Mein Glück ist es ja, dass ich als Politikerin immer wieder auf interessante Menschen treffe, die mir sonst nicht unterkommen würden. Heute am Abend gab es eine Diskussionsveranstaltung zum Thema des Jahres – Integration von Flüchtlingen. Am Podium war auch Flüchtlingspfarrer Alois Dürlinger, den ich bis dato nur aus den Medien kannte. Vor der Debatte haben wir uns ein bisschen beschnuppert und ein wenig unsere Erfahrungen in der aktuellen Situation ausgetauscht.

Er berichtete unter anderem von einem Pfarrhaus, das als Flüchtlingsunterkunft zur Verfügung stehen würde, allerdings wird schon seit Wochen hin und her geprüft. Und dann noch von einer kleinen Künstlertruppe, die vier Flüchtlinge gegründet hatten, wo sie gemeinsam sangen, Theater spielten, ja einfach künstlerisch tätig waren. Und die sich dadurch Halt gaben. Bis, ja bis eines Tages die österreichische Bürokratie zuschlug, die Flüchtlinge aus einem Quartier neu verteilte und da nach dem bewährten Muster „nach dem Alphabet“  vorging. Und damit das künstlerische Viererkleeblatt auseinanderriss oder besser gesagt die vier Freunde.

Und dann hat Pfarrer Dürlinger einen Satz gesagt, der mir die nächste Zeit zu denken geben wird und euch vielleicht auch:

„Das Mysterium der Dummheit hat schon mehr Schaden in der Welt angerichtet als die Bosheit!“

Und was meint ihr?

Nie hätt ich mir gedacht vor mehr als drei Jahren, dass unsere Miteinander Entdecken Spaziergänge so großen Anklang finden würde. Pavo Janjic-Baumgartner vom Verein Ikubik und ich wollen, dass Menschen die Stadt ein bisschen anders entdecken. Einmal geht es darum besondere Winkel Salzburgs kennenzulernen. Dann wollten wir keinen klassischen Spaziergang mit MigrantInnen machen, sondern eine bunte Mischung von Interessierten begeistern. Also echte SalzburgerInnen und Zugezogene. Und es funktioniert. Wir haben „Stammkundschaft“ genauso wie Menschen, die nur einmal dabei sind.

Immer bemühen wir uns in einfachem Deutsch etwas zu erklären, da manche Zugezogene erst wenige Monate da sind und da ist eine historische Abhandlung zu einem Gebäude nicht zu verstehen. Was aber allen einen Freude macht, ist das Entdecken unbekannter Ecken Salzburgs. Da gibt es dann ein Oho und Ahhhh, ein „Schau mal“, ein „das wusste ich ja gar nicht“ bis zu einem „Da war ich schon 60 Jahre nicht mehr“. Das gemeinsame Entdecken verbindet, denn Neugier, Überraschung und Staunen sind interkulturell. Ob im Lehener Flusskraftwerk, in der Abtei St. Peter, im Festspielhaus, am Bahnhof, im Zauberflötenhäuschen, auf der Uni, in der Obusremise, im Kapuzinerkloster, in der Universitätskirche, bei der Lokalbahn, im mittelalterlichen Salzburg, im Schloss Mirabell, im Chiemseehof, im Rathaus, im Wasserspeicher, am Mönchsberg  oder am Kommunalfriedhof.

Spazierten anfangs nicht einmal 20 Menschen mit uns  mit, so dürfen wir jetzt immer um die 100 Menschen begrüßen. Nie vergessen werde ich den kleinen Schock, als sich mehr als 300 Interessierte für das Kapuzinerkloster einfanden. Aber das ging auch. Alle kamen ins Kloster, die Brüder führten in kleinen Gruppen durch ihre Heimstatt, während die Wartenden im wunderbaren Klostergarten die Aussicht genossen. Unvergessen bleibt mir auch der Friedhof, lebendig kommt man ja nicht so einfach ins Krematorium und dann vor allem auch wieder raus. Es war schön zu sehen, wie respekt- und würdevoll die Mitarbeiter dort mit dem Tod umgehen.

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Miteinander die Uni Salzburg entdeckt!

