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von  Thom Kinberger

Zu Beginn des Bundespräsidenten Wahlkampfes habe ich mich entschlossen meinen Facebook Account ruhend zu stellen. Das habe ich gemacht, weil mir schon der Schädel gebrummt hat. Die Positionen wurden zu radikal und die Wahlempfehlungen zu populistisch. Gerade so als müsste man den eigenen Positionen zur Sicherheit eine tiefe Prägung einhämmern und der Meinungshammer wurde von Tag zu Tag monströser. Dabei habe ich mir bei der Annahme von „Freunden“ durchaus Gedanken gemacht. Welche Informationen sind mir wichtig und wie vermeide ich eine „Meinungsblase“. Welche Kontakte möchte ich pflegen und welche Postings möchte ich mit meiner Facebook Community teilen.  Schon klar, dass negative Schlagzeilen am meisten bewegen. Angst und Untergangsszenarien werden aus allen politischen Lagern getrommelt. Eingepeitscht durch die digitalen Medien und deren anonyme Tastaturhelden wird der gesunde Menschenverstand von Kurzschlussreaktionen abgelöst. Das Ergebnis ist regelmäßig arm an Herz, unwissend und fantasielos. Wer sich auf die Kommentare im Netz einlässt, könnte schon in Versuchung kommen auf die Straße runter zu schauen ob dort nicht ein wütender Mob, mistgabelschwingend Wiedergutmachung fordert.

Mein doppeltes Engagement

Ich habe mich aufgrund der Wahldynamik gleich in zwei unterschiedlichen Personenkomitees engagiert. Zuerst für Herrn Hundstorfer und dann in der Stichwahl für Herrn Van der Bellen. Nicht weil ich denke, dass sich mündige Bürger dadurch in ihrem Wahlverhalten beeinflussen lassen, sondern weil ich an die Politik glaube. Politik ist die institutionalisierte Konsensfindung innerhalb einer Gesellschaft. Ich schätze den Berufsstand des Politikers hoch und weiß, dass die große Mehrheit den Job aus Überzeugung macht. Woran ich nicht glaube ist Zynismus.  Der Zynismus ist weit verbreitet und es erscheint vielen Menschen völlig abwegig, dass etwas existiert, das nicht dem Eigennutz dient. Eigenartiger Weise werden beinharte ökonomische Interessen widerspruchslos akzeptiert. Die Gier und das Ego scheinen die anerkannten Triebfedern allen menschlichen Handelns zu sein. Fällt es wirklich so schwer die Mitte zu finden? In einer Gesellschaft, die zunehmend die äußeren Ränder der politischen Positionen hysterisch hervorhebt, ist die wahre Herausforderung eine Stimme der Vernunft zu führen.

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Thom Kinberger

Der Blick aus der Zukunft

Vielleicht ist es zu viel verlangt diese Stimme in den sozialen Medien zu suchen. Entweder ist das Format dafür ungeeignet, oder es befindet sich noch in einem frühen Stadium der Anarchie. Vielleicht ist der „Online erregte Hammerschwinger“ gleichzusetzen mit dem Autofahrer aus den 70ern: Unangeschnallt und Zigaretten rauchend mit Kindern auf der Rückbank. Vielleicht schütteln wir in einer nicht so fernen Zukunft nachsichtig den Kopf über diese unbeschwerte Zeit der sozialen Unwissenheit.

 

Aktuell erregt die „Ice Bucket Challenge“ im Social Web und mittlerweilen auch in den traditionellen Medien enormes Aufsehen.
Letzteres ist auch genau der Grund, warum man die Aktionen grundsätzlich sehr gut heißen kann, denn es geht um Aufmerksamkeit für eine sehr seltene und unbekannte Krankheit: Amyotrophe Lateralsklerose – eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems.

Im Zuge der Challenge fordern sich mehr oder weniger Prominente gegenseitig dazu auf, sich einen Kübel Eiswasser über den Kopf zu schütten. Man hat, wenn man dazu aufgefordert wurde, 24 Stunden Zeit dieser Pflicht nachzukommen, anderenfalls man 100 Euro an die Wohltätigkeitsorganisation ALS zu spenden hat.

Neben Mark Zuckerberg (CEO Facebook), Bill Gates (Gründer Microsoft), Tim Cook (CEO Apple) und Popsternchen wie Justin Bieber hat der Trend nun auch voll Österreich erreicht.
Einen Kübel eiskaltes Wasser haben sich hierzulande bereits Armin Wolf (ZIB 2), Andrä Rupprechter (Bundesminister), Christian Kern (ÖBB) und David Alaba über den Kopf geschüttet.

Erfreulicherweise spenden alle genannten auch an ALS obwohl sie ihre „Pflicht“ erfüllt haben. Es spielt daher eine untergeordnete Rolle, ob es sich hierbei eher um Narzissmus denn um Altruismus handelt. Das Wichtigste ist, wie bereits Eingangs erwähnt, der positive Zweck und die Schärfung des allgemeinen Bewusstseins für ALS im Zuge dieses Nominierungsmarathons.
Wir sind gespannt wer hier noch folgen wird, und haben inzwischen hier eine kleine Auswahl der bisher durchgeführten Challenges zusammengestellt:

Link: Man kann aber auch so Gutes tun, ohne Hype, ohne Eiskübel. Zum Beispiel unter www.als-hilfe.org