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Musik analysiert von Elisabeth Kaplan

Wie viele andere auch, bin ich gerade voll im James Bond-Fieber. Die Ehre, den Titelsong beizusteuern ist diesmal an Sam Smith gegangen, der sich hier wieder mal mit Jimmy Napes zusammengetan hat (wie schon z.B. bei seinem Megahit „Stay With Me“). Angeblich war der Song in 20 Minuten fertig. Ein paar Minuten mehr hätten nicht geschadet, finde ich. Hier mein Live-Ticker:

0:00
Ok, schöner Einsatz mit Pauken, Portamento-reichen Streichern und Hörnern – sehr Bond-würdig.
0:15
Strophe beginnt, die Begleitung wird auf Klavier reduziert. Smiths Einsatz: Na ja, auf dieses Knurren beim Ansingen des ersten Tons könnt ich verzichten, aber das gehört wohl einfach zu seinem Stil. Das Problem ist nur, wenn man darauf sensibilisiert ist, hört man es ständig. Yup, da schon wieder (0:23). Und noch mal. Verdammt.
0:45
Zweite Strophe. Sehr schön, jetzt mit Streichern. Generell finde ich die Strophen sehr vielversprechend – mal schauen, wie der Song weitergeht.
1:14
Aber hallo, was ist das jetzt? Plötzlicher unerwarteter Einsatz von Becken, Blechbläsern, u.a., in der Zeile „If I risk it all“. Aber das ist doch kein Refrain, sondern eher eine Bridge. Hmmm.
1:28
Merkwürdig. Nach den 14 Sekunden Bombast kommt jetzt wieder eine zarte, reduzierte Stelle, in der Smith mit seiner berühmten Falsett-Stimme die personifizierte Zerbrechlichkeit darstellt. Das ist aber auch kein Refrain, oder?
1:51
Aha: nach fast 2 Minuten, kommen wir endlich zum Titel. Ganz ehrlich, melodisch nicht besonders einprägsam. Und wo war jetzt der Refrain???

[Schaut euch hier das Video an oder scrollt runter und lest weiter]

Musikalisch passiert danach nicht mehr recht viel. Ein fettes Zwischenspiel erinnert uns gegen Ende nochmal daran, dass wir hier einen Bond-Song hören, was mir gefällt, da ich den satten Orchestersound sehr liebe.

Insgesamt muss ich aber sagen, dass mir einfach der Refrain fehlt, der mich anhebt und davonträgt. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum Smith im September selber gemeint hat, der Song wäre nicht unbedingt Nummer-Eins Material. Da hat er wohl nicht mit dem unglaublichen Bond-Hype gerechnet, der seinen Song jetzt doch bis an die Chart-Spitzen gebracht hat.

2013 war es Gravity, 2014 Interstellar. Dieses Jahr erleben wir, bereits den dritten Herbst in Folge, ein großartiges Weltraum-Abenteuer im Kino: Der Marsianer nach dem gleichnamigen Buch von Andy Weir. Wie in Gravity geht es darum, dass ein Mensch weit weg von der Erde ums Überleben kämpft und versucht, auf unseren Planeten zurückzukommen.

The_Martian_film_posterEs ist die dritte bemannte Mission auf dem Mars. In einem gewaltigen Sturm wird der Biologe Mark Watney [Matt Damon] fortgerissen. Der Rest der Crew schafft es gerade noch, den Roten Planeten zu verlassen und sich auf den Weg zurück zur Erde zu machen. Doch Mark Watney ist nicht tot. Verwundet kehrt er in die Forschungsstation der Mission zurück. Er beschließt zu überleben und schafft es sogar Kontakt mit der Erde aufnehmen, damit er gerettet wird.

Bis es so weit ist werden mindestens vier Jahre vergehen. Und so muss Mark Watney unzählige Probleme lösen: Das Essen wird nicht lange reichen. Er muss also auf dem öden Planeten mit dünner Atmosphäre selbst etwas anbauen. Wie soll er das tun? So ohne Wasser? Kaum findet Mark Watney einen Weg, führt dieser gleich zum nächsten Problem. Mit unglaublichem Erfindungsreichtum hangelt er sich von einer Lösung zur nächsten und behält dabei auch noch seinen Humor. Selbst nach den größten Rückschlägen.

