1364 – bei dieser Folge der Lindenstraße durfte ich mit dem Rad das Bild queren und Christian im Cafe Bayer die Zeitung lesen. Das war ein Geschenk zum 40igsten Geburtstag – ich habe einfach tolle Freundinnen und Freunde!

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Das Geburtstagsschreiben des Lindenstraßen Ensembles :)

Wie aufregend war das 2011, als ich gemeinsam mit Christian bei den Dreharbeiten dabei sein durfte. Heiß war es für einen Tag Ende September in Köln, da wird die Serie gedreht, spielen tut sie in München. Ja, es hatte 25 Grad. Die Folge 1364 spielte an einem kalten Jännertag. Also mussten wir auch dementsprechend gekleidet sein. Wintermantel, Haube, Handschuhe. Übrigens war das das erste Mal seit meiner Kindheit, dass ich wieder eine Haube trug. Die Lindenstraße hat sozusagen meine Haubenphobie geheilt ;)

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mit Michael Schmittner (alias Dr. Ernesto Stadler)

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Keine Haubenphobie mehr! Danke Lindenstraße ;)

Und ich musste mit einem Fahrrad, das eindeutig zu wenig Luft hatte gefühlte 30 Mal durch die Lindenstraße radeln. Die Hauptdarsteller kreuzen, brav Handzeichen geben und einen Schulterblick machen, ganz vorbildlich. Irgendwann war das Ganze dann doch im Kasten. Christian hatte es etwas gemütlicher. Er las ganz interessiert in einer Zeitung, als Gabi Zenker im Cafe Bayer ihre Brötchen verkaufte. Nach acht Stunden am Set bekamen wir Komparsen noch eine Extraführung durch die Innenkulissen. Spannend.

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In der Lindenstraße dabei sein? Jederzeit wieder!

So spannend wie die ganz Serie. Und jetzt gibt es die Lindenstraße schon 30 Jahre! Jeden Sonntag ab 18.50 bin ich für 29 Minuten unerreichbar. Das Handy ist ausgeschaltet, volle Konzentration. Wenn ich eine Folge versäume, dann schaue ich sie nie in der Wiederholung an. Das gilt einfach nicht. Wenn dann zum sonntäglichen Sendetermin! Aber warum schauen Millionen Menschen eigentlich die Lindenstraße? Für mich ist es eine wunderbare Mischung aus Soap Opera, Gesellschaftspolitik und aktuellen Themen. Manches nimmt die Lindenstraße voraus. Schon Mitte der 1990er Jahre war Marion Beimer Vegetarierin. Carsten Flöter hatte schon vor über 20 Jahren sein Coming out samt Kuss mit einem Mann. Politische und religiöse Extremisten trieben schon vor langer Zeit ihr Unwesen, lange vor IS und wiedererstarkten Rechtsextremisten. Aids, Parkinson, Alzheimer, Essstörungen. Bürgerbewegungen, Umweltschutz, Arbeitslosigkeit, Reichtum. Drogen, schwangere Teenager, verliebte Rentner. Hass, Liebe, Streit und Versöhnung. Alles, was das Leben so an Geschichten bereit halten kann, gibt es konzentriert in der Lindenstraße jeden Sonntag um 18.50 Uhr. Und ich sitze pünktlich vor der Glotze. Wer noch?

von Elisabeth Kaplan

Wir befinden uns im Jahr 2015 n. Chr. Prog-Rock wurde längst in ganz Europa für tot erklärt … ganz Europa? Nein! Eine von unbeugsamen Musikern bevölkerte Band hört nicht auf, dem Niedergang von Prog-Rock Widerstand zu leisten.

Nachdem Punk Mitte der 70er die Bühne betreten hatte, war Prog-Rock* so gut wie tot. Aber es gab seither immer ein paar wenige Bands, die den Prog-Geist am Leben zu halten versuchten. Eine solche Band ist Blank Manuskript aus Salzburg. Im Mai hat die Band ihr drittes Album „The Waiting Soldier“ in Salzburg präsentiert, wobei ihre Fans hauptsächlich im Ausland sind und die Band auf Festivals spielt in Italien, Deutschland, Ungarn, Tschechien, und, ja, auch im Entstehungsland von Prog, England, wo sie im Oktober 2016 einige Konzerte spielen werden.

