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von Elisabeth Kaplan

Vor einigen Wochen haben wir den Siegersong des Zartbitter-Aufrufs präsentiert: „Schon Sehen“ von Kathi Kallauch. Heute stellen wir zwei weitere Songs vor, die wir im Zuge des Aufrufs entdeckt haben.

Die Band SOULDJ (Foto: Barbara Aichinger)

Die Band SOULDJA
(Foto: Barbara Aichinger)

SOULDJA – Waun I Ma

Reggae ist wohl eine der wenigen musikalischen Stilrichtungen, in denen Gesellschaftskritik vorausgesetzt wird – er ist sozusagen das Gewissen der Musik. Fans von Popmusik wollen nicht so gern von SängerInnen belehrt werden. Deswegen müssen sozialkritische Themen in Popsongs subtil verpackt sein (wie etwa in „Dear Mr. President“ von P!nk, „Another Day in Paradise“ von Phil Collins, oder „You’re The Voice“ von John Farnham). Im Reggae hingegen darf – und soll – alles sehr direkt ausgesprochen werden.

SOULDJA, eine 2008 gegründete Reggae-Band aus Oberösterreich, die im Februar 2014 mit dem „Austrian Newcomer Award“ ausgezeichnet wurde, nimmt sich gerne gesellschaftsrelevanter Themen an – so auch im anti-kapitalistischen „Waun I Ma“: „Und I frag mi wie geht des weita, denn es scheint ma / D’Leit wern leida imma bleda und net gscheida / Es gibt zvü Neida vü zvü Halsabschneida / Und so bleibts leida imma de söbe Leia“.

Meine persönliche Lieblingsstelle in dem Song ist die Zeile „Es geht nur nu um Ruhm und Konsum um Gier und uman Geiz“ – die gefällt mir so gut, dass ich sie mir immer wieder anhören könnte. Das Reimschema bedient sich in dieser Strophe vorwiegend Wörtern, die sich mit „weita“ reimen. Doch mittendrin lenken diese plötzlichen Assonanzen mit dem u-Vokal die Aufmerksamkeit auf diese Zeile. Das trifft sich gut, denn sie beinhaltet schließlich die Kernaussage des Songs.

In „Waun I Ma“ wird weniger gesungen als „getoastet“ („Toasting“ ist der für den Reggae typische Sprechgesang). Daniel „Dazo“ Zorn darf hier sein solides Gefühl für Rhythmus und Flow gut einbringen – ganz zu schweigen von seinen zungenbrecherischen Fähigkeiten, die er im Refrain an den Tag legt. Und der österreichische Dialekt passt bei SOULDJA überraschend gut. Er bringt sicher nicht nur mich zum Schmunzeln. Zudem lässt das die sieben-köpfige Truppe (Markus Trappmair, Daniel „Dazo“ Zorn, Lukas Bräuer, Lukas Brandl, Florian Tavernier, Jakob Baumgartner und Georg Hinterberger) authentisch und sympathisch rüberkommen.

Übrigens, SOULDJA tun mehr als soziale Missstände kritisieren. Sie setzen sich auch aktiv ein, etwa durch ihre Zusammenarbeit mit der Organisation Childrenplanet. Ich finde es großartig, dass es eine Band gibt, die Österreichs Gewissen repräsentiert. Wir von Zartbitter wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg!

Das Album „Grown“ gibt’s auf iTunes
Oder bestellt euch die CD auf Amazon

Wenn ihr SOULDJA live erleben wollt, habt ihr in nächster Zeit hier die Gelegenheit …
• am 15. November am Kein Bock Auf Nazis Fest in Wien
• am 11. Dezember im Weekender Club in Innsbruck

Die junge Salzburger Band Manchester Snow

Die junge Salzburger Band
Manchester Snow

MANCHESTER SNOW – Pulse

Die Salzburger Band Manchester Snow, bestehend aus Rupert Karl, Marvin Sillner und Niklas Mayr, verdienen meiner Meinung nach schon alleine wegen ihrer Jugend eine besondere Erwähnung. 2013 erhielt die junge Indie-Band bereits den „Austrian Newcomer Award“ und Anfang September veröffentlichten sie ihre zweite Single „Pulse“ auf dem Salzburger Label Latehour. Derzeit wird fleißig am Debütalbum gearbeitet.

