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Einkaufswägen

Die gefüllten Einkaufswägen stehen für die Flüchtlinge bereit.

Salzburg Hauptbahnhof: Zwei leere Semmeln, eine Packung Butterkekse, ein Apfel und eine Tafel Schokolade. Fertig geschnürt wandert ein Jausensackerl nach dem anderen in den Einkaufswagen. Daneben steht bereits einer mit Mineralwasser und zwei weiter einer mit Hygiene-Artikel. „Wie kann ich mich nützlich machen?“, fragt eine Frau mittleren Alters. Keine Minute später hat die freiwillige Helferin das erste Sackerl gefüllt, abgepackt und mit einem Mascherl versehen.

„Ein Einkaufswagen mit Lebensmittel, einer mit Getränken. Nicht mehr als drei Personen pro Wagen“. Caritas-Direktor Johannes Dines gibt die letzten Anweisungen an die Freiwilligen. Dann setzt sich die Kolonne in Bewegung. Im Zick-Zack-Kurs bahnt sich der Hilfskonvoi seinen Weg zwischen Geschäftsreisenden, Touristen, Urlaubern, Schülern und Studenten hindurch. Je ein Caritas-Mitarbeiter begleitet die Helfer Richtung Bahnsteig. Mit dem Aufzug geht es nach oben zu den Gleisen des Salzburger Hauptbahnhofs. Eine ältere Dame mit Koffer nähert sich den Helfern. Ihr Dank kommt spontan und von Herzen: „Thank you for helping people. Great work!“

„Thank you for helping people. Great work!“

Wie viele Flüchtlinge in dem ÖBB-Railjet aus Wien sein werden, weiß keiner genau. Gestern Abend waren es bis zu Tausend pro Zug. „Die Ungarn haben die Grenze zu Österreich schon wieder dicht gemacht“, macht eine Nachricht schnell die Runde. Das Rote Kreuz steht mit Sanitätern bereit, die Polizei hat Beamte abkommandiert. Alles wartet auf die Ankunft des Zwölf-Uhr-Zugs aus östlicher Richtung. Für eine Gruppe junger Männer geht es nach einem Wochenend-Trip zurück in ihre Heimat nach Vorarlberg. Für die ankommenden Flüchtlinge heißt es in Salzburg umsteigen in den Anschlusszug nach München. Die Destination ist unbekannt. Der Regionalexpress steht am gegenüberliegenden Bahnsteig zur Abfahrt bereit.

Minderjährige syrische Flüchtlinge sind gekommen, um zu übersetzen. Durch das Megaphon sollen sie den Menschen in ihrer Sprache erklären, dass es gleich gegenüber  nach Deutschland weitergeht. Die Helfer machen sich bereit. Sie bringen ihre mit Semmeln, Keksen, Äpfel, Bananen und Mineralwasser gefüllten Einkaufswagen in Position. Der Zug rollt ein, die Türen öffnen sich. Hastige Blicke scannen den Bahnsteig. Eine Mutter hält ihre Tochter im Arm. Der Vater streckt schnell die Hand für eine Flasche Wasser aus. Dann verschwinden die Drei im Zug Richtung München. Ein kleines Mädchen löst sich kurz von ihrer Mutter. Ihr Blick trifft auf jene zwei Helfer, die unweigerlich seufzen. Ein Pfiff. Die Türen schließen und der Zug fährt ab. Die Menschen im Zug winken zum Abschied. Die Helfer tun es ihnen gleich. Dann sind die Flüchtlinge wieder verschwunden. Zurück bleibt ein leerer Einkaufswagen und das gute Gefühl geholfen zu haben. Wenn auch nur für einen kurzen Moment.

Artikel von unserem von Gastautor Wolfgang K. Heindl

Der Kongo-Zufluss Tshuapa in der Dem. Rep. Kongo: Gemessen an der Wasserführung ist der Kongo der zweitgrößte Fluss der Welt

Der blaue Planet: Vom Weltall aus betrachtet ist unsere Erde blau. 1,4 Milliarden Kubikkilometer Wasser sind für dieses Farbenspiel verantwortlich. Zwei Drittel der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Doch nur 2,5 Prozent dieser Menge sind Süßwasser. Ein Vergleich verdeutlicht die Dimension: Stellt man sich das gesamte Wasser der Welt in einer Badewanne vor, dann macht das verfügbare Trinkwasser gerade mal einen Teelöffel voll aus.

Dieses Süßwasser ist von „Mutter Natur“ ungerecht verteilt. Wasserreiche Länder wie Österreich verfügen über bis zu 10.000 Kubikmeter Wasser pro Person und Jahr, während wasserarmen Ländern oft nur wenige hundert Kubikmeter bleiben. Diese natürliche Ungleichverteilung wird durch die Verfügungsmacht des Menschen über das „blaue Gold“ verschärft: Wasser hat, wer es sich leisten kann. 600 Millionen Menschen haben zu wenig Trinkwasser. Mehr als 2 Milliarden Menschen verfügen über keine zufriedenstellenden Sanitäreinrichtungen. Die Folgen dieser Ungleichverteilung sind dramatisch: Alle vier Sekunden verdurstet bzw. verhungert ein Kind unter fünf Jahren oder stirbt an durch Armut verursachten Krankheiten. Das sind weltweit pro Jahr in etwas so viele Kinder wie Österreich Einwohner/innen hat.