Und die Frage eines älteren Herrn in der Kollegienkirche fasst das Projekt gut zusammen:

„Ja, wos mochen denn die ganzen Ausländer da mit uns in der Kirche?“

Auf meine Antwort, dass das Sinn des Projektes sei, miteinander die Stadt zu entdecken und kennenzulernen, meinte er:

„Jo, donn sans jo koane richtigen Ausländer nimma, donn sanns jo Soizburger!“

So ist das!

leserbriefIch habe jetzt einige Zeit mit mir gerungen. Soll ich oder soll ich nicht? Da hat ein Herr einen Leserbrief geschrieben, in dem er mir und dem Kollegen Landesrat Schellhorn vorwirft bei einer großen Tagung nicht sehr respektvoll bei Grußworten gewesen zu sein. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere zartbitter-Leser noch an meine Geschichte von Martin dem Künstler, den ich bei dieser Tagung kennenlernen durfte. Es ging um Menschen mit Behinderung bei dieser Tagung. Um Menschen, die das Down Syndrom haben. Und ich durfte die Begrüßungsworte für die Stadt Salzburg sprechen.

Nun wirft mir besagter Herr in seinem Leserbrief zwei Dinge vor:

Ich habe gesagt, dass ich bevor ich politisch für Menschen mit Behinderung ressortverantwortlich war, nicht viel über Menschen mit Behinderung gewusst habe.

Das ist auch vollkommen richtig. Ich habe kein Problem damit zuzugeben, dass ich keine Expertin war und bin. Wenn das von mir als Politikerin verlangt wird, müsste ich die nächsten Jahrzehnte mit Studieren zubringen bei meinen vielfältigen Ressorts:

Pflege, Medizin, Reinigungsfachkraft, Architektur, Sozialarbeit, Köchin, Sachverständige für barrierefreies Bauen, Kindergartenpädagogin, Genderstudium, Integrationsstudium, Ernährungsexpertin,  Sozialpädagogin, Juristerei, Baumeisterin, Ergotherapeutin, Verwaltungsfachkraft, Hausmeisterin, HCCP-Expertin, Feuerwehrfrau, Palliativexpertin und noch so einiges und natürlich Expertin für Menschen mit Behinderung.

leserbrief2Aber was ich mir von niemandem absprechen lasse, ist mein großes Interesse an allen Bereichen meiner politischen Tätigkeit. Und meinen Respekt vor den Menschen. Und da komme ich zum Zweiten:

Ich habe gesagt, dass ein Mensch im Rolli ebenso ein sturer Hund sein kann, wie ein Mensch mit oder ohne Down Syndrom.

Vielleicht mag das mancher als respektlos empfinden. Was ich in den letzten eineinhalb Jahren von Menschen mit Behinderung gelernt habe ist, dass sie nicht in Watte gepackt werden wollen. Die, mit denen ich zu tun habe in der Arbeit, aber auch privat, diese Menschen wollen ganz normal behandelt werden. Sie sagen selbst, dass auch ein Mensch mit Behinderung, genauso gute wie schwierigere Charaktereigenschaften haben kann, also auch ein sturer Hund sein können. Warum bei der Begrüßung dies zu sagen inakzeptabel sein soll weiß ich nicht. Sollte sich jemand verletzt gefühlt haben, so tut es mir leid. Alle anderen, die sich bei mir bei der Tagung für die offenen und „normalen“ Worte bedankt haben, haben das anders gesehen. Und was das Wort Rolli betrifft, so sagen das viele Rollstuhlfahrer selbst und wenn ich in ihrer Gegenwart das Wort benutzt habe, wurde ich noch nie gerügt.

Ach übrigens, was die Wortwahl im Leserbrief betrifft:

Der Herr, der den Leserbrief geschrieben hat, benutzt in eben demselben zwei Ausdrücke, die ich niemals benützen würde, weil das in der Szene absolute No-Gos sind:

Taub! Taub sagt man schon lange nicht mehr, es heißt gehörlos!

Menschen mit besonderen Bedürfnissen! Alle Menschen haben besondere Bedürfnisse und Menschen mit Behinderung haben keine besonderen Bedürfnisse, sondern einfach Bedürfnisse, wie alle anderen auch!

Übrigens habe ich vor zwei Tagen mit dem Kollegen Landesrat Schellhorn über den Leserbrief gesprochen, er hat’s genau so wenig respektlos und inakzeptabel gesehen.

Und natürlich interessiert mich die Meinung der geschätzten Leserschaft! Kommentare erwünscht!!!!

