Ein Jugendzentrum feiert den 35. Geburtstag

Also der bezauberndste Platz in Salzburg ist das Jugendzentrum IGLU nicht. Auch bei einem Wettbewerb der schönsten Jugendzentren in Stadt und Land Salzburg wäre ein Platz unter den ersten drei eher unwahrscheinlich. Wollte man aber das „Jugendzentrum mit Herz“ suchen, dann wäre das Juz IGLU für mich garantiert auf Platz 1.

Gestern feierten wir das 35jährige Bestehen, ein beachtliches Alter für ein Jugendzentrum. Warum in unserer schnelllebigen Zeit das IGLU noch immer ein Anziehungspunkt für junge Menschen ist, liegt am Geist, der darin herrscht. Offenheit, Respekt, Freude und Miteinander sind die Grundlagen. Wie Erzbischof Alois Kothgasser in seiner Predigt sagte, hier nimmt man die Jugendlichen auf wie sie sind. Ohne die Herkunft, Religion, Kultur, Sprache oder das familiäre Umfeld der jungen Menschen zu bewerten. Eine Gesellschaft, die immer noch Status als hohen Wert betrachtet, braucht Orte, die eine Alternative bieten. Die Mädchen und Jungen an sich mit ihren Stärken und Schwächen, Bedürfnissen und Freuden stehen hier im Mittelpunkt.

Das IGLU verspricht auch durch seinen Namen Wärme, wenn es kalt ist und Geborgenheit, wenn ein junger Mensch auf der Suche sich alleine fühlt. „Gemma IGLU“ sagen die Jugendlichen und es klingt wie: „Gemma heim“. Selbst Ehepartner fanden sich schon hier und Hochzeiten und Taufen gehören zur Geschichte des IGLU.

Möglich ist das durch die Menschen, die hier tagtäglich arbeiten. Ihr Engagement, ihr Einsatz und ihre Offenheit prägen den Geist, der das IGLU auch noch in vielen Jahren zur Anlaufstelle und auch einem Zuhause für junge Menschen machen wird! Danke, dass ich dabei sein darf.

http://www.facebook.com/anja.hagenauer.3?ref=profile#!/juziglu

http://www.kirchen.net/iglu/

Sind uns eigentlich alle Kinder gleich wichtig?

Was für eine dumme Frage, oder? „Selbstverständlich“wird jeder antworten. Kinder sind doch unsere Zukunft, wir müssen uns alle für sie einsetzen, sie unterstützen und das Beste für sie wollen. Außerdem gibt es doch Kinderrechte und eine UNO-Konvention und und und.

Aber wir haben da was Wesentliches vergessen! Es gibt auch ein Asyl- und Fremdengesetz und das macht auch nicht vor den Kindern halt. Da gibt es jetzt einen Jungen und seine Schwester, die beide in Salzburg geboren sind. Der Junge besucht eine Schule, spielt begeistert Fußball und hat viele Freundinnen und Freunde. Bis hierher eine schöne Geschichte. Wenn da nicht Mutter und Vater wären, die vor langer langer Zeit In Österreich um Asyl angesucht haben. Jetzt endlich ist die Entscheidung da und die heißt „Illegaler Aufenthalt“ und der Abschiebebescheid ist schon da. Der Junge und seine Schwester kennen aber nichts anderes als Salzburg. Beide wären ein Gewinn für Österreich, ein Potential für die Zukunft und einfach Kinder, die in Frieden und Hoffnung aufwachsen wollen. Wenn da nicht das Gesetz wäre…

Und ist Afghanistan ein Urlaubsland?

Was? Afghanistan ein Urlaubsland, da will doch niemand freiwillig hin, da wollen jetzt sogar die Soldaten aus aller Herren Länder wieder weg!

