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Brasilien, Russland, China, Südafrika. Die Gruppe der führenden Schwellenländer sind inzwischen die wichtigsten Austragungsorte von Mega-Sportevents. Man erhoffte sich wirtschaftlichen Schwung, Tourismuseinnahmen und eine Imagekorrektur in der Weltöffentlichkeit. Stattdessen manövrierten sich die Länder in tiefe Krisen, die Wirtschaft, Politik und Soziales immer stärker erfassen.

Sandburg

Mitte April hatte Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff nicht einmal mehr ein Drittel der Stimmen im Abgeordnetenhaus hinter sich. In einem kalten Putsch hat die konservative und extremistische Mehrheit im Parlament die Stimmung im Land ausgenützt. Was 2013 mit Demos beim Confederations Cup, dem Probetournier für die Fußball WM begonnen hatte, erreicht nun mit der Amtsenthebung einen einstweiligen Höhepunkt. Die neuen Machthaber hoffen nun, die Korruptionsermittlungen im Sand verlaufen lassen zu können. Aus Eigeninteresse. Immerhin wird gegen 60 Prozent der Kongressmitglieder ein Verfahren wegen Korruption, Stimmenkauf, Entführung oder Mord ermittelt. Wie konnte es dazu kommen? Sport sei ja nicht politisch, hören wir immer wieder von internationalen Spitzenfunktionären diverser Sportverbände.
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Entgegen den Erwartungen ihres Vorgängers Luiz Inácio Lula da Silva, unter dem sich Brasilien für WM und Olympiade beworben hatte, steckt die Wirtschaft in der tiefsten Krise seit Jahrzehnten. Die Inflation liegt trotz eines Leitzines von über 14 Prozent bei mehr als 10 Prozent und die Wirtschaftsleistung ist 2015 um rund 4 Prozent geschrumpft. Auch wenn die Gründe der politischen und wirtschaftlichen Krise vielfältig sind, ist eines auffällig und verbindet Brasilien mit anderen Austragungsländern: Für Mega-Sportevents werden Milliardenbeträge ausgegeben. Auch wenn man es sich eigentlich nicht leisten kann. Denn gleichzeitig liegen die Menschen in den Krankenhäusern auf den Gängen, werden oft gar nicht mehr aufgenommen, Schulen werden kaputtgespart, der Verkehr und damit auch das öffentliche Transportwesen kollabiert und Sozialleistungen werden– sofern überhaupt existent – gekürzt. Diese Bereitschaft für Spiele Geld ohne Ende zu investieren ist auch den internationalen Sportverbänden nicht verborgen geblieben. Es ist daher nicht überraschend, dass zum überwiegenden Teil Schwellenländer mit kaum ausgeprägten zivilen Kontrollmechanismen den Zuschlag erhalten haben. Die betroffenen Regierungen und die Sportverbände verbindet auch eine gemeinsame Arbeitskultur, die sich durch Korruption, autoritäre Strukturen, das Ignorieren von sozialen Folgen und dem Desinteresse um eine volkswirtschaftliche Vollkostenrechnung auszeichnet. In der folgenden Tabelle sind die Austragungsländer bzw. Städte der Olympischen Spiele sowie der Fußball WM der Jahre 2008 bis 2022 aufgelistet:
Sommer Olympia        Winter Olympia           Fußball WM
2008 Peking                      2010 Vancouver                2010 Südafrika
2012 London                     2014 Sotschi                      2014 Brasilien
2016 Rio de Janeiro         2018 Pyeongchang           2018 Russland
2020 Tokio                        2022 Peking                      2022 Katar

Es zeigt sich bei den internationalen Sportevents Olympia und Fußball WM klar: Demokratien als Ausrichter sind eine verschwindende Minderheit. Von 12 Ländern bzw. Städten sind mit London, Tokio und dem kanadischen Vancouver gerade mal drei Spielstätten in Demokratien beheimatet. Was auf den ersten Blick vielleicht überrascht, ist auf den zweiten Blick eine Konsequenz funktionierender Demokratie: Die Korruptionsskandale um die FIFA oder das Internationale Olympische Komitee sind durch Aufdeckungen wie jene der Panama Papers oder Ermittlungen des US-Justizministeriums ans Tageslicht gekommen. Selbst das lange für sauber gehaltene WM-Märchen 2006 in Deutschland versinkt inzwischen im Korruptionssumpf. In der öffentlichen Meinung stehen Mega-Sportevents spätestens seither für Geldverschwendung, Korruption und kriminelle Machenschaften.

