Es gibt Menschen, die treibt die Überforderung zu unfassbaren Misshandlungstaten. Sie sperren ihre Kinder weg in den Keller. Oder einen alten Menschen. Oder ihr Haustier. Wie beruhigend das für sie sein muss. Am besten gar nicht mehr aufsperren, denn dieses Gefühl der Ruhe ist zu angenehm. Je länger sie gar nicht nachschauen, desto weniger denken sie an das Kind, die eigene alte Mutter oder das ehemals so putzige Hunderl. Ob es wohl schon tot ist? Das wäre auch eine Erleichterung.

Zum Glück kommen solche Fälle nicht sehr häufig vor. Aber wenn sie bekannt werden, dann ist die Betroffenheit groß. Es geht eine Welle der Trauer durch die Bevölkerung. Es ist ja auch ganz unfassbar, was da passiert. Zur Trauer gesellt sich die Empörung. Was sind das für Menschen, die so handeln? Haben diese Menschen gar kein Herz? Oder sind sie aufgrund einer psychischen Störung durch die Situation derartig überfordert?

Heute hat unser Außenminister gesagt, Europa sollte es Australien gleichtun und Flüchtlinge auf einer Insel internieren. Es gibt ganz verstörende Bilder und Reportagen darüber. Ich möchte Herrn Kurz jetzt gar nicht mal unterstellen, dass er auch so weit gehen würde, einfach Boote wieder aufs offene Meer schleppen zu lassen.

Weg auf eine Insel. Dort sehen wir das Leid der Menschen nicht. Das beruhigt Herrn Kurz und soll auch uns beruhigen. Welche Zustände auf den Inseln herrschen, auf denen Australien Flüchtlinge „entsorgt“, ist bekannt. Es ist eine perfide Art der Grausamkeit. Ich mache mir Sorgen. Darum, dass diese Grausamkeit in unserer Gesellschaft akzeptiert wird. Und um Herrn Kurz, der offenbar jede Empathie verloren hat. Aus Überforderung?

„Es wird nicht ohne hässliche Bilder gehen“, sagte Herr Kurz bereits Anfang des Jahres, als Österreich seine Grenze schloss und somit auch die Balkanroute für Flüchtlinge gesperrt war. Hässliche Bilder kamen. Herr Kurz hat sie ausgehalten. Sie waren nicht hässlich genug. Weil es Hilfsorganisationen gibt und mitfühlende Menschen an der griechisch-mazedonischen Grenze leben, die auch mit dem Wenigen, das sie haben, zu helfen versuchen.

Ich möchte keine hässlichen Bilder aushalten müssen. Ich möchte nicht gefühllos gegenüber Menschen sein. Ich möchte mir keine psychische Störung anerziehen lassen. Ich möchte nicht akzeptieren, dass wir Flüchtlinge nicht menschenwürdig aufnehmen.

Politiker sollten Vorbilder sein und darauf hinarbeiten, ein Land voranzubringen, besser zu machen. Das heißt auch, Fortschritte in puncto Menschlichkeit. Keine Rückschritte um hunderte Jahre.

Ich möchte, dass wir von Menschen regiert werden, die etwas Anpacken und Lösungen haben, ohne dabei die Missachtung von Menschenrechten in Kauf zu nehmen. Auch wenn es bequemer ist, als sich anzustrengen. Aber das ist nun mal der Job in der Politik. Strengen Sie sich an, Herr Kurz! Und machen Sie uns nicht zu Mittätern Ihrer Überforderung.

von Gabriele Rothuber

„Freiheit spürt man nur in dem Moment, in dem man sie gewinnt. Danach wird sie zur Selbstverständlichkeit und Selbstverständlichkeiten spürt man nicht.“ (G. Schmidt)

Vieles, das für die junge Generation homosexueller Menschen heute selbstverständlich ist, mussten die Generationen davor hart erkämpfen. In Österreich besteht etwa heute die Möglichkeit der Eingetragenen Partner*innenschaft und der Adoptionsmöglichkeit für gleichgeschlechtliche Paare – im übrigen weltweit ein skurriles Novum, da die EP in 32 Punkten noch immer nicht der Ehe gleichgestellt ist.