Ich hab immer höchste Achtung vor jungen Bands, die sich ihren Weg selbst erkämpfen und nicht von irgendeinem Casting-Format gepusht werden. Und in diesem Alter überhaupt bereits eigene Songs zu veröffentlichen ist schon eine Leistung.

In der Phase, in der die Band gerade steckt, ist es besonders wichtig, dass sie auf ihre Stärken setzen und an eventuellen Schwächen gezielt feilen. Mit „Pulse“ haben Manchester Snow einen eingängigen Indie-Song geschaffen – mit einer mitreißenden Hookline („Get up, get up“). Und was die Harmonien betrifft, bin ich immer froh, wenn sich eine Rockband traut, aus der altbewährten Drei-Akkorde-Zone zu bewegen. Produktionstechnisch haben sich Manchester Snow ebenfalls etwas überlegt und auf Abwechslung geachtet, z.B. durch einen Teil, in dem der Gesang nur von Bass und Handclaps begleitet wird, oder etwa den veränderten Schlagzeugrhythmus in den Takten direkt vor der letzten Refrainwiederholung.

Zartbitter wünscht Manchester Snow viel Glück bei ihrer Weiterentwicklung und wir sind gespannt auf ihr Debütalbum!

Unterstützt diese jungen österreichischen Musiker und kauft die Single „Pulse“, z.B. auf iTunes

Das Video zu „Pulse“ gibt’s auf YouTube zu sehen

von Elisabeth Kaplan

Seit einigen Wochen nehme ich bei Zartbitter österreichische Bands unter die Lupe. Viele Newcomer-Bands haben mir seither geschrieben, mit der Bitte, auch mal unter die Lupe genommen zu werden. Darum startet Zartbitter einen öffentlichen Aufruf an Popbands bzw. -musiker, die sich in der Grauzone zwischen Ö3 und FM4 bewegen. Bands, die in Österreich Popmusik machen, haben es sehr schwer, da sie wenig mediale Unterstützung erfahren.

„Ihr verdient Anerkennung dafür, dass ihr euch in diesem schwierigen Umfeld nicht entmutigen lasst, dass ihr nicht aufgebt oder ins Ausland geht. Wie groß muss da wohl eure Leidenschaft sein, wenn ihr weitermacht, obwohl ihr wisst, dass die Chancen auf den für die Publicity so wichtigen Airplay gleich null stehen.“

Pop logo_mediumIch kenne kein anderes Land, das seine heimischen Popbands so belächelt und vernachlässigt wie Österreich. Anderswo ist man stolz auf die heimische Popmusik und bringt sie an die Bevölkerung, man fördert die Vielfalt und unterstützt die Musiker. Die Behauptung, dass es in Österreich zu wenig gute Musik gibt ist schlichtweg eine Frechheit. Wie gibt es das sonst, dass manch eine österreichische Band im Ausland großen Erfolg hat und im Inland kaum Beachtung findet? Ein Armutszeugnis ist das für uns.

Fest steht, dass Popbands in Österreich mehr Anerkennung und Exposure brauchen – besonders neue Acts. Wir von Zartbitter möchten einen Beitrag dazu leisten und auf unserer Plattform auch Newcomer-Popbands vorstellen.

DAHER UNSER AUFRUF

Schickt uns:
* Eine kurze Biographie
* Die Lyrics zum eingereichten Song
* Einen Internet-Link (z.B. YouTube oder Soundcloud) zu eurem Song

Schickt diese Infos bitte bis 15.09.2014 an:
office@zartbitter.co.at
Wir stellen dann die drei Bands/Musiker vor, die uns am besten gefallen haben.

Im Oktober ist es dann soweit und vielleicht seid ihr
auf zartbitter.co.at “Unter der Lupe”!

Unter der Lupe waren schon:
Fijuka
The Makemakes
Bilderbuch
Tyler
Camo & Krooked