Ein Mensch allein in der Einsamkeit – weit weg von der Erde. Anders als der einsame Überlebenskampf von Ryan Stone [Sandra Bullok] in Gravity, wirkt die Lage von Mark Watney [Matt Damon] gar nicht beklemmend: Er hat wenigstens festen Boden unter den Füßen und scheint genau zu wissen, was zu tun ist. Gar nicht so unbequem. Auf dem Mars ist er zwar ganz auf sich gestellt, doch auf der Erde suchen die Wissenschaftler und Techniker der NASA nach Möglichkeiten, ihn nach Hause zu holen.

Matt Damon steht eine hochkaratäige Starbesetzung zur Seite – von Sean Bean, über Jessica Chastain zu Chiwetel Ejiofor und viele andere mehr. Die Besetzungsliste liest sich wie ein Who’s who in Hollywood.

[Seht hier den Trailer – oder scrollt weiter nach unten und lest gleich weiter.]

 

Stone, die Hauptfigur in Gravity hatte nichts mehr, für das es sich zu leben lohnte. Sie war ganz allein auf der Welt: zurückgezogen, keine Familie und ihre kleine Tochter war mit vier Jahren gestorben. Erst in der Einsamkeit des Alls fand sie einen neuen, unglaublich starken Lebenswillen. Das alles machte sie zu einer starken Identifikationsfigur.

Mark Watney ist hingegen ein lebensfroher, humorvoller Mensch. Seine Eltern leben noch. Wahrscheinlich hat er viele auch viele Freunde, doch das erfahren wir nicht – so wie der Film auch sonst wenig über Mark Watney verrät und darüber, was seinen Überlebenswillen antreibt. Als er gegen Schluss des Films an den Punkt gelangt, an dem er die Hoffnung auf seine Rettung aufgeben muss, akzeptiert er den einsamen Tod auf dem Mars, ganz ohne Selbstmitleid. „Die Sache ist größer als ich“, sagt er und meint damit die Erforschung des Mars zum Nutzen der Menschheit. Er hat seinen Beitrag geleistet.

Selbst als Zuschauer kann man an diesem Punkt mit dem nahen Tod der Hauptfigur seinen Frieden schließen. So etwas passiert mir normalerweise nicht leicht. So weit, wie Mark Watney gekommen ist, war seine Leistung bereits ein echter Triumph des menschlichen Willens, fand ich. Mission erfüllt. Für mich beweist das eine Schwäche des Films: Mark ist kein Mensch geworden, für den ich so große Empathie empfinde, dass ich ihn nicht loslassen möchte.

Aber das muss man letztlich auch nicht. Denn, wie sagt ein Sprichwort? Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende.

Meine Bewertung auf IMDB: 8 Punkte
Regisseur Ridley Scott hat nach einigen ordentlich misslungenen Filmen bewiesen, dass er es doch noch drauf hat. Er bietet ein sehenswertes und unterhaltsames Mensch-gegen-die-Natur-Drama – mit Matt Damon als äußerst sympathischen modernen Robinson Crusoe.

P.S.: Ich habe den Film mit meinem Kino-Buddy Andi angesehen. Nach ihm ist sogar ein Krater auf dem Mars benannt. Er hat sich gefreut, die Umgebung schon mal im Film begutachten zu können. „Eine nette Nachbarschaft“, wie er findet. Er wird vielleicht nicht persönlich hinreisen können, aber er kann auch bei einem Besuch in der Wadi Rum Wüste (Jordanien) einen Eindruck bekommen, wie es auf dem Roten Planeten so ist. Dort wurden viele der Mars-Szenen gedreht.
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Schon beim ersten Auftritt der Minions in Ich– Einfach unverbesserlich als gleichermaßen patschert-süße wie boshafte Sidekicks des Antihelden Gru war klar: die sind Instant-Kult!

