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Immer wenn ich einen Peter Jackson-Film gleich als erstes in einer Mitternachtspremiere sehe, dann fragen mich am nächsten Tag alle, wie’s war. Die diplomatische Antwort lautet: Es kommt ganz drauf an. Und zwar darauf, ob man ein großer Tolkien-Fan oder Peter Jackson-Fan ist. Oder ob man Filme dann perfekt findet, wenn die CGI einfach umwerfend ist. Oder ob man einfach nur ein normaler Kinogänger ist, der nur eine gute Geschichte sehen will.

Ich selbst gehöre zur letzteren Gruppe. Und zu „Der Hobbit – Die Schlacht der fünf Heere“ kann ich nur sagen: Wie man Tolkiens Bücher gut verfilmt, hat noch kein anderer so richtig vorgemacht. Peter Jackson ist darin also der konkurrenzlose Meister. Und mit seiner Meisterhand hat er auch diesen Film sehr souverän inszeniert.

THE HOBBIT: THE DESOLATION OF SMAUG

Im Goldfieber: Thorin Eichenschild

Aber ist es auch ein guter Film?
Erzählerisch sicher nicht – wenn man „Die Schlacht der fünf Heere“ als eigenständigen Film betrachtet. Das soll man nach dem Willen des Regisseurs auch gar nicht. Denn Teil 2 „Smaugs Einöde“ endet im spannendsten Augenblick, als der goldgierige Drache Smaug erwacht, seine Höhle im Einsamen Berg verlässt und auf die Seestadt Esgaroth zufliegt. Und genau dort setzt Teil 3 fort.

+++ SPOILER+++
Hätte Teil 2 eine Viertelstunde länger gedauert, hätte „Smaugs Einöde“ einen schönen Abschluss erhalten. Denn länger dauert es nicht, bis Smaug niedergestreckt wird. Hätte sich Peter Jackson nicht auf diesen furiosen Auftakt zu Teil 3 verlassen können, dann hätte er den Einstieg in die eigentliche Geschichte von „Die Schlacht der fünf Heere“ sorgfältiger aufbauen müssen.
+++SPOILER ENDE+++

Thorin Eichenschild, der König der Zwerge, verfällt dem Drachenfieber. Er ist besessen von der Wirkung des Arkensteins. Als Herr übergroßer Reichtümer im Berg will er weder den Menschen der zerstörten Seestadt helfen, noch den Elben einen bestimmten Teil des Schatzes aus weißglänzenden Juwelen überlassen, den sie als den Ihren betrachten. Da führt er doch lieber Krieg gegen die Menschen und die Elben – bis die Heere der Orks kommen. Menschen, Elben und Zwerge liefern gemeinsam den Orks einen erbitterten Kampf.

THE HOBBIT: THE BATTLE OF THE FIVE ARMIES

Nicht gut drauf und ziemlich fieser Ork: Bolg

Das große Gemetzel
Was folgt, sind knapp 1,5 Stunden Gemetzel. Es wird geschlagen, erstochen und Gliedmaßen abgehackt. Und die Orks kommen mit immer grässlicheren Fabelwesen daher. Alles ist visuell perfekt. Aber ich hab das Schlachten unberührt verfolgt, weder mit Spannung noch mit Langeweile. Es gibt ein paar dramatisch gut ausgenutzte Showdowns zwischen ein einigen der Hauptfiguren. So habe ich wenigstens nicht ganz geistig abgeschaltet. Was ein Film aber braucht, ist ein wenig Interesse an Schicksalen. Mir kommt vor, als würde ich das bei jedem zweiten Film-Kommentar fordern. Die fünf Minuten, die dem elbisch-zwergischem Liebespaar Tauriel [Evangeline Lilly – bitte mehr Filme mit ihr!] und Kili [„sexiest dwarf alive“ Aidan Turner] gewidmet sind, reichen dazu bei weitem nicht aus. Ebenso geht die Belastungsprobe der Freundschaft zwischen Thorin Eichenschild [Richard Armitage] und Bilbo Beutlin [Martin Freeman] im Gemetzel unter.

THE HOBBIT: THE BATTLE OF FIVE ARMIES

Erste Hlfe für Gandalf: Galadriel

10 Seiten aus einem Buch geben nicht viel her – jedenfalls nicht ausreichend Stoff für 2,5 Stunden Film. Dadurch dass die Zwerge und der Hobbit sich nicht mehr auf einer Wanderung befinden, auf der es immer neue Abenteuer zu bestehen gilt, wird nicht viel Abwechslung geboten. Peter Jackson hat sich bemüht, noch etwas Geschichte mit hineinzubringen, zum Bespiel indem er eine Konfrontation mit Sauron als Überleitung zu „Herr der Ringe“ schafft. Doch es kam mir ein bisschen so vor, als sollte diese nicht allzu sehr von der Schlacht ablenken. Da schludert der Regisseur genauso drüber wie beim Ende der Schlacht.

