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von Christian Namberger, Oberinspektor in Ruhe

Letzte Woche erzählte ich ja von meinen zwei großen leidigen I, der Inkontinenz und der Impotenz. Leider konnte ich da nicht weiter ausholen, was ich in diesem Kapitel jetzt mal mit der Inkontinenz mache.

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Die Utensilien

Ich erwähnte ja schon, dass die Zeit nach der gelungenen Chemotherapie eine kraftlose und somit leidige war. Zuhause konnte ich nur liegen und halbwegs auf meiner beigen Couch im Wohnzimmer sitzen. Im Krankenhaus kam sowieso nur Liegen infrage. Im 2011er Jahr begannen auch die Rehaaufenthalte. Ich musste zum Glück nicht lange reisen, meine Reha wurde in der Neurocare in Salzburg bewilligt. Dort bekam ich ein schönes Einzelzimmer und einen Rollstuhl. Die Transfers vom Bett zum Rollstuhl waren sehr mühsam, meine dünnen Haxerl konnten relativ wenig Gewicht tragen. Noch dazu war ich ja seit geraumer Zeit Windelträger. Moderne Windeln sind zwar relativ dünn, doch beeinträchtigen sie einen doch, wenn man mit darüber gezogener Sporthose im Bett rutschen möchte.  Weiters war ein Problem, dass schon bei geringer Belastung sein konnte, dass die vor einigen Stunden konsumierte und mittlerweile verdaute Fressalie mit Schwung ungehindert ins Hoserl raste. Ganz toll!. Dann hieß es gleich wieder zurück ins Bett und die Schwester oder den Pfleger rufen. Nicht gerade prickelnd.

Tipps aus dem Internet

Ich hatte relativ viel Zeit, im Internet zu stöbern. Ich weiß, da ist auch nicht alles wahr. Durch Zufall stieß ich auf einen Erfahrungsbericht einer Schweizerin mit ähnlichem Krankheitsverlauf. Lymphknotenkrebs, Polyneuropathie, Inkontinenz. Dass ich da nicht alleine war, war mir klar. Ich hab´s zwar gerne exklusiv, aber ist halt doch eine gängige Erkrankung. Jetzt las ich da allerdings was ganz Interessantes. Wir Behinderte mit sogenannten inkompletter Querschnittlähmung spüren ja das eine oder andere Verlangen. Nein, ich mein jetzt nicht das Horizontale, darüber spreche ich in Kapitel 147. Ich meine das Verlangen des Körpers nach Ausscheidung. Die Schweizerin hatte wie ich einen Bauchdeckenkatheter und konnte ebenso wie ich das AA nicht halten. Aber die Gute hatte erfahren, dass man sich durch Selbststimulation zackig entleeren kann. Und zwar durch massieren der Rosette das AA quasi locken. Ha! Da muss eine Frau mich drauf bringen! Nichts leichter als das. Ich bin ja schon viele, viele Jahre den Umgang mit meiner Rosi gewöhnt. Ich nenne sie so, weil Rosi charmanter klingt als Rosette. Viele wissen ja nicht, dass die Gute zu den erogenen Zonen gehört. Ungeübte nehmen sie nur zur Ausscheidung her und kratzen mit billigem Papier darüber. Ich habe sie immer schon gehegt und gepflegt. Des Morgens unter der Dusche immer generalgereinigt, um nett und adrett in den Tag zu starten. Außerdem hatte ich immer im Kopf, dass wenn ich einen Unfall hätte und notoperiert werden müsste, dann der junge, gut aussehende Arzt auf dem Tisch mir die Hose auszieht und Winterkirschen im Hinternhaar vorfände. So was ginge ja gar nicht.