Und hier geht’s zu meinem Artikel über Martin Koch, den Künstler:

http://zartbitter.co.at/gesellschaftspolitik/vorgestellt-martin-koch-und-seine-bilder/

Alt und Jung im Generationengespräch

Maria Weyringer in bester Laune im Gespräch

Maria Weyringer in bester Laune im Gespräch

Während der Woche des „Offenen Himmels“ kamen 16-Jährige Schülerinnen der Wirtschaftsschule St. Josef mit älteren Menschen beim 14. Salzburger Europadialog ins Gespräch. Unter der Leitung von Hania Fedorowicz vom Institut für Gemeinschaftsbasierende Konfliktlösung (GBKL) wurden verschiedene Module angeboten, damit Alt und Jung Frucht bringend ins Gespräch kommen konnten. Richtlinien für den Dialog waren:

 

 

 

  • Würde bewahren
  • Wertschätzend sein
  • Jede/r Teilnehmer/in trägt Ideen bei
  • Wenn jemand spricht, hören andere zu

Nach diesen einleitenden Worten wurden Alt und Jung gemischte Gruppen gebildet und Fragen erarbeitet. Im weiteren Verlauf konnten diese gestellt werden: „Wie war das Leben vor dem Handy?“ „Haben Jugendliche überhaupt Interesse an den Alten?“ „Wohin reisen Jugendliche gerne?“ „Was ist Jugendlichen wichtig?“ „Kennt die Jugend unsere Idole?“ „Wie lebt man eigentlich im Seniorenheim?“ „Fällt es schwer, über den Krieg zu reden?“ „Was ist Jugendlichen am wichtigsten im Leben?“ „Wie verliebt man sich heute?“

Irma Buchner, eine 89-Jährige Teilnehmerin der Gruppe aus dem Seniorenwohnhaus Hellbrunn berichtet vom Dialog:

„Unsere Gruppe aus dem SWH Hellbrunn danken für die Einladung zum Gespräch „Alt und Jung“ im Borromäum. Wir kommen gerne.  Begrüßung: Anwesend 38 Personen. 4 Herren, 2 Damen im Kleid, 32 Leute in Hosen. Knaben waren leider nicht anwesend. Es bildeten sich gemischte Runden, zum Beispiel eine alte Frau mit 4 Mädchen. Dabei wurde über verschiedene Ansichten offen gesprochen: was man gerne tut oder möchte. Singen, schwimmen, lesen, handarbeiten, telefonieren, reisen, rätseln usw. Es wurde über Erziehung, Respekt, Entwicklungsänderungen, Rad, Telefon, Auto, Flugzeuge und das Handy gesprochen. Die jungen Mädchen waren sehr wissbegierig uns Alten gegenüber.

Danke nochmals für die Gestaltung!“

Viel Spaß, und großes gegenseitiges Interesse

Viel Spaß, und großes gegenseitiges Interesse

Die drei Stunden des intensiv geführten Dialogs waren im Flug vorbei. Zu spannend und Interessant waren die Fragen und Antworten. Dabei gab es viele Überraschungen. So waren viele Mädchen selbstkritisch im eigenen Umgang mit den Handys. Durch sie werde das direkte freundschaftliche Gespräch gestört. Andererseits, waren „wir Alten“ erstaunt, dass für alle anwesenden Jugendlichen eine gute Ausbildung ganz oben auf der

Prioritätenliste stand.  Außerdem wurden viele Gemeinsamkeiten entdeckt. Musik, gutes Essen, Ausbildung, Friede, Familie, Toleranz und Freundschaft sind Jung und Alt gleichermaßen wichtig. Ein Mädchen brachte die Veranstaltung auf den Punkt: „Ich höre älteren Menschen gerne zu. Sie haben viel mehr Lebenserfahrung als wir.“ Es bereitete einfach Freude, den Jungen aus dem reichen Erfahrungsschatz zu erzählen. Und es war spannend zu hören, wie sich junge Menschen heute verlieben. ;-)