Die WHO beschloss am 17.5. 1990 Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel der Krankheiten zu streichen. Dieser Tag wird als International Day against Homophobia begangen: IDAHO

Selbstbestimmung über den eigenen Körper und das eigene Leben!

In den letzten Jahren wurde aus dem IDAHO der IDAHOT um auf Trans*Phobien hinzuweisen: darunter versteht man die (krankhafte) Ablehnung, Diskriminierung und Ausgrenzung von transsexuellen und transgender Menschen Dies kann sich zum Beispiel in Schimpfwörtern oder körperlicher Gewalt äußern. (Projekt Trans Murder Monitoring )

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Gabriele Rothuber

Trans*Menschen werden meist körperlich eindeutig als Mann oder Frau geboren, fühlen sich aber diesem Geschlecht nicht zugehörig und streben oft eine Angleichung an ihre Geschlechtsidentität an. “Transsexualität“ ist auch heute noch als psychische Störung eingestuft – eine Änderung (ICD-11)[1] ist jedoch für 2018 vorgesehen. In Österreich braucht es fachärztliche und therapeutische Stellungnahmen, um etwa durch Hormongaben oder chirurgische Eingriffe den Körper zu verändern. Der Zugang zur rechtlichen Anerkennung des Identitätsgeschlechts ist in Österreich im europäischen Vergleich sehr fortschrittlich. (Empfehlungen für den Behandlungsprozess des BM für Gesundheit:

Und heuer liest sich der Aufruf vieler Städte zum Marsch am 17.5. oft recht unterschiedlich: von IDAHIT ist hier zu lesen, zum IDAHOTI oder IDAHOBIT wird aufgerufen.

Neue Buchstaben kommen hinzu, um die menschliche Vielfalt sichtbar zu machen: BI für Bisexualtiät – eine oft nur mitgemeinte Personengruppe, die häufig in der Unsichtbarkeit verschwindet oder sich von „beiden Seiten“ – Hetero wie Homo – Anfeindungen gefallen lassen muss.

Verletzungen des Menschenrechts auf körperliche Unversehrtheit

I für Intersex oder Intergeschlecht kommt hinzu als Zeichen für die rund 1,7 % der Bevölkerung, die Anteile beider Normgeschlechter Mann/Frau in sich tragen und die auch heute oft noch geschlechtsverändernde Maßnahmen in der Kindheit über sich ergehen lassen müssen. Und dies nur, weil Gesellschaft und Medizin die Tatsache, dass es „mehr als Buben und Mädchen“ gibt und immer gab, nicht akzeptieren will. (Forderungen von Intergeschlechtlichen Menschen )

Der heurige Marsch der HOSI Salzburg am 21.5. steht unter dem Motto „ESCAPE QUEERPHOBIA – weil es wurst ist, ob DU schwul, lesbisch, hetero, trans*, inter* oder sonst was bist. Weil du Mensch bist.“

Und genau darum geht’s: um die Anerkennung und den Respekt vor der Vielfalt, die Realität in unserer Stadt ist.

Damit die Freiheit, die bereits für diese privatesten Teilbereiche des Lebens erkämpft wurde, erhalten bleibt und damit endlich für alle Menschen – völlig unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder ihrer Geschlechtsidentität – die Menschenrechte gleichermaßen gelten.

Es wird wieder ein friedlicher und bunter Marsch, der einmal im Jahr vom Bahnhof, über das Schloss Mirabell und die Linzergasse zieht.

Start des Umzugs um 16.00 am Bahnhofsvorplatz.

Hier geht’s zur Facebook-Veranstaltung – Info!

Gabriele Rothuber, Obfrau & Intersex-Beauftragte der HOSI Salzburg

[1] International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems, dzt ICD-10

von Gabriele Rothuber

„Genitale Autonomie“? Wie bitte?