Nachdem Teil 1 und 2 schon als je über 20 Minuten längere Versionen auf Blu-ray erschienen sind, dürfen sich Fans sicher nächste Weihnachten auf eine Extended Version von Teil 3 freuen. Liebes Christkind, bitte beschere mir jedoch eine verkürzte Version dieser Trilogie – zwei Teile mit je zwei Stunden. Ich würd mich drüber freuen.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Wie erwartet, technisch Perfekt: noch mehr Computer-generierte Bilder, noch mehr Orks. Vorschlag für einen alternativen Titel: „Wo ist Bilbo Beutlin?“

 

Alle Photos: Courtesy of Warner Bros. Pictures

 

von Elisabeth Kaplan

Auweia. Onkel Bob hat Überreste vom Weihnachtsstollen aus dem Vorjahr – warte, nein, aus dem Jahr 1984! – hervorgekramt und gemeint, er kann ihn uns noch einmal vorsetzen, wenn er neue Rosinen hineinstopft und ordentlich viel Staubzucker drüberstreut …

„Do They Know It’s Christmas?“ wurde 1984 von Bob Geldof und Midge Ure geschrieben und vor kurzem bereits zum vierten Mal aufgenommen. Allerdings ist der Song bestenfalls durchschnittlich. Natürlich haben wir alle ihn über die Jahrzehnte schon so oft gehört, dass wir ohne weiteres mitsummen können und gar nicht mehr darüber nachdenken, aber: Die Melodie ist in Wirklichkeit ziemlich patschert konstruiert.

Band Aid cover

Das Cover der Original Band Aid Single von 1984

Nicht sängerfreundlich
Außerdem gibt die Melodie den Sängern nicht viel, womit sie arbeiten können. Darum können sie nur schwer den richtigen Ton treffen. Entweder sie streben eine schlichte, „ehrliche“ Interpretation an, die aber dann eher langweilig und gefühllos rüberkommt; oder sie wollen die Sache „emotional“ angehen, mit dem Ergebnis, dass ihre Performance total übertrieben und gekünstelt wirkt.

Zum Vergleich: Nur wenige Monate nach der Veröffentlichung von „Do They Know It’s Christmas?“ folgte USA for Africa mit „We Are The World“. Dieser Song mag kitschig sein, aber der Kitsch ist perfekt. Geschrieben von Michael Jackson und Lionel Ritchie, hat er die deutlich bessere Melodie. Dank ihr konnten die vielen illustren Gäste legendäre Performances hinzulegen.

Qual der Wahl
Nun gut. Zurück zu Band Aid. Die folgenden vier Versionen gibt es (wobei die Version aus 1989 gefloppt und meines Wissens auch nicht mehr erhältlich ist):

Scrollt hinunter und erfahrt, welche Awards ich den Künstlern in den verschiedenen Kategorien verleihen würde

Band Aid (1984) zur Linderung der Hungersnot in Äthiopien:

Band Aid II (1989) wieder für Äthiopien:

Band Aid 20 (2004) Hungersnot im Sudan:

Band Aid 30 (2014) zur Bekämpfung des Ebola-Virus:

DIE ULTIMATIVEN BAND AID AWARDS
Um euch die Wahl eures Favoriten zu erleichtern, sind hier meine persönlichen Awards in sechs Kategorien:

Beste Vokal-Performance
Chris Rea in Band Aid II: Seine Stimme klingt einfach nach einem Glühwein vorm Kamin. Er braucht sich nicht mal anzustrengen um grandios zu klingen.

Übertriebenste Vokal-Performance
Eindeutig Sinéad O’Connor in der 2014 Version. Sie scheint beim Singen eine Art von Anfall zu erleiden. Vielleicht weil sie sich so extrem geniert für den Text, den sie da singen muss. Zum Glück ist die Textverständlichkeit an dieser Stelle so schlecht, dass zumindest wir uns darüber nicht ärgern müssen.

Suchbild auf der Rückseite des Original-Covers von 1984: Es war ein Who's Who des Pop-Business

Suchbild auf der Rückseite des Original-Covers von 1984: Es war ein Who’s Who des Pop-Business. Die Nummer 20 hatte übrigens ebenfalls im Jahr 1984 einen Riesen-Weihnachtshit, der seither ein Dauerbrenner ist

Genervteste Stars
Obwohl er es mit seinem heutigen Image nie zugeben würde, schaut der 33-jährige Sting aus, als würde ihm die ganze Aktion so was von auf den Keks gehen.
Auf Platz 2 in dieser Kategorie: Angélique Kidjo, afrikanische Diva, in der diesjährigen Version. Was würde ich dafür geben, um Gedankenblasen über ihrem Kopf sehen zu können. Sie wollte ja angeblich den Text ändern und hat auch verschiedene Varianten eingesungen – offenbar hat es keine davon an Sir Bob vorbeigeschafft.