Konzeptalbum
Das Thema des Albums „The Waiting Soldier“ ist die Suche nach Sinn und nach einem Platz in der Gesellschaft. Ganz im Sinne des klassischen Konzeptalbums ist „The Waiting Soldier“ nur auf Vinyl erhältlich (obwohl man beim Kauf der Platte auch einen Downloadlink erhält) und die verschiedenen Stücke gehen ineinander über, sodass jede Seite der Platte quasi eine Suite darstellt.

Ein Konzeptalbum erfordert eine andere Art des Zuhörens als bei einem Pop- oder Rockalbum, das Zuhörern emotional höchst gegensätzliche dreiminütige Häppchen bietet. Ein Konzeptalbum, andererseits, möchte die Zuhörer auf eine Reise mitnehmen, die entweder das menschliche Innenleben erforscht oder in eine Fantasiewelt führt. Man kann und soll sich einfach hingeben und die Reise genießen. Gerade in der heutigen Zeit ist ein Album mit einer wohlüberlegten, organischen Dramaturgie etwas sehr Besonderes – ein einzigartiges Hörerlebnis.

Warum es sich lohnt
Als Punk mit seinen rauen, lauten und trotzig-einfachen Songs Mitte der 70er in Erscheinung trat, wurde Prog-Rock vorgeworfen, überheblich, allzu intellektuell und letztendlich langweilig und überflüssig zu sein – ein Ruf, den Prog bis heute nicht ganz abschütteln konnte. Blank Manuskript ist es allerdings gelungen, die besten Aspekte des Prog auf einer Weise zu vereinen, die Zuhörer durchaus anspricht und fesselt.

Noch im Dezember auf Tour: Blank Manuskript

Noch im Dezember auf Tour: Blank Manuskript

Keeping the dream alive
Blank Manuskript sind der Prog-Tradition treu in puncto Struktur und Themenwahl, bis hin zur Theatralik ihrer Bühnenshow (in die viel Überlegung und Arbeit hineingesteckt wird). Was Zuhörer gar nicht befürchten müssen sind nicht-enden-wollende virtuose Ausbrüche oder hochtrabende Komplexität. Im Gegenteil: Alfons Wohlmuth und Dominik Wallner haben ein kreatives, authentisches, abwechslungsreiches und zugängliches Album geschrieben. Als das für mich herausragendste Stück möchte ich hier das von einer Kinderstimme gesungene „Kites to Sky“ erwähnen, das durch seine Wehmut und herzzerreißende Zerbrechlichkeit hervorsticht.

Wenn sie ein neues Album entwickeln, schreiben und aufnehmen wollen, kapseln sich Blank Manuskript an einem abgelegenen Ort ab und stellen das gesamte Album im Großen und Ganzen im Laufe dieser einen Woche fertig. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum es ihnen gelungen ist, ein Album zu erschaffen, das so abwechslungsreich aber doch so schlüssig ist. Und mir jedenfalls wann die ca. 20 Minuten pro Seite von „The Waiting Soldier“ definitiv zu kurz.

Und die ganze Nacht hindurch sind unsre Musiker wieder bei einem ihrer traditionellen Festbankette vereint, um einen neuen Sieg zu feiern, einen Sieg über den unerbittlichen Lauf der Zeit …

Erlebt Blank Manuskript live im Dezember 2015:
4 Dez: Wakuum, Graz (AT)
5 Dez: Aera, Wien (AT)
10 Dez: City Club, Trnava (SK)
11 Dez: Hard Face, Karvina (CZ)
12 Dez: M13, Brünn (CZ)
15 Dez: ProgHeaven, Budapest (HU)

http://www.blankmanuskript.at

 

*Prog-Rock entstand in England in den späten 60er Jahren als Reaktion auf den dreiminütigen Popsong und als Versuch, mehr Tiefgang und Intelligenz in die Popmusik zu bringen. Viele Einflüsse von symphonischer Musik und Jazz bis Folk und Rock flossen in die Prog-Musikstücke. Zwei wesentliche Merkmale waren Virtuosität und Komplexität, die sich in ausgeklügelten Konzeptalben manifestierten.

„Hochbegabte Musiker, die mit großer musikalischer Intelligenz ‚bestraft’ waren und die sich schnell langweilten, wenn sie nur drei Akkorde die ganze Zeit spielten, und die komplexere und anspruchsvollere Musik machen wollten. (Jonathan Coe über die Prog-Bands der 70er)

Prog erlebte in den frühen 70ern seinen Höhepunkt. Mitte der 70er entstand allerdings Punk, der Prog mit seiner ungehobelten Art gewissermaßen in die Knie zwang.

