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Ungeachtet zu erwartender Hitzerekorde in den nächsten Tagen: Dieser Sommer ist gelaufen. Das wars. Zumindest was die großen Blockbuster dieses Kino-Sommers angeht.

Mein Resümee: Es war ein Sommer mit vielen Enttäuschungen – aber auch mit ein paar erfreulichen Ausnahmen.

Rückblicke

Mit Alien Covenant hat Regisseur Ridley Scott gezeigt, dass es ihm wurst ist, was sein Publikum von einem Alien-Film erwartet. Nämlich Aliens – oder zumindest Antworten auf Fragen, die er im letzten Alien Film selbst aufgeworfen hat. Das Konzept, dass wir mehr darüber erfahren, was den Androiden David (Michal Fassbender) dazu antreibt, die Menschheit auszulöschen, indem er die Aliens erschafft hätte interessant sein können. Es war aber ein bisschen langweilig.

Pirates of the Caribbean – Salazars Rache brachte uns Johnny Depp als Captain Jack Sparrow zurück. Disney hat sich darauf verlassen, eine herumtorkelnde Karikatur der Kultfigur zu präsentieren. Nein. Das reicht nicht. Jack Sparrow hat jede Genialität verloren und ist wirklich nur mehr ein jämmerlicher Trunkenbold. Nicht witzig. Dazu noch ein fades Liebespaar, das ich schon vergessen hatte, noch bevor der Abspann zu Ende war.

Die Mumie – Hab ich mir gleich gar nicht angesehen. Die Bewertungen auf Rotten Tomatoes waren so unterirdisch, dass mir jede Lust verging. Universal hat damit – nach Dracula Untold – den zweiten Einstieg in sein Dark Universe vergeigt. Niemand freut sich mehr als ich, wenn die Figuren alter Universal-Horrorklassiker wieder auf die Leinwand kommen – super Idee. Aber nicht, wenn ein Tom Cruise-Actionspektakel draus wird – ganz ohne Horror.

Transformers hab ich ebenfalls ausgelassen. Ich bin ja älter als zehn.

Lichtblicke

Je weiter der Sommer voranschritt, je mehr Enttäuschungen ich erlebte, desto nervöser wurde ich wegen der zwei Filme, auf die sich all meine Hoffnung konzentierte, dass es doch noch richtige Sommerkino-Unterhaltung gibt: Wonder Woman & Spider Man Homecoming.

Wonder Woman

Die DC Comic Filme von Warner Brothers mussten viel Kritiker-Schelte einstecken in den letzten Jahren – ob Man of Steel, Batman v Superman oder Suicide Squad. Trotz des finanziellen Erfolgs der beiden Letzteren war Wonder Woman für viele jener Film, der entscheiden sollte, ob das DC Comic Cinematic Universe noch eine Zukunft hat. Und – wow! – Wonder Woman war ein voller Erfolg. Die Superheldin wurde zur feministischen Ikone des Sommers und zum Liebling der Kritiker und des Publikums. Zumindest in den USA. Hier wurde der Film zwar gelobt, aber die Besucher hielten sich etwas mehr zurück. Die schauten hierzulande lieber Pirates und Mumie. Wers bisher nicht gesehen hat – noch läuft die Geschichte, wie die griechische Amazone (perfekt verkörpert von der Israelin Gal Gadot) im ersten Weltkrieg gegen niemand geringeren als Ares selbst antritt.

Hier stimmte alles: Story, Action, Technik und ein Feminismus, der Männer nicht abschreckt, sondern das Miteinander von Männern und Frauen in den Vordergrund stellt. Bitte mehr davon!

Spider-Man Homecoming

Innerhalb 12 Jahren wurde also das dritte Mal eine Spider-Man Reihe begonnen. Ob dieser Film wohl etwas Neues darüber zu erzählen wusste, wie der Schüler Peter Parker zu Spider-Man wird? Überraschung! Hier wird keine Entstehungsgeschichte erzählt. Dort, wo die Geschichte beginnt, hat Peter Parker (Tom Holland) bereits seine Spider-Fähigkeiten. So kann es gleich zur Superhelden-Sache gehen. Neben der Action wird Spider-Man Homecoming seinem Titel gerecht. Denn es ist auch irgendwie ein typischer Highschool-Film. Warum auch nicht? Peter ist noch Schüler. Natürlich hat der deshalb auch normale Probleme eines Jugendlichen seines Alters. Und endlich gibt es einen wirklich bedrohlichen Bösewicht in einem Superhelden-Flm: Birdman-Darsteller Michael Keaton gibt den düsteren Superhelden-Schrottsammler Vulture. Groß-ar-tig!

Ausblicke

Zugegeben, ein großer Sommerblockbuster kommt noch in die Kinos. Am 4. August beginnt der dritte Teil aus der Planet der Affen-Reihe: Survival. Ob es sich lohnt ihn anzusehen? So gelungen ich den ersten Teil fand, so sehr enttäuschte mich der zweite. (Hier nachzulesen)

Und? Wie war der Kino-Sommer für euch so?