Langweiligste Vokal-Performance
1984: Paul Weller. Tut mir Leid, aber auch wenn man lieber woanders wäre, sollte man zumindest so tun, als würde man sich bemühen.
1989: Big Fun. Wer ist das, fragt ihr euch jetzt vermutlich. Dieses Trio war einer der weniger erfolgreichen Acts aus der Stock Aitken Waterman Hit-Fabrik. Von Big Fun schaffte es nur eine halbe Zeile in die Endfassung: „… we can spread a smile of joy“. Lieber nicht darüber nachdenken, dass das dann wohl der beste Take von ihnen war …
2004: Sugababes. Oje, oje. Haben diese Mädls wirklich kein bisschen Persönlichkeit? Gähn.
2014: One Direction. Vielleicht sind sie ja direkt von einer wilden Party ins Studio gefahren, jedenfalls wirken sie wie im Halbschlaf, wenn sie die kritische allererste Zeile singen.

Beste Produktion
Aus produktionstechnischer Sicht ist für mich die stimmigste und schlüssigste Version tatsächlich die von Stock Aitken Waterman – jawohl, die am wenigsten erfolgreiche. Sie war mit ihrer leichten, seichten, unbeschwerten Stimmung leider vollkommen unpassend, und außerdem waren die Hitproduzenten Stock Aitken Waterman zu dieser Zeit bereits am Ende ihrer phänomenalen Erfolgssträhne.

(Un)peinlichste Textstelle
Diese Kategorie ist echt schwierig. Am besten, ich beginne mit der peinlichsten Zeile. Für mich ist das „The greatest gift they’ll get this year is life”. Autsch. Dieses Jahr haben sie diese Zeile rausgenommen und durch „A song of hope where there’s no hope tonight” ersetzt. Entscheidet selbst, ob das besser ist oder nicht.
Unpeinlichste Textstelle … na ja, vielleicht „At Christmas time, we let in light and we banish shade“. Auch wenn die Zeile klischeehaft ist, zumindest ist sie nicht wie alle anderen entweder anstößig oder unsinnig oder einfach schwach konstruiert.
Die Zeile, die über die Jahrzehnte am meisten Aufregung verursacht hat – nämlich „Well, tonight thank God it’s them instead of you“ – wurde diesmal gestrichen. Ich denke, dass sich Bono hier endlich durchsetzen konnte. Er wollte diese fragwürdige Zeile angeblich schon vor 30 Jahren nicht singen.

So, das waren sie, meine persönlichen Ultimativen Band Aid Awards. Vielleicht seid ihr jetzt neugierig geworden und kauft euch online gleich alle Versionen! Oder spendet doch einfach. Zum Beispiel an Ärzte Ohne Grenzen: www.aerzte-ohne-grenzen.at

Die englische Originalversion dieses Blogeintrags gibt’s hier zu lesen: www.elisabethkaplan.blogspot.co.at

Inhalt

Nick Dunne [Ben Affleck] geht an seinem fünften Hochzeitstag in die Bar und kotzt sich dort über seine Frau, Amy [Rosamund Pike], aus. Dabei hatte für die beiden alles wie im Märchen begonnen: kennenlernen, sich verlieben, heiraten – alles war perfekt. Bis Nick seinen Job verlor und Amy ihren Eltern fast ihr gesamtes (beträchtliches) Vermögen lieh. Geldsorgen holten die beiden bald aus ihrer Märchenwelt. Sie zogen von der teuren Stadt aufs billigere Land und wurden genau so ein Ehepaar, wie sie es nie werden wollten. Als Nick aus der Bar nach Hause zurückkehrt, um widerwillig den Hochzeitstag zu begehen, kommt der Schock: Amy ist verschwunden. Wahrscheinlich entführt. Von einem Kampf zeugt nur der umgeworfene, zerbrochene Glastisch im Wohnzimmer.

Die Medien stürzen sich auf die Story. Das ganze Land bekundet dem bestürzten Ehemann seine Unterstützung und hilft auf der Suche nach seiner Frau. Bis nach und nach Details über Nick bekannt werden. Die Unterstützung der Presse und Öffentlichkeit schlägt bald in Misstrauen um und Nick sieht sich im landesweiten Fernsehen mit der Frage konfrontiert: Haben Sie Ihre Frau umgebracht, Nick?