So geht es einfach

Also versuchte ich es auch mit der Stimulation.  Was aber gar nicht so einfach war. Natürlich fand mein geschickter Finger sofort zur Rosi, nur wie ging ich weiters vor? Bettunterlagen und Wegwerfhandschuhe aus Molton gab´s in der Anstalt. Nur sah ich nichts. Also hab ich Muttern gebeten, mir einen Kosmetikspiegel zu bringen, den man aufstellen kann. Gesagt, getan. Beim nächsten Besuch konnte ich loslegen. Gut, nicht während des Besuchs, am Abend dann. Ich wartete den Dienstwechsel der Pflegerschaft ab, denn da wusste ich, dass ich einige Zeit hatte, bis die Nachtschwester oder der Nachtpfleger kam. Aus dem Nachtkastl fischte ich das nötige Material und entledigte mich des Schutzhoserls. Ich drehte mich auf die linke Seite, da ich Rechtshänder bin. Außerdem hatte ich so auch die Tür im Blick und konnte eventuelle Eindringlinge verscheuchen. Ich breitete die Bettunterlagen aus und stellte den Spiegel auf, um zu sehen was ich tat. Gesehen hab ich allerdings auch meine Rückseite. Nach der Chemo kamen ja relativ schnell wieder die Haare. Das Haupthaar wieder überwiegend silbrig schimmernd, ein idealer Hausierer-Chic der Seriosität vermittelt sowie das Körperhaar. Das Schamhaar blieb die ganze Zeit erhalten, ich sehe das als Zeichen, dass man da keinen Rasierer ansetzen sollte. Schlimmer kam mir aber die Rückenbehaarung vor. Dermaßen üppig, Schwarz-Silber im Mix. Ich kam mir wie eine Mixtur aus Grzimeks Tierreich vor. Die Leserschaft wird sich jetzt fragen Mixtur? Ja, die war es. IMG_0290[1]Der Rücken sah aus wie der Silberrücken eines Gorillas und der Hintern war rot wie der Arsch von nem Pavian. Nicht gerade sehenswert. Zum Glück hatte ich ja Einzelzimmer. Nach dem Schock über das Aussehen meiner Rückseite, begann ich mit der Prozedur. Finger gecremt und Rosi behandelt. Und siehe da, es funktionierte auf Kommando. Ich war alsgerade selig. Mit feuchten Molton-Waschhandschuhen noch die Rosi schön gereinigt und die Unterlage mit der Beute kleinstmöglich zusammengelegt. Das Paket stopfte ich noch in einen Wegwerfhandschuh und legte es auf den Boden. Zur Pflegerschaft sagte ich dann, ich hätte da eine kleine Gabe, was immer für ein Lächeln sorgte. Auch waren sie sicher froh, dass sie mich nicht mehr säubern mussten. Allerdings gingen sie nach Betreten des Zimmers gleich zum Fenster um zu lüften. Man kann nun wahrlich nicht behaupten, dass Wohlgeruch die Luft schwängerte.

Diese Methode behielt ich lange bei. Auch als Vorbereitung, wenn ich außer Haus musste oder durfte. Ist schon unangenehm, wenn man ständig im Kopf hat, wann wohl die nächste Ladung kommt. Aber so hatte man zumindest für ne kurze Zeit Ruhe.

Mit dieser Schilderung belasse ich es für heute und schließe wie Johannes, äh James Bond. In dessen Nachspann steht immer “James Bond will return in…“, ich halts lieber in Deutsch und sag:

Christian Namberger kommt wieder, in Kapitel 8.

Hier geht es zu Kapitel 7

Vorgestellt: Die Salzburger Firma medPhoton entwickelte ein Gerät, mit dem in Zukunft eine millimetergenaue Strahlentherapie möglich sein wird. Dafür erhielt das Unternehmen den Salzburger Wirtschaftspreis und ist zudem für den Österreichischen Staatspreis nominiert.

Der Zufall hat mich auf diese interessante Story gebracht. Eigentlich wollte ich nur wissen, was in Zukunft mit der Frey-Villa passieren wird, die auf dem Stadtwerk-Areal im Salzburger Stadtteil Lehen steht. Mir wurde mitgeteilt, dass die Firma medPhoton in Zukunft alle drei Etagen dieses spätbarocken Hauses beziehen wird.

Nun war das Interesse geweckt und ich besuchte das Unternehmen in den Katakomben der Salzburger Landeskliniken. Dort legten Mitarbeiter letzte Hand am so genannten ImagingRing an. Zwei Jahre wurde an diesem Gerät getüftelt, das für eine Revolution in der Strahlenbehandlung sorgen soll. Der ImagingRing vereint zwei Anwendungen: Mit ihm erfolgt nicht nur die Bestrahlung, sondern er erstellt während der Behandlung 3-D-Fotos vom betroffenen Gewebe. Damit kann der Therapiestrahl punktgenau auf den Tumor gerichtet werden, ohne dass umliegendes gesundes Gewebe beschädigt wird. „Wenn früher ein Tumor zum Beispiel im Bereich des Zwerchfells lag und der Patient natürlich geatmet hat, war es  schwierig, das betroffene Gewebe zu treffen“, erklärt der Geschäftsführer von medPhoton, Heinz Deutschmann.

„Das Hospital in Boston gilt als eines der renommiertesten Krankenhäuser der Welt und setzt immer wieder Referenzen“

Der ImagingRing sieht einem Computertomografen ähnlich, wiegt allerdings nur 200 Kilogramm, da modernste Materialien wie Karbon oder Kohlefaser verwendet wurden. Zudem lässt sich der Ring, mit dem gescanned wird, von oben bis unten verschieben. Diese Erfindung hat sich bis in die USA rumgesprochen. Dort hat man unter anderem am General Hospital in Boston einen ImagingRing geordert. „Das dortige Hospital gilt als eines der renommiertesten Krankenhäuser der Welt und setzt immer wieder Referenzen“, so Deutschmann.

