allerlei Katastrophen-Szenarien aneinander zu reihen. Das sollte mir zwar ein bisschen peinlich sein, ist es aber nicht. Darum bin ich immer wieder gern im Kino Zeuge, wie die Welt einstürzt – oder Teile davon. Und diese Teile der Welt liegen fast ausschließlich in den USA. Letzten Sommer war es ein Kleinstädtchen, das im Film Storm Hunters von Tornados verwüstet wurde. Dieses Jahr wird in San Andreas dafür gleich ganz Kalifornien platt gemacht. Von einer Serie der gewaltigsten Film-Erdbeben, die es je gab.

SAN ANDREASGrenzen des guten Geschmacks überschritten?
Ich muss zugeben, dass mein diesjähriges „Guilty Pleasure“ mit einer Portion Schuldgefühlen einherging. Ich habe mir vor dem Kino ernsthaft überlegt, ob es der Anstand zulässt, mich daran zu ergötzen, wie Menschen ihr Leben, ihre Lieben sowie Hab und Gut in einer gewaltigen Naturkatastrophe verlieren. Immerhin ist das Erdbeben in Nepal erst wenige Wochen her. Die Menschen dort haben alles verloren und die Not nach der Katastrophe ist im ganzen Land groß. Werden sie durch die unterhaltsam-aufregenden Nervenkitzel-Schauer, die der Film bietet, beleidigt? Und eines ist auch klar: Hätte das jüngste Erdbeben nicht Nepal, sondern die USA erschüttert, wäre der Filmstart sicher verschoben worden.

Trotzdem fand ich: Filme sind Fiktion und dienen der Unterhaltung. Angesichts des Ausmaßes an Leid und menschlichen Tragödien in der ganzen Welt dürfte niemand Unterhaltung irgendwelcher Art genießen. Bedrückendes gibt es genug. Und Unterhaltungsfilme haben den Zweck, uns für eine Weile abzulenken.

SA-09414… ist, wenn man trotzdem lacht
Wie ist es punkto Unterhaltung mit San Andreas bestellt? Großartig! Mehr können sich Fans von Katastrophenfilmen gar nicht wünschen. Es ist alles vorhanden: gewaltige Beben, einstürzende Wolkenkratzer, abstürzende Helikopter, Tsunamis und noch viel mehr. Ohne durch zu viel Handlung vom Wesentlichen abzulenken, bietet San Andreas eine aberwitzige Aneinanderreihung immer noch haarsträubenderer Ereignisse.

Die Handlung in Kurzform: Der Film erzählt die Mission zweier Eltern, ihre Tochter im hunderte Meilen entfernten San Francisco aus dem Erdbebenchaos zu retten. Warum sie glauben, das zu können? Ganz einfach: Der Vater [Dwayne Johnson] hat offenbar seinen Feuerwehr-Einsatzhubschrauber als Privatfluggerät zur Verfügung. Eh schon alles hinig in LA. Wen oder was soll er da bitte noch retten? So ist der Mann, der von der ersten Minute an ganz der harte Hund ist – mit weichem, fürsorglichem Kern, wenn’s die eigene Familie betrifft.

Der Film ist eine fast zweistündige Achterbahnfahrt in 3D. Man verfolgt dabei selbstverständlich nur die Ereignisse rund um die am Ende erfolgreichen Helden. Was völlig ausgeblendet ist, sind andere menschliche Schicksale. Zwar werden Menschen von Trümmern erschlagen oder verschwinden in tief klaffenden Rissen, die sich plötzlich im Boden auftun, aber sie bleiben anonym und alles passiert so schnell, dass man sie in der nächsten Sekunde schon vergessen hat. Einzig ein junger Wissenschaftler stirbt einen Tod, den das Publikum ein wenig bedauern kann. Doch seine Rolle war ohnehin recht kurz und nicht besonders groß. Ohne Identifikation mit dem armen Tropf löst sein Hinscheiden auch keine große Bestürzung aus – zumindest bei mir nicht. Dass keine der wichtigeren Nebenfiguren den Ereignissen zum Opfer fällt, ist ein wenig untypisch, denn das ist normalerweise die Gelegenheit, zwischen Katastrophenszenarien die Emotionen des Publikums anzusprechen und seine Tränendrüsen zu aktivieren.

Als unverzichtbares Element des Genres, kriegt aber wenigstens der unsympathische Kerl der Geschichte seine gerechte Strafe – und zwar in dem Teil des Films, in dem ich jedes Ereignis schon mit vergnügtem Glucksen und Klatschen begrüßte. Seinen Karl-der-Kojote-Tod (Wer kennt Karl und seinen Gegenspieler den Road Runner noch?) hätte ich gern noch ein wenig länger ausgekostet. Doch nicht einmal damit will sich San Andreas lange aufhalten.

