Oscar-würdig: Birdman
Zwei Filme, die hoch im Oscar-Kurs stehen, habe ich in der letzten Woche schon vorgestellt:
Die Entdeckung der Unendlichkeit und The Imitation Game.
Hier ist Teil 3 – ein Film, der zu den ganz großen Favoriten zählt:
Birdman
Wie geht es einem Hollywood-Star, dessen Karriere-Höhepunkt als Darsteller eines Comic-Superhelden schon 20 Jahre zurückliegt und seither nichts Nennenswertes mehr gemacht hat? Wie kommt er wieder zurück ins Rampenlicht? Michael Keaton ist so ein ehemaliger Filmstar und die Rolle seines Lebens war: Batman.
Was macht Michael Keaton also? Er nimmt die Rolle eines Hollywood-Stars an, dessen Karriere-Höhepunkt als Darsteller eines Comic-Superhelden schon 20 Jahre zurückliegt und den Weg zurück ins Rampenlicht sucht. Die Filmfigur heißt Riggan Thomson und die Rolle seines Lebens war: Birdman.
Wer ist wer?
Es ist nicht leicht, die Biografie von Michael Keaton und der Filmfigur Riggan Thomson auseinanderzuhalten. Ich habe mich ertappt, dass ich während des Films darüber nachdachte, wie weit sich Michael Keaton da wohl selbst spielt.
Michael Keaton hat es also geschafft – mit einem Film, der fast ausschließlich in einem Theater spielt, ist er wieder im Geschäft. Und er hat für Birdman schon eine Menge Preise eingeheimst, unter anderem einen Golden Globe. Dadurch ist er ein großer Favorit für einen Academy Award.
Die von Keaton dargestellte Figur Riggan Thomson hingegen versucht, mit einer Rolle am Theater wieder von sich Reden zu machen. Er hat sein ganzes Geld in ein Stück investiert, spielt die Hauptrolle und führt auch Regie.
Probleme gibt es dabei ohne Ende. Eines davon ist Riggans Tochter [Emma Stone], die sich frisch vom Drogenentzug nun recht widerwillig als seine persönliche Assistentin verdingt. Ein anderes heißt Mike Shiner, gespielt von Edward Norton. Mike ist Filmschauspieler, ein aufgeblasener Egoist und besessen von Intensität und Authentizität auf der Bühne. Als Privatperson hält er allerdings weniger von Ehrlichkeit. Er bringt das Stück beinahe zum Scheitern und Riggan zur Verzweiflung. Immerhin droht diesem, nicht nur der Verlust seines letzten Geldes. Wenn das Stück ein Flop wird, dann verliert Riggan auch seine letzte Chance, wieder jemand zu sein. Er will nicht mehr nur der Typ sein, der früher mal berühmt war.
Köstliche Mischung
Wenn ein Ex-Comic-Superhelden-Darsteller einen Ex-Comic-Superhelden-Darsteller spielt und ein authentizitätsbesessener Method-Actor einen authentizitätsbesessenen Method Actor spielt, dann bleibt die geballte Ladung Meta-Referenzen nicht weit. Ich habe beim ersten Mal ansehen, sicher nicht alle davon mitbekommen. Die existentialistische schwarze Satire teilt dabei allerlei Seitenhiebe auf die Welt der Filmstars und der Social Media aus. Und sie bringt einen auch darüber zum Nachdenken, welche Maßstäbe wir für unseren Selbstwert ansetzen.
Der Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Alejandro G. Iñárritu stammt aus Lateinamerika, wo der magische Realismus besonders stark in der Literatur verankert ist. Und so lässt er Birdman, das Über-Ich des Schauspielers Riggan Thomson, mit jedem Problem erstarken. Dabei durchbricht er die Grenzen zwischen Phantasie und Realität. Birdman ist für einige kraftvolle Sequenzen im Film verantwortlich und verwandelt sogar eine harmlose Straßenszene in eine handfeste Actionfilm-Sequenz. Am Ende bringt er sogar etwas Poesie in all die Überdrehtheit und das Drama.
Der Film wird nicht unbedingt allen gefallen. Aber für mich hat er auf originelle Weise alles verpackt, was ich vom Kino erwarte.
Wer kriegt den Oscar?
Bester Hauptdarsteller, Michael Keaton: 80%
Bester Nebendarsteller, Edward Norton: 60%
Beste Nebendarstellerin, Emma Stone: 100%
Bester Film: 80%
Hier gehts zum Trailer: