Zufriedenheit breitet sich aus gegen 21 Uhr. Christian Rauch und sein großes Team haben wieder ein wunderbares Festmahl für Jedermann kredenzt. Nicht  für die Reichen und Schönen, die Salzburg im Sommer der Festspiele und des Gesehenwerdens wegen bevölkern. Sondern für die Menschen, die sich kein haubenverdächtiges 5-Gänge Menü leisten können. Salzburgs Köche unter der Leitung von Alois Gasser machen das Schloss Mirabell zum Genussplatz. Garniert ist dieser besondere Abend mit Ausschnitten aus dem Jedermann von Peter Ebner, Erwin Slavetinsky, Josef Gradl, Florian Friedrich und Georg Gruber. Mitglieder des Universitätsorchesters geben die klassische musikalische Umrahmung.

Mehr als 100 Gäste sind gekommen und Christian Rauch meint: „Beim Festmahl sollen unsere Gäste erleben, dass jeder Mensch großen Wert und Würde besitzt. Entsprechend freundschaftlich gehen wir aufeinander zu. Wenn es jemandem finanziell schlecht geht, fragen wir nicht nach. Uns ist einfach jeder herzlich willkommen.“

Es sind herzliche Stunden, ein großes Miteinander und köstliches Essen. Es macht mir Freude teilhaben und mithelfen zu dürfen. Alle arbeiten ehrenamtlich und  finanziert wird es durch private Spenden.

Die Gäste


Das Team


Das Essen


Die Botschaft ist wieder eindeutig: Niemand darf sich sicher fühlen, nirgendwo! Was sind das für Menschen, die sich ungerührt in die Luft sprengen, wahllos um sich schießen oder jetzt in Nizza zig Menschen zu Tode fahren? Was sind das für Menschen, die die Toten von Brüssel, Paris, Istanbul oder Dhaka als gerechtfertigt feiern?

Mir ekelt so vor diesen Mördern und ihren Fans, die ihre Freude über die Toten besonders in den sozialen Medien feiern. Mit jedem Attentat und jedem feigen Mord versuchen sie, uns friedvolle Menschen weiter auseinander zu bringen. Hass zu säen, das Misstrauen wachsen zu lassen. Das dürfen wir nicht zulassen. Ich will mir von feigen Mördern keinen Hass einpflanzen lassen gegen Menschen, die eine andere Sprache, Kultur oder Religion haben, aber wie ich einfach in Frieden und Respekt miteinander leben wollen.
Das einzige Gefühl, das von Terroranschlag zu Terroranschlag in mir wächst ist Abscheu und Ekel vor den feigen Mördern und ihren Fans. Und gegen dieses Gefühl kann und will ich nicht ankämpfen, denn es ist für mich das einzig richtige, das diesen Leuten gebührt. Aber nur für kurze Momente.
Ansonsten gehört meine Energie den Menschen, die Frieden, Respekt und ein Miteinander leben!

13427732_1687617364836909_2537041123382150860_nDer Hass ist unter uns. Der Hass auf alles was scheinbar anders ist. Der Hass auf Frauen, die eine eigene Meinung haben und die auch öffentlich kundtun. Selbst der Hass auf eine Frau, die ein EM-Fußballspiel im ZDF kommentiert ist in allen sozialen Netzwerken allgegenwärtig. Und da ist der Hass auf Schwule und Lesben, nicht  nur im Netz, ganz real in Orlando, wo 49 Menschen umgebracht wurden, weil sie nicht heterosexuell waren. Wer jetzt meint, das  sei islamspezifisch, der täuscht sich. Der Hass auf alles was nicht heterosexuell ist, findet sich in allen Religionen. So hat ein christlicher Pastor in den USA bedauert, dass nicht noch mehr von diesen Menschen gestorben sind, die widernatürliche Unzucht betreiben. Oder der Hass auf die Semi-Prominente Gina Lisa, die in einem Video, in dem sie für viele offensichtlich vergewaltigt wurde, hunderttausendfach verhöhnt wurde.

Ich frage mich ganz einfach: Hat der Hass die Welt schon jemals ein Stückchen besser gemacht? Wollen wir, dass unsere Kinder und Enkelkinder in einer Welt voller Hass aufwachsen? Ist das menschlich? Ist das gut?

