Kurz vor der Lieferung wird noch der Zucker stilgerecht platziert

Kurz vor der Lieferung wird noch der Zucker stilgerecht platziert

Faschingsdienstag, 6:15 Uhr morgens in der Landbäckerei in Elixhausen bei Salzburg. Es herrscht Hochbetrieb. An diesem Tag kommen alle an ihre Grenzen, denn allein vom sozial-caritativen Kiwanisclub Salzburg Rupertus sind hier rund 8000 Krapfen bestellt. Die Kisten zu je 50 Exemplaren dieses mit Marillenmarmelade gefüllten Schmankerls türmen sich bereits. Die Lieferscheine sind ausgestellt. Der Direktor eines Salzburger Gymnasiums wird ungeduldig, weil seine Bestellung über 800 Stück noch nicht erledigt ist. Zu spät kommen geht für einen Lehrer überhaupt nicht, schon gar nicht für den Chef. Aber auch einige Mitglieder des Kiwanisclubs werden unruhig. Denn die Firmen und ihre MitarbeiterInnen müssen rechtzeitig bedient werden. Was für manche Lieferanten tägliches Brot ist, unter Zeitdruck zu liefern, ist für den Ungeübten eine echte Herausforderung. Schließlich werden auch die letzten Exemplare fertig gebacken. Das Logo wird noch mit Staubzucker auf den Krapfen platziert. Hinein ins Auto und ab geht die Post.

Helmut Klausner mit der Betriebsrätin Margarete Giehl

Helmut Klausner mit der Betriebsrätin Margarete Giehl

Rund drei Stunden später sind insgesamt mehr als 300 Firmen, öffentliche Einrichtungen und Banken mit der süßen Ware beliefert. Insgesamt haben die 32 Männer 29.891  30.076 Stück in dieser Zeitspanne an den Mann und an die Frau gebracht. Der Koordinator der wichtigsten Charityaktion des Clubs Wolfgang Schwab freut sich: „Wir führen in diesem Jahr zum zehnten Mal diese Aktion durch. Diese Anzahl ist einsamer Rekord. Wir haben eine Steigerung von insgesamt 15 Prozent zum Vorjahr.“ Stolz blitzt in seinen Augen auf. Er selbst weiß am besten wie viel logistische Tüftelei, Ausdauer und Herzblut hinter diesen Ziffern steht: „Das Besondere an dieser Aktion ist, dass alle mitmachen und sich einbringen.“

Manfred Rothschädl, der diesjährige Präsident des Clubs packt ebenfalls tatkräftig mit an. Er betont, dass der „Nettoerlös ohne Abzüge Kindern und Familien in Not zu Gute kommt.

Manfred Rothschädl in Aktion

Manfred Rothschädl in Aktion

Nicht nur unsere Krapfen, sondern auch unsere Hilfe kommt zielsicher und unkompliziert bei den von uns geförderten Sozialprojekten an.“ Ein Faschingskehraus mit sozialem Mehrwert ließ mir persönlich den Krapfen gleich noch mehr schmecken.

Weiter Infos unter http://salzburg-rupertus.kiwanis.at/

 

„Weißt du, ich habe Angst!“ Dieser Satz ist mir in den letzten Tagen oft gesagt worden. Einmal von Menschen, die nicht muslimischen Glaubens sind. Sie haben Angst, dass hier in Salzburg, aber auch in ganz Europa Terroranschläge verübt werden. Von Muslimen. Und einmal von Menschen, die muslimischen Glaubens sind. Sie haben Angst, dass sie angegriffen werden. Von Nicht-Muslimen. Eine Angst, die noch verstärkt wird durch die mediale Dauerberichterstattung über den furchtbaren Terror, die Dschihadisten und den Krieg.

handAngst ist ein Gefühl, das wir ernst nehmen müssen. Es lapidar abzutun verstärkt nur die Angst. Das beste Mittel, um Angst zu verlieren, ist das aufeinander zugehen. Und das Miteinander. Wir dürfen uns durch Terrorismus und Extremismus nicht auseinanderbringen lassen. Im Gegenteil. Zeigen wir denen, die uns Angst machen wollen, dass wir zusammengehören. Dass wir miteinander leben können und es aushalten, wenn jemand einen anderen Glauben, eine andere Sprache spricht und andere Traditionen hat. Fallen wir nicht auf die hinein, die uns einreden wollen, dass menschliche Vielfalt etwas Bedrohliches ist.