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Wird in demokratischen Ländern die Bevölkerung gefragt, entscheidet sie sich gegen Olympia. Wie zuletzt in München, Hamburg, Stockholm, St. Moritz oder Oslo und zuvor auch in der Stadt Salzburg. In den autoritären Regimen von Schwellenländern wird diese Entscheidung über die Köpfe der Menschen hinweg von einer kleinen politischen Elite getroffen. In der nachstehenden Tabelle werden die ausrichtenden Länder nach dem Grad der Demokratie und dem Korruptionsausmaß benotet:

Sommer OympiaDemo- kratieKorrup- tionWinter OlympiaDemo- kratieKorrup- tionFußball

WM

Demo- kratieKorrup- tion
China14483Kanada79Südafrika2961
UK1610Russland132119Brasilien4476
Brasilien4476Südkorea2137Russland132119
Japan2018China14483Katar13622
Demokratieindex 2014 von The Economist bzw. Wikipedia (Liste von 167 Ländern:

Platzierung von 1 (ausgeprägte Demokratie) bis 167 (Diktatur)

Korruptionsindex 2015 von Transparency International (Liste von 167 Ländern):

Platzierung von 1 (wenig Korruption) bis 167 (viel Korruption)

Würden neben den Austragungsländern auch Sportverbände wie die FIFA oder das IOC in Hinblick auf Demokratie und Korruption durchgecheckt, wäre ein noch deutlich schlechteres Ergebnis zu erwarten. Wenig angebracht ist es als Europäer/in mit dem Finger auf andere Weltregionen zu zeigen. Das IOC und die FIFA haben nämlich ihre Sitze in der Schweiz.
„Sport hat das Potenzial die Welt zu verändern“, schreibt die Mandelas Biografin Evelyn Beatrice Hall. Dem muss man wohl ein „Ja, aber“ hinzufügen: Sport schafft das dann, wenn die aktuelle Debatte den Blick auf soziale, Umwelt und gesamtgesellschaftliche Fragen lenkt und autoritäre und korrupte Strukturen aufgebrochen werden.

Ja der Fußball ist schon so eine Sache. Bis zu meinem 21. Lebensjahr war mir das Spiel total fremd, ich war schon froh einen Fußballplatz von einem Tennisplatz unterscheiden zu können. Aber dann kam ein Moment , wie so oft im Leben, der vieles änderte. 1990 „nötigte“ mich ein Freund mir das WM-Spiel Österreich-Italien anzusehen. Wir waren im Cafe Bazar im Nebenraum. Links saßen die österreichischen Fans, rechts ein Grüppchen Italiener. Die erste Halbzeit  brachte ich noch damit zu, mich darüber zu ärgern jetzt eine gefühlte Ewigkeit einem Haufen Männer beim Rennen zuschauen zu müssen. Bis mich ein Fußballer in der zweiten Halbzeit total fesselte, es war Schillaci. Ich kapierte nichts, fand aber sein Spiel sehr schön. Und es fiel das 1:0 für Italien. Meine „Forza Italia“-Rufe brachten mir den Unmut der österreichischen Fans ein, aber mein Fußballinteresse war jetzt nachhaltig geweckt.

Bis heute lasse ich mir die großen Spiele und Turniere nicht entgehen. Und die besonders glücklichen und traurigen Momente bleiben einem in Erinnerung. So war es fast  lebensgefährlich für mich 1999 beim Champions-League Finale in einem englischen Pub in Frankreich zu den Bayern zu helfen. Zum Unglück der Bayern und zu meinem persönlichen Glück schoss sich Manu in der Nachspielzeit in den Fußballhimmel. Eine wunderbare Erinnerung habe ich an das WM-Spiel  Argentinien-Deutschland 2006. Man stelle sich vor etwa 50 Menschen in einem Kellerraum vor der Leinwand. Zwei von ihnen, ein Kollege und ich, halten zu Deutschland, der Rest zu Argentinien. Da muss man schon standhaft bleiben und viele Schmähungen über sich ergehen lassen. Das Spiel geht in die Verlängerung und es kommt zum Elfmeter-Schießen. Deutschland gewinnt, was für ein Glücksmoment!  

Bis heute bin ich dem Freund dankbar, mich ins Cafe Bazar geschleppt zu haben. Die Vorbereitungen für die EM im Juni können anlaufen. Das erste wird sein mir nächste Woche das Panini-Sticker Album zuzulegen und zu hoffen, dass ich alle Bilder meiner Lieblingsmannschaft zusammenbekomme. Sollte jemand einen Klose oder einen Özil zu viel haben, dann bitte melden.

;)