Da gibt es einen jungen Mann aus Afghanistan, der in seiner Heimat viel Schreckliches erlebt hat. Seit ein paar Jahren ist er in Österreich. Er fühlt sich wohl und sicher. Er will die Hauptschule abschließen und mit seinen vielen Freundinnen und Freunden spielt er leidenschaftlich gern Theater. Das möchte er weiterhin tun und nach dem Schulabschluss arbeiten, seinen Beitrag leisten. Wenn da nicht das Gesetz wäre. Die Entscheidung ist klar, er darf nicht hierbleiben, er soll zurück nach Afghanistan. Ist ja sicher dort! Es gehen doch die ganzen fremden Soldaten weg, da muss schon alles in Ordnung sein. Wäre der junge Mann über Griechenland nach Österreich gekommen, hätte er es einfacher. Nach Griechenland wird derzeit nicht abgeschoben, da dort laut Europäischer Union die menschenrechtlichen Rahmenbedingungen nicht gegeben sind. In Afghanistan anscheinend schon…

Am letzten Wahlkampftag holte sich Obama noch kräftige Unterstützung von Superstar Bruce Springsteen. Der 63-Jährige flog in der Präsidentenmaschine „Air Force One“ mit und stand auch erstmals – samt Gitarre und Mundharmonika – mit Obama bei Kundgebungen in Wisconsin, Ohio und Iowa auf einer Bühne. Er hat für die Wahlkampagne eigens ein Lied mit dem Obama-Motto „Forward“ (vorwärts) komponiert.
Mich befremdet das etwas aus europäischer Fernsicht. Gerade weil sich der Musiker immer wieder gegen politische Vereinnahmungen und Interpretationen seiner Songs gewandt hat. Besonders stark war das beim Lied „Born in the USA“, das während dem Wahlkampf gegen Springsteen’s Willen von Ronald Reagan genutzt worden ist.

Bei Barack Obama ist das anders. Hier lässt sich Springsteen sehr wohl in den Dienst nehmen. „Working on a Dream“(2009) erschien eine Woche vor dem Amtsantritt des ersten afroamerikanischen Präsidenten und es schwingt das „Yes we can“ irgendwie mit. Wenn Springsteen vom arbeitslosen Fabriksarbeiter oder von der Königin des Supermarktes singt, ist es immer auch politisch. Seine Alben sind Interpretationen des Zeitgeschehens. In „The Rising“ (2002) werden die Geschehnisse des fatalen 11. Septembermorgens aufgearbeitet. Es beschwört den gesellschaftlichen Zusammenhalt, ohne auszugrenzen. Auf dem jüngsten Album „Wrecking ball“ (2012) ist das Stimmungsbild wieder düsterer. Vorbei die Zeit des kollektiven Traums, mit anderen gemeinsam an einem politischen Strang zu ziehen. Der bescheidene Patriotismus von „Working on a Dream“ schmeckt wieder verbitterter. Die amerikanische Gesellschaft scheint gespaltener als je zuvor. Es ist schade, dass Obama dem bisher nicht entscheidend entgegen wirken konnte. Der Slogan „Forward“ wird im Gegensatz zu Obamas ersten Wahlspruch nicht in die Geschichte eingehen. Doch drückt er mehr Realismus aus. Den der kleinen Schritte. „Ich habe genug gelebt, um zu wissen, dass das Leben oftmals ein langer Marsch ist, den man Zentimeter für Zentimeter gehen muss“, sagte Bruce gestern irgendwo in Iowa. Und ich bin froh, dass er Obama unterstützt. Denn dieser steht für Werte, die mir einfach näher liegen.

In Kürze wissen wir mehr …

Eigentlich wäre ich nie auf die Idee gekommen, ein Wochenende in Düsseldorf zu verbringen. Wenn da nicht vor Wochen eine Meldung in den Tagesthemen gewesen wäre: „In Düsseldorf gibt es eine Werkschau von Andreas Gursky“. Da war klar, ich musste dorthin, denn ich liebe die Bilder von Andreas Gursky.