Doch es dauert noch, bis das dritte Abenteuer mit ihrem (inzwischen gar nicht mehr so) bösen Meister Gru in die Kinos kommt. So haben die Kauderwelsch sprechenden Überraschungseier in Latz-Jeans ihr eigenes Vehikel bekommen. Vom ersten Plakat und ersten Teaser-Trailer an hab ich mich auf diesen Film gefreut. Sicher ein Fest des anarchischen Humors. Sehr lustig für Erwachsene.

Minions_3Der Kino-Spaß des Sommers?
Weit gefehlt. Die ersten 10 Minuten verlaufen überraschungslos, denn es wurde bereits alles, aber auch wirklich alles in den Trailern gezeigt und somit das Lustigste vorweggenommen. Trotzdem kann man sich noch am Humor in der typischen Minions-Manier freuen. Doch nur wenig später hängt die Unterhaltung schon durch. Und zwar ab dem Punkt, an dem die eigentliche Geschichte beginnt. Einige Filmkritiker vermuten, dass diese kleinen gelben Kartoffelnockerl einfach keinen ganzen Film tragen können. Ich finde, das stimmt nicht. Den Film hätten die Minions leicht gestemmt, ohne dass das Publikum sich an ihnen sattsieht. Doch der Autor hat einen großen Fehler begangen: Er hat den Minions in der Mitte einfach ihren Film weggenommen und ihn an eine andere Figur abgegeben: Scarlett Overkill.

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Schurkin Scarlet Overkill wird ihrem Namen gerecht

Nomen est Omen
Scarlet Overkill will die Krone von Queen Elisabeth I. stehlen. Wie gut, dass drei Minions Stuart, Kevin und Bob gerade auf der Suche nach einem neuen Schurken sind, dem sich das Minions-Volk als Lakaien (die deutsche Übersetzung des englischen Worts „minion“) andienen kann. Sie sind ohne Skrupel auch zu dieser Schandtat bereit. In diesem Fall ist es halt eine Schurkin, die dazu einen schurkisch-trotteligen Ehemann hat. Zu gerne hätte ich den Film im Original gesehen, wo Sandra Bullock [Gravity] und Jon Hamm diesen Figuren die Stimmen verleihen.

So weit so gut, doch die Geschichte kommt nie so richtig schön ins Fließen. Der Weg zum Höhepunkt ist holprig, denn die Minions werden als Hauptfiguren immer wieder in die Rolle der Sidekicks gedrängt und dann wieder ins Zentrum gerückt – ein klassischer Erzählfehler. Vielleicht wäre das noch verschmerzbar, wäre der Film wenigstens durchgehend so unterhaltsam, wie es die Trailer suggerierten. Wenngleich einzelne Slapstick-Einlagen zum Schmunzeln waren, war im ganzen Kinosaal kein einziges Mal ein herzhaftes Lachen zu hören. Bis zum Schluss war aus der Story die Luft schon weitgehend raus. Dass die bis dahin schon bekannten James-Bond-mäßigen Bösewicht-Gadgets von Scarlet Overkill an dieser Stelle nur noch ein paar Nummern größer aufgeblasen werden, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier Versprechen nicht eingelöst wurden. Es war halt alles nur größer und durch die Übertreibung leider nicht besser. Scarlet Overkill – der Name wird letztlich zum Programm.

Um dem Ganzen dann noch eins draufzusetzen, nehmen die drei Minions am Ende als herzige Helden, die alles in Ordnung bringen und das englische Königreich retten, artig von der Queen höchstpersönlich Ehrungen und Geschenke entgegen. Eigentlich die ultimative Erniedrigung für einen wahren Minion. Das wäre in den ansonsten süßlich endenden Ich – Einfach unverbesserlich-Filmen nicht passiert – dort blieben sie konsequent bis zum Schluss auf entzückende Weise fies. Das Ende von Minions lässt vermuten, dass es kein weiteres Solo der gelben Verbrecher-Helferlein mehr geben wird. Gut so. Ich freue mich umso mehr, sie in Ich – Einfach unverbesserlich 3 so zu sehen, wie die Welt sie kennen und lieben gelernt hat.