Ben Affleck auf der San Diego Comic-Con (Foto: Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0)

Ben Affleck
auf der San Diego Comic-Con
(Foto: Gage Skidmore, CC BY-SA 2.0)

Achtung Spoiler!
Über „Gone Girl“ lässt sich kaum etwas schreiben, ohne die Handlung und einige der Wendungen zu verraten. Darum: Wer den Film noch sehen möchte: Bitte nicht weiterlesen! Alle anderen: Lest mal und gebt in den Kommentaren eure Meinung zum Film ab.

Der Film ist höchst erfolgreich: An den Kinokassen und beim Publikum (Durchschnittsbewertung auf IMDB: 8,5 von 10 Punkten). Und es wird viel darüber diskutiert. Dabei ist es sehr erstaunlich, dass einer der Diskussionspunkte Ben Afflecks Penis ist. Jawohl. Das gibt Stoff für die Klatschspalten und auch seine Ehefrau Jennifer Garner wurde (ausgerechnet) von Ellen DeGeneres dazu befragt. Man brauche dafür eine Weitwinkel-Linse, meint sie. Jetzt wissen wir das auch. Glückliche Frau Garner.
Das gute Stück hab ich übersehen. Ich muss wohl für eine Millisekunde geblinzelt haben. Aber ich habe mir die ganze Zeit über ohnehin eine ganz andere Frage gestellt: Wie wird Ben Affleck wohl demnächst ins Batman-Kostüm passen? Unter den losen Hemden zeichnete sich eindeutig der Wohlstand ab. Aber darüber redet niemand.

Ein feministischer Film?
Ein bisschen Klatsch ist ganz lustig, aber der Film als solches wird sehr kontrovers diskutiert: Ist „Gone Girl“ zutiefst frauenfeindlich – oder ist der Film feministisch? Diskreditiert der Film Frauen, die Opfer männlicher Gewalt werden – oder zeigt er eine Frau, die sich aus eigener Kraft aus einer Situation, einer Ehe, befreit und ihre Unabhängigkeit sucht? Eines ist für mich gleich mal klar: Feministisch ist „Gone Girl“ sicher nicht, denn Amy ist wahrlich kein Vorbild an Frauenpower.

Vielleicht doch frauenfeindlich?
Auch dass der Film frauenfeindlich ist, stimmt für mich nicht. Zuerst einmal ist die Handlung allzu absurd dafür. Die unglückliche Ehefrau (der Ehemann betrügt sie und will sie verlassen) bereitet monatelang ihre Flucht aus ihrer Ehe vor. Und zwar so, dass sie es absichtlich wie eine schlecht inszenierte Entführung aussehen lässt. Sie befreundet sich mit der leicht zu manipulierenden Nachbarin (der „Idiotin von nebenan“, wie sie es formuliert), hält in einem Pseudo-Tagebuch Ereignisse fest, die nie stattgefunden haben (z.B. schreibt sie, dass ihr Ehemann sie geschlagen hat und sie um ihr Leben fürchtet), und sie legt Spuren – eine richtige Schnitzeljagd für die Polizei. Der untreue Ehemann soll ins Gefängnis. Oder noch besser zum Tode verurteilt werden. Das scheint ihr völlig gerecht. Dabei hat sie sich von Anfang an nur verstellt, um diesem Mann zu gefallen. Geliebt hat sie ihn nie. Es stellt sich auch heraus, dass sie bereits zuvor einen Mann mit falschen Vergewaltigungs-Anschuldigungen ins Gefängnis gebracht hat.

Ganz ehrlich finde ich, es handelt sich einfach um einen Thriller: Ein Krimi mit vielen Wendungen, der einen an der Nase herumführt und in dem nichts ist, wie es zunächst scheint. Niemand wird durch diesen Film Vergewaltigungsopfern unterstellen, die Anschuldigungen seien sicher falsch, weil es ja im Film „Gone Girl“ auch so war.

Alle Menschen san ma zwieda
Es ist nicht so, als würden nur Frauen schlecht wegkommen. Eigentlich mag der Film, nach der Romanvorlage der Autorin Gillian Flynn, keine seiner Figuren: nicht Amy; nicht ihren Ehemann; nicht Amys Eltern, deren Erwartungen sie nie gerecht werden konnte; und nicht den Ex-Freund Desi aus der Highschool. Der Film müsste also gleichzeitig als männerfeindlich gelten. (Das würde dann auch auf so ziemlich jeden Krimi und jeden Actionfilm zutreffen.)