 

Gursky versteht es in seinen „bearbeiteten“ Fotografien zentrale Botschaften zu vermitteln. Ob der globale Massenkonsum in seinem Bild „99 cent“ oder die häusliche Individualität in einem Pariser Wohnblock „Montparnasse 1993“. Es war ein Genuss.

 

 

Aber Düsseldorf hat noch mehr zu bieten. Die Ausstellung der britischen Fotografin und Videokünstlerin Gillian Wearing wird mir nachhaltig in Erinnerung bleiben. Hier ein kurzer Blick auf ihre künstlerische Vielfalt:

Ein Tagesausflug nach Aachen bot eine große Überraschung für mich. Nein, das waren nicht die berühmten Aachener Printen. Es war der Dom, der mir ein großes AHA-Erlebnis bescherte. Ich war nicht darauf gefasst, als ich die Kirche betrat, hier quasi ein Kind meines Lieblingsgebäudes zu finden. Der Dom ist die Minitaturausgabe der Hagia Sophia in Istanbul- wie schön!

 

 

Am Abend ein Theatererlebnis der besonderen Art. Das Schauspielhaus in Düsselsdorf gab den „Prozess“ von Kafka. In einer wilden Abfolge von verrückten Bühnenbildern war man plötzlich mitten im schauerlichen Strudel des Josef K, dem der Prozess gemacht wird, ohne dass er bis zum tödlichen Ende den Grund für die Anklage kennt.

„Der Prozess“ ist eine Warnung, wie schnell ein System die Macht über das Individuum bekommt. Das System ist alles, der einzelne Mensch nichts.

Und noch ein berühmter Fotograf ist in Düsseldorf zu bewundern. Er ist auch allen „Germanys next Topmodel“-Fans ein Begriff! Rankin bietet einen bunten Fotoreigen berühmter und nicht berühmter Leute. Er erwischt in seinen Portraits oft den zentralen Charakterzug der Personen. Besonders spooky war das Bild der Rolling Stones, jünger werden sie nicht mehr- das war auf dem Bild eindeutig zu sehen ;)

Also Düsseldorf hat sich ausgezahlt und abgesehen von all der Kultur kann man wunderbar am Kö oder am Rhein flanieren und die ungezwungene und lockere Atmosphäre der Stadt genießen. Düsseldorf sieht mich wieder :)

 

Der größte Einwanderungsstaat der Erde wählt mal wieder und alle sind gespannt ob Obama nochmals vier Jahre im Weißen Haus wohnen bleiben darf. Oder hat Mitt Romney ab Jänner eine neue Adresse? Genaueres wissen wir Mittwoch früh.

Spannend an der Wahl ist aber auch das Vorher und Nachher. Es beginnt schon bei den Vorwahlen, eine echte basisdemokratische Einrichtung. Es stellen sich mehrere KandidatInnen der Vorwahl in der eigenen Partei, mühsam und eine kräftezehrende Herausforderung, die Obama dieses Mal erspart blieb. Romney musste sich gegen einige gewichtige Mitbewerber wie Newt Gingrich und Rick Santorum durchsetzen. Nach den Parteikongressen der Republikaner und Demokraten, wo der jeweilige Kandidat gekürt wird, geht es direkt in die Schlammschlacht!

Cool das Video mit Richard Hayes, dem Müllmann, der den Dreck vor Romneys Haus wegräumt und beklagt, dass seine Arbeit nicht wertgeschätzt wird.

Ein Video der Republikaner zielt auf die Hispanics in den USA und warnt auf Spanisch vor Obama, der vom Sozialisten Hugo Chavez unterstützt wird.

Besonders umkämpft sind die Swing States, die nicht eindeutig demokratisch oder republikanisch sind. Hat ein Kandidat die Stimmenmehrheit in einem Bundesstaat, dann bekommt er alle Wahlmännerstimmen, daher kommt das „The winner takes it all“. Interessant sind die Bundesstaaten, die besonders viele Wahlmännerstimmen haben, wie Kalifornien, Florida oder New York.