 

 

Musik analysiert von Elisabeth Kaplan

Wie viele andere auch, bin ich gerade voll im James Bond-Fieber. Die Ehre, den Titelsong beizusteuern ist diesmal an Sam Smith gegangen, der sich hier wieder mal mit Jimmy Napes zusammengetan hat (wie schon z.B. bei seinem Megahit „Stay With Me“). Angeblich war der Song in 20 Minuten fertig. Ein paar Minuten mehr hätten nicht geschadet, finde ich. Hier mein Live-Ticker:

0:00
Ok, schöner Einsatz mit Pauken, Portamento-reichen Streichern und Hörnern – sehr Bond-würdig.
0:15
Strophe beginnt, die Begleitung wird auf Klavier reduziert. Smiths Einsatz: Na ja, auf dieses Knurren beim Ansingen des ersten Tons könnt ich verzichten, aber das gehört wohl einfach zu seinem Stil. Das Problem ist nur, wenn man darauf sensibilisiert ist, hört man es ständig. Yup, da schon wieder (0:23). Und noch mal. Verdammt.
0:45
Zweite Strophe. Sehr schön, jetzt mit Streichern. Generell finde ich die Strophen sehr vielversprechend – mal schauen, wie der Song weitergeht.
1:14
Aber hallo, was ist das jetzt? Plötzlicher unerwarteter Einsatz von Becken, Blechbläsern, u.a., in der Zeile „If I risk it all“. Aber das ist doch kein Refrain, sondern eher eine Bridge. Hmmm.
1:28
Merkwürdig. Nach den 14 Sekunden Bombast kommt jetzt wieder eine zarte, reduzierte Stelle, in der Smith mit seiner berühmten Falsett-Stimme die personifizierte Zerbrechlichkeit darstellt. Das ist aber auch kein Refrain, oder?
1:51
Aha: nach fast 2 Minuten, kommen wir endlich zum Titel. Ganz ehrlich, melodisch nicht besonders einprägsam. Und wo war jetzt der Refrain???

[Schaut euch hier das Video an oder scrollt runter und lest weiter]

Musikalisch passiert danach nicht mehr recht viel. Ein fettes Zwischenspiel erinnert uns gegen Ende nochmal daran, dass wir hier einen Bond-Song hören, was mir gefällt, da ich den satten Orchestersound sehr liebe.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass mir einfach der Refrain fehlt, der mich anhebt und davonträgt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Smith im September selber gemeint hat, der Song wäre nicht unbedingt Nummer-Eins Material. Da hat er wohl nicht mit dem unglaublichen Bond-Hype gerechnet, der seinen Song jetzt doch bis an die Chart-Spitzen gebracht hat.

Vor fünf Jahren habe ich schon das eine oder andere Tränchen verdrückt, als Mick Hucknall verkündete, nach 25 Jahren sei Schluss mit Simply Red. Aber tief im Innersten wussten wir Fans, dass er ohne uns nicht kann. Einen Vollblutmusiker wie ihn zieht es einfach wieder auf die großen Bühnen. Und so sind Simply Red zum 30. Geburtstag auf Big Love Tour rund um die Welt und Chef Mick kündigt schon die Party für den 40er an:

They can wheel me out again for the 40th anniversary in ten year’s time! Our fans have always been incredibly loyal, and I’m now ready to go out and give them what they want.

Und so startet auch das Konzert. Zuerst Bilder von Mick Hucknall durch die Jahre, ja auch er lag mal in den Windeln, die Haare waren auch schon mal viel länger und er war schon auf vielen Bühnen. Und dann kommt er mit der Gitarre in der Hand leibhaftig auf die Bühne und beginnt mit Holding back the years. Das dauert jetzt zwei Akkorde und alle sind drinnen im Simply Red Feeling. Und dann geht es Schlag auf Schlag. In 30 Jahren kommen genügend Songs zusammen, die eine Halle zum Kochen bringen und mich wie immer zum Weinen, bei Stars fließen die Tränen, weil es halt einfach so schön ist.


Was Simply Red nicht brauchen ist eine grandiose Bühnenshow. Bei Kylie Minogue, Madonna oder Take That gehe ich immer raus und bin überwältigt von den vielen Eindrücken, der Musik, der Choreografie, dem wechselnden Bühnenbild, der Kostümvielfalt, der Lichtshow und der Special Effects.

