Rami El Cabbani ist bald 33 Jahre  und in drei Monaten wird er das erste Mal Papa. Seit sieben Jahren arbeitet er im Blumengeschäft seines Onkels in der Rainerstraße in der Nähe des Bahnhofs.

Zartbitter hat ihn im Geschäft besucht und ein bisschen  mit ihm geplaudert.

Zartbitter: Bist du gerne im Geschäft?

Rami: Ja, ich mag die Leute. Sie sind immer freundlich. Hier fühle ich mich nicht als Ausländer. Menschen, die Blumen kaufen, sind elegante Menschen. Darum arbeite ich hier so gerne.

Zartbitter: Gibt es eigentlich bei Blumen eine Mode?

Rami: Nein nicht direkt, aber es gibt natürlich zu den verschiedenen Jahreszeiten verschiedene Blumen. Weihnachten ist sehr viel Deko dabei und jetzt gibt es Tulpen. Der Frühling kommt.

Rami und sein Onkel El Menschams

Zartbitter: Euer Geschäft ist im Bahnhofsviertel. Magst du das?

Rami: Ja, ich mag die Gegend gerne. Es kommen viele verschiedene Menschen, auch ganz viele Touristen. Japaner, Franzosen, Araber und Deutsche. Sie fragen mich oft nach dem Weg. Darum habe ich einen großen Stadtplan im Geschäft. Ich helfe gerne, das ist auch eine gute Reklame für Salzburg. Und so macht das Arbeiten gleich noch mehr Spaß.

Rami: Herzlich willkommen!

Zartbitter: Hast du eigentlich eine Lieblingsblume?

Rami: Ja, diese rote Rose, Red Naomi. Sie hat einen ganz großen festen Kopf. Ich mag sie. Und im Topf gefallen mir Orchideen am besten.

Zartbitter: Schenkst du deiner Frau eigentlich Blumen?

Rami: Aber natürlich. Sie bekommt besondere Sträuße. Aber  jetzt ist Frühling, da schenke ich ihr Tulpen. Sie liebt Tulpen.

Zartbitter: Danke für das Gespräch. Alles Gute dir und deiner Frau für die Zukunft zu dritt.

 

„Ich war Beifahrerin damals 1990. Und 21 Jahre alt. Nach dem Autounfall konnte ich nicht mehr gehen. Ein Jahr lag ich im Bett. Ich habe mich ins Leben zurückgekämpft“, sagt Sanja Vukasinovic und lächelt.

Sanja Vukasinovic mit ihren wichtigsten Medaillen

Und jetzt hat sie die Goldmedaille im Weltcup und ist Vizeeuropameisterin. Im Rollstuhltanzen. Der Salzburger Verein „WheelChairDancers“ ist wie eine Familie. Hier trainiert sie hart mit allen anderen, die auch internationale Erfolge einfahren wie Peter Schaur. Beeindruckend ist es, wie mit welcher Motivation, Professionalität und Disziplin die AthletInnen trainieren. Das ist kein Kuschelsport, so viel ist klar. Rollstuhltanzen braucht Training und gute Trainer. Bei Bundestrainer Diethard Govekar und seiner Frau Kerstin sind die RollstuhltänzerInnen in besten Händen. „Wir tanzen alles. Standard, Latein, Paar oder Freestyle. Bis auf die Seitwärtsbewegung können die TänzerInnen im Rollstuhl alles, die Drehungen sind fast besser als bei den Fußgängern, wie wir die Tänzer auf Beinen nennen“, erzählt der Trainer begeistert.

DIE machen richtig Sport!

Beim Empfang im Schloss Mirabell lerne ich die WheelChairDancers ein bisschen näher kennen und spüre, wie groß die Freude am Sport ist. Vielleicht schauen wir manchmal zu wenig hin oder wir stellen die Erfolge nicht so in den Mittelpunkt wie bei Menschen ohne Behinderung. So unter dem Motto: Ja, DIE machen auch Sport. Nein, DIE machen richtig Sport! Und es steht uns gut an SportlerInnen wie den WheelChairDancers auf Augenhöhe zu begegnen.

Sehen kann man die WheelChairDancers am Samstag bei der Eröffnung der Sporthalle Nord um 17.15.

Und am 3. Mai bei ihrer Frühjahrsshow ab 19 Uhr in der Warwitzsstraße 9.

Und im Facebook könnt ihr die Aktivitäten verfolgen – also einfach hier liken :) 

Titelbild: Johannes Killer

Im Alltag bekommen die meisten von uns ganz viel nicht mit. Da ist der 15jährige, der seine Eltern schlägt und die Polizei spricht eine Wegweisung aus. Oder die 17jährige, die alles macht, damit ihre Mutter sie rausschmeißt. Wohin mit dem 16jährigen Burschen, der aus dem Jugendknast kommt und dessen Eltern ihn nicht zurückwollen.