Ach so, Selbstbestimmung über die eigenen Genitalien. Klar doch, oder?

Nein, leider nicht.

Woran denken Sie, wenn Sie an das Menschenrecht der körperlichen Unversehrtheit in diesem Zusammenhang denken?

Wahrscheinlich an  FGM – Female Genital Mutilation. Weibliche Genitalverstümmelung ist großes Thema seit vielen Jahren: Sie werden zustimmen: kleinen Mädchen ihre Scheidenlippen und ihre Klitoris abzuschneiden, die Vagina zu zunähen (bis auf eine kleine Öffnung zur Menstruation) ist ein absolut unmenschlicher und schwerst traumatisierender Eingriff in die körperliche Integrität.

Vielleicht haben Sie auch schon davon gehört, dass die Genitalien von zwischengeschlechtlichen Kindern ohne deren Einverständnis verändert werden, damit sie in eines der beiden Normgeschlechter passen. Das heißt es werden Genitalien designt, weg geschnitten, was nicht „der Norm“ entspricht. Unwiederbringlich. So sind etwa Klitorisamputationen eine der häufigsten Operationen an intergeschlechtlichen Neugeborenen und Kleinkindern. Zwar unter Narkose, aber trotzdem traumatisierend, weil lebensbestimmend (Narbengewebe, Verminderte sexuelle Empfindsamkeit, Verstümmelung etc).

Und vielleicht fragen sich manche unter Ihnen auch, was denn Messer in Erwachsenenhänden überhaupt an Kindergeschlechtern verloren hätten – völlig unabhängig vom Geschlecht!? Auch kleine Buben werden nicht gefragt, ob sie beschnitten werden wollen oder nicht, wenn dies nicht medizinisch notwendig ist.

Darum geht es am 7.5.: nicht um ein Anprangern – sondern um ein Bewusstmachen. Damit Eltern sich informiert entscheiden können. Normierung und Traditionen oder Unversehrtheit ihrer Kinder.

Oder mit den Worten von Alice Dreger:

Why don’t change minds instead of bodies?

von Michael König

Liebe Bewohnerinnen und Bewohner unseres Flüchtlingsquartiers, liebe Besucher, liebe Nachbarn, geschätzte Mitmenschen!

m3Als Geschäftsführer des Diakoniewerkes Salzburg begrüße ich Sie am heutigen „Nachmittag der offenen Tür“ zur offiziellen Eröffnung unseres Flüchtlingsquartiers Kasern.

Wir haben in den letzten Monaten hier an diesem Ort mit Unterstützung vieler Helferinnen und Helfer ein vorübergehendes zuhause für Menschen geschaffen, die die Erfahrung von Terror, Krieg, Verfolgung, und Todesdrohungen in die Flucht getrieben haben.

Wir haben die Wahl, auf jene Menschen zuzugehen, anstatt uns von ihnen abzuschotten. Dann werden aus anonymen Fremden und Flüchtlingen Frauen und Männer, Mütter, Väter und Kinder, die einen Namen und eine Geschichte haben. Dann werden wir ihr Leid und ihre Hoffnungen spüren und unsere Ängste vor diesen Menschen werden nachlassen.

Noch niemals in der Geschichte ist Integration gelungen, wenn man vor jenen Menschen, die es zu integrieren gilt, die Rollläden herunter gelassen hat. „Begegnung statt Abschottung“, das ist der Leitgedanke für dieses Flüchtlingsquartier. Wir sind Nachbarn. Alle. Wir entscheiden, ob und wie wir diesen geflüchteten Menschen Nachbarn und Nächster sein können und sein wollen. Wir entscheiden, ob wir sie auf einem Stück ihres Weges in ein neues Leben begleiten können. Hier und jetzt ist tatkräftige Mitmenschlichkeit gefragt.