Bei Simply Red ist die Bühne immer einfach, ein paar Bilder laufen im Hintergrund durch. Jaja schon schöne computeranimierte Bilderchen, aber nichts im Vergleich zu den anderen Stars. Die Scheinwerfer setzen manchmal das Publikum ins Licht. Mehr braucht es nicht.

Im Mittelpunkt ist die Musik. Funky wie bei The Right Thing. Bodenständiger Reggae, wenn Mick seine Night Nurse besingt. Die perfekte Mischung aus Soul und Pop bei Something Got Me Started. Mick Hucknall gibt seinen Bandmitgliedern viel Raum für richtig gute Solos, ob Kenji Suzuki an der Gitarre oder Ian Kirkham mit dem Saxophon. Denn er weiß, dass über allem seine Stimme steht, die in 30 Jahren nichts von ihrer Kraft eingebüßt hat. Im Gegenteil! Sie schmeichelt bei Fake, sie fordert bei Thrill Me und sie genießt bei Fairground. Das können nur große Künstler, mit ihrer Stimme Emotionen wecken und Menschen in andere Welten entführen. Mit mir ist es ihm wieder gelungen. Danke Mick Hucknall und Simply Red. Wer das erleben will hat 2015 und 2016 beste Chancen: Hier die Tourdaten!

Und wer jetzt immer noch überlegt lese bitte folgendes: 5 Gründe ein Popkonzert zu besuchen

„Wieder so eine nervige Kettenaktion auf Facebook“, dachte ich mir. Vor ein paar Tagen wurde ich nämlich nominiert, sieben Tage lang jeden Tag auf Facebook einen Song zu posten. Außerdem sollte ich jeden Tag eine weitere Person dazu nominieren, dasselbe zu tun. Grrr … Ich mache bei solchen Dingen normalerweise nicht mit. Und meine erste Reaktion war: Ich ignorier’ das mal.

Aber auch ich bin ein wenig eitel. Die Nominierung von Jochen lautete nämlich so:
„Nach Anja nominiere ich heute den Meister des guten Geschmacks: Robert Gisshammer – Wir freuen uns auf deine Songs.“
Mal ehrlich … Wer könnte da nein sagen?

So beschloss ich, mal kein Spielverderber zu sein und es ohne zu Murren hinter mich zu bringen. Ich begann Songs zu teilen und Freunde zu nominieren. Und die meisten der Nominierten haben sich ebenfalls drauf eingelassen und hatten Spaß daran Musik zu teilen und weitere Leute zu nominieren. Schon nach zwei Tagen bemerkte ich einen ganz erfreulichen Nebeneffekt!

Ihr Hit „Million Euro Smile“ hat die Salzburger Band „The Makemakes“ weitergebracht

Ihr Hit „Million Euro Smile“ hat die Salzburger Band „The Makemakes“ weitergebracht

Mach dir Facebook schöner
In den letzten Monaten war mein Facebook-Feed höchstens als Sinfonie des Grauens zu bezeichnen: Krieg, IS, Flüchtlingsdramen, Wahlkämpfe und fremdenfeindliche Hetze.

Seit ich selbst Musik mit meinen Freunden teile und meine Freunde und deren Freunde auch, hat sich das Bild deutlich geändert. Zwischen all den wenig erfreulichen Nachrichten ist allerhand großartiger Musik, die Spaß macht.

Jeder hat eine Spezialität: Einer weiß immer, was das Neueste und Allercoolste ist, der Nächste hat unerwarteterweise ein besonderes Faible für Schlager, einer steht auf Musicals, der nächste wieder hängt an Klassikern des Pop. So ist das Angebot bunt gemischt. Und weil mich so ziemlich alles interessiert, hab ich fast alles angeklickt und angehört. Auf keinen Fall ist das vergeudete Zeit!

Freunde besser kennenlernen
Viele meiner Freunde posten auch Songs, die Bezug zu ihrem Leben haben und erklären das in kleinen Geschichten. Diese sind oft wirklich interessant und ich habe das Gefühl, sie jeden Tag ein Stück besser kennenzulernen – auch gute Freundinnen und Freunde.