Nein. Ich möchte eine Welt des Miteinanders und des Respekts. Ich will, dass es normal ist, anders zu sein. Ich will, dass Menschen es akzeptieren, wenn jemand anders ist, jeden sein Leben leben lassen.

Das kann doch nicht so schwer sein, also stoppen wir den Hass. Denn jeder und  jede von uns ist verantwortlich dafür, dass die Welt ein Stückchen besser wird. Für uns selbst, für unsere Kinder. Und eines weiß ich noch: Wir, die wir friedlich und respektvoll miteinander leben wollen, sind die Mehrheit!

Also sagen wir es auch, zeigen wir uns:

#aufstehn #solidaritystorm

Aktuell gibt es 88 SprachtrainerInnen an 20 Standorten in der Stadt Salzburg. Sie lernen mit hunderten Menschen Deutsch. Freiwillig. Ohne Bezahlung.

Seit knapp einem Jahr gibt es das Freiwilligennetzwerk der Diakonie in Kooperation mit Stadt und Land Salzburg. Heute wollte ich von den Trainerinnen und Trainern wissen, wie es ihnen so ergeht. Zwei Stunden angeregter Austausch mit vielen Geschichten, Schicksalen, Ideen aber auch Kritik und Wünschen:

Als TrainerIn kommt man den Schicksalen der Menschen sehr nahe. Vieles stellt sich dann ganz anders dar, als in den Medien berichtet. Viele berichten darüber, wie schwer das Warten ist auf das erste Interview, Monate oft Jahre dauert es bis es zu einer Entscheidung kommt. Gleichzeitig ist da bei manchen die Angst vor dem Danach. Bekomme ich Asyl? Und wenn ja, wie soll es weitergehen, Wohnung, Arbeit? Das macht unsicher. Viele Flüchtlinge lernen eifrig Deutsch, nehmen die Angebote wahr. Dann gibt es andere, die zwar angemeldet sind, aber einfach nicht kommen. Das frustriert natürlich die Freiwilligen, die hier ihre Zeit geben, das wird auch als Respektlosigkeit empfunden. Bei den Flüchtlingen gibt es das gleiche Potpourri an Menschen, wie bei anderen auch. Die meisten wollen Deutsch lernen, sich integrieren, arbeiten und eine Zukunft aufbauen. Und dann sind auch einige dabei, die sich für das alles nicht interessieren. Dann gibt es jene, die erstmals in ihrem Leben einen Stift in der Hand halten, Erwachsene, die unter größten Mühen Lesen und Schreiben lernen. Und die Kinder, die am Anfang oft zurückhaltend sind, lernen dann in Windeseile Deutsch.

Aber die SprachtrainerInnen erleben auch, was es heißt wenn es zu Missverständnissen kommt, die falsch interpretiert werden können. Warum essen die Flüchtlinge nicht immer, was man ihnen vorsetzt? Sind sie undankbar? Eine Trainerin erzählt, dass in ihrem Quartier eine große Ladung Cornflakes gespendet wurde. Aber keiner der Flüchtlinge rührte das an. Die Packungen standen ungeöffnet herum. Bis eines Tages ihre Deutschkollegin eine Packung öffnete und die Cornflakes essen wollte. Die Flüchtlinge bedeuteten ihr das auf keinen Fall zu essen! Auf  ihr Nachfragen  erklärten sie ihr, dass das Hühnerfutter sei. Schließlich war auf der Packung ja ein Hahn abgebildet.

Die Arbeit der Freiwilligen kann nicht hoch genug geschätzt werden. Es geht oft über das Sprachtraining hinaus. Sie begleiten die Flüchtlinge zum Arzt oder zur Behörde. Manches Mal entstehen Freundschaften. Auf alle Fälle ist ihre Arbeit ein wichtiger Teil der Integration in Österreich. Dafür Danke und mein allergrößter Respekt für diesen Einsatz für die Menschen und für ein gedeihliches Miteinander in Salzburg.