Natürlich mögen jetzt einige denken, das sei naiv. Aber meine berufliche und private Erfahrung die letzten 22 Jahre hat mir gezeigt, wie einfach es ist Angst, Vorurteile und Vorbehalte gegenüber etwas mir Fremden abzubauen. Ich habe das Glück gehabt mit unzähligen Menschen in all ihrer Vielfalt zusammenarbeiten zu dürfen. Mit ihnen zu reden und ihre Lebenswelt kennenzulernen. Und sie mich und meine Lebenswelt. Und alle diese Begegnungen haben mein Leben bereichert. Und ja einige wenige Menschen sind mir begegnet, deren Haltung nicht respektvoll und tolerant war, sie waren extrem in ihren Meinungen. Aber sie haben mich nur darin bestärkt den Weg des Miteinanders zu gehen mit all jenen, die ein friedvolles und respektvolles Miteinander wollen. Unabhängig von Religion, Sprache, Herkunft und Kultur.

Meine Erfahrungen in den Deutschkursen könnt ihr hier lesen:

http://zartbitter.co.at/gesellschaftspolitik/danke-in-100-sprachen/

ink1

Die Kunterbunten 14er

Das war ein schönes Fest heute. Die Verleihung des Inklusionspreises der Lebenshilfe und der Bezirksblätter. Freudige Erwartung war zu spüren, als sich die für den Preis Nominierten im Marmorsaal des Schlosses Mirabell versammelten. Gewonnen haben ihn die „Kunterbunten 14er“. Eine Band aus Orff-StudentInnen und Menschen mit Behinderung. Und wisst ihr was besonders schön war? Man hört die Band spielen und denkt sich: Warum diskutieren wir immer noch über Inklusion? Und oft so, dass wir Gründe suchen, warum Inklusion nicht funktionieren kann. Ich habe sie spielen gehört  und gesehen und habe für mich etwas Wichtiges mitgenommen. Jedes Bandmitglied für sich hat genau den Teil beigetragen, den es am besten kann. Und alle zusammen haben wunderbar gespielt. Sie haben den Marmorsaal gerockt. Und so sollte es in vielen Bereichen unseres Zusammenlebens auch funktionieren. Jeder soll mit seinen Fähigkeiten und Stärken Teil der Gemeinschaft sein. Wir sollten noch mehr darauf schauen, was jemand kann und will und nicht, was jemand nicht kann. Das haben mir die „Kunterbunten 14er“ heute wieder vor Augen geführt – Danke!

bi3Ich muss gestehen, dass ich oftmals Videos nicht aus dem Kopf bekomme. Die letzten Tage war das Video, in dem die Pariser Terroristen den Polizisten auf der Straße erschossen, ständig zu sehen. In allen Kanälen, auf jedem Nachrichtenportal. Bilder, die mich tief betroffen gemacht haben. Und mit denen ich schwer umgegangen bin. Bilder die Angst machen. Mitleidlose Bilder, brutale Wirklichkeit.

Und dann bekam ich heute früh einen Link geschickt zu einem anderen Video . Es zeigt Menschen am Straßenrand, die offensichtlich auf jemanden warten. Es nähert sich eine Limousine. Dahinter ein kleines Auto. Sie bleiben stehen. Die Tür öffnet sich und der Papst steigt aus. Die Menschen kommen näher, schieben ihm eine Trage hin. Darauf ein schwer behinderter Mann. Der Papst berührt und küsst ihn. Er spricht mit den anderen, berührt auch sie, segnet sie. Es ist eine Atmosphäre der Liebe zu spüren. Bilder voller Zärtlichkeit, Hoffnung und Zuwendung.

Das zweite Video hat nicht das erste aus meinem Kopf gelöscht. Aber das zweite Video ist stärker, denn es hat mir die Angst genommen. Hoffnungsfrohe Wirklichkeit.