Meine Bewertung auf IMDB: 5 Punkte
Kleinere Kinder finden den Film ganz sicher wirklich sehr lustig. Viele Erwachsene, die einen anarchischen Spaß erwarten, werden wahrscheinlich enttäuscht sein.

Bumm! Ein dumpfes Wummern. Und wieder: Bumm! Erschütterungswellen in wassergefüllten Plastikbechern. Angsterfüllte Kindergesichter. Die Kinder sitzen mitten in der Nacht in einem Auto fest. Die Spannung war riesig und das Publikum rutschte immer tiefer in die Kinosessel hinein.

Die Minute vor dem ersten Auftritt des Tyrannosaurus Rex in Steven Spielbergs bahnbrechendem Film Jurassic Park hat Kultstatus und wurde dutzende Male in anderen Filmen zitiert. 22 Jahre ist es her, dass zum ersten Mal lebensecht wirkende Dinosaurier im Film zu sehen waren. Das war einfach …. WOW! Der Film war ein Mega-Erfolg und brach alle Rekorde.

Heute setzt das Kinopublikum perfekte computergenerierte Effekte voraus. Was soll man da noch Neues zeigen? Gar nichts. Das beweist die Neuauflage der Dino-Serie, Jurassic World.

Jurrassic WorldDie Charaktere folgen einfachen Schablonen und stecken voller Klischees: die Gedankenlosigkeit der Erwachsenen, der jugendliche Ungehorsam und die Gier (oder sonstige hinterfotzige Motive) der Unsympathen dienen ausschließlich dazu, dem zu erwartenden Verlauf der Handlung eine Rechtfertigung zu geben. Die Kinder überleben, der Held kriegt die Frau und den Bösewicht ereilt seine gerechte Strafe.

War ich enttäuscht? Nein. Niemand geht wegen einer neuen oder originellen Handlung in einen Dinosaurier-Film. Alle wollen einfach nur Saurier sehen.

Ein schweres Erbe
Jurassic World ist ein Themenpark, der auf dem Gelände des gescheiterten Jurassic Park steht. Er ist jedoch völlig neu. Doch das beeindruckend riesige Holztor besteht aus dem Holz des alten Tors zum Jurassic Park – das wird den staunenden Besuchern erklärt. Und ganz genauso ist es mit dem Film: Er steht auf dem Fundament des 22 Jahre alten Vorgängerfilms und fängt doch die Geschichte von Neuem an.

Christ Pratt – ein äußerst sympathischer Filmheld

Christ Pratt – ein äußerst sympathischer Filmheld

Die Leiterin des Themenparks Jurassic World weiß: Alle Jahre muss ein völlig neuer, im Gen-Labor designter Saurier her. Gibt es keine neue Attraktion, werden Saurier für die Leute rasch so selbstverständlich wie ein Elefant im Zoo. Der zieht auch nicht die Massen an. Diese Erklärung ist sicher keine unabsichtliche Selbstreferenz auf den ganzen Film. T-Rex und Velociraptoren? Hatten wir schon in drei Jurassic Park Teilen. Jurassic World ist das Reboot und das Publikum des Jahres 2015 erwartet etwas Größeres, Schnelleres, noch Gewaltigeres. Und das bekommt es auch: den Indominus Rex. Der hat allerlei Tricks drauf und ist noch dazu hochintelligent.

Fürs Publikum ist’s einfach ein Spaß zuzusehen, wie die zwei Jungs Gray und Zack, ihre Tante Claire Dearing [Bryce Dallas Howard], und der Velociraptoren-Trainer Owen Grady [Chris Pratt aus Guardians of the Galaxy] immer wieder dem zum Vergnügen mordenden und hochgefährlichen Induminus-Rex-Weibchen entkommen – mit knapper Not. Ob Sie das Monster auch zur Strecke bringen?