Doch auch für Amy, deren Sicht Regisseur David Fincher ab ca. der Hälfte des Films zeigt, wendet sich das Blatt. Die taffe Manipulatorin wird nämlich auf der Flucht selbst hereingelegt und um ihr ganzes Geld gebracht. Hilfe suchend begibt Amy sich daraufhin in die Arme ihres Ex-Freundes Desi [Neil Patrick Harris], obwohl sie weiß, dass Desi auf ganz ungesunde Weise von ihr besessen ist. Aber er hat die Mittel, sie zu verstecken und nach einiger Zeit außer Landes zu bringen. Desi verwöhnt Amy, doch sie ist in seinem Haus eine Gefangene. Amy sieht im Fernsehen ein Interview mit ihrem Ehemann, Nick, und ist von seinen Worten berührt – so sehr, dass sie ihn nicht mehr in der Todeszelle sehen, sondern zu ihm zurückkehren will. Sie ahnt nicht, dass ihr Ehemann sie seinerseits geschickt manipuliert hat.

Wenn man schon davon ausgehen möchte, dass eine Geschichte über eine sozio- und psychopathische Figur die Sicht der Gesellschaft auf Frauen beeinflusst, dann ist „Gone Girl“ ab diesem Abschnitt in der Handlung höchstens dessen schuldig, für Amy letztlich Klischees zu bemühen: wankelmütig, zu leicht von Emotionen gesteuert und des Geldes wegen eine ungesunde Beziehung eingehend.

Böse genug?
Zumindest das Ende des Films möchte ich hier nicht verraten. Ich sage nur: Arme Männer. Böse, böse Amy. Auch wenn Rosamund Pike uns als Amy nicht wirklich das Fürchten lehrt. Ihre Performance hat nicht die Intensität wie zum Beispiel die einer Glenn Close in „Eine verhängnisvolle Affäre“.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 von 10 Punkten
„Gone Girl“ bietet eine aberwitzige Story mit einigen überraschenden Wendungen. Das mäßige Tempo des Films passt gut zur Geschichte. Stück für Stück wird demontiert, was man zu wissen glaubt, und die Story neu zusammengesetzt. Nur: Anstatt eines furiosen Showdowns gibt es einen etwas zu langatmig geratenen Epilog. Schade.

 

Wenn Günther Bachmann [Philip Seymour Hoffman] sich gegen Ende des Films zu Hause ans Klavier setzt und spielt, dann löst er damit seine Anspannung vor dem, was am nächsten Tag kommt. Wird sich die wochenlange Arbeit seiner Einheit des deutschen Verfassungsschutzes bezahlt machen? Wird er morgen die Welt ein Stück sicherer machen?
„A Most Wanted Man“ kommt mit etwas Verspätung auch in unsere Kinos. Die internationale Presse hat die Adaption des Romans „Marionetten“ von John le Carré bereits mit viel Lob bedacht – und dabei vor allem die großartige Leistung von Philipp Seymour Hoffman hervorgehoben, der im Februar verstorben ist.

Hamburg: Dort wo sich die Terrorzelle der Anschläge vom 11. September 2001 unerkannt aufgehalten hatte, steht die Terrorabwehr unter besonderem Druck, ein derartiges Versagen künftig zu verhindern. Das Auftauchen des Tschetschenen Issa Karpov [Grigoriy Dobrygin] bleibt nicht unbemerkt. Man kennt seine Geschichte: Gefängnis und Folter in Russland und in der Türkei. Doch er scheint kein Opfer zu sein. Sein Weg wird vielmehr als der eines islamistischen Extremisten interpretiert. Und bald weiß man auch, was Issa Karpov in die Hansestadt bringt. Er besitzt den Schlüssel zum großen Schwarzgeld-Vermögen seines verstorbenen Vaters. Die idealistische Flüchtlingsanwältin Annabel Richter [Rachel McAdams] hilft ihm, an sein Erbe zu kommen und in der islamischen Gemeinde unterzutauchen. Was hat Issa Karpov mit dem Vermögen seines Vaters vor? Will er damit islamistischen Terror unterstützen? Längst ist er nicht nur im Visier des deutschen Verfassungsschutzes, sondern auch der Geheimdienste Großbritanniens und der USA, letztere freundlich-kühl durch die Agentin Martha Sullivan [Robin Wright] vertreten. Es kooperieren befreundete Staaten, deren gemeinsames Ziel, die Terrorabwehr, sie zu Rivalen macht.

Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman (Foto: Georges Biard, Lizenz:http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)

Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman
(Foto: Georges Biard, Lizenz:http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/legalcode)

Wer sich hier einen rasanten Agenten-Reißer erwartet, ist im wahrsten Sinne des Wortes „im falschen Film“. Das Tempo des Films ist sehr langsam, Action und spannende Wendungen der Ereignisse darf man sich nicht erwarten. Regisseur Anton Corbijn (Hausfotograf der aktuell meistgeschmähten Band der Welt, U2) zeigt ein Hamburg voll abweisender Betonbauten, verlassener Ecken am Hafen und grindiger Kneipen. Passend zu der kühlen Ästhetik ist auch die Erzählweise nüchtern und distanziert, sodass sie etwas von einem Protokoll an sich hat.
Der Film bietet dadurch leider keine Anhaltspunkte, an den Schicksalen der Menschen Anteil zu nehmen. Ein Schwachpunkt, auch wenn die Geschichte sehr intelligent ist. Anscheinend steht im Roman (ich gebe zu, ich habe ihn nicht gelesen) Issa, jener junge Mann, der bereits viel durchgemacht hat, viel mehr im Zentrum. Das ist auch naheliegend, denn die Aktivitäten Bachmanns konzentrieren sich auf ihn und auch die der anderen Geheimdienste. Und er ist es vor allem, der zum Spielball bzw. zur Marionette wird. Dadurch dass der Film zu seinen Figuren immer auf Distanz bleibt, schafft er es nicht, richtig zu fesseln.
Immerhin: Am Ende verdichtet sich die Geschichte und riss mich doch noch aus meiner emotionalen Teilnahmslosigkeit.

Schauspielerisch lastet praktisch der ganze Film auf Philip Seymour Hoffman mit seiner Darstellung des brillanten, aber müde und gebrochenen wirkenden Geheimdienstlers. Schauspielerisch ist das sicher ein würdiges Vermächtnis.

Wenn der Film schon in Deutschland spielt, möchte ich auch nicht unerwähnt lassen, dass ihn einige bekannte deutsche Schauspieler in kleineren Rollen unterstützen: Nina Hoss als Erna Frey, die ihren Kollegen Günther Bachmann schon lange kennt – zwischen ihnen herrscht eine fast intime Vertrautheit. Der Film verrät darüber nicht viel. Hoss und Hoffman lassen es trotzdem erahnen – ganz großartig. Daniel Brühl als Max, auch Agent des Verfassungsschutzes, hier erwähnt wegen seines Bekanntheitsgrades, auch wenn er kaum zu Wort kommt. Und Herbert Grönemeyer (für dessen Cover-Fotos ebenfalls Regisseur Anton Corbijn in den 90ern verantwortlich war) als Chef des deutschen Geheimdienstes Michael Axelrod. Grönemeyer zuzusehen wie er lustvoll diese gute, kleine Rolle spielt, macht direkt Spaß.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Ein intelligenter Film, der sich aber wenig für seine Figuren interessiert und daher nicht zu fesseln vermag. Immerhin gibts letztlich ein starkes Showdown.

Hier gehts zum Trailer von „A Most Wanted Man

Wer sich übers Wetter hierzulande beklagt, sollte auf keinen Fall in die USA ziehen. In den Gegenden, wo es flach und weit wird, gibt es nämlich haufenweise Tornados. Ob klein und wendig oder gigantisch groß – auf jeden Fall zerstörerisch und tödlich. Zumindest im Film „Storm Hunters“ (Original „Into the Storm“) ist das so. Ein ungewöhnlich großes Sturmsystem terrorisiert eine kleine Stadt in Oklahoma.

Der Film wurde nicht so großartig beworben und lief schon in der zweiten Woche nur um 18 Uhr, dabei ist er ein Riesenspaß – zumindest für Leute, die es ganz lustig finden, wenn ganze Städte auf total absurde Weise vollständig verwüstet werden – freilich nur im Kino. Ich hatte meinen Spaß daran. Wunderbar-schaurig wirds, wenn ein Tornado eine brennende Benzin-Lache hochsaugt und als rasender Feuerteufel wütet.

 

Voller Einsatz: Richard Armitage

Voller Einsatz:
Richard Armitage

Jan de Bont hat mit Twister bereits einen ähnlichen Katastrophenfilm gedreht und damit ist das Thema Tornados auch vollständig abgedeckt, möchte man meinen. Um komplexe Handlungen geht es ja nicht, es handelt sich schließlich um reines Exploitation-Kino und die Effekte sehen auch heute noch ganz gut aus. Aber „Twister“ war 1996 (sooo lange schon?!?) und nicht 3D, da kann man schon einen neuen Wirbelsturm-Film rechtfertigen.
Außerdem kommt „Storm Hunters“ im Unterschied zu „Twister“ ohne überflüssige Liebesgeschichte aus. Überhaupt kommt der Film fast ohne Geschichte aus. Er ist der pure Katastrophengenuss ohne Ablenkung vom Wesentlichen.
Ein Tipp für Roland Emmerich: Wenn der Film keine Geschichte hat, ist es besser, die Lücke nicht mit dick aufgetragenem Schmalz zu füllen, das auch kein Ersatz für die fehlende Handlung ist.