Interesssant ist, dass die Wahlen seit 1845 immer am Dienstag nach dem ersten Montag im November stattfinden. Damals war der Sonntag heilig und gehörte Gott. Viele Wähler mussten eine beschwerliche Tagesreise auf sich nehmen, um an der Wahl teilnehmen zu können. Sie konnten erst am Montag weg und so wurde der Dienstag als Wahltag bestimmt.

Die Vereidigung des alten oder neuen Präsidenten findet dann im Jänner statt. Ein Termin, der auch den Umständen in früheren Jahren geschuldet ist. Die Stimmen der Wahlmänner mussten im jeweiligen Bundesstaat beglaubigt und versiegelt werden, dann wurden sie an den Regierungssitz versandt. Das konnte dauern.

Seien wir gespannt und wer noch mehr wissen will, hier ein spannender Blog zur US-Wahl:

http://www.usa2012.at/

Von unserer Gastautorin Brita Pilshofer

Wenn ich an Solidarität denke, denke ich immer an Deide, unsere Haushälterin in Sao Paulo, Brasilien. Sie lebt in einer favela in Interlagos, zusammen mit ihren 5 Kindern und 2 Enkelkindern. Abwechselnd gehen sie und ihre Kinder arbeiten und jeder unterstützt die anderen in der Familie mit, ob sie nun in Ausbildung, arbeitslos oder in Mutterschaftskarenz sind. Die Solidarität zwischen mir und ihnen war eine spontane von Beginn an, bei mir gab es ein tägliches großes Mittagessen mit allen Kindern, sie lernten miteinander, wir gingen miteinander aus, mein Garten wurde gepflegt, ich konnte Ausbildungsstätten vermitteln. Als ich eine Gehaltserhöhung bekam, scherzte Deide mit realem Hintergrund: “ Verdienst du mehr, kannst du noch besser mit mir teilen!“

Es war Leben in meinem Haus, niemand war jemals alleine, mit Freundinnen und Nachbarinnen und deren Haushälterinnen traf man sich mindestens einmal die Woche um Maniküre und Pediküre in meiner sala zu machen, alle saßen zusammen und es wurde “ fofokiert „, das heißt man erzählte Wissenswertes über Marktangebote, Alltag, Bekannte, Gefahren etc.

Die favela war ein weiterer Mikrokosmos in dieser großen Stadt, in dem Deide sehr geachtet war und den Schutz der dort Mächtigen hatte. Ich war samt meiner Familie in diesem Schutz eingeschlossen, da ich ja Deides padroa war und dadurch sakrosankt. Ich konnte mit meinem Auto zu ihrem Haus mitten in der favela fahren, man passte auf dieses auf, solange ich dort war, damit kein jugendlicher Übeltäter einen Schaden anrichten konnte, und meine Handwerker kamen alle von dort und ich war immer bestens versorgt.

Favelas werden immer noch von den ärmeren Bewohnern der Städte dem sozialen Wohnbau, genannt Cingapura, vorgezogen, da es in ihnen eine funktionierende Infrastruktur gibt mit Kaufläden, Schulen und einem persönlichen Schutzsystem. Dass sich leider immer wieder Drogenhändler in ihnen festsetzen, trübt natürlich die Idylle, jedoch solange man sich an den Verschwiegenheitscode hält, passiert einem nichts.

Als ich zurück nach Österreich kam, erlebte ich einen Kulturschock. Niemand auf der Straße redete miteinander ( in Brasilien wird jeder auch noch so fremde Vorbeikommende nach seinem Befinden gefragt und oft ergeben sich Gespräche daraus, wenn man es nicht eilig hatte ), man rief sich in Österreich im Freundeskreis in Abständen von 2 Wochen einmal an, traf sich alle 3 bis 4 Wochen nach vorheriger langer Terminabsprache. Ich musste mich daran gewöhnen, da meine Kinder bereits erwachsen waren und nicht mehr bei mir wohnten, ganz allein zu sein und Deide fehlte mir unglaublich. Weiterlesen