Dabei ist eine Wachsamkeit für unsere Werte und für die Grenzen unserer Toleranz nötig. Geschätzte Bewohner unseres Flüchtlingsquartiers, die Wahrung der Menschenrechte und der Würde jedes Menschen, die Solidarität mit den Schwächsten der Gesellschaft – mit Behinderten, Alten, Kranken, Obdachlosen, Bettlern und Flüchtlingen, der respektvoller Umgang zwischen Frauen und Männern in Blicken, Worten und Taten, das gewaltlose Austragen von Konflikten, der Respekt vor anderen Kulturen und Religionen, sofern sie sich zur Gewaltlosigkeit bekennen, die Verantwortung für die eigene Lebensgestaltung, – das alles sind zentrale Werte unserer Gesellschaft, die Sie in vielfältigen Begegnungen kennenlernen mögen.

m1Viele freiwillige Helferinnen und Helfer werden Sie unterstützen, unsere Sprache, unsere Werte und unsere Kultur kennenzulernen. Nehmen Sie unsere ausgestreckte Hand und werden Sie zu unseren Nachbarn. Nehmen auch Sie Ihr Hereinwachsen in unsere Gesellschaft selbst aktiv in die Hand und kommen auch Sie auf uns zu!

Die Existenzberechtigung von Religionen und Konfessionen im 21. Jahrhundert liegt darin, dass sie zur Quelle von Völkerverständigung, von Friedensstiftung und praktischer Humanität werden. Daher wollen wir mit dem anschließend nun folgenden religionsverbindenden Gebet ein Zeichen setzen zur Verständigung und zum Brückenbauen zwischen Konfessionen, Religionen und Weltanschauungen.

gehalten am 19.04. 2016 beim Tag der offenen Tür in der Flüchtlingsunterkunft Straniakstraße

Fotos: Diakoniewerk

von Gabriele Rothuber

Am Freitag, den 15.4. lud das Team der COURAGE Salzburg unter der Leitung von Johannes Wahala zur Eröffnung der barrierefreien Räumlichkeiten in die Getreidegasse 21.

Das Leben von Menschen, deren sexuelle Orientierung[1] oder geschlechtliche Identität[2] oder auch deren Körper nicht den gängigen Normen und Vorstellungen entsprechen, sind auch heute noch vielfältigen Diskriminierungen in Österreich ausgesetzt: sei es im Alltag (etwa Mobbing an Schulen), im Recht (z.B. noch immer keine Gleichstellung der Ehe mit der eingetragenen Partner*innenschaft), in der Medizin (zB geschlechtsverändernde Eingriffe in die Körper neugeborener zwischengeschlechtlicher Kinder oder der Spießroutenlauf von transidenten Menschen, wenn sie ihren Körper dem Wunschgeschlecht anpassen möchten). Diese Personengruppen haben ein deutlich erhöhtes Selbstmordrisiko und benötigen oftmals psychosoziale Unterstützung.

Deshalb freuen wir uns, dass so viele Menschen dieser Einladung gefolgt sind und damit ein klares Zeichen der Wertschätzung unserer Arbeit geleistet haben. Vertreter*innen wichtiger Salzburger Einrichtungen, wie dem Kinderschutzzentrum, dem Gewaltschutzzentrum, der Sexualberatungsstelle, AVOS, dem Institut für Medienbildung, der Lebenshilfe, Menschen aus der Jugendarbeit, der Mädchenarbeit, der Sexualpädagogik und Missbrauchsprävention nutzten den Nachmittag zum kollegialen Austausch.

Eröffnet wurde durch Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer, die die Wichtigkeit einer professionellen Beratung für lesbische, schwule, bisexuelle, transidente und zwischengeschlechtliche Menschen in Salzburg – neben der Pink Bonsai Beratung der HOSI Salzburg – hervorhob und auch die Arbeit dieser beiden Institutionen im Bezug auf Asylsuchende betonte.