Dieser Zahlen zum Trotz vermeldetet die UNO kürzlich erfreuliche Erfolge: Der Prozentsatz jener Menschen, die über keine ausreichende Trinkwasserversorgung verfügen, konnte im Vergleich zu 1990 halbiert werden. Das im Jahr 2000 als eines der Millenium-Entwicklungsziele definierte Vorhaben, wurde bereits heuer, drei Jahre vor der Zielsetzung erreicht. Trotz dieses Erfolgs bleibt der Ausblick kritisch: Durch den Klimawandel drohen Dürren und verstärkter Wassermangel und Forscher des Wuppertaler Instituts für Klima, Umwelt und Energie schließen nicht mehr aus, dass mein heute vier Jahre alter Sohn im Laufe seines Lebens einen Anstieg des Meerwasserspiegels um bis zu zwei Meter erleben wird.

Durst ist hier bei uns Gott sei Dank kein Thema. Wasser gibt es im Überfluss. Und doch importiert Österreich enorme Mengen an Wasser. Betrachtet man neben dem direkten Verbrauch durch Kochen, Trinken oder Duschen (130-150 Liter am Tag), auch den indirekten Wasserverbrauch, kommt man auf bis zu 4.000 Liter am Tag. Das entspricht 25 Badewannen. Jeden Tag. Pro Person. Dieser indirekte Wasserverbrauch rechnet das für die Landwirtschaft oder die Industrie aufgewendete Wasser mit ein. Eine ganze Menge wasserintensiver (landwirtschaftlicher) Produkte werden importiert: Kaffee aus Brasilien, Kakao aus Ghana oder Gemüse aus Spanien. Wir verbrauchen also täglich schon alleine mit den Hauptmahlzeiten tausende Liter Wasser. Besonders wasserintensiv ist Rindfleisch. In einem Kilo Rindfleisch stecken an die 15.000 Liter Wasser. Beim auf den ersten Blick wasserintensivem Reis sind es hingegen „nur“ 3.000 Liter pro Kilo. Auch Baumwolle verbraucht viel Wasser. Für 1 Kilo Baumwolle werden 10.000 Liter Wasser benötigt. In jedem Baumwoll-T-Shirt stecken somit 2.900 Liter Wasser. Hinzu kommt, dass Baumwolle oft in ohnehin schon wasserarmen Regionen angebaut wird. Mit dramatischen Folgen: Der Wasserhunger der Baumwollplantagen in Usbekistan hat maßgeblich zum Austrocknen des Aralsees beigetragen.

Besonders hoch ist der Wasserverbrauch auch bei Produkten aus Aluminium, Edelmetall, Stahl oder Erzeugnissen der Chemieindustrie: Für 1 Kilogramm Aluminium werden etwa 100.000 Liter Wasser aufgewendet. Weitere Beispiele gefällig?

Der Computer mit dem Sie gerade auf zartbitter.co.at surfen, hat in der Herstellung 20.000 Liter Wasser verbraucht. Wenn Sie diesen Artikel auf ein Blatt Papier ausdrucken, steigt ihr individueller Wasserverbrauch um weitere 10 Liter.

 

Immer wieder versucht die Europäische Kommission den Wasser- und Abwassermarkt zu liberalisieren. Was es heißt, wenn der berühmte „freie Markt“ den Zugang zu Wasser bestimmt, kann man schon in vielen Ländern beobachten.  Große Konzerne wie Nestle kaufen riesige wasserreiche Gründe und privatisieren damit den Zugang zu Wasser. In Ländern wie Brasilien oder Indien haben sehr viele Menschen nur mehr die Möglichkeit sich sauberes Wasser von Konzernen zu kaufen. Das trifft natürlich dort nur die Ärmsten.

In dem berühmten Dokumentarfilm „We feed the world“ bringt der Nestle-Verwaltungsratpräsident Peter Brabeck die Haltung des Konzerns zum Ausdruck: „Also Wasser ist natürlich das wichtigste Rohmaterial, das wir heute noch auf der Welt haben. Es geht darum, ob wir die normale Wasserversorgung der Bevölkerung privatisieren oder nicht. Und da gibt es zwei verschiedene Anschauungen. Die eine Anschauung – extrem, würde ich sagen – wird von einigen, von den NGOs vertreten, die darauf pochen, dass Wasser zu einem öffentlichen Recht erklärt wird. Das heißt, als Mensch sollen Sie einfach das Recht haben, Wasser zu haben. Das ist die eine Extremlösung. Und die andere, die sagt, Wasser ist ein Lebensmittel; so wie jedes andere Lebensmittel sollte das einen Marktwert haben. Ich persönlich glaube es ist besser, man gibt einem Lebensmittel einen Wert, so dass wir alle bewusst sind, dass das etwas kostet.“

Also Konzerne wollen ja gar nicht verdienen am Wasserkauf, nein sie wollen nur das Bewusstsein dafür schaffen, dass alle Menschen nachhaltig mit dem Wasser umgehen. Als nächstes denkt man wahrscheinlich schon daran, den Zugang zu Luft zu privatisieren, ist sie doch auch ein Mittel zum Leben.

Ich persönlich bevorzuge die „Extremlösung“ und denke, dass Wasser ein Menschenrecht ist. Im April 2012 haben unter anderem die Gewerkschaften eine europäische Bürgerinitiative gestartet, um in der Europäischen Union zu verhindern, dass Wasser eine normale Handelsware wird. Noch bis April 2013 gibt es die Möglichkeit diese Initiative zu unterstützen. Das sollte eigentlich unsere „Menschenpflicht“ sein.

Hier habe ich meine Unterstützungserklärung abgegeben:

http://www.right2water.eu/de/node/45/#kann