Denn Liebe ist stärker als der Hass.

je1Es ist 19.15 in der Imbergstraße in Salzburg. Menschen versammeln sich vor dem französischen Konsulat. Eine halbe Stunde später sind es mehr als 200 mit Kerzen und Transparenten in den Händen. Alle setzen damit ein Zeichen gegen Hass, Intoleranz und Extremismus und bekunden ihr Mitgefühl mit den Opfern und den Angehörigen des barbarischen Anschlags in Paris gestern. Über allem steht der Satz: Die Liebe ist stärker als der Hass. #JeSuisCharlie lässt die Menschen zusammenkommen, egal welcher Herkunft, Religion, Kultur oder Sprache. Es sind besonders viele junge Leute, die dem Aufruf der Plattform gegen Rechts gefolgt sind, dieses Zeichen zu setzen. Danke!

Anja Hagenauer Peter Ebner ZartbitterVor drei Jahren sind wir rund um den Jahreswechsel zusammengesessen und haben getratscht. Und wie das so ist, kommt man vom einen ins andere.

Und plötzlich war da eine Idee. Wir schreiben beide gern, sind neugierige Menschen und erzählen gern über Erlebtes. Also warum nicht einen Blog gründen und andere einladen mitzutun? Einfach schreiben über dies und das, was uns wichtig ist? Und wenn es uns nicht mehr freut, dann gehen wir wieder vom Netz und behalten es als kleine Episode in netter Erinnerung? Ja, so haben wir uns das vorgestellt.

Und jetzt drei Jahre später sind wir wieder zusammen gesessen und haben ein bisschen Rückblick gehalten, was da geworden ist aus unserer Idee. Und wir haben gestaunt. Wir sind immer noch im Netz und es ist keine Rede mehr davon aufzuhören. Es macht einfach zu viel Freude. Und das liegt an jedem einzelnen von euch, die ihr unseren Blog lest, mitgestaltet, weiterempfehlt und uns auch Anregungen gebt, aber auch nicht mit Kritik übern Berg hält. Das ist gut so.
Was uns besonders gefreut hat, sind die vielen Menschen, die unseren Blog lesen.

Waren es zu Beginn 200 Interessierte monatlich, so erreichten wir im Mai 2014 die 5000 Marke. Im Dezember 2014 haben wir  mehr als 9000 Menschen auf zartbitter.co.at zu Besuch gehabt.

Das liegt in erster Linie nicht an uns, sondern besonders an den vielen Autorinnen und Autoren, die mitschreiben. Das macht zartbitter einfach so vielfältig. Findet ihr nicht?
Zartbitter Team Hagenauer Ebner Jurikovsky Saller Hörbst Gisshammer

Im Jahr 2014 haben wir beschlossen zartbitter zu einer fixen Institution zu machen. Dazu gehört in Österreich was? Ja genau, man gründet einen Verein. Und so sind wir seit Juni 2014 eine coole Truppe, die sich in gemütlicher Vereinsrunde Gedanken macht, wie zartbitter weiterentwickelt werden kann.

Und jetzt liebe Leserinnen und Leser ein Angebot an euch. Wir freuen uns, wenn neue Autorinnen und Autoren zu uns stoßen. Aus Erfahrung wissen wir, dass es manchmal eines kleinen Anstoßes bedarf, um etwas zu schreiben. Aber wenn man es einmal getan hat, dann will man immer wieder mal. Bei uns sind alle Themen willkommen, ob ihr über Hühner, Spirituelles, Filme, Gesellschaftspolitik, Menschen, Erlebnisse, Sport, Kuchen, Feminismus, Hunde oder Geschichte schreiben wollt. Wir wollen ein offener Blog sein. Wir selbst sind manchmal gegenteiliger Meinung zu einer Sache und sehen es als Bereicherung, auch im Blog den anderen zuzulassen. Das macht das Leben reicher und lehrt uns Respekt.
2014 war ein wunderbares zartbitter-Jahr. Wir freuen uns auf 2015! Auf euch Leserinnen und Leser und auf alle, die aktiv mitmachen wollen!
Alles Gute, viel Gesundheit und bleibt euch treu :)
Anja und Peter
und alle Autorinnen und Autoren