Man kennt ihn ja aus dem Fernsehen den Kaya Yanar, der „Was guckst du?“ in den Alltagswortschatz der deutschen Sprache gebracht hat. Aber wie ist er live auf der Bühne? Macht er Klamauk oder ist sein Witz doch tiefgründiger?

Die Antwort habe ich in der ausverkauften Salzburgarena am Samstag bekommen. Ich bin jetzt Kaya Yanar Fan! Wo andere erst einen Anlauf brauchen,  schafft es Yanar ab der ersten Minute sein Publikum mitzureißen. Auf seiner  Suche nach „Frau Yanar“ führt er sein Publikum in die verschiedensten Länder. Deutschland, die Schweiz, Österreich, Kroatien, Holland, Dänemark Frankreich, die USA, Indien, Schweden, Portugal, England und die Türkei sind die Stationen seiner internationalen Brautschau. Er macht Schubladen voller Vorurteile auf und schafft es mit seinem Sprachwitz den Inhalt der Schubladen kräftig durcheinander zu wirbeln. Und er verschont niemanden, auch nicht sich selbst.

Wenn ich an all die verkrampften Diskussionen rund um die Integration denke, dann wäre Yanar das ideale Mittel etwas mehr Leichtigkeit in die Debatte zu bringen. Die Klischees, die Politik und Gesellschaft seit Jahren festigen, zerbröckeln in seinen Witzen. Und sein Resümee ist ganz klar, wir müssen alle zusammenleben, machen wir es uns doch nicht unnötig schwer!

http://kaya-yanar.de/

Seit Tagen geht das Video und die Facebook-Kampagne  eines israelischen Grafikdesigners um die Welt – mit der einfachen Botschaft: „ Iraner, wir lieben euch – wir werden niemals euer Land bombardieren!“.  

Ja wie naiv ist das denn?- wird sich so mancher denken. Da kommt einer daher und schickt diese Grüße in die Welt und er bekommt tausendfach Antwort. Andere schließen sich ihm an und rund um den Globus wird darüber berichtet. Zugegeben auch ich dachte mir im ersten Moment, das ist eine ganz nette Sache,  aber was soll das denn bringen? Die Wirklichkeit schaut doch anders aus. Zwei Länder, Israel und Iran, beide bis an die Zähne bewaffnet, belauern sich und fürchten jeden Augenblick, dass der erste Schuss losgeht, die erste Bombe fällt. Millionen Menschen haben Angst und fühlen sich den politischen Entscheidungsträgern ausgeliefert.

Aber die Botschaft des Israelis Ronny Edry gibt den Menschen eine Stimme, die anders denken. Jenen Menschen, die keinen Krieg wollen, die friedlich miteinander oder auch nebeneinander leben wollen. Die Kampagne wird keinen Krieg verhindern, wenn er schon beschlossene Sache ist. Aber der Aufruf nach Frieden  kann nicht mehr rückgängig gemacht werden-  er ist in der Welt und er gibt vielen Menschen Hoffnung, dass sie mit ihrem Wunsch nach einem angstfreien Leben nicht alleine sind.

httpv://www.youtube.com/watch?v=mYjuUoEivbE

 

 

Seit fast 20 Jahren habe ich die Freude die deutsche Sprache zu lehren. Es ist eine wunderbare Aufgabe und jeder Kurs ist wieder eine spannende Herausforderung. Besonders die Begegnung mit Frauen aus vielen verschiedenen Ländern und Kulturen  ist wunderbar. Ich lerne so viel und hoffe, dass ich genauso viel zurückgeben kann.

Was mir aber weniger Freude macht ist der Kampf gegen die Vorurteile, die mir immer wieder unterkommen. Da heißt es entweder „Die sollen endlich richtig Deutsch lernen!“ oder „Die wollen ja gar nicht Deutsch lernen!“. Tja man stellt sich das so einfach vor. Von der Bundesregierung abwärts denken viele, da reichen ein paar Kurse und schon kann man eine Sprache. Aber so einfach ist das nicht.