„Jede Geschichte ist anders, aber die Arbeit mit diesen Jugendlichen ist spannender als ein Fernsehkrimi.“, sagt Werner Maislinger, der seit vielen Jahren die Krisenstelle von KOKO leitet. „Wir sind hier Profis im Vertrauen aufbauen. Ab der ersten Minute. Denn unser Ziel ist es für jedes Problem eine Lösung zu finden.“

Wenn ich Werner Maislinger zuhöre, merke ich, dass er und sein Team mit Herzblut dabei sind. Sie arbeiten für die jungen Mädchen und Burschen in der Stadt Salzburg, die in einer großen Krise sind. Und jetzt ist die Krisenstelle umgebaut, erneuert und bietet bis zu 80 Jugendlichen im Jahr eine zuverlässige Anlaufstelle.

Ohne euch hätte ich es nicht geschafft

„In der Krisenstelle bieten wir unbürokratisch und prompt Hilfe und Unterstützung für die Jugendlichen und einen Ort des Rückzugs an. Wir bereiten gemeinsam die Rückkehr in die Familie vor, wenn das nicht möglich ist, gibt es für die Jugendlichen einen Platz in einer betreuten Wohngemeinschaft.“, erläutert  Eva Goetz, die inhaltliche Geschäftsführerin von KOKO.

In der Krisenstelle von KOKO finden Jugendliche aus allen gesellschaftlichen Schichten ein Umfeld, um wieder in die Zukunft blicken zu können. Manchmal sind Mädchen oder Burschen so neben sich, dass auch das Team Bedrohungen ausgesetzt ist. „Umso wichtiger ist es, dass wir den Jugendlichen Stabilität bieten. Und am schönsten sind dann die Momente wie kürzlich in einem Supermarkt. Da habe ich ein Mädchen getroffen, jetzt schon eine junge Frau, der ich vor Jahren helfen konnte und sie hat mir gesagt, dass sie es ohne uns nicht geschafft hätte“, erzählt Maislinger.

von Gabriele Rothuber

Woran denken Sie bei dieser Überschrift? Wahrscheinlich nicht an die 1-2 von 1000 intergeschlechtlichen Kinder, deren Genitalien aus der starren Zweigeschlechternorm fallen. Und das ist ein Problem.

Von Intergeschlechtlichkeit oder Intersex spricht man, wenn Geschlechtsmerkmale (Genitalien, innere Geschlechtsorgane, Hormone, Chromosomen) aus der Norm fallen oder Merkmale beider Normgeschlechter vorhanden sind.

Am 1.12. 2016 erschien eine deutsche Studie, die die Operationshäufigkeit an intergeschlechtlichen Kindern von 2010 bis 2014 analysierte: „Zur Aktualität kosmetischer Operationen „uneindeutiger“ Genitalien im Kindesalter“ von Ulrike Klöppel, Wissenschaftlerin an der Humboldt-Universität.

Fazit: Nach wie vor werden  Babies und Kleinkinder einer der beiden Normgeschlechter medizinisch „zugewiesen“.

Amputation der Klitoris

Dabei werden Kindergenitalien oder innere Geschlechtsanlagen so verändert, weggeschnitten, designt, bis die Körper der – medizinisch und gesellschaftlich definierten – Norm entsprechen. Etwa wird häufig eine „zu große“ Klitoris amputiert. Diese hat bei der Geburt nicht über 0,9 cm groß zu sein. Dabei sollte das Wissen, dass es Klitoriden gibt, die im erigierten Zustand einige Zentimeter erreichen können, durchaus vorhanden sein.

Rund 1700 Kinder werden jährlich in Deutschland diesen geschlechtsverändernden Operationen unterzogen. Selbstverständlich ohne deren Einwilligung. Die FRA-Studie (Fundamental Rights Agency, Agentur der EU für Grundrechte) aus 2015 zeigt:

  • Medizinische Behandlung intersexueller Kinder wird in mind. 21 EU-Mitgliedstaaten durchgeführt.
  • In 8 Ländern müssen die gesetzliche Vertreter*innen zustimmen.
  • In 18 wird das Einverständnis der Betroffenen vorausgesetzt!

Es gibt nicht nur männlich und weiblich

Im Völkerrecht gelten medizinisch nicht notwendige Operationen, die ohne Einverständnis vorgenommen werden, als inhuman, grausam und erniedrigend.