Ich glaube, auch meine Freunde haben mich besser kennengelernt. So auch Jochen, der mich nominiert hat. Er wird mich hoffentlich nach Ablauf der sieben Tage nicht entfreundet haben. Denn als „Meister des guten Geschmacks“ hab ich mich wahrlich nicht präsentiert. Ich habe auch einen Sinn für alles mögliche Schräge und Skurrile. Vielleicht wollte ich auch nur originell sein. Es war jedenfalls alles Mögliche dabei – vom Kazoo-Orchester zur Mozart-Werke jodelnden Australierin und Aneka, die Schottin im asiatischen Ethnienstrudel und vieles andere mehr.

Heute ist Tag 7. Song 7 wird mein Abschluss. Es ist schwer, sich zu entscheiden, denn ich hätte noch so viele Songs auf Lager, die ich teilen möchte. Die Woche mit dieser Kettenaktion ist unerwartet rasch verflogen. Es hat mir einfach Spaß gemacht hat. Und den anderen offenbar auch.

Was ich noch unbedingt erzählen möchte: Gestern habe ich – ganz unoriginell – einen Schlager gepostet, den ich einfach als Kind total gerne hatte. Ich habe ein Feedback zu diesem Schlager erhalten, das mich wirklich gefreut hat und das den Sinn der ganzen Aktion auch sehr schön klar macht.

[seht und hört hier den Song oder scrollt runter und lest weiter]

Ein Freund schrieb:
„Der Ohrwurm kriecht seit 7 Uhr in meiner Ohrhöhle herum. Aber ich war den ganzen Tag echt positiv gestimmt … Ein guter Tag heute :-)“

So etwas hört man doch gern, oder? Genau darum geht es bei Musik. Sie soll Freude in unser Leben bringen und uns in gute Laune zu versetzen. Gerade wenn runderherum auch viel Unerfreuliches passiert.

Auch wenn ich ab morgen nicht mehr selbst teile, sehe ich die Musik-Postings der anderen und kann mir so den Tag verschönern lassen. Bis die Aktion wieder abflaut. Auch das wird kommen.

Wer jetzt Lust auf täglich viel gute Musik hat, braucht nicht auf eine Einladung zu warten. Startet einfach selbst eure Aktion #7Tage7Songs7Nominierungen. Viel Spaß!

Der Engländer Thomas Sharpe [Tom Hiddleston] hat die reiche Amerikanerin Edith Cushing [Mia Wasikowska] geheiratet. Stolz trägt der verarmte Landadelige die junge Braut über die Schwelle seines großen Herrenhauses, das einsam und grimmig auf einer Anhöhe steht. Erst als er sie absetzt, sieht sie das Innere: Durch das eingebrochene Dach der über drei Stockwerke hohen Halle rieselt unaufhörlich braunes Laub zu Boden. Der Hügel besteht aus rotem Ton. Dieser wird sogar unter dem Haus abgebaut. Das Parkett in der Halle hat sich gelockert und bei jedem Schritt quillt der unansehnlich rote Ton wie dickes Blut zwischen den Brettern hervor. Das Haus sinkt langsam, erklärt der Bräutigam. So hatte die junge Frau sich ihr neues Zuhause nicht vorgestellt.

Zum Beginn des zweiten Akts, nach einem guten Drittel des Films, waren wir also endlich im Geisterhaus. Es stellte sich heraus: Der Film hätte durchaus erst hier beginnen können.

[Seht hier den Trailer oder scrollt nach unten und lest weiter]

Mit Pans Labyrinth hat Guillermo del Toro uns wohl einen der packendsten und intelligentesten psychologischen Horrorfilme der letzten Jahre beschert. Meine Hoffnungen für Crimson Peak waren entsprechend groß. Eine klassische Spukhaus-Story in einem opulenten Filmset. Was hat Guillermo del Toro sich ausgedacht, um aus der Geschichte etwas Besonderes zu machen?

Die Antwort ist: Nichts. Vom Anfang an, wo Edith in Amerika den faszinierenden Thomas Sharpe kennenlernt – und auch seine etwas eigenartige Schwester Lucille [Jessica Chastain aus The Martian] – ist jeder Schritt im weiteren Verlauf der Geschichte vorhersehbar. Daran ändern auch die Geister nichts. Auch die Tatsache, dass Edith schon mit 12 Jahren ihre erste Geisterbegegnung hatte, ist kein sinnvoller Beitrag. Ihre tote Mutter flüstert ihr zu: „Hüte dich vor Crimson Peak“. Die 12-jährige Edith ist noch 10 Jahre davon entfernt, Thomas Sharpe kennenzulernen. Und bis Edith ihr neues Heim betritt, ist es schon zu spät.