Wo ist der Kultfaktor?
In Jurassic World ist alles drin ist, was man sich von zwei Stunden perfekter Saurier-Unterhaltung erwarten kann. Und trotzdem habe ich etwas vermisst: Kultszenen wie in Jurassic Park – zum Beispiel wie erste Auftritt des T-Rex. Und auch wenn man manchmal aus dem Sitz hochfährt – es gibt in Jurassic World keine einzige Szene, in der man so auf Nadeln sitzt, wie in Jurassic Park, wenn die zwei Kinder die hochgefährlichen Velociraptoren in einer Gastroküche austricksen.

Der Film wird finanziell voraussichtlich höchst erfolgreich. Immerhin bietet er solide Unterhaltung. Nur großartig ist er leider nicht.

Meine Bewertung auf IMDB – 7 Punkte
Ein gelungener Sommerfilm. Zwar nicht originell, aber durchgehend unterhaltsam. Chris Pratt hat sich einmal mehr bewiesen, dass er ein starker Leading Man für großes Blockbusterkino ist. Bitte mehr!

von Elisabeth Kaplan

Zugegeben, die heurigen Amadeus Austrian Music Awards (verliehen am 29.3.) haben sehr schön die momentane Stimmung eines Erwachens und eines neugefundenen Selbstbewusstseins in der österreichischen Musiklandschaft hervorgehoben und verschiedene hochgeschätzte Künstler wie Wanda, 5/8erl in Ehr’n, Conchita Wurst oder Parov Stelar geehrt.

Für mich war es allerdings unverzeihlich, dass Bilderbuch – eine Band, die im gesamten deutschsprachigen Raum vor ausverkauften Hallen spielt – vollkommen übergangen wurde. Sie haben, zusammen mit Wanda, eine regelrechte Euphorie im Land hervorgerufen. Sie haben es geschafft, dass man als Österreicher oder Österreicherin endlich wieder stolz behaupten kann, dass wir echt coole, ja vielleicht sogar geniale Bands haben. Und Bilderbuch haben mit Schick Schock ein Album gemacht, das bis ins kleinste Detail stimmig ist, 100%ig international klingt – ja, man könnte fast sagen es ist ein Meisterwerk.

Viel wurde und wird gesagt und geschrieben über die Attitüde von Bilderbuch, allen voran Frontmann Maurice Ernst. Dieses Selbstbewusstsein, diese betörende Süffisanz, diese Laszivität … Dass die Band den Menschen aber auch ein geniales Album hingelegt hat, darf aber bei all diesem Lob nicht außer Acht gelassen werden.

Bilderbuch-Schick-SchockIch möchte hier meine Top 5 „Schick Schock“ Momente auflisten, die man aber gerne als stellvertretend sehen kann für die vielen Qualitäten des Albums.

Platz 5
Stellvertretend für die vielen einprägsamen Textstellen: “Du hast den Schick Schock / Weil dich mein Schick schockt“ (Schick Schock) oder „Ein Rebell, Rebell, Rebell / Wie ein Hund auf der Jagd“ (Feinste Seide). Humor und Intelligenz sind nun mal eine unwiderstehliche Kombination.

Platz 4
Der (für Popmusik) unkonventionelle Gebrauch von verschiedenen Taktarten in Barry Manilow. Das Gitarren-Intro ist noch im herkömmlichen 4/4-Takt, aber sobald die Vocals einsetzen, werden die Takte so zusammengesetzt: 4er Takt / 4er Takt / 2er Takt / 4er Takt / 2er Takt. Und in diesen ersten 2er Takt wird im Refrain das „Barry Manilow“ eingeschoben und für einen entrückten Moment bekommt man als Zuhörer Einblick in eine andere Dimension. Keine Ahnung, wie Bilderbuch darauf gekommen sind – wahrscheinlich einfach durch herumprobieren – aber es zeigt musikalische Intelligenz.

Platz 3
Der Song Schick Schock beginnt direkt mit Maurice Ernst, der meint „Sag es laut: du bist hinter meinem Hintern her / Sag es laut, jaul es raus, gib es zu / Du bist hinter meinem Hintern“, woraufhin der „Bip“-Sound von der Lautstärkentaste am Mac zu hören ist, so als hätte sich jemand gedacht „Moment. Was hat der gerade gesagt???“ Love it.