Deutsch ist voller Tücken

Ich habe selbst erlebt, wie schwierig es ist als Erwachsene eine ganz neue Sprache zu lernen. Ich habe lange Zeit gebraucht, um meinen ersten korrekten türkischen Satz zu bilden, der über „Ich heiße Anja und komme aus Österreich“ hinausgeht. Mein Vorteil war, dass ich wusste wie man eine Sprache lernt. Dass ich wusste, wie man lernt. Dass ich wusste, wie meine eigene Muttersprache funktioniert. Das sind drei Voraussetzungen, die einem das Lernen einer Sprache erleichtern. Ich behaupte, dass viele Menschen diese Voraussetzungen nicht mitbringen. Am wenigsten wahrscheinlich die, die von den MigrantInnen verlangen innerhalb kürzester Zeit Deutsch zu lernen. Deutsch ist eine schöne Sprache, allerdings voller Tücken. Das geht los mit den berühmten Artikeln „der, die und das“. Welchen Sinn sie haben, hat sich auch mir noch nicht erschlossen, denn es gibt genug Sprachen, so wie das Englische, das mit einem Artikel auskommt oder das Türkische, das keinen bestimmten Artikel kennt. Dazu kommt die Schwierigkeit, dass die Artikel bis auf wenige Ausnahmen, keiner Regel folgen. Ein Drama, wenn man Deutsch lernt! Aber nicht nur die Sprache hat es in sich.

Deutsch ist nicht gleich Deutsch

Es sind auch die Umstände, die den Lernerfolg mitbestimmen. Viele meiner Schülerinnen sind ja nicht zum Deutschstudium hier. Sie leben und arbeiten hier mit einem vielfach sehr stressigen Alltag. Arbeit, Kinder und Haushalt bestimmen den Tagesablauf. Wenn sie sich dann noch freiwillig in einen Deutschkurs setzen, dann verdient das großen Respekt. Eine weitere Hürde ist der große Unterschied zwischen dem Deutsch im Sprachkurs und dem Deutsch, dem sie im Alltag begegnen. Immer wieder erzählen sie mir, wie schwer es besonders am Anfang ist die ÖsterreicherInnen im Alltag zu verstehen. Ich tröste sie dann damit, dass es vielen deutschen MigrantInnen ähnlich geht und die können eigentlich Deutsch.

Also sollte euch jemand unterkommen mit den Vorurteilen „Die können ja kein Deutsch oder  die wollen es ja nicht lernen“, dann ladet sie ein es probeweise mal mit ein paar Kursstunden Arabisch, Serbokroatisch, Thai, Chinesisch, Türkisch, Albanisch, Persisch, Dari, Mongolisch, Georgisch, Russisch, Japanisch, Rumänisch, Vietnamesisch, Edo oder Ungarisch zu versuchen.

Nach 100 Jahren Frauentag könnte man meinen, dass es doch genug sein muss. „Was wollen’s denn noch?“, fragen sich manche. Wenn man an der Oberfläche bleibt, ist diese Frage durchaus berechtigt. Die ursprünglichen Forderungen nach dem Wahlrecht und einem 8-Stunden Arbeitstag sind erfüllt. Frauen können uneingeschränkt studieren, haben eigene Reisepässe und werden sogar Bundeskanzlerin. Eigentlich alles in Ordnung, oder?

Die Realität zeigt noch etwas anderes. In vielen Bereichen ist es noch immer keine Selbstverständlichkeit, dass Frauen in Verantwortung mitbestimmen können. Einige Bastionen scheinen noch uneinnehmbar. Dazu gehören etwa die Unternehmensspitzen oder die Führungspositionen in der Medizin. Die Quotendiskussion, die jetzt schon seit einigen Jahren geführt wird, zeigt erste Erfolge.

Die „leidige“ Quote

 Die Einführung einer Frauenquote ist nicht mehr zu verhindern. Alle Beteuerungen von Unternehmen und Organisationen mit einer Selbstverpflichtung, mehr Frauen in die Führungsspitze zu bringen, sind Schall und Rauch. Das zeigt das Beispiel Deutschland, wo man in den DAX-notierten Unternehmen Frauen immer noch mit der Lupe suchen muss. Dass die Welt nicht untergeht und die Wirtschaft eines Landes zum Erliegen kommt, wenn es eine Frauenquote gibt, zeigt das Beispiel Norwegen. Der wahre Grund ist wahrscheinlich die Angst vieler Männer vor dem Verlust von Macht. Dass man Macht auch teilen kann, ist noch nicht zu allen vorgedrungen.

Dasselbe gilt auch beim Thema gleicher Lohn für gleiche Arbeit. Es geht um den Machtverlust. Das kann ja wohl nicht so schwierig sein in der Umsetzung. Die Kraft, die darin gesetzt wird, eine Lohn-Gleichheit zu verhindern, wäre richtiger eingesetzt für Verbesserungen für alle.