Fast wäre es Regisseur Steven Quale gelungen, eine Mischung aus fiktiver Dokumentation und Found Footage-Film zu drehen. Ungefähr 90 Prozent des Films zeigen nämlich (zugegeben, manchmal mit Fehlern von der Kameraeinstellung) das, was seine Protagonisten selbst aufnehmen: Es filmen die Schüler der High School mit ihren Handys. Die Sturmjäger sind mit professionellen Schulterkameras und einem rundum mit Kameras ausgestatteten Fahrzeug unterwegs. Zwei total verrückte und leichtsinnige Möchtegern-YouTube-Stars glauben berühmt zu werden, wenn sie sich wie Jackass kopfüber in jede Gefahrensituation stürzen und alles mitfilmen. Ein Wetterhubschrauber kreist um das Sturmsystem und liefert die Bilder aus der Luft. Und dann gibt es noch die CCTV-Systeme in und außerhalb von Gebäuden.

Dass ca. 10 Prozent des Films nicht zu dem sonst pseudo-dokumentarischen Material passen, zerstört dieses Konzept leider. Trotzdem ist es interessant, wie plausibel es scheint, dass fast der ganze Film aus Videomaterial der handelnden Personen und Überwachungskameras hätte zusammengeschnitten werden können.

Wenn wir da lebend rauskommen wird geheiratet.  Oder doch nicht?

Wenn wir da lebend rauskommen wird geheiratet.
Oder doch nicht?

Auch der Epilog wird ganz durch die Linse verschiedener Handy-Kameras gezeigt. Und dort, am Schluss, musste ich feststellen, dass der verwitwete Schuldirektor Gary Fuller [Richard Armitage] und die alleinerziehende Meteorologin Allison Stone [Sarah Wayne Callies] nicht zusammengefunden haben. Dabei gab es bei ihrer ersten Begegnung im tödlichen Sturm diesen kleinen Funken, als Gary heldenhaft Allisons Leben rettete. Schade. Diese kleine Portion Liebes-Happy-End hätt ich schon vertragen, um nicht zu sagen: Ich hätt es mir gewünscht.

Wer den Film noch im Kino sehen möchte, muss sich beeilen. Ansonsten ist er aber ein Tipp für einen unterhaltsamen winterlichen DVD-Abend zu Hause.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte
Beste Unterhaltung mit aufregenden Bildern von Tornados aus dem Computer. Für die Geschichte selbst würde ich höchstens 3 Punkte gegeben. Das in der Gesamtbewertung stark zu berücksichtigen wäre aber ungerecht.

 

(Bilder: Warner Bros. Entertainment)

 

Ein Held befreit sein Volk von seinen Unterdrückern und wird zum König. Er regiert in einer Zeit des Friedens – bis ein Mann des Nachbarvolks (die ehemaligen Unterdrücker) sich versehentlich in das Reich dieses Königs begibt und aus Angst einen jungen Mann erschießt. Anstatt den ängstlichen Mörder zu töten, lässt ihn der König nur aus seinem Reich fortjagen. Ein Fehler, denn ein bislang treuer Gefolgsmann unterstellt dem König Schwäche. Ihm dürstet nach Rache und Macht. Vordergründig noch immer den treuen Vasallen spielend, vereitelt er wiederholt das friedliche Nebeneinander mit dem Nachbarvolk und wiegelt sogar den jugendlichen Sohn des Königs gegen seinen Vater auf.

Ach ja, bei dem Film, den ich hier gesehen habe, handelt es sich nicht um ein Fantasy-Epos in einer pseudo-mittelalterlichen Welt, sondern um „Planet der Affen – Revolution“ (Rise of the Planet of the Apes).

Will er genauso wie ein Mensch sein? (Foto: Thomas Lersch/http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Will er genauso wie ein Mensch sein?
(Foto: Thomas Lersch http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)


Viele Verfilmungen

Ich mochte die „Planet der Affen“-Filme der 70er Jahre, wobei natürlich der erste Film ein unsterblicher Klassiker ist. Das Remake mit Mark Wahlberg aus dem Jahr 2001 war uninspiriert. Einzig das Ende hätte originell sein sollen, doch leider war es nur völlig unsinnig. Als vor drei Jahren „Planet der Affen – Prevolution“ (Rise of the Planet of the Apes) in den Kinos lief, war ich überrascht: Der Film bot eine wirklich gute Geschichte. Das Schicksal des im Pharma-Labor geborenen Schimpansen, Caesar [in beiden Filmen: Andy Serkis], war berührend und dramatisch. Die gesellschaftskritische Geschichte war gut aufgebaut und ein überzeugendes Prequel, das die Auslöschung der Menschheit und den Aufstieg der Affen ankündigte.