Barbara Sieberth, Landtagsabgeordnete der Grünen und Menschenrechtssprecherin im Grünen Landtagsclub ist die menschenrechtsbasierte Arbeit der Courage ein großes Anliegen: das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung und  körperliche Unversehrtheit etwa, die selbstverständlich auch für LGBTI-Personen gelten müssen.

Weiters waren von Seiten der Politik anwesend Ingrid Riezler-Kainzer als Vertreterin des SPÖ Landtagsclubs, Christine Brandstätter von den Grünen und Klaus Horvat-Unterdorfer von den Grünen Andersrum.

Unsere Schwerpunkte:

> SEXUALITÄTEN & BEZIEHUNGEN

> GLEICHGESCHLECHTLICHE LEBENSWEISEN

> TRANS*GENDER & TRANS*IDENTITÄTEN

> INTER*SEX

> REGENBOGENFAMILIEN

> GEWALT & SEXUELLE ÜBERGRIFFE

Die COURAGE Beratung gehört zu den 400 Familienberatungsstellen in Österreich. Sie ist eine Schwerpunktberatungsstelle für LGBTI*-Menschen, jedoch auch Anlaufstelle für ALLE Sexualitäten. Unsere Beratung umfasst u.a. Paarkonflikte, Familienplanung, Fragen zur weiblichen und männlichen Sexualität, zur psychosexuellen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen, zu Sexualität und „Neue“ Medien, sexueller Gewalt etc.

Das gesamte Team und die Schwerpunkte der jeweiligen Berater*innen finden Sie hier:

COURAGE-TEAM

Beratungszeiten: Mo, Mi, Do 18-20 Uhr

tel. Terminvereinbarung: Tel. 0699/166 166 65

auf dem Foto v.l.n.r.: Ingrid Riezler, Anja Hagenauer, Johannes Wahala, Bernhard Damoser, Gabriele Rothuber, Barbaa Sieberth, Christine Brandstätter

Die Beratungen sind kostenlos!
[1] d.h. sexuelles Begehren: „zu wem fühle ich mich hingezogen?“ – hetero/homo/bisexuell
[2] das Geschlecht, dem sich ein Mensch zugehörig fühlt – muss nicht mit dem Geburtsgeschlecht übereinstimmen

Für die deutsche Version bitte hinunterscrollen!

von Anisa Halilović

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Anisa Halilović

Prije više od dvadeset godina moja porodica i ja smo bili primorani da napustimo našu domovinu. 1992. godine smo kao izbjeglice otišli iz Bosne i Hercegovine prvo u Hrvatsku, a zatim u Austriju, u Salzburg, kako bismo pobjegli od užasnog rata, od zločina i masakra.

Stigli smo sa nadom da ovdje možemo započeti novi život u miru. Situacija nije bila jednostavna, nismo imali ništa i bili smo sretni što smo našli zemlju i ljude koji su nas prihvatili. Redovno smo pratili vijesti da nebi propustili događanja u Bosni i šta se dešava sa komšijama i rođacima.

Onda se desilo ono najgore: masakar 1995. u Srebrenici. Srebrenica više nije samo ime jednog grada u istočnoj Bosni, Srebrenica je postala simbol strašnih zločina, koji su se događali od 1992. do 1995. godine u cijeloj Bosni i Hercegovini. Srebrenica je simbol za u roku od tri dana 8.372 ubijene osobe, pretežno dječaka i mladića. Svaka brojka je povezana sa jednim tragičnim završetkom nedužnog života.

Kao svake godine, i ove 2015, 11. Jula je ukopano 136 ljudi, čije su kosti nađene u masovnim grobnicama a zatim identifikovane od strane njihovih najblizih. Broj posjetilaca godišnje komemoracije u Srebrenici raste iz godine u godinu. I u gradu Salzburgu su bosanska udruženja, „Stadt Salzburg“ (grad Salzburg), „Friedensbüro“ (zavod za mir) i „Plattform für Menschenrechte“ (platforma za ljudska prava) su organizovali komemoraciju. Iako mnogi Srebrenicu upotrebljavaju za politicke svrhe, svaki posjetilac predstavlja jedan dio nade, kako bi dešavanja u Srebrenici ljudima služila kao opomena, do čega mržnja i neprijateljstvo u društvu dovode i da se protiv toga moramo boriti. Ostali su oni, koji su izgubili svoje najmilije u tom ratu, i koji i danas tragaju za ostacima svojih sinova, muževa i očeva, nadaju se da će oni 20 godina nakon njihove smrti na