Irma Buchner und Peter Christian Ebner, SWH Hellbrunn

von Michael König

Gemeinsames Kochen war vereinbart. Wir holen die vier syrischen Männer am Samstag Nachmittag vom Flüchtlingsquartier ab. Ich bin gespannt. Was wird mich an diesem Nachmittag & Abend erwarten? Einlassen auf das mk2Fremde in der Heimat und das gleich im eigenen Zuhause. Normalerweise naschen wir vom exotischen Duft des Fremden in der gesicherten geografischen Distanz einer Fernreise. Nun aber sind die Fremden zu uns gekommen. Fluchtort Salzburg. Ungefragt. Begegnung ist angesagt. Von der Theorie zur Praxis. Die Männer erwarten uns schon freudig. Die Gruppe für das gemeinsame Kochen konstituiert sich. Vier Männer und ein österreichisches Paar. Keine wirklich gegenderte Gruppe. 5 zu 1. Ich bin gespannt. Der Witz beginnt schon im Auto zu laufen. Wir kennen uns nur von flüchtigen Begegnungen im Flüchtlingsquartier, die Geflüchteten und wir.
Unsere erste Etappe führt uns in den Supermarkt. Machmut, der freundliche Koch aus Damaskus, dessen Restaurant im Bombenhagel in Schutt und Asche gelegt wurde, hat das Menü schon geplant: Tabola, Bamya, Kabsa (Reisgericht mit Huhn oder Lamm), Mzabal und Salate. Mithilfe der arabisch-deutschen Apps füllt sich der Einkaufswagen rezeptgenau. Lustvoller Kontaktaufbau beim gemeinsamen Auswählen. Lachen, Gestikulieren, Übersetzen, Raten. Der Wagen füllt sich. Ich muss sie ermutigen, den Einkaufswagen ausreichend zu bestücken. Was denken sich die vier Männer wohl? Der Begegnungsfunke ist jedenfalls schon übergesprungen.

 

In heiterer Stimmung geht’s auf die Autobahn und raus aufs Land. Zuhause angekommen, übernimmt Machmut die Regie. Drei Stunden wird nun in entspannter Atmosphäre gekocht. Wohlwollend verfolge ich, wie sich die Männer in unserer österreichischen Küche leichtens zurechtfinden. In einem großen Topf köcheln Hühnerkeulen, leckere Salate, Auberginencreme und würzige Reisgerichte nehmen Gestalt und Geschmack an. Mich beeindruckt die Ruhe und Sorgsamkeit, mit der unser Koch die Gerichte entstehen lassen. Serag, der Techniker eines Ölbohrfeldes bei Deir-ez-Zur und Taha, der Anästhesiepfleger, schildern mir währenddessen ihre Fluchtroute via Google map. Handy-Videos zeigen Bilder von den Fluchtwegen über schroffe mazedonische Berge und durch dichte serbische Wälder, die sie durchqueren mussten. Geschichten von überfüllten Booten in der Ägis, zurückgelassenen, hoffenden Ehefrauen und Kindern. Irgendwann merke ich, wie sich mein Rücken verspannt. Der Mzabal sieht besonders lecker aus. Das Leben geht weiter. Jeden Tag schickt Serag seiner Frau fünf deutsche Wörter in die Türkei, wo sie darauf wartet, ihrem Mann mit ihren beiden Kindern nachfolgen zu können.

Nach drei Stunden ist es soweit. Wir lernen, dass die herrlichen syrischen Gerichte alle gleichzeitig auf den Tisch serviert werden. So ist es in Syrien üblich. Die Hausherrin möge den ersten Bissen zu sich nehmen, geben uns die vier Männer zu verstehen. So wird das in ihrer Heimat gemacht. Aber sie sind doch Gast bei uns? Nein, wir haben uns mk1getroffen, um uns zu begegnen und gemeinsam zu kochen und zu essen. Also nimmt die Hausherrin genussvoll den ersten Bissen zu sich. „Wir freuen uns, dass Sie unsere Gäste sind“, diesen Toast auszusprechen, ist mir ein Bedürfnis. Mehrmals an diesem Abend:  „No, we are family“, korrigieren mich die Männer jedesmal mit funkelnden Augen. Ich beginne zu verstehen und denke mir: Das muss unser moderne Begriff der Wahlverwandschaft also meinen: Familie ist dort, wo Menschen in Beziehung treten, sich öffnen, sich einlassen aufeinander, einander teilhaben lassen an ihrem Leben. Wir genießen jeden Bissen dieser köstlichen syrischen Gerichte. In Gedanken sehe ich Machmut schon in seinem syrischen Lokal in der Altstadt von Salzburg kochen. Wird er es schaffen? Noch spricht er kein Wort Englisch und Deutsch. Er bangt um das Leben seiner Frau und seiner drei Kinder. Stress im Kopf blockiert das Ankommen in unserem Land und in unserer Sprache. Es wird ein langer Weg für ihn.