Nach so einem Film durfte man sich von der Fortsetzung einiges erwarten. „Planet der Affen – Revolution“ setzt 10 Jahre nach dem Ende des ersten Teils an: Die Menschen sind fast vollständig ausgelöscht und die Affen, dank früherer Medikamenten-Versuche nun mit stark erhöhter Intelligenz, haben die Wälder außerhalb San Franciscos besiedelt. Dort haben sie sich eine Burg gebaut, Waffen gefertigt, Pferde zugeritten. Sie beleuchten ihr Zuhause und jagen Wild, das sie dann über offenem Feuer braten.
Das Leben ist ein bisschen wie das der Wildlinge in der Fantasy-Serie „Game of Thrones“. Ich wurde ich den Vergleich die ganze Zeit über nicht los. Der einzige Unterschied ist: Wäre die Geschichte von „Game of Thrones“ so konventionell und ihre Charaktere so platt, wäre die Serie nie zum weltweiten Hit geworden.

So schön war San Francisco mal – bevor die Menschen fast ausgestorben waren

So schön war San Francisco mal – bevor die Menschen fast ausgestorben waren


Nachahmenswerte menschliche Gesellschaft?

Ich habe den Eindruck, dass man sich bei „Planet der Affen – Revolution“ ein bisschen zu sehr darauf verlassen hat, dass das Publikum sich von den aufwändigen computer-generierten Bildern und den Affen (in beeindruckender Motion bzw. Performance Capture-Technik) blenden lässt.

Auch wenn man bereit ist, die Handlung als sehr konventionell aber grundsätzlich solide zu akzeptieren, bleibt ein Makel: Würde der Film die Geschichte zweier Menschenvölker erzählen, müsste man nichts daran verändern. Sprich: Es gibt keinen Grund, warum die Geschichte überhaupt von Affen handelt. Offenbar haben sich die Drehbuchautoren keine Gedanken dazu gemacht, wie Affen ihre Gesellschaft organisieren könnten. Würden sie diese wirklich 1:1 so gestalten wie die Menschen es tun würden? Bei aller Ähnlichkeit zwischen Hominiden und Menschen: Ist genau wie ein Mensch zu sein das einzig erstrebenswerte Ziel intelligenter Affen? Und wäre ihre Einstellung anderen Tieren gegenüber genau dieselbe, wie jene des Menschen?

Doch das sind nur Nebenfragen. Im wesentlichen geht es darum, wie Menschen und Affen einander als Feinde betrachten. Die jeweils andere Spezies gehört vernichtet, so die Propaganda der Unruhestifter auf beiden Seiten. Der Film bietet psychologische Erklärungen für das Handeln der Kriegstreiber – das ist auf der Seite der Affen das ehemalige Versuchtstier, Koba [Toby Kebbell], und auf Seite der Menschen Dreyfus [Gary Oldman]. Doch anstatt Vielschichtigkeit wurden diesen Figuren nur platte Klischees aufgestülpt. Und wo diese zu finden sind, bleiben reichliche Sentimentalitäten auch nicht weit.

Computer- oder Schauspielkunst?
Wo der Film überzeugt, ist natürlich die technische Perfektion, mit der die Affen sich bewegen. Die Mimik ist freilich ebenso großartig. Es gibt auch schauspielerische Glanzleistungen. Da die Menschen eher auf Statistenrollen reduziert sind (schade um Keri Russel), findet man diese bei den Affen. Koba hat zwei sehr starke, sehenswerte Szenen. Er erinnert Caesar daran, was Menschenwerk ist, und zeigt auf seine Entstellungen, die ihm ein unheimliches Aussehen geben – wie das eines Affenzombies. In einer anderen wandelt er sich vom gerade noch ziemlich furchteinflößenden Eindringling bei den Menschen in einen lustigen Zirkusaffen, der Späße macht und die ängstlichen, schwerbewaffneten Menschen mit seinen Kunststücken köstlich unterhält.
Wie viel davon die CGI und wie viel Schauspielerei ist, ist zwar schwer zu sagen. Aber bei aller Tricktechnik: Ich denke, dass das ohne eine tolle Leistung von Toby Kebbell nicht möglich gewesen wäre.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
„Planet der Affen – Prevolution“ (Rise of the Planet of the Apes) hätte eine interessantere Fortsetzung verdient. Doch gibt es sehenswerte, atemberaubende Bilder und ein paar wenige, schauspielerisch packende Momente.

Hier der Link zum Trailer