Nach wie vor wird jedoch an der Annahme, es gäbe nur zwei klar von einander unterscheidbare Geschlechter, festgehalten – und natürliche Variationen in der Geschlechtsentwicklung negiert.  Menschen, die diesem Schema nicht entsprechen, werden auch heute noch als krankhaft dargestellt, selbst wenn sie völlig gesund sind.

„Meine Schwester ist als Bub geboren. Dann hat man ihr den Penis abgeschnitten und jetzt muss sie ganz viele Tabletten nehmen“

Das sagte ein 10jähriges Kind in einem der Workshops des Verein Selbstbewusst.

Für Österreich gibt es keine Studie, wie in Spitälern mit Kindern verfahren wird, die intergeschlechtliche Genitalien aufweisen. Es wird nicht anders sein, als in Deutschland. Es fehlen uns jedoch nicht nur Studien, sondern auch die öffentliche Auseinandersetzung und die Aufarbeitung dieser Menschenrechtsverletzungen.

FGM – Female genitale Mutilation, also die weibliche Genitalverstümmelung ist selbstverständlich in Österreich verboten. Weshalb also dürfen Genitalien von Kindern verstümmelt werden, die einfach nur aus engen Normen fallen? Weshalb dürfen Kindern gesunde und funktionsfähige Körperteile (etwa auch die Keimdrüsen) entnommen und sie somit ihrer Fortpflanzungsfähigkeit beraubt werden? Weshalb wird in Kauf genommen, dass sie durch Kastration lebenslang künstliche Hormone zu sich nehmen müssen? Warum wird ihnen das Recht auf eine „offene Zukunft“ genommen – denn wie sich Körper oder Identität entwickeln, kann niemand vorhersehen – und weshalb müssen sie ein Leben lang oft unter diesen traumatischen Eingriffen, unter dem Verlust sexueller Empfindsamkeit leiden?

Weil – man lasse sich dies auf der Zuge zergehen – es sich hier per definitionem nicht um kosmetische Eingriffe handelt (was sie aber sind, weil in keiner Weise notwendig), sondern um Heilbehandlungen. Den Kindern und Eltern müsse geholfen werden, damit eine Eindeutigkeit hergestellt werden könne. Eine Uneindeutigkeit sei nicht zumutbar. WEM nicht zumutbar?

„Why don’t change minds instead of bodies?“ (Alice Dreger)

Malta hat als einziges europäisches Land 2015 per Gesetz Operationen an intergeschlechtlichen Kindern verboten. Niemand, weder Ärzt*innen noch Eltern sollen über derart weitreichende und irreversible Eingriffe entscheiden dürfen, sondern ausschließlich die Person selbst. Wenn sie voll aufgeklärt über die möglichen negativen Folgen und auch über ein gelingendes Leben mit unverändertem Körper etwas ändern möchte. Kinder sollen so aufwachsen dürfen, wie sie sind, um selber eine Entscheidung treffen zu können.

Das Recht auf körperliche Unversehrtheit muss für

ALLE Menschen gelten, ohne Ausnahme.

 

Hilfe bei:

www.vimoe.at

www.plattform-intersex.at

www.hosi.or.at

www.courage-beratung.at

von Gabriele Rothuber

Alle Jahre wieder kommen die Verwandten, bringen Geschenke, freuen sich, wenn sich die Kinder freuen – und möchten dafür mit Küssen belohnt werden.Und auch, wenn geglaubt wird, das Christkind bringe die Geschenke, so will man doch zumindest einen Willkommenskuss vom Kind.

Und das ist der Knackpunkt. Was, wenn das Kind den Verwandten keinen Kuss geben will? „Der Opa ist so kratzig“, „die Oma hat so schlabbrige Bussis“, „die Tante riecht so stark nach Parfum“ oder einfach „ich will keine Bussis“. Das sind Sätze, die wir in unseren Workshops von SELBSTBEWUSST hunderte Male in Volksschulen hören, wenn es um die Rechte über den eigenen Körper geht.

Das Recht „Ich darf Nein sagen“ ist eines, mit dem Eltern oft gar nicht gut können: niemand will kleine Tyrannen, die Nein sagen, wenn es etwa um einen Zahnarztbesuch geht. Es macht aber einen großen Unterschied, ob man dem Kind einredet „ist mir egal, ob du willst oder nicht“ – oder ob man erklärt, weshalb das wichtig ist.

