Vor drei Jahren etwa habe ich im SPIEGEL eine Geschichte aus Holland gelesen. Über eine Journalistin, der das ständige Wegwerfen auf den Geist gegangen ist. Sie hat dann in Amsterdam das erste Repair Cafe gegründet. Ehrenamtliche reparieren Dinge, die sonst sofort auf dem Müll gelandet wären. Die Besitzer der Gegenstände schauen zu oder reparieren selbst mit.
Wow – so eine einfache aber geniale Idee. Das sollten wir in Salzburg auch haben. Aber wie das so oft ist mit Ideen, die müssen manchmal ein paar Monate liegen bleiben, bis sie wirklich reif sind. In diesem Fall bis die richtigen Menschen gefunden waren, das Repair Cafe in Salzburg umzusetzen. Mit Ursula Sargant, Christian Reisinger und Andrea Hohenwarter ging es dann los.
Gleich beim ersten Repair Cafe im Juni 2013 vor der Stadtbücherei hatten wir die erste halbe Stunde keinen Strom, aber schon eine Schlange Menschen mit reparaturbedürftigen Sachen.
Gestern, beim 10.Repair Cafe gab es Strom von Anfang an. Die Schlange derer, die ihre Sachen nicht wegwerfen wollen ist noch länger geworden. Dank vieler ehrenamtlicher MitarbeiterInnen geht niemand ohne Hilfe, Information oder einem Ratschlag nach Hause. Um die Wartezeit zu verkürzen spendiert die EZA seit Anbeginn den Kaffee. So sitzen die Menschen plaudernd beieinander, verkürzen sich die Wartezeit, bis sie zu einem der Reparateure kommen. Der jüngste „Fachmann“ ist 12 Jahre alt, der Älteste über 70 Jahre und seit dem ersten Repair Cafe dabei. Einer repariert trotz fortgeschrittener Parkinsonkrankheit unermüdlich Elektrogeräte. Seit neuestem machen zwei syrische Flüchtlinge beim Repair Cafe mit, sie wollen einfach helfen, ihr Wissen einbringen.
Etwa 200 Menschen kommen jedes Mal zum Repair Cafe. 150 von ihnen wollen etwas reparieren lassen, die anderen sind einfach nur neugierig. Wenn man sich die Statistik anschaut können wir sehr stolz sein. Durchschnittlich 60% der kaputten Dinge können wieder in Gang gebracht werden. Das heißt wir hatten bei 10 Repair Cafes gut 1500 Gegenstände da. Davon konnten also 900 wieder hergerichtet werden. Das ist ein großer Berg, der noch kein Müll ist: Wasserkocher, CD-Player, Tonbandgräte, elektrische Käsereiben, Pürierstäbe, Bügeleisen, Laptops, Handys, Drucker, Milchschäumer, Boxsäcke, Puppen, Stühle, Handtaschen, Wecker, Radios, Generatoren, Backrohre, Kaffeemaschinen, Wetterstationen, Schreibmaschinen, Mixer, Küchenmaschinen…. Das alles ist wieder zu verwenden!
Hier ein paar Einträge aus dem Gästebuch:
Isa, eine der fleißigen HelferInnen brachte es gestern auf den Punkt: „Mir taugt das, wenn die alten Geräte wieder funktionieren , die Reparateure vor Freude strahlen und damit wieder mal bewiesen ist, dass alt oft besser ist als das moderne Zeugs.“
Hier gibt es die nächsten Termine: Salzburger Repair Cafe 2015