Im Haus geistert es also. Doch die Geister sind weder die Bedrohung noch nehmen sie Einfluss auf die Geschichte. Alles hätte genauso gut auch ohne Geister stattfinden können. Sie sind nur für einige Schreckmomente zuständig.

Was bleibt, ist eine Romanze, die auch ohne Geister ziemlich schaurig wäre. Ein bisschen wie Jane Eyre von Charlotte Brontë oder Rebecca von Daphne du Maurier. Der Freund, der mich ins Kino begleitete, meinte: „Ein Frauenfilm.“ Dagegen sprechen ein äußerst blutrünstiger Mord und eine weitere unnötig grausige Szene, finde ich. Ein Frauenfilm wäre keine schlechte Sache. Also, im Sinne des Bechdel-Tests. Dieser bewertet Filme danach, ob Frauen im Mittelpunkt stehen und ob Frauen sich im Film untereinander auch über etwas anderes unterhalten als über Männer.

Was haben die Geschwister Lucille (Jessica Chastain) und Thomas (Tom Hiddleston) vor?

Was haben die Geschwister Lucille (Jessica Chastain) und Thomas (Tom Hiddleston) vor?

Im ersten Akt hatte ich den Eindruck, als könnte es dem Film darum gehen, uns eine starke Frauenfigur zu zeigen. Edith ist ein Mädchen aus der höheren Gesellschaft, doch sie hat Besseres zu tun als andere Frauen und Mädchen ihrer Klasse, die untereinander bleiben und sich über interessante Heiratskandidaten unterhalten. Edith sieht sich als Schriftstellerin. Sie schreibt an einem Geister(!)-Roman und steht sogar kurz davor, ihn einem Verlag zu schicken. Die selbstbewusste Edith bildet sich auf Ihre Schriftstellerei und ihre Bildung etwas ein. Sie scheut auch nicht davor zurück, die anderen Frauen damit zu brüskieren. Kaum lernt sie Thomas Sharpe kennen, ist sie ganz schwaches Frauchen, das nichts braucht, als seine Zustimmung und seine Schulter zum Anlehnen. So ist sie am Ende keine emanzipierte Frauenfigur – vielmehr macht sie in diesem Punkt einen Rückschritt.

Gut. Emanzipation muss ja auch nicht sein. Solange die Spannung zwischen den Charakteren stimmt. Und da stimmt gar nichts. Das Beziehungsgeflecht will einfach nicht richtig funktionieren. Die Chemie in der Liebesbeziehung stimmt nur einseitig und zwar von Thomas in Richtung Edith. Die Macht, die Lucille über Thomas ausübt bleibt unglaubwürdig. Die Beziehung zwischen den Schwägerinnen Edith und Lucille ist weitgehend spannungslos – dabei läuft alles auf eine Konfrontation der beiden Frauen hinaus. Und dann ist da noch der Freund Alan McMichael [Charlie Hunnam], der Edith liebt. Doch davon habe ich als Zuschauer gar nichts gespürt. Auch seine Rivalität mit Thomas ist sehr zahm.

So bleibt nur ein opulent ausgestatteter Film mit vereinzelt auftretenden Geistern und einem Geheimnis, welches das Publikum viel früher durchschaut als die Protagonistin. Nur der winterliche Showdown auf Crimson Peak, wo die Tonerde den Schnee rot wie Blut färbt, ist nicht nur visuell großartig, sondern auch einigermaßen spannend. Andererseits wird dabei nur zum Abschluss gebracht, was längst als unvermeidlich vorherzusehen ist.

Die einzige Überraschung: Am Ende steht das Herrenhaus noch immer so grimmig und bedrohlich da wie vorher. Wenn schon Gothic-Romanze, dann hätte das Haus am Ende dem Erdboden gleichgemacht gehört, wie in Jane Eyre oder Rebecca.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Opulent, aber nicht schaurig – und allzu vorhersehbar. 6 Punkte wären verdient, aber Ausstattung und Kostüme müssen wirklich gewürdigt werden. Als Schauspieler wird in dem Film nur Tom Hiddleston in Erinnerung bleiben. Traurig für einen Film, der sich auf die Konfrontation der Hauptheldin und ihrer Gegnerin zuspitzt. Regisseur del Toro hat sich zu sehr für den Look des Films als für seine Figuren interessiert.