Platz 2
Mit knapp 4,5 Minuten kann sich OM viel Zeit mit dem Aufbau lassen. In regelmäßigen Abständen werden neue Elemente hinzugefügt, wie z.B. der Gitarrenriff um 1:25, oder der anschwellende Synth-Sound um 1:58, der mehr Dichte erzeugt. Aber der geilste Moment ist 3:06, wenn ein neuer Riff einsteigt und M.E. seine Adlibs darüber singt. Voll aufdrehen und abfahren!

Platz 1
Das erste „Yeah“ von Maurice Ernst in Maschin. Noch Fragen?

Die englische Originalversion dieses Posts findet ihr hier: http://www.elisabethkaplan.blogspot.co.at/2015/04/schick-schock-album-bilderbuch.html

Schick Schock auf iTunes: https://itunes.apple.com/at/album/schick-schock/id945014383

Bilderbuch auf YouTube:
OM
Maschin
Spliff
Plansch
Maschin (live)

Die Geschichte Foxcatcher erzählt eine wahre Begebenheit und versucht zu erklären, wie es dazu kam, dass John du Pont den Ringer Dave Schulz erschoss. Die Vorlage liefert das autobiografische Buch seines Bruders Mark Schulz.

Der Film setzt Mitte der 80er Jahre an. Mark Schulz, obwohl Gewinner einer Olympischen Goldmedaille im Ringen, stand sein Leben lang im Schatten seines älteren Bruders Dave. Völlig überraschend wird er als Trainer des Foxcatcher Ringer-Teams des Milliardärs John du Pont engagiert. Es entwickelt sich eine Art Freundschaft zwischen Mark und John du Pont. Doch es kommt zum Streit aus einem nichtigen Anlass – trotz Erfolgen des Teams Foxcatcher. Mark wird durch seinen Bruder Dave als Trainer ersetzt. John du Point bekommt von Dave allerdings nicht, was er sich wirklich wünscht. Und das hat tragische Folgen.

Foxcatcher Teaser Poster (Sony Pictures Classics)

Foxcatcher Teaser Poster
(Sony Pictures Classics)

Nicht jeder kann mit Sportlerfilmen viel anfangen. Ich zum Beispiel. Doch Sport beiseite: Im Vordergrund steht das Drama, das sich zwischen den Personen entwickelt – in leisen Tönen und durchgehend in getragenem Tempo. Der Regisseur Bennett Miller lässt uns in langen Einstellungen die Figuren John du Pont, Mark und Dave Schulz beobachten. Damit stellt er durchaus Ansprüche an ein heutiges Publikum, das von hohem Tempo und schnellen Schnitten „verwöhnt“ ist. Ich selbst hatte nach den ersten paar Minuten voreilig beschlossen, dass mich der Film nicht sonderlich interessieren wird. Doch schon bald wurde immer mehr in die Entwicklung der Beziehungen eingesogen: dank der brillanten Besetzung.

Unter den Schauspielern sind zwei besondere Überraschungen für mich dabei. Und ich möchte mit dem Mann beginnen, der für keinen Oscar nominiert ist:

Channing Tatum/Mark Schulz
In bisherigen Rollen wurde Channing Tatum als der Schönling vermarktet, man denke an Magic Mike. In seiner Rolle als der etwas schwerfällige Mark Schulz spielt sein Aussehen keine Rolle. Er ist einer, den der sportliche Erfolg nicht selbstbewusst gemacht hat. Er braucht die Anlehnung an ein Vorbild, ob an seinen Bruder oder an John du Pont, in dem er eine Vaterfigur findet. Kräftig, aber introvertiert und einsilbig; Channing Tatum spielt diese Rolle subtil und gerade dadurch ist seine Performance so beeindruckend.

