Auf den Sommer blicke ich mit Freude, aber auch mit etwas Wehmut zurück.
Da wir ja mit nur 4 Hühnern angefangen haben und der Wunsch nach einer größeren Truppe immer stärker wurde, entschieden wir, unsere Hühner selbst brüten zu lassen. Alles so naturnah wie möglich, damit sich alle wohl fühlen.
Und so durfte im Jänner dieses Jahres Hahnsi, unser erster Hahn, in den Hühnerstall einziehen – ein prachtvoller Kerl von knapp einem Jahr, bei dem die Damen nur so dahinschmolzen.
Er leistete ganze Arbeit, nicht nur die Damen glücklich zu machen, sondern auch auf sie aufzupassen, Streitigkeiten zu schlichten und die Truppe zu führen.
Bald im Frühjahr war es dann so weit. Die erste Henne blieb auf Eiern sitzen und spannende 21 Tage begannen, in der ich als Mensch nichts machen konnte bzw. durfte, die Hühner wissen einfach was sie da tun.
Nach 21 Tagen waren 10 quietschfidele Küken im Nest – ein aufregendes Ereignis für mich. Und weils so schön war, folgten ein paar Wochen später gleich nochmals 7 Küken einer anderen Rasse. Allen ging es gut und sie wuchsen prächtig. Der erste Sommer meiner Hühnerhaltung konnte nicht besser laufen.
Hahnsi hat sofort mit der Glucke die Führung übernommen und auch gleich angefangen, den Kleinen, die besten Leckerbissen in der Wiese nicht nur zu zeigen, sondern auch zu überlassen.
Eines Tages musste ich feststellen, dass er immer blasser und matter wurde, ich untersuchte ihn auf Parasiten oder Verletzungen. Ich konnte nichts feststellen und somit vertraute ich darauf, dass es nichts Ernstes ist. Er ging am Abend selbst zum Schlafen auf die Stange, was eigentlich ein gutes Zeichen ist.
Am nächsten Tag, es war ein Sonntag, wurde es immer schlimmer. Hahnsi kippte selbst im Sitzen auf der Wiese seitlich weg.
Ich konnte nichts für ihn tun.
Durch eine liebe befreundete Hüherhalterin bekam ich die Telefonnummer einer sehr freundlichen Tierärztin, die ich auch sofort anrief. Innerhalb einer Stunde war mein stolzer Hahn am Tropf angehängt und bekam Medikamente. Die freundliche Tierärztin sagte aber bei der Übergabe, dass es nicht gut aussieht; sie wird aber alles versuchen, um Hahnsi gesund zu bekommen.
Ob Mensch oder Tier, es sind bange Stunden, wenn es um Leben oder Tod geht und man im Ungewissen auf Nachrichten wartet. Plötzlich eine SMS meiner Tierärztin: Hahnsi hatte es nicht geschafft. Ich war erst wie festgefroren, doch dann konnte ich meine Gefühle nicht unterdrücken, warum auch?
Es war der erste Verlust auf unserem kleinen Hobby-Hühnerhof, deshalb war dieses Erlebnis für uns besonders schlimm. Immerhin hatten wir uns über alles, was die Hühnerhaltung betrifft bestens informiert. Wir haben darauf geachtet, alles richtig zu machen und dafür zu sorgen, dass es den Hühnern einfach rundum gut bei uns geht. Darum haben wir überhaupt nicht mit so etwas gerechnet.. Aber letztlich ist es wie bei uns Menschen auch: Wir achten darauf, dass wir uns gesund ernähren, etwas Bewegung machen etc. und trotzdem können wir Krankheit und Tod damit nicht verhindern.
Heute tröstet es mich, dass unser Hahnsi ein wunderbares Leben hatte und im Sonnenschein nach Käfern und Würmern scharren konnte.
Hahnsi hat insgesamt 10 Nachkommen, davon sind vier Hähne, die einiges von ihm geerbt haben. Einer wird die Führung der Gruppe übernehmen und so wird ein Teil von Hahnsi weiter in der grünen Wiese herumstolzieren.