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Kurrentschrift ist für die Jungen fast nicht zu lesen!

Wenn ein Mensch über 80 Jahre alt ist, wird er nicht gerade als aktiv wahrgenommen. Bei diesem Alter denken Jüngere unweigerlich an Rollatoren, Windeln, Kamillentee und Pflegebett. Und daran, dass die Menschen selber nicht mehr viel tun müssen, gerade, wenn sie in einem Seniorenwohnhaus leben. Und Ahnung haben die doch auch nicht mehr von der modernen Welt voller Computer, Smartphones und Tablets.

Das ist aber nicht so. Vor einigen Monaten habe ich erfahren, dass es in Hamburg Senioren gibt, die ein spezielles Angebot haben. Sie lesen und „übersetzen“ alte Schriftstücke, die in Kurrent verfasst sind in unsere lateinische Schrift. Viele junge Menschen wenden sich an sie, damit sie endlich wissen, was die Uroma dem Uropa am Beginn ihrer Liebe so geschrieben hat. Oder welche schönen Sprüche im Poesiealbum von 1920 stehen, das man gerade auf dem Dachboden gefunden hat.

Was die Hamburger SeniorInnen können, das können wir schon lange habe ich mir gedacht und eine Umfrage in unseren Seniorenwohnhäusern in der Stadt Salzburg gestartet. Und siehe da, über 50 Menschen haben sich gemeldet. Jetzt haben wir in unseren 5 Häusern je eine Kurrentgruppe. Damit auch viele Menschen darüber Bescheid wissen, gab es ein Pressegespräch.

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Wer kann das lesen?

Herr Huber, Frau Buchner und Herr Bräuer standen Rede und Antwort. Alle haben sie Kurrent in der Schule gelernt, das war damals die normale Schreibschrift. Die lateinischen Buchstaben waren die Schönschrift! Und da musste man aufpassen. Die Auf- und Abstriche, die Haar- und Schattenstriche. Alles nicht so einfach. Da hat der Herr Lehrer ganz genau geschaut, ob es auch akkurat geschrieben ist. War aber nicht immer so. Und manchmal setzte es deshalb in der Schule eine Watsche, erzählte  Herr Huber: „Da hat man sich zu Hause aber nicht darüber beschweren dürfen, sonst hätte man gleich noch eine kassiert.“

Frau Buchner hat ihren Kalender als junges Mädchen in lateinischer Schrift geführt, ihre Mutter konnte nur Kurrent. Die sollte nämlich nicht wissen mit welchen jungen Herren sie sich trifft!

Und alle drei freuen sich darauf heute jungen Menschen dabei zu helfen, die alte Korrespondenz aus der Familie zu verstehen, denn so meinen sie: „Endlich dürfen wir mal wieder die Gescheiten sein!“

Hier die drei Kurrent-ExpertInnen im Interview:

 

 

Und wer etwas übersetzen lassen will, melde sich hier:

Seniorenbetreuung der Stadt Salzburg: 0662 8072-3240, -3242, -3243
E-Mail: seniorenbetreuung@stadt-salzburg.at