Steve Carell (Foto: Eva Rinaldi Lizenz: CC BY-SA 2.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/legalcode)

Steve Carell
(Foto: Eva Rinaldi
Lizenz: CC BY-SA 2.0
http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/legalcode)

Steve Carell/John du Pont
Steve Carell ist bisher nicht als Charakterdarsteller aufgefallen. Und zwar überhaupt nicht. Er ist bekannt aus der amerikanischen Version von The Office, Dinner für Spinner, The Incredible Burt Wonderstone und vielen anderen Komödien. Durch Maskenbildnerkunst kaum wiederekennbar, stellt er John du Pont als schwach, dünnlippig und verbissen dar – eine aus vielen Gründen tragisch-lächerliche  Figur. Was er an körperlichen Voraussetzungen nicht mitbringt, macht er mit Geld wett. Er kauft sich einfach die Leute, und macht deren Erfolge zu den seinen. Zur generellen Subtilität des Films und aller schauspielerischen Darstellungen passt es, dass du Pont nicht als so verrückt porträtiert wird, wie er im richtigen Leben gewesen sein muss, sondern eher als abstoßend und unberechenbar. Steve Carell beweist hier, was als Schauspieler in ihm steckt und wird hoffentlich in der Zukunft viele gute Rollenangebote erhalten. Darauf freu ich mich jetzt schon.

Das Verhältnis zur Mutter ist auch der Schlüssel zum Charakter des John du Pont. Sie die erfolgreiche Reiterin, er, der nur das Zustande gebracht hat, was mit Geld zu kaufen war. Er sucht nach der Anerkennung seiner Mutter, doch sie hält Ringen für etwas Niedriges. Als John noch ein Kind war, hatte er nur einen Freund – und das war ein Junge, den seine Mutter dafür bezahlte, mit ihm zu spielen. Selbst im Erwachsenenalter nagt das noch an John. Es ist ihm anscheinend nicht bewusst, dass er selbst nichts anderes tut: er kauft sich mit seinem Geld Freundschaft und Bewunderung. Widerrede endet mit Verstoß, wie Mark Schulz zu spüren bekommt.
Und so erhält er einzig vom eigenen, also vom bezahlten, Ringer-Team Anerkennung. Er lässt sich mit allen möglichen ehrbezeugenden Titeln ansprechen, zum Beispiel mit „Goldener Adler“ oder „Coach“, obwohl er im Ringen selbst höchstens Anfängerniveau aufweist und von Coachen keine Ahnung hat. Dennoch machen alle bereitwillig mit. Nur einer nicht: Dave Schulz.

Mark Ruffalo/Dave Schulz
Mark Ruffalo war für mich bisher auch eher der „Schönling“ mit Rollen, die nicht allzu viel Tiefgang zuließen, zum Beispiel in Now You See Me. Und diesmal wurde er für seine Rolle als Dave Schulz für einen Oscar als bester Nebendarsteller nominiert. Ruffalo ist überzeugend als der Bodenständige. Er ist der fürsorgliche ältere Bruder und Familienvater. Im Gegensatz zu seinem introvertierten Bruder Mark, fällt es Dave leichter sich auszudrücken, auch durch Nähe. Sein Fehler ist: Dave stellt seine Familie über John du Pont mit all seinem Geld. Er steht fest im Leben und braucht keine Vaterfigur und keinen Pseudo-Mentor. Und im Job steht er nicht 24 Stunden am Tag zur Verfügung. Das sollte ihm zum Verhängnis werden.

In Wirklichkeit wurde nie ein Motiv für John du Ponts Mord an Dave Schulz festgestellt, sondern seiner paranoiden Schizophrenie zugeschrieben. Der Film deutet jedoch an, dass es einen Auslöser für die Wahnsinnstat gab und John du Pont einfach nicht akzeptieren konnte, dass es einen Mann gab, den er nicht durch Geld unter seinen persönlichen Besitztümern einreihen konnte. Die Wahrheit lässt sich sicher nicht mehr feststellen. Aber die Geschichte, wie sie der Film anbietet, ist eine glaubwürdige Möglichkeit.

Wer kriegt den Oscar?
Bester Hauptdarsteller Steve Carell: 70%
Bester Nebendarsteller Mark Ruffalo: 25%
Beste Regie Bennet Miller: 60%

Meine Bewertung auf IMDB: 9 Punkte