Naiver Optimismus 
Am Ende, man darf es verraten, wird alles gut.  Ein Häufchen geretteter Menschen, sieht auf die Trümmer, die einmal eine Stadt waren. Millionen erschlagen und ertrunken. Die Familie umarmt sich. Die amerikanische Flagge weht. Alles ist gut. „Was jetzt?“, spricht die Mutter. „Wir bauen etwas Neues“, erwidert der Vater, ernst und wissend in die Ferne blickend. Diese Schlichtheit und Naivität gehört auch zur köstlichen Katatstrophen-Unterhaltung à la Hollywood.

Zum Abspann röhrt dann noch die australische Sängerin Sia eine Bombast-Cover-Version von California Dreamin. Es klingt wie ein Aufruf zum letzten Gefecht. Das passt zum Film, aber für den berühmten Song von The Mamas and the Papas ist es eindeutig etwas zu dick aufgetragen.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Die Erwartungen an das Genre sind voll erfüllt: Alles stürzt spektakulär ein und es gibt keine anspruchsvolle Story, die von diesem Vergnügen ablenkt. Die Möglichkeiten von 3D und CGI sind vielleicht nicht voll ausgeschöpft, aber passabel.

Alle Fotos: Jason Boland

von Elisabeth Kaplan

Das war er, der Eurovision Song Contest 2015! Ein höchst vergnüglicher Abend mit Freunden vorm 65-Zoll-Bildschirm mit 5.1 Surround und ausgestattet mit genügend Chips und Bier. Man kann zwar nicht mehr so ausgelassen jeden einzelnen Teilnehmer zur Schnecke machen, weil die Qualität der Beiträge leider in den letzten Jahren so stark gestiegen ist. Dafür kann man sich an grandiosen Performances und umwerfenden Bühnenshows erfreuen. Österreich hat sich hier wirklich von seiner besten Seite gezeigt, und es war eine tadellose Show – abgesehen von ein paar Pannen bei der Punkteverkündung. Na ja, nur die Moderationen fand ich manchmal um eine Spur peinlicher als sonst (das lag aber weniger an den drei Damen als an den Schreibern). Hey, über irgendetwas werd ich ja wohl noch motzen dürfen!

Wer ist das eigentlich?
Der 28-jährige Måns Zelmerlöw ist also der Sieger des Abends. Und er hat damit den Song Contest für 2016 nach Schweden geholt. Zelmerlöw wurde erstmals in Schweden bekannt, als er vor 10 Jahren an der schwedischen Castingshow „Idol“ teilnahm, bei der er letztendlich Fünfter wurde. Er wollte schon länger zum Song Contest und hat 2007 und 2009 am schwedischen Vorentscheid teilgenommen. Danach war er nur als Moderator und auch Songwriter an den Vorentscheiden involviert. Doch 2015 stellte er sich wieder selbst auf die Bühne. Bei seinem dritten Anlauf hatte er nun endlich den richtigen Song im Gepäck: Er durfte sein Land mit „Heroes“ beim Song Contest vertreten und wurde prompt zum Eurovisionssieger – mit der dritthöchsten Punktezahl aller Zeiten.

Eigentlich dürfen ja nur 6 Personen auf der ESC-Bühne stehen.  Ein Regelverstoß?

Eigentlich dürfen ja nur 6 Personen auf der ESC-Bühne stehen. Ein Regelverstoß?

In einer eigenen Liga
Die eindrucksvolle Bühnenshow, unterstützt von animierten Strichmännchen, hatte den Wow-Faktor. Sie lenkte aber nicht ab von seiner eigenen großartigen Performance. Wo sich viele Teilnehmer mit der Intonation plagten, ließ sich Zelmerlöw nicht beirren. Er klang einfach von vorne bis hinten selbstbewusst und selbstsicher – obwohl der Song sowohl hohe, als auch tiefe, und sowohl leise als auch powervolle Stellen hatte. Und mit seinem vielleicht süßesten Lächeln in Song Contest-Geschichte hat er schmachtende Seufzer hervorgerufen. Zumindest in unserer kleinen Runde.

Warum der Song überzeugt
„Heroes“ stammt von drei schwedischen Songwritern, die in den letzten Jahren bei den schwedischen Anwärtern schon oft mitgemischt haben: Linnea Deb, Joy Deb und Anton Hård af Segerstad. Dieses Dreigespann hat einen fetten Song geschrieben. Sein Refrain bleibt schon nach dem ersten Mal Hören fast penetrant im Gedächtnis.
Die Songwriter haben das hinbekommen, indem sie das Prinzip der Imitation angewendet haben. Die Stelle, die sich nämlich im Hirn so festkrallt („Heroes / Wooh“), besteht aus einer kurzen Phrase, die sich einfach ein einer tieferen Lage wiederholt (siehe Notenbeispiel).
Heroes_Noten
Wer aufmerksam zuhört, wird feststellen, dass dieses Prinzip auch in der Strophe angewendet wird. Imitation bewirkt, dass das Hirn nicht so viele neue Informationen bearbeiten muss, weil es die Phrase ja wiedererkennt. Und deshalb kann man sofort mitsingen.