Darf’s ein bisserl mehr sein?

Ja, es darf.

 

  • Mehr Frauen in verantwortungsvolle Positionen
  • Mehr Einsatz für den gleichen Lohn für alle
  • Mehr Frauen-Mut und mehr Männer-Ernsthaftigkeit für die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer echten Gleichstellung!

 

 

Im Vorfeld des Internationalen Frauentages (8. März) geschieht etwas Erstaunliches. Es wird in der Öffentlichkeit über Männer diskutiert. Und das nicht wenig. Die österreichische Regierung fragt sich, ob der Papamonat nun verpflichtend eingeführt werden soll. Auch die Dauer von ein bis drei Monaten ist im Gespräch. Ich meine, die Präsenz des Vaters rund um die Geburt bis zu einem Monat danach hat nicht nur einen persönlichen, sondern auch einen gesellschaftlichen Mehrwert. Wenn der Vater von Anfang an dabei ist, gewinnen nicht nur die Kinder, sondern auch die Frauen und Männer.

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Der Integrations-Aufreger der Woche ist sicher das druckfrische Buch von Inan Türkmen „Wir kommen“. Die Medien stürzten sich darauf, also musste ich mir das Buch auch zulegen. Gerade habe ich es fertig gelesen. Ein durchaus erfrischendes Buch, finde ich.  Ein junger Mann  erzählt aus seinem Leben, was er sich so denkt, wenn das Mitteleuropäische auf das Türkische trifft und umgekehrt. Er genießt es „uns Europäern“ den Spiegel vorzuhalten, durchaus humorvoll, aber nicht ohne Ernsthaftigkeit. Natürlich schafft er es mit seinen Provokationen vor allem die Kommentarseiten der Onlinemedien zu füllen. Und das ist gut so.

http://derstandard.at/1330389965365/Vorzeigemigrant-Meine-Haare-sind-tuerkisch

 Ja dürfen’s das?

Ein Knackpunkt in der ganzen Integrationsdebatte ist ja, dass viele Nicht-Migranten schwer damit umgehen können, wenn sich ein Migrant, insbesondere der 2. Generation, unverblümt zu Wort meldet. Es schwingt immer ein „Ja, darf der denn das überhaupt?“ mit. Das ist mir in vielen Diskussionen schon untergekommen, dass einige sich darüber beschweren, wenn „die da“ auch mitreden. Inan Türkmens Buch ist so ein „Ich sage mal, was ich mir denke“-Buch.

Gewöhnlich lesen wir über unterdrückte Frauen, bildungsunwillige Kinder und nicht-arbeitswillige Männer. Jetzt schreibt Türkmen über „hungrige“ junge Menschen, die mehr wollen und dafür viel zu geben bereit sind.  Er sieht viele Potenziale in der 2. Generation, die in Österreich und Deutschland brach liegen. Er ist überzeugt davon,  es hier in Österreich oder in der Türkei zu schaffen.

Kein Anti-Sarrazin

Er verklärt an einigen Stellen die Türkei, sein Blick reicht hier in vielen Aspekten nicht über das moderne und pulsierende Istanbul hinaus. Was er fordert, ist der Türkei und ihren Menschen auf Augenhöhe zu begegnen und er bringt einige Beispiele, die vielen von uns den Spiegel vorhalten. Und das mag niemand so gerne. Als Beispiel sage ich nur: Frauen in Führungspositionen. Wenn wir seit Jahren über Quoten diskutieren und merken, dass die gläserne Decke nur langsam dünner wird, dann hat die Türkei hier wirklich eine andere Tradition. Eine weibliche Führungskraft, insbesondere in der Wirtschaft, ist nichts Ungewöhnliches. Am anderen Ende stehen aber natürlich Frauen, die nicht in den Genuss einer Führungsposition kommen, die nicht die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben haben. Aber dieses Thema behandeln andere, von Seyran Ates bis zu Necla Kelek.

Wenn Türkmen allerdings meint, sein Buch wäre ein Anti-Sarrazin, dann ist es gut für die Werbung, aber den Tatsachen entspricht es nicht. Was er leistet ist, aus einer persönlichen Perspektive den ganzen Integrationsdebatten  eine zusätzliche Stimme zu geben, die auch gehört werden soll!