i mir. Nisu oni ostali samo tada, u julu 1995., nego i ove 2015.godine 11. jula, kada se završi komemoracija ostaju sami u Srebrenici, sami sa svojom tugom, sa neizvjensnosti gdje se nalaze kosti njihove rodbine i sa sigurnosti da mnogi od onih koji su počinili zločine nisu odgovarali za svoja djela. Ostala sam i ja, moji roditelji su me uspjeli spasiti od onoga što je nama samo iz medija poznato. Spasili su me od onih, koji bi možda i meni oduzeli život, kao jednoj djevojčici iz Srebrenice, koju je srpski vojnik uzeo iz ruku njene majke, da joj da da pije, ali to nije učinio, nego je vratio majci njezinu ružicu, kako ju je zvala, bez glave. Nisam završila tako, nego sam dobila novi život u novoj zemlji, kao i mnoge druge izbjeglice iz Bosne, koje su protjerane iz svoje domovine. Tamo gdje su planirali svoju budućnost, gdje su imali egzistenciju, iz jednog u drugi dan njihov život i njihovo pravo na slobodu su postali borba. Nisu više vidjeli veliku budućnost pred sobom, nego su se pitali kako preživjetie taj dan i kako spasiti svoju djecu. Na takav način sam i ja došla u Austriju, državu koja mi je vratila moja prava. Bila sam na sigurnom, moji roditelji se nisu morali bojati za moj ili njihov život. Cijela Austrija i grad Salzburg su u to teško vrijeme mnogim izbjeglicama iz bivše Jugoslavije pružili pomoć. Vremenom je Austrija za neke postajala druga domovina, mjesto gdje se osjećaju sigurnim i prihvaćenim, sve ono što izbjeglicama treba. Danas smatram svojim zadatkom da one, koji su svoju domovinu napustili iz sličnih razloga kao moji roditelji, dočekam: u jednom gradu, koji će možda postati njihova nova domovina kako bi i oni osjetili šta to znači živjeti na sigurnom, gdje će imati osjećaj dobrodošlice, te da ponovo ili možda po prvi put u svom životu dobiju sva njihova prava.

Lernen aus Srebrenica

Vor mehr als zwanzig Jahren waren meine Familie und ich gezwungen, unsere damalige Heimat zu verlassen. 1992 flohen wir von Bosnien-Herzegowina nach Österreich, Salzburg, um dem schrecklichen Krieg, den Gräueltaten und den Massakern zu entkommen. Wir sind angekommen mit der Hoffnung, dass wir ein neues Leben in Frieden aufbauen können. Die Müdigkeit nach der schwierigen Reise stand uns ins Gesicht geschrieben, wir hatten nur die Kleidung mit, die wir anhatten und waren froh darüber, dass uns Menschen empfangen haben und uns willkommen hießen in unserer „neuen Heimat.“ In Österreich verfolgten wir die Nachrichten regelmäßig, um auf dem neuesten Stand zu bleiben, wie es Verwandten, Freunden und Bekannten wohl im Krieg in Bosnien geht. Dann der Schock: Das Massaker 1995 in Srebrenica. Es ist nicht lediglich der Name einer Stadt im Nordosten Bosniens, Srebrenica ist zum Symbol der menschenunwürdigen Grausamkeiten geworden, die sich von 1992 bis 1995 in Bosnien und Herzegowina abgespielt haben. Srebrenica steht für die innerhalb von drei Tagen 8.372 Ermordeten, überwiegend Jungen und Männer im wehrfähigen Alter. Jede Opferzahl ist mit einem tragischen Einzelschicksal verbunden.