Fazit:
Lob also an das ganze schwedische Team: das war Pop der höchsten Klasse. Ein Vergnügen für die Augen und Ohren. Ein würdiger Sieger.

von Elisabeth Kaplan

Zugegeben, die heurigen Amadeus Austrian Music Awards (verliehen am 29.3.) haben sehr schön die momentane Stimmung eines Erwachens und eines neugefundenen Selbstbewusstseins in der österreichischen Musiklandschaft hervorgehoben und verschiedene hochgeschätzte Künstler wie Wanda, 5/8erl in Ehr’n, Conchita Wurst oder Parov Stelar geehrt.

Für mich war es allerdings unverzeihlich, dass Bilderbuch – eine Band, die im gesamten deutschsprachigen Raum vor ausverkauften Hallen spielt – vollkommen übergangen wurde. Sie haben, zusammen mit Wanda, eine regelrechte Euphorie im Land hervorgerufen. Sie haben es geschafft, dass man als Österreicher oder Österreicherin endlich wieder stolz behaupten kann, dass wir echt coole, ja vielleicht sogar geniale Bands haben. Und Bilderbuch haben mit Schick Schock ein Album gemacht, das bis ins kleinste Detail stimmig ist, 100%ig international klingt – ja, man könnte fast sagen es ist ein Meisterwerk.

Viel wurde und wird gesagt und geschrieben über die Attitüde von Bilderbuch, allen voran Frontmann Maurice Ernst. Dieses Selbstbewusstsein, diese betörende Süffisanz, diese Laszivität … Dass die Band den Menschen aber auch ein geniales Album hingelegt hat, darf aber bei all diesem Lob nicht außer Acht gelassen werden.

Bilderbuch-Schick-SchockIch möchte hier meine Top 5 „Schick Schock“ Momente auflisten, die man aber gerne als stellvertretend sehen kann für die vielen Qualitäten des Albums.

Platz 5
Stellvertretend für die vielen einprägsamen Textstellen: “Du hast den Schick Schock / Weil dich mein Schick schockt“ (Schick Schock) oder „Ein Rebell, Rebell, Rebell / Wie ein Hund auf der Jagd“ (Feinste Seide). Humor und Intelligenz sind nun mal eine unwiderstehliche Kombination.

Platz 4
Der (für Popmusik) unkonventionelle Gebrauch von verschiedenen Taktarten in Barry Manilow. Das Gitarren-Intro ist noch im herkömmlichen 4/4-Takt, aber sobald die Vocals einsetzen, werden die Takte so zusammengesetzt: 4er Takt / 4er Takt / 2er Takt / 4er Takt / 2er Takt. Und in diesen ersten 2er Takt wird im Refrain das „Barry Manilow“ eingeschoben und für einen entrückten Moment bekommt man als Zuhörer Einblick in eine andere Dimension. Keine Ahnung, wie Bilderbuch darauf gekommen sind – wahrscheinlich einfach durch herumprobieren – aber es zeigt musikalische Intelligenz.

Platz 3
Der Song Schick Schock beginnt direkt mit Maurice Ernst, der meint „Sag es laut: du bist hinter meinem Hintern her / Sag es laut, jaul es raus, gib es zu / Du bist hinter meinem Hintern“, woraufhin der „Bip“-Sound von der Lautstärkentaste am Mac zu hören ist, so als hätte sich jemand gedacht „Moment. Was hat der gerade gesagt???“ Love it.

Platz 2
Mit knapp 4,5 Minuten kann sich OM viel Zeit mit dem Aufbau lassen. In regelmäßigen Abständen werden neue Elemente hinzugefügt, wie z.B. der Gitarrenriff um 1:25, oder der anschwellende Synth-Sound um 1:58, der mehr Dichte erzeugt. Aber der geilste Moment ist 3:06, wenn ein neuer Riff einsteigt und M.E. seine Adlibs darüber singt. Voll aufdrehen und abfahren!

Platz 1
Das erste „Yeah“ von Maurice Ernst in Maschin. Noch Fragen?

Die englische Originalversion dieses Posts findet ihr hier: http://www.elisabethkaplan.blogspot.co.at/2015/04/schick-schock-album-bilderbuch.html

Schick Schock auf iTunes: https://itunes.apple.com/at/album/schick-schock/id945014383

Bilderbuch auf YouTube:
OM
Maschin
Spliff
Plansch
Maschin (live)