Narrationen des Lebens von dort und von hier füllen den Raum. Thaha ist vor 7 Tagen Vater geworden, er öffnet ein Foto am Handy von seinem kleinen Baby, das er noch nicht in seinen Armen wiegen durfte. Seine Frau wartet irgendwo in der Türkei in einem Flüchtlingslager. Mir wird es eng ums Herz. Wann wird er seinen Sohn erstmals in die Arme schließen dürfen? Thahas und Serags Frauen sind Krankenschwestern. Ich erzähle ihnen von den guten Jobchancen von Krankenschwestern in Österreich. Mit Interesse hören das die beiden Männer erstmals. Ein Thema verwebt sich mit dem nächsten. Wir halten Mahl mit den Fremden. Einer von ihnen, der charmante junge Hannibal, spricht und versteht nur Arabisch. Bis er irgendwann leicht verschmitzt und unvermittelt sagt: „Ich bin ledig.“ Schallendes Gelächter. Wir kennen uns aus. Nicht mehr lange wirst du das sein, geht es mir durch den Sinn.

Irgendwann spätabends fahren wir sie zurück in ihr nicht „Zuhause“. Was hat ihnen der Abend wohl bedeutet? Ich fühle mich tief beschenkt von diesem Begegnungsraum, der sich da auftat. Was als Geste des Willkommens gedacht war, wurde zu einer inspirierenden, bewegenden, nachdenklich-machenden, erweiternden Begegnung. We are family. Yes. You are right. We are. Thank you Machmut, Serag, Taha, Hannibal, Claudia.

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Wer so etwas Besonderes erleben möchte hat bei MITEINANDER ESSEN die beste Möglichkeit:

Stadt Salzburg – Miteinander Essen

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Musik überwindet alle Gegensätze

Rita Movsesian im Salzburger Dom bei der Probe Bild: Manfred Siebinger

Rita Movsesian im Salzburger Dom bei der Probe Bild: Manfred Siebinger

Freitag abends, der Himmel öffnet sich. Von den Brücken der Salzach, ausgestattet mit Lichtern, begleitet von Afrikanischen Trommeln und tiefschwarzer Bluesmusik, strömen tausende Menschen zum Salzburger Dom. An diesem Abend ist er brechend voll. Die einen kommen wegen der Musik, die anderen weil es der Start des „Offenen Himmels“ ist. Auch Flüchtlinge sind unterwegs in die Salzburger Kathedrale. Eine Sache verbindet die unterschiedlichen Gruppen: Die Sehnsucht nach echtem Frieden.

Im Dom erwartet sie ein gewagt buntes Programm. Kann das funktionieren? Die Paukenmesse von Josef Haydn, Opernarien von „Carmen“ – anmutig interpretiert von Eva Schossleitner – und der „Königin der Nacht“ bis hin zu „Heal the world“ von Michael Jackson. Der Chor und das Orchester des Musischen Gymnasiums und die SolistInnen machen den Abend zu einem Genuss. Geht doch.

Tief berühren mich die Worte des syrischen Flüchtlings. Bei der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland kamen von 50 Menschen aus seinem Boot 15 ums Leben. Nun ist er ist seit vier Monaten im Caritas Flüchtlingshaus in Salzburg-Mülln untergebracht und spricht schon ziemlich gut Deutsch. Er lebt in Sicherheit, aber wie sieht es in seinem Inneren aus? Neben mir werden zwei Damen unruhig und verziehen das Gesicht, wenn von Flüchtlingen die Rede ist. Der Friedensgruß von Erzbischof Franz Lackner hat in diesem Kontext eine ganz neue Dimension. Ich gebe ihn ganz bewusst weiter.

Den emotionalen Höhepunkt des Abends interpretiert Rita Movsesian mit ihrer Version von „Let it be“. Die irakisch stämmige Sängerin ergänzt das Original mit zwei zusätzlichen Strophen in arabischer Sprache. Ohne arabisch zu sprechen, fühle  und verstehe ich, was sie singt. Musik überwindet alle Gegensätze. Durch sie klingt der Friede.

Video: Let t Be – Interpretiert von Rita Movsesian

Video: Habanera (Carmen) – Interpretiert von Eva Schossleitner