2013 war es Gravity, 2014 Interstellar. Dieses Jahr erleben wir, bereits den dritten Herbst in Folge, ein großartiges Weltraum-Abenteuer im Kino: Der Marsianer nach dem gleichnamigen Buch von Andy Weir. Wie in Gravity geht es darum, dass ein Mensch weit weg von der Erde ums Überleben kämpft und versucht, auf unseren Planeten zurückzukommen.

The_Martian_film_posterEs ist die dritte bemannte Mission auf dem Mars. In einem gewaltigen Sturm wird der Biologe Mark Watney [Matt Damon] fortgerissen. Der Rest der Crew schafft es gerade noch, den Roten Planeten zu verlassen und sich auf den Weg zurück zur Erde zu machen. Doch Mark Watney ist nicht tot. Verwundet kehrt er in die Forschungsstation der Mission zurück. Er beschließt zu überleben und schafft es sogar Kontakt mit der Erde aufnehmen, damit er gerettet wird.

Bis es so weit ist werden mindestens vier Jahre vergehen. Und so muss Mark Watney unzählige Probleme lösen: Das Essen wird nicht lange reichen. Er muss also auf dem öden Planeten mit dünner Atmosphäre selbst etwas anbauen. Wie soll er das tun? So ohne Wasser? Kaum findet Mark Watney einen Weg, führt dieser gleich zum nächsten Problem. Mit unglaublichem Erfindungsreichtum hangelt er sich von einer Lösung zur nächsten und behält dabei auch noch seinen Humor. Selbst nach den größten Rückschlägen.

Ein Mensch allein in der Einsamkeit – weit weg von der Erde. Anders als der einsame Überlebenskampf von Ryan Stone [Sandra Bullok] in Gravity, wirkt die Lage von Mark Watney [Matt Damon] gar nicht beklemmend: Er hat wenigstens festen Boden unter den Füßen und scheint genau zu wissen, was zu tun ist. Gar nicht so unbequem. Auf dem Mars ist er zwar ganz auf sich gestellt, doch auf der Erde suchen die Wissenschaftler und Techniker der NASA nach Möglichkeiten, ihn nach Hause zu holen.

Matt Damon steht eine hochkaratäige Starbesetzung zur Seite – von Sean Bean, über Jessica Chastain zu Chiwetel Ejiofor und viele andere mehr. Die Besetzungsliste liest sich wie ein Who’s who in Hollywood.

[Seht hier den Trailer – oder scrollt weiter nach unten und lest gleich weiter.]

 

Stone, die Hauptfigur in Gravity hatte nichts mehr, für das es sich zu leben lohnte. Sie war ganz allein auf der Welt: zurückgezogen, keine Familie und ihre kleine Tochter war mit vier Jahren gestorben. Erst in der Einsamkeit des Alls fand sie einen neuen, unglaublich starken Lebenswillen. Das alles machte sie zu einer starken Identifikationsfigur.

Mark Watney ist hingegen ein lebensfroher, humorvoller Mensch. Seine Eltern leben noch. Wahrscheinlich hat er viele auch viele Freunde, doch das erfahren wir nicht – so wie der Film auch sonst wenig über Mark Watney verrät und darüber, was seinen Überlebenswillen antreibt. Als er gegen Schluss des Films an den Punkt gelangt, an dem er die Hoffnung auf seine Rettung aufgeben muss, akzeptiert er den einsamen Tod auf dem Mars, ganz ohne Selbstmitleid. „Die Sache ist größer als ich“, sagt er und meint damit die Erforschung des Mars zum Nutzen der Menschheit. Er hat seinen Beitrag geleistet.

Selbst als Zuschauer kann man an diesem Punkt mit dem nahen Tod der Hauptfigur seinen Frieden schließen. So etwas passiert mir normalerweise nicht leicht. So weit, wie Mark Watney gekommen ist, war seine Leistung bereits ein echter Triumph des menschlichen Willens, fand ich. Mission erfüllt. Für mich beweist das eine Schwäche des Films: Mark ist kein Mensch geworden, für den ich so große Empathie empfinde, dass ich ihn nicht loslassen möchte.

Aber das muss man letztlich auch nicht. Denn, wie sagt ein Sprichwort? Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte
Regisseur Ridley Scott hat nach einigen ordentlich misslungenen Filmen bewiesen, dass er es doch noch drauf hat. Er bietet ein sehenswertes und unterhaltsames Mensch-gegen-die-Natur-Drama – mit Matt Damon als äußerst sympathischen modernen Robinson Crusoe.

P.S.: Ich habe den Film mit meinem Kino-Buddy Andi angesehen. Nach ihm ist sogar ein Krater auf dem Mars benannt. Er hat sich gefreut, die Umgebung schon mal im Film begutachten zu können. „Eine nette Nachbarschaft“, wie er findet. Er wird vielleicht nicht persönlich hinreisen können, aber er kann auch bei einem Besuch in der Wadi Rum Wüste (Jordanien) einen Eindruck bekommen, wie es auf dem Roten Planeten so ist. Dort wurden viele der Mars-Szenen gedreht.
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