„Hast du mich denn nicht lieb?“

Das bedeutet: nicht jedes Nein kann „durchgehen“, aber jedes Nein sollte gehört werden.  Es stärkt Kinder, wenn sie wissen, dass sie auch zu Erwachsenen Nein sagen dürfen. Denken Sie nur an den gut gemeinten Rat, den viele Eltern ihren Kindern mitgeben, wenn sie etwa in einer anderen Familie übernachten: „Du tust eh alles, was sie sagen“. Hoppla: was, wenn „sie“ wollen, dass ich nackig in die Wanne steige? Da darf ich Nein sagen. Und noch wichtiger wird die Sache, wenn es um Neins geht, die zu geliebten Menschen gesagt werden dürfen. Warum? Weil 95 % der erwachsenen Missbrauchstäter*innen aus dem nahen sozialen Umfeld kommen, die Kinder gut bis sehr gut kennen. Und mit Manipulation arbeiten: „Hast du mich denn nicht lieb? Das machen doch alle Nichten mit ihrem Onkel.“ Kinder haben sehr schnell ein Nein-Gefühl, wenn sie Situationen oder Handlungen als nicht stimmig empfinden.

Ein Flugbussi ist völlig ok

Deshalb: etwa zur Oma sagen zu können: „Oma, ich hab dich total lieb aber ich bin schon so groß und mag keine Bussis mehr“ – und die Oma hat das Kind dann immer noch lieb und einigt sich vielleicht auf ein „Flugbussi“: das ist Alltagsprävention. Gelebte Prävention.

Stärken Sie Ihren Kindern den Rücken, wenn es sich das nicht selber sagen traut. Sprechen Sie mit den Verwandten, weshalb es richtig und wichtig ist, dass das Kind selbst entscheidet, ob oder wann es einen Kuss geben oder bekommen möchte.  Und seien Sie Vorbild: wenn Sie dem Kind sagen, dass es „Nein“ zum Onkel sagen darf, wenn er ein Bussi möchte, selber dieses Procedere aber unwillig über sich ergehen lassen, dann geben Sie eine Doppelbotschaft: Eigentlich darf man Nein sagen, aber im Fall der Fälle macht man dann lieber doch mit.

Ich schließe mit einer Anekdote einer Kollegin, bei der die Kinder auf der Rückbank während der Fahrt zu den Großeltern immer stritten, wer denn heute krank sein dürfe, um dem Bussi auszukommen.

In diesem Sinne: Prävention ist nichts, was man eben so mal kurz erwähnt. Sie will gelebt werden, damit sie fruchtet.

Mehr darüber hier in: Mein Körper gehört mir

Fachtag des Verein Selbstbewusst

von Gabriele Rothuber

 Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einer Linie, neben Ihnen 9 andere Menschen.

Bei jeder der folgenden Fragen, die Sie mit JA beantworten können, dürfen Sie einen Schritt machen.

Los geht’s:

  1. Können Sie Ihren Arbeitskolleg*innen von Ihren Freizeitaktivitäten oder Ihrer Familie erzählen? 2.
  2. Können Sie Ihre Partnerin / Ihren Partner zu Betriebsfeiern mitnehmen? 3.
  3. Konnten Sie oder könnten Sie heiraten, so wie Sie das wollten?
  4.  Wird Ihre Familienform in Kinder- oder Schulbüchern, in Romanen abgebildet?
  5. Gehen Sie mit Ihrer Partnerin / Ihrem Partner zu Schul- oder Kindergartenveranstaltungen? (Wenn auch nicht immer gerne, aber doch gemeinsam)
  6. Können Sie Ihre Liebe öffentlich zeigen, etwa durch Händchenhalten oder zärtliche Küsse?
  7. Können Sie gemeinsam gefahrlos in jedes Land reisen, in das Sie reisen möchten?
  8. Haben Sie in der Schule Liebesgeschichten über Ihre Form des Begehrens gelesen?
  9. Könnten Sie in einem Kindergarten arbeiten?
  10. Können Sie offen mit Ihrer Familie über Ihre Beziehung sprechen?

Sollten Sie in Gedanken 10 Schritte gemacht haben, so gehören Sie höchstwahrscheinlich der heterosexuellen Mehrheit an.

Es gibt jedoch viele Menschen, die weit weniger Schritte gehen können, die viel weniger Fragen mit Ja beantworten können – aus dem einzigen Grund, weil sich ihre Liebe und ihr Begehren an das selbe Geschlecht richtet.

Vieles wurde gerade in letzter Zeit für die Gleichstellung auf rechtsstaatlicher Ebene in Österreich erreicht, etwa das Adoptionsrecht oder die Öffnung der Standesämter . Doch sind „wir“ noch lange nicht so weit, dass gleichgeschlechtlich Liebende alle 10 Fragen (und diese sind selbstverständlich erweiterbar) mit JA! beantworten können.

Wir alle können dazu beitragen, dass die nächsten Generationen JA! sagen können: unter anderem mit der Unterzeichnung der Parlamentarischen Bürger*inneninitiative.

Mehr Infos bei:

Courage

Hosi

Verein Ausgesprochen

Regenbogenfamilien