Im vergangenen Jahr erhielt das Unternehmen für ihre Erfindung den Salzburger Wirtschaftspreis. In diesem Jahr könnte eine weitere Auszeichnung folgen. medPhoton ist nämlich von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für den Staatspreis nominiert worden. Demnächst fällt diesbezüglich eine Entscheidung.

Geschäftsführer Deutschmann denkt aber bereits an die Zukunft. „Wenn sich unsere Erfindung etabliert hat, soll es auch bei komplizierten Operationen zum Einsatz kommen.“ Erste Gespräche mit dem Primar Herbert Resch gab es bereits.

Das Schicksal ist ein mieser Verräter – der etwas andere Kinohit
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Carpe diem. Dieses Motto stammt aus einem anderen Film, doch es passt sehr gut hier. Denn: Jeder Tag wird besonders kostbar, wenn man weiß, dass die eigene Zeit begrenzt ist. „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ war nicht auf der Wunschliste für meinen Kinosommer. Keine Superhelden oder Monster, kein Tschin-Bumm und kein 3D. Der Film hat mich aber dadurch interessiert, dass er sich mit dem Thema des Sterbens beschäftigt. Ein gesellschaftliches Tabuthema, das nicht oft in einem Jugendfilm vorkommt. Dabei sind Jugendliche offenbar bereit, sich auch mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Der Film liegt weltweit an den Spitzen der Kino-Charts, genauso wie seine Romanvorlage von John Green zuvor schon die Bestseller-Listen anführte.
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Hazel Grace [Shailene Woodley] ist 16. Sie hat Lymphdrüsenkrebs und weiß, dass sie daran sterben wird. Ihre Lungen sind bereits voller Metastasen, so muss sie stets eine Sauerstoffflasche mit sich führen. Ihre besorgten Eltern [Laura Dern und Sam Trammell] schicken sie zu einer Selbsthilfegruppe, da sie deprimiert wirkt. No na, wie soll es einem schon gehen, wenn man langsam stirbt. So ungefähr ist Hazels Reaktion. Sie geht trotzdem hin.
Hazel lernt dort den 17-jährien Gus [Ansel Elgort] kennen. Er war Footballspieler, ist cool drauf und optimistisch, und das obwohl der an Knochenkrebs leidet. Stolz zeigt er sein Cyborg-Bein, das er erhalten hat, nachdem sein eigenes Bein amputiert werden musste. Und wie es so kommen muss, verlieben sich die beiden. Hazel will sich nicht binden, weil eine Beziehung keine Zukunft hat. Die Ängste von Gus sind andere: Er will der Welt in Erinnerung bleiben – um nichts möchte er vergessen werden.

Von der Story möchte ich nicht zu viel verraten, denn „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ zeichnet sich nicht dadurch aus, dass die Handlung sehr dicht ist. Seine Stärken liegen wo anders. Er teilt viel über die Gedanken und Wünsche der jungen Protagonisten mit, die sympathisch und ohne Schwermut dargestellt werden. Überhaupt wirkt der Film nicht bedrückend oder gar pathetisch. Gerade deshalb ging er mir viel näher, als ich das erwartet hatte. Ein bisschen Kitsch in der Mitte des Films kann man da schon nachsehen. Sagen wir, dadurch wird das Glück besser nachfühlbar, das die beiden jungen Leute empfinden, als es ihnen gelingt, aus ihrer gewohnten Umwelt auszubrechen, bei der sich fast alles um ihre tödliche Krankheit dreht. Und umso mehr empfindet man mit, wenn eine herbe Enttäuschung sie jäh aus diesem Glücksgefühl herausreißt.

In Amsterdam soll ein Lebenstraum von Hazel Grace in Erfüllung gehen

In Amsterdam soll ein Lebenstraum von Hazel Grace in Erfüllung gehen

Abschließend noch ein Tipp für junge Frauen und Mädchen, die dieses Jahr schon in allerlei Monster- und Superhelden-Filme mitgehen durften. Wenn ihr mit euren Boyfriends endlich mal was anderes sehen wollt, dann könnt ihr sie damit überreden, dass der Wandler aus „True Blood“ mitspielt und der Film gegen Ende äußerst Tempo-reich wird. Dass es sich dabei um Taschentücher handelt, müsst ihr ja nicht unbedingt dazuerwähnen.

Meine Bewertung auf IMDB: 7 Punkte
Eine schöne, einfühlsame Geschichte, die fast durchgehend zwei Stunden lang ein Thema behandelt, das keinem lieb ist. Besonders, wenn junge Menschen von einer tödlichen Krankheit betroffen sind. Mit ein bisschen Kitsch, aber ohne Schwermut. Vielleicht ein wenig zu konventionell im Verlauf.

Hier der Trailer zu „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“