Und wer sich auch engagieren möchte, hier die Infos: Freiwilligennetzwerk Diakonie

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Lidija Ratkovic Suceska vor „ihrer Tafel“

Nach jahrelangen Verhandlungen trat 1966 das Anwerbeabkommen zwischen Jugoslawien und Österreich in Kraft. Schon zu Beginn der 1960er Jahre gab es viele jugoslawische Gastarbeiter, nach der Unterzeichnung des Abkommens kamen noch mehr nach Österreich, um hier Arbeit zu finden. Auch nach Salzburg. Universität und Stadt Salzburg würdigen diesen Teil der Salzburger Geschichte mit der Wissensbrücke. Noch bis Ende August sind auf dem Makartsteg Tafeln, die von der Geschichte der jugoslawischen Zuwanderung erzählen. Welche Menschen sind gekommen? Wie hat sich ihr Leben entwickelt, was machen die Enkeln der ersten „Gastarbeitergeneration“? Heute gibt es Jugoslawien nicht mehr, die Menschen von damals sind jetzt Kroaten, Serbinnen, Kosovaren oder Bosnier, viele auch Österreicher mit Migrationshintergrund. Sie haben wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg Salzburg beigetragen, im Bau, Gewerbebetrieben und im Tourismus. Ihre Kinder und Enkelkinder sind jetzt oft schon selbstständige Unternehmer, Ärztinnen oder Beamte. Sie haben in Österreich eine Heimat gefunden, aber sie lassen auch die Verbindung auf den Balkan nicht abreißen. Sie leben oft in zwei Welten, was manche als Manko andere als Bereicherung sehen. Für Österreich und für Salzburg sind sie die größte Einwanderergruppe der letzten Generationen. Sie sind ein Teil Österreichs und Salzburgs und auch ein Teil unserer Geschichte. Zu sehen am Makartsteg in Salzburg.


Eine persönliche Anmerkung sei mir erlaubt: Nachdem ich 20 Jahre Deutschkurse für Migrantinnen machen durfte und viele meiner Schülerinnen aus „Jugoslawien“ kamen, geht mir einfach das Herz auf, wenn ich über den Makartsteg gehe und die historische Ausstellung sehe. Wie oft habe ich erlebt, dass die Frauen es schwer hatten in Österreich Fuß zu fassen, aufgenommen und angenommen zu werden. Aber: Wer in den Geschichtsbüchern eines Landes steht ist Teil des Landes- angekommen, aufgenommen und angenommen!

Wissensbrücke 2014

Das war jetzt ein Hinbibbern auf das Ergebnis. Und ich freue mich, dass Alexander van der Bellen unser nächster Bundespräsident sein wird. Als Österreicherin, Wählerin und Politikerin habe ich die letzten 24 Stunden ganz viele Kommentare und Analysen gelesen, vor und nach Bekanntwerden des Ergebnisses. Und dabei sind in mir drei Wünsche immer deutlicher geworden. Die zu erfüllen, braucht es viele von uns im Land. Natürlich werden mir nicht alle Menschen zustimmen, aber ich glaube, dass viele Ähnliches denken und wünschen:

  1. Lasst uns damit aufhören uns gegenseitig zu misstrauen, uns schief anzuschauen, uns verbal anzugreifen und verzichten wir auf die wahlweise Nazi- und Kommunistengutmensch –Keule. Seien wir wieder respektvoller in der politischen Auseinandersetzung und hören wir einfach dem zu, der nicht die gleiche Meinung hat. Vielleicht hat der oder die auch mal recht, auch wenn es nicht ins eigene Weltbild passt.
  2. Wenn wir eine gute Zukunft für unser Land haben wollen, dann geht das nur im Miteinander und nicht im Gegeneinander. Wenn jetzt viel von einer Spaltung des Landes sprechen, dann sind wir aufgerufen in all unserer Vielfalt zu einem guten, zukunftsträchtigen Miteinander zu kommen. Jeder einzelne von uns ist aufgerufen echte und vermeintliche Gräben zu überwinden.
  3. All die Energie, die Kraft, die Zeit und das Geld, das wir investieren, um unsere Gegensätze zu stärken, sollten wir in konstruktive und  erfolgversprechende Ideen, Projekte und Maßnahmen stecken. Für Österreich, für Europa, für uns alle.

Für die Erfüllung dieser 3 Wünsche sind nicht irgendwelche Menschen zuständig, sondern eigentlich wir alle, oder? Packen wir es an!