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Gedenken an Srebrenica in Sarajewo

Wie jedes Jahr wurden auch heuer, im Jahr 2015 am 11. Juli, 136 Menschen beigesetzt, deren Knochen in Massengräbern gefunden und identifiziert wurden. Die Zahl der BesucherInnen, die dieser Gedenkveranstaltung beiwohnen steigt von Jahr zu Jahr. Auch in Salzburg fand eine Gedenkveranstaltung der bosnischen Vereine, der Stadt Salzburg, des Friedensbüros und der Plattform für Menschenrechte statt. Auch wenn die Gedächtnisfeier in Srebrenica vielfach zu politischen Zwecken missbraucht wird, stellen jede einzelne Besucherin und jeder einzelne Besucher auch gleichzeitig einen Funken Hoffnung mehr dar, dass die Geschehnisse in Srebrenica den Menschen als Erinnerung und Warnung dienen, was Hass und Feindseligkeit in einer Gesellschaft bewirken können und dass dem entgegengewirkt werden muss! Zurückgeblieben sind jene, die ihre Liebsten in diesem schrecklichen Krieg verloren haben, die auch heute noch nach den Überresten ihrer Kinder, Männer und Väter suchen und hoffen, dass diese 20 Jahre nach ihrem Tod nun endlich die letzte Ruhe finden können. Sie sind nicht nur damals im Juli 1995 zurückgeblieben, sondern werden auch heute wie jedes Jahr wieder nach der Gedenkveranstaltung und Beisetzung am 11. Juli zurückgelassen in Srebrenica, allein mit ihrer Trauer, mit der Ungewissheit mancher, wo sich die Überreste ihrer nächsten Verwandten befinden und mit der Gewissheit, dass viele Urheber dieser Gräueltaten noch immer nicht zur Verantwortung gezogen wurden. Zurückgeblieben bin auch ich, geflüchtet vor all den Schreckensbildern, die wir nur aus den Medien kennen. Geflüchtet vor jenen, die vielleicht auch mir das Leben genommen hätten, wie jenem Mädchen aus Srebrenica, das nur wenige Tage alt war und das die Soldaten der serbischen Armee ihrer Mutter aus den Armen genommen hatten und es ihr enthauptet zurückgaben.

Doch ich habe Zuflucht gefunden, so wie auch viele andere Menschen aus Bosnien, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Wo sie ihre Zukunft planten und wo sie sich eine Existenz aufgebaut hatten, wurde ihr Recht auf Freiheit und ihr Recht auf Leben von einem Tag auf den anderen zu einem Kampf. Sie sahen nicht mehr eine rosige Zukunft vor sich, sondern fragten sich, wie sie den Tag überleben und ihre Kinder in Sicherheit bringen konnten. Auf diese Weise gelangte ich nach Österreich, ein Land, in dem mir meine Rechte wiedergegeben wurden. Ich war in Sicherheit, meine Eltern mussten nicht mehr um ihr eigenes und um mein Leben bangen. Ganz Österreich und auch die Stadt Salzburg boten in dieser schwierigen Zeit vielen Flüchtlingen aus dem ehemaligen Jugoslawien Zuflucht. Im Laufe der Jahre wurde Österreich zu ihrer Heimat, zu einem Ort der Geborgenheit, der Sicherheit und des Miteinanders, nach dem sich die Geflohenen so sehr sehnten. Heute sehe ich es als meine Aufgabe an, andere Menschen, die aus ähnlichen Gründen wie meine Eltern geflüchtet sind, hier willkommen zu heißen: in einer Stadt, die vielleicht auch zu ihrer Heimat wird, die ihnen aber auf jeden Fall ein Gefühl der Sicherheit bietet und wo sie als Menschen behandelt werden, mit all ihren Bedürfnissen und Rechten.

Der Text ist aus dem Menschenrechtsbericht 